- [Aufnahme Anfang.]
- [Nach dem Aufstehen. Kaffee trinken. Am Arbeitstisch.]
- Letztens kam ja … so eine … oder [Sperren: die] Frage. Warum … ähm … bei dem Bild, wo das Auge … so hervorsticht, in seiner Wirkung …
- Und ich wusste darauf keine Antwort.
- [Schlucken.]
- Ich habe mich um eine Antwort … ähm … gewunden!
- [Klick.]
- Das ist das selbe wie beim Ganzkörperporträt Ganzkörperporträt . Wo ich genauso fragen würde oder könnte: Warum sehen meine Füße wie Socken aus? Warum habe ich … ähm … das eine Knie … ähm …
- [Schlucken.]
- [Klick.]
- … mit starken Strichen hervorgehoben?
- [Schlucken.]
- [Klick.]
- Warum ist mein Oberkörper so leicht zur Seite geneigt? Und leicht aufgebläht?
- Ich bin selbst so einer, der gerne … nicht nur überinterpretiert, sondern … ähm … alles hinterfragt. Das habe ich aber auch in der Hochschule gelernt.
- [Schlucken.]
- Und ich merke jetzt, wie wichtig es eigentlich ist, Dinge einfach auch stehen zu lassen. Und das merke ich daran, dass ich bei meinen eigenen Arbeiten gar nicht ehrlich alles begründen [Sperren: kann]! Und es … Und ich schlussendlich auch nicht alles begründen [Sperren: möchte].
- [Klick.]
- Denn viele Begründungen, die gegeben werden, kommen mir so vor, als würden sie nur gegeben werden, [Sperren: weil] eine Begründung gebraucht wird.
- Der Mensch sucht eine Antwort.
- Er sucht eine Begründung für etwas, was er nicht versteht.
- Und da ist Kunst nun einmal ganz groß drinne. Dinge zu zeigen, die nicht alltäglich sind. Die Fragen aufwerfen. Und dieser Konflikt zwischen dem Menschlichen, dem alles … ähm … ähm … eine Antwort abzuverlangen, … und dem … und der künstlerischen Arbeit … ähm …, die geradezu … ähm … Offenheit fordert, der ist eigentlich … sehr schön!
- [Schlucken.]
- [Klick.]
- Und den sollte ich auch nicht überpinseln. Mit … ähm … einfachen Antworten.
- Ich hab's ja gemerkt bei den Gesprächen, die ich geführt habe. Mit … äh … nennen wir sie Alltagsmenschen. Die eben nicht in den Kunstkreisen drinne sind. Wie sie … ähm … versucht haben, Begründungen zu geben, … ähm … weil man vieles … äh … gar nicht ausdrücken [Sperren: kann]. Eben wenn so ein Wort kommt wie [Sperren: schön], wie [Sperren: interessant], wie [Sperren: spannend]. Das sind so Wörter, die sagen eigentlich …
- … gar nichts …
- … aus. Und sie werden dann eben gebraucht, wenn einem nichts mehr einfällt. Und man trotzdem aber … ähm …, ja, trotzdem etwas dazu sagen will. Oder muss.
- [Schlucken.]
- [Klick.]
- Wichtig ist dann aber eigentlich nur, dass es nicht zur reinen … ähm … Also dass man sich nicht darauf ausruht! Dass keine … Dass eigentlich gar keine Fragen gestellt werden können. Dass heißt, dass man nicht … äh … im Chaos Chaos versinkt. Ähm … Der kann sehr schön aussehen!
- [Schlucken.]
- Aber dass … äh … Dass es nicht zu einer [Sperren: Hülle] verkommt, die man nicht versteht, weil man sie nicht … begründen muss. Und deshalb nur Oberfläche fabriziert.
- Dass heißt, selbst in einer Arbeit, die … die ich selbst gemacht habe und die ich … die ich aber eben nicht … aufschlüsseln kann, …
- [Schlucken.]
- … sollte ich nicht das Gefühl haben, dass es … äh … äh … eine rein oberflächliche Arbeit ist. Sondern dass es … äh … dieses … Geheimnis ist ein starkes Wort. Ähm … Dass diese … Dass dieses Ungeklärte … ähm … Dass hinter dem Ungeklärtem vielleicht doch etwas ist. Und es nicht nur … äh … ähm … die Oberfläche einfach ist. Die … Die unge…
- Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.
- [Schlucken.]
- Es geht mir dann eigentlich darum, dass ich mich nicht darauf ausruhe. Ähm … Arbeiten zu machen, die Fragen aufwerfen und ich aber weiß: Die muss ich nicht beantworten!
- Also … ähm … arbeite ich einfach so, wie es gerade halt kommt.
- Sondern dass ich schon, während ich arbeite, das Gefühl habe, … ähm … auch wenn ich … ähm … nicht im Detail … ähm … Stellung beziehen kann, … Dass ich nicht einfach drüber hinweggepfuscht bin! Sondern diese Fragen, die auftauchen, die ich nicht beantworten kann, [Sperren: offen] bleiben.
- Weil ich selbst noch nicht … ähm … oder [Sperren: nie] … Weil ich selbst nie … ähm … alles verstehen werden kann, was ich selbst herstelle. Produziere.
- [Klick.]
- Ich sollte aber [Sperren: nie] in die Verlegenheit kommen, eine Begründung abzuliefern, weil eine gefragt ist.
- Dann lieber schweigen.
- [Aufnahme Ende.]
Chaos


- [Aufnahme Anfang.]
- [Im Bett.]
- Ein Buch ist … zu … hart.
- Das ist … zu … Nein. Davor hätte ich glaube ich [Sperren: Angst].
- [Pause.]
- Ich brauche etwas, was … nicht so … definitiv ist.
- So … Es muss … offener sein.
- [Pause.]
- Eine Blättersammlung!
- [Pause.]
- Denn neben den … Inhalten des Studiums, … also Kursen und Gesprächen, … sind da ja auch vor allem … äh … meine … meine Gedanken, Ideen, gesammelt. Und die sind … Die will ich nicht so [Sperren: fest], in ein Korsett, stecken.
- [Pause.]
- Ich habe jetzt die Empfindung, dass anfänglich, … [Sperren: ne] … in den ersten Jahren, meine Gedanken extrem … [Sperren: plump] … [Sperren: primitiv] … [Sperren: billig!] … waren.
- [Pause.]
- Ich möchte sie mit sehen. Aber ich möchte sie halt nicht … äh … als meinen aktuellen Stand verstehen.
- Also waren sie zum Anfang billig, waren sie danach, so anfänglich von … ähm … von der … ähm … der Klasse, also vor zwei drei Jahren … vor zwei Jahren … äh … zu [Sperren: verkopft].
- [Pause.]
- Total steif!
- Und ich habe die Befürchtung, dass es immer noch nicht zu Ende ist. Dass ich mitten drinne bin.
- [Pause.]
- Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber ein Arbeitsraum macht am Ende die Arbeit aus. Und wenn mein Arbeitsraum … hier ist, da wo ich esse, schlafe, wohne, wird es immer sehr … ah … sehr [Sperren: steife] Kunst sein.
- [Pause.]
- Ich brauche Ordnung. Aber ich denke, ich brauche keine Ordnung … äh … während ich arbeite. Also während ich künstlerisch an … An der künstlerischen Sache.
- Fällt mir bei den Collagen auf! Eigentlich brauche ich da ein [Sperren: Durcheinander]!
- Brauche ich Chaos Chaos !
- Äh … Damit ich was [Sperren: Neues] … Damit ich [Sperren: würfeln] kann.
- [Pause.]
- Und das ist … Das ist in dieser Umgebung irgendwie nicht möglich. [Sperren: Aber] es zeigt, wie auch mein … die Gesamtphase, während des Studiums: Ich habe mich irgendwie nicht davon befreien können.
- [Pause.]
- Vielleicht ist das auch nur eine Ausrede?
- Dass das der Arbeitsraum ist, der mir fehlt.
- Ich sage mir halt immer: Ich kann mir halt nicht beides leisten. Ich kann mir nicht Material [Sperren: und] einen Arbeitsraum leisten.
- Und wenn ich den Arbeitsraum habe, sind das zum Beispiel … tausend Euro im Jahr.
- Oder mehr!
- Ähm … die mir dann für das Material fehlen würden.
- [Atme ein.]
- Und … ähm … bisher denke ich halt, dass … dass ich eher mit Material etwas schaffen kann.
- Als mit einem Raum.
- Aber gleichzeitig merke ich, dass … äh … es ohne dem richtigen Raum … äh … mir … Pfff … noch so viel gutes Material … ähm … [Sperren: nichts] bringt.
- [Pause.]
- Und ich habe das … Ich denke, dass …
- [Sperren: Nein].
- Bei mir passiert [Sperren: mehr], …
- [Schlucke.]
- … wenn ich … äh … [Sperren: Musik] mache!
- Und wenn ich Musik höre!
- Als wenn ich … ähm … mhm …
- Als wenn ich … ähm … eine Collage mache.
- [Pause.]
- Bei der Collage ist es zum Beispiel … Da fühle ich mich halt … Das ist halt entspannt!
- Da probiere ich rum!
- Das ist halt … ähm … Ja. Das … Spaß ist ein scheiß Begriff.
- Es macht halt in dem Moment Moment … füllt es mich aus.
- [Pause.]
- Oder bei der Büste Büste .
- Ähm … Stundenlang arbeiten.
- Ähm … Es ist … Es ist … Da fühle ich mich gut.
- Auch blöd … Ein scheiß Begriff.
- Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.
- So.
- Das … Das ist so ein … Ruhezustand.
- Der ja ganz schön ist!
- So.
- [Pause.]
- Aber bei … ähm … Wenn ich jetzt … äh …
- Damit meine ich noch nicht einmal so diese Stücke, die … ich übe.
- So.
- Klassische Stücke.
- Oder wenn ich mich … billigst im Jazz probiere.
- Oder so.
- Das meine ich nicht. Sondern … wenn ich … wenn ich improvisiere eigentlich. Und das Improvisieren heißt bei mir dann eben eher … nicht das mit den Akkorden und so.
- Das mache ich ja auch genug. Das ist … Ruhe. So.
- Das ist entspannt.
- [Sperren: Nein]. Was am [Sperren: meisten], glaube ich … Was am meisten … Wo ich merke, dass es am meisten bei mir etwas bewirkt: Das ist das Improvisieren, das Freie!
- Also wo wirklich … äh … [Sperren: kein] Ton stimmen muss. Äh … wo irgendein Rhythmus drinne ist. Der aber auch irgendwie wenig stimmt bei mir.
- Ähm … Wo ich keinen Plan habe. Wo ich halt irgendwie so … so in dem Moment … ähm … Töne aneinander… äh …tue.
- [Sperren: Übereinander] lagere!
- Ähm … [Sperren: Durcheinander] bringe!
- Irgendwie dann doch immer … Irgendwas ist da immer drinne, was ich erkenne als Linie. Aber … ähm … ich will es mir halt als [Sperren: Zuhörer] nicht anhören müssen.
- [Pause.]
- Nur wenn ich das halt selbst spiele, … ähm … habe ich … Da stecke ich dann da drinne. Und das ist genau richtig so.
- Und … da kann ich [Sperren: laut] werden. Zum Beispiel.
- Da kann ich [Sperren: aggressiv] werden.
- [Pause.]
- Da kann ich aber auch … ähm … genauso … mich verstecken.
- Und so eine … Ich sage jetzt mal … So extreme Äußerungen … Die sind halt jetzt in der Collage oder so, nicht drinne.
- Da schaffst du …
- [Katze Ramses meckert.]
- … es vielleicht … Da schaffe ich es im … im [Sperren: Ausdruck]. Also im [Sperren: Ergebnis].
- [Katze schreit.]
- Dass es dann so [Sperren: aussieht], als ob.
- So wenn so eine Collage so ein verzerrtes Gesicht ist. Oder so. Da kann man ja eine Menge mit reinbringen.
- Das ist dann aber nur der [Sperren: Ausdruck]! Der am Ende …
- [Katze schreit.]
- … ankommt. Beim Betrachter.
- Aber das habe ich nicht in dem Moment, wo ich es [Sperren: gemacht] habe … äh … gemerkt.
- [Sperren: Gelebt!]
- So … Das soll nur so [Sperren: rüberkommt]. Als ob.
- [Pause.]
- Das ist mir aufgefallen … ähm … bei einigen Bildern. Da habe ich … äh … eben mir freien Lauf gelassen.
- Da habe ich das gemacht, was ich in dem Moment … ähm … Weiß nicht. Was einfach irgendwie in mir drinne war: Das habe ich rausgedrückt.
- So.
- Was kam bei heraus?
- Wirklicher [Sperren: Müll].
- [Pause.]
- Das ist … Sobald da … ähm … ein einfach drauf los…machen ist, was aus mir heraus kommt, kommt am Ende Scheiße raus.
- Das Ergebnis.
- Was man sieht.
- Das heißt: Ich kann nicht beides machen. Ich kann nicht zum einen ein Ergebnis haben, was … was … äh … was irgendetwas ausdrückt. Wenn ich nicht … Wenn ich es schaffe, nicht diesen Ausdruck [Sperren: spüre].
- Oder [Sperren: lebe].
- Eben.
- [Pause.]
- Das ist extrem schwer.
- Ich weiß gerade …
- Und bei der [Sperren: Musik] irgend… Also bei den total freien … bei den Klängen … eher … wo ich denke, dass der Hörer das … der will dann lieber den Raum verlassen. Dass ich [Sperren: da] aber in … eben während ich es mache [Sperren: mehr] von habe.
- Selbst.
- Da drücke ich etwas raus.
- [Katze springt irgendwo herunter.]
- [Pause.]
- Anstatt diese klassischen Stücke aufzu… aufzuzeichnen, was ich jetzt ja tue, sollte ich vielleicht auch einfach noch einmal so … diese Klänge aufnehmen.
- Und nachhören. Was … Vielleicht kommt ja auch danach was, nachdem es passiert ist.
- [Pause.]
- Ne?
- Wenn ich so im Nachhinein wirklich gucke. So die ersten Jahre Grundstudium. Eigentlich [Sperren: lächerlich], was ich da fabriziert habe.
- Und jetzt ist es … Danach war es [Sperren: starr]. War es zu konzeptualisiert.
- Jetzt sind immer noch ein [Sperren: Haufen Gedanken] dabei.
- Ähm.
- Aber ich kann mir gut vorstellen, dass mit Ende des Studiums … danach … ich das schaffe. Irgendwie mich da doch loszulösen.
- Ich weiß es nicht.
- [Pause.]
- Ich sollte das halt mit den Aufzeichnungen der Klänge … der Töne … probieren.
- Am Klavier.
- [Pause.]
- Vielleicht passiert da ja was!
- [Klick.]
- [Aufnahme Ende.]







- Ein Hinweis. Im Kunstmarkt Kunstmarkt wäre das die zweitteuerste Arbeit, die wir hier in dieser …
- Ich würde sie sofort kaufen.
- … Ausstellung sehen.
- Die ist echt cool.
- [Laut aber neutral:] Fünfunddreißigtausend Franken.
- Was wäre das in Euro?
- Das sind etwaaa … Mhm … Na ja … Dreißigtausend und ein bisschen mehr.
- Entschuldige mal. Also. Nur mal so. Daran siehst du doch …
- Das heißt "Der Traum von Panama".
- Ja, das habe ich gerade gelesen.
- Das ist doch echt krass, dass …
- Neunzehnhundertsiebenundsiebzig.
- Das ist doch eine kindliche Zeichnung Kinderzeichnung . So vom Stil her.
- Ja.
- Aber übergroß. Und daran siehst du doch … Also ich weiß jetzt nicht, ob der Preis real ist und … Und ich kenne sie jetzt nicht. Aber das … Das hat dieses Kindliche. Dieses Ursprüngliche. Wie bei den Höhlenmalereien. Dass das die Menschen vielleicht immer noch extrem fasziniert. Und … Und deshalb stelle ich mir auch vor, wenn eine kindliche Zeichnung übergroß … für so teuer angekauft wird … angekauft werden würde …, dann kannst du auch eine verhüllte Arbeit extrem teuer verkaufen. Was man nicht mehr sieht.
- Beziehung Kunstmarkt Gesellschaft
- Ja aber was ist denn die Kunst? Dann geht's ja wieder um den Markt.
- Wo. Bei der Verhüllung verhüllt oder hier?
- Na bei beiden.
- Bei der kindlichen …
- Du argumentierst ja mit Geld.
- [Sperren: Nein]. Ich würde jetzt so …
- Weil wir reden ja jetzt nicht darüber, was der Kunstmarkt ist.
- Na ja. Aber er spiegelt … Aber der Kunstmarkt spiegelt ja schon so die Gesellschaft … ähm … oder die Beziehung der Gesellschaft zur Kunst irgendwie. Oder nicht der Gesellschaft, aber einer … einer höheren Schicht. Die sich … Die sich's leisten …
- So viel Geld …
- … kann.
- … hat und nicht weiß, was sie tun soll.
- [Pause.]
- Weil Gold ist schon gekauft. [Lacht kurz auf.] Das ist übrigens die teuerste Arbeit die wir hier sehen.
- [Betrachten das Bild "Ort - Weiss Schwarz Weiss Schwarz", 1977, Imi Knoebel Imi Knoebel .] Ort - Weiss Schwarz Weiss Schwarz, 2009, Acryl / Aluminium, 302 x 156 x 125 cm, Imi Knoebel
- [Blätterrascheln.]
- Ähm. Für zweihundertsechzigtausend Franken.
- Wie heißt die?
- [Blätterrascheln.]
- Mhm. Knoebel.
- Nee. Die Arbeit!
- Ach so. Die heißt Ort - Weiss Schwarz …
- [[Sperren: Knips.]]
- … Weiss Schwarz.
- Komisch. Die finde ich gar nicht mal so …
- Acryl. Aluminium.
- Entschuldige mal. Das sind … ähm … ein fünftel Million!
- [Pause.]
- Ja.
- [Pause.]
- Baumarktästhetik
- Nee, sorry. Dann finde ich die kindliche Zeichnung … Würde ich nehmen.
- Das … Das ist doch einfach … Da würde ich sagen: Das ist [Sperren: krank].
- Das ist wie die verhüllte Arbeit. Wenn … Wenn die für dreißigtausend Euro verkauft werden würde.
- [Männliche Stimme im Hintergrund.]
- Das ist doch … Das hat überhaupt …
- [Blätterrascheln]
- … nichts mehr mit Kunst zu tun.
- [Sperren: Warte mal]. Das ist aber das [Sperren: selbe] Material. [Sperren: Wirklich] das selbe Material. Wie da die … diese Leisten. Von dem, was du noch so schön fandest. Cool fandest.
- Ja aber das ist ja nicht mal schön.
- Weil das dir zu einfach ist? Zu quadratisch? Zu praktisch? Quadratisch. Praktisch. Gut. Ritter Sport.
- Zu baumarktmäßig? Das ist wieder interessant. Es sind alles Baumarktartikel. Aber zu diesen Objekten, die auch diese Baumarktästhetik in … in sich haben. Von der Form her. Also … Also das sie rechteckig sind. Und so ordentlich sind. Die gefallen dir nicht. Aber wenn's dann schräg wird …
- Na ich hab's mir noch nicht einmal richtig angeguckt. Aber wenn ich's von der Perspektive …
- [Lachen.]
- … sehe, finde ich's halt furchtbar!
- Das sind die Vorurteile! Deshalb gehen wir jetzt mal hin.
- [Pause.]
- [Von weiter weg:] Na willst du das [Fußnote: Infoblatt] eigentlich aufheben?
- Ja ja. Ich nehm's mit.
- [Pause.]
- [Schrittgeräusche einer Frau.]
- In Kunst gehen
- Ob man reingehen darf? Ja?
- [Sperren: Nein].
- Hallo. Da sind Fußabdrücke.
- [Schrittgeräusche einer Frau.]
- Vielleicht gehören sie ja dazu! [Lacht.]
- Das ist wieder eine interessante Frage. Wenn … Wenn man so etwas sieht … ähm … ähm … Kann man das Begehen oder nicht.
- [Pause.]
- [Sperren: Doch]. Man darf es begehen. Sonst wäre …
- Aber warum willst du da jetzt unbedingt rein. Denkst du, du wirst transformiert?
- [Sperren: Nein]. Aber das ist so etwas wie … wie bei der Grenze vorne. Die wir überschritten haben. Die fandest du als etwas Besonderes. Weil … Weil du ja in dem Moment Moment über … über die Arbeit gelaufen bist und [Sperren: mit] der Arbeit … verschwommen bist.
- Da kann man ja fast sagen: Ein Fahrstuhl ist schöner!
- [Geräusche aus anderem Raum.]
- Jetzt bin ich in der Arbeit.
- Na toll. Und wie ist das Gefühl?
- [Pause.]
- Geh' mal rein! Ich glaube, daran fühlst …
- Na ja. Ich bin jetzt schon negativ eingestellt.
- [Pause.]
- Nein aber du bist doch in … in einem extra Raum.
- [Sperren: Nö].
- Mensch. Das ist so, als würdest du in ein Öl-Gemälde hineintauchen.
- Das ist so, wie wenn ich in die Dusche hineingehe.
- [Pause.]
- [Stimme gedämpft:] Das könnte eine gute Dusche sein. [Lacht.] [Sperren: Dassssssss] …
- [Pause.]
- [Sperren: Das] ist Spittel. Das ist Blödsinn.
- [Pause.]
- [Schrittgeräusche.]
- Also jetze bin ich unsicher. Ich würde zum einen gerne die kindliche Zeichnung kaufen. Aber ich würde sogar das nehmen. Weil die ist mir wieder zu … gegenständlich. Also zu sehr … ähm …
- [Unterbricht mich. Unverständlich.]
- [Sperren: Warte mal. Warte mal.] Diese kindliche Zeichnung ist zu sehr auf das [Sperren: Sehen], auf das [Sperren: Schöne] … Weißt du? Also du hängst es dir gerne über den Sofa. Sozusagen.
- Ja!
- Passt nicht in Wohnung
- Das krit… Das sehe ich jetzt wieder ein bisschen kritisch. Ich würde sie zwar eigentlich gerne nehmen, aber gleichzeitig finde ich dann so etwas, was … was … was … was … was irgendwie sehr abweisend ist … Das würdest du nicht in deine Wohnung … äh … rein tun. Das ist zu groß. Das ist zu sperrig. Und es sieht eigentlich nicht schön aus. Von der Ästhetik … Von draußen her. Weil es eine Baumarktästhetik ist.
- Aber das ist ja vielleicht das Gute. Weil für mich, als Alltagsmensch, ist das keine Kunst. Weil es … Es passt nicht!
- Deshalb würde ich es ja wieder …
- Für den Kunstmarkt und für Händler ist es vielleicht was Besonderes. Weil's nicht passt. Weil's der normale Mensch nicht akzeptiert.
- Interessant ist, dass wir morgen ja nach Freiburg fahren und mein Kommilitone Kommilitone … die … die … Da geht die Ausstellung auch um Baumarktästhetik. Deshalb nehme ich dieses Wort jetzt ständig in den Mund! Weil ich das neu gelernt habe! Mit der Ästhetik und Baumarkt! [Fängt an zu lachen.]
- Wir lachen alle!
- [Lachen.]
- [Pause.]
- [Von weiter weg.] Das ist halt cool. Ich meine, das kann man sich hinhängen.
- [Sperren: Das] findest du cool? Das ist auch Plattware!
- [Sperren: Ja]. Aber das ist …
- Ja sag'! Ich will jetzt die …
- Na das macht …
- … Begründung.
- … den Raum fröhlich. Wenn …
- [[Sperren: Knips.]]
- … man sich das zu Hause aufhängt.
- [Pause.]
- Dir geht's jetze darum, dass es den Raum aufhellt. Und nicht um die Arbeit an sich.
- Nö.
- [Pause.]
- Ich bin jetzt echt …
- Ich meine da ist ja sogar noch mehr drinne. Wenn man hingeht hat man …
- Wir waren schon wieder nicht nah dran!
- [Beide stehen vor der Arbeit.]
- Wo denn?
- Na ist das nicht ein Foto da im Hintergrund?
- Ach das sind mehrere Schichten?
- Ja. Ich meine, das hat irgendwas …
- Das ist doch Wachs irgendwie.
- [Sperren: Das] … Hier muss man ja sogar sagen … Also ich … ähm …
- [Sperren: Man].
- [Lächelt.] Das ist cool gemacht!
- [Pause.]
- Wir müssen Batterien einkaufen.
- [Pause.]
- Nach der Ausstellung.
- Was braucht das für Batterien?
- Nee. Ich öffne das jetzt nicht!
- [Lachen.]
- Ich hab' sowas zu Hause. Wir fahren dann noch einmal schnell zu mir.
- Nee. Wir können zu … zu Mikro. Oder wie die heißen. Einfach schnell hin!
- Ah. Wir gehen dann ja sowieso was essen. Im Kaufhaus! [Sperren: Jetzt geht's wieder um das Essen!] [Lacht.]
- Ich bin wirklich hin und hergerissen. Ich würd's gerne selbst …
- Das ist jetzt aber dein Problem!
- [Sperren: Warte mal]. Ja. Aber wir reden doch jetzt darüber. Ich würde gerne so kindlich zeichnen.
- Ich finde das aber cool.
- Ich würde gerne so kindlich zeichnen. Auf der anderen Seite sehe ich das eben jetzt mit dem Sofa hier …
- Das hat nichts mit der Fragestellung zu tun.
- Welche denn.
- Na ja. Was ist Kunst. Das ist ja jetzt dein Ding.
- Na aber wir reden ja über [Sperren: mich]. [Sperren: Hier geht's nur um mich. Eigentlich!] [Lacht.] [Sperren: Deshalb fahre ich nach Basel!]
- Guck mal! Das ist doch cool!
- [Betrachten ein Bild.] (Zur Arbeit keine Informationen gefunden.)
- Das finde ich jetzt wieder … Aber das ist wieder zu sehr …
- Das ist wie der Teppich. Aber das ist cool.
- Nee. Das verstehe ich nicht. Das ist so Sechziger.
- Das … Da … Da kribbelt's sogar bei mir.
- [Sperren: Warum].
- Na weil ich das gut finde. Ich weiß nicht warum.
- Also dann finde ich aber diese schräge … Die du noch … Mit dem roten Punkt … Die finde ich jetzt besser.
- Na nachdem ich das gesehen habe, kribbelt's sogar mehr als bei dem! [Lacht.]
- Jetzt entscheide dich mal!
- [Lachen.]
- Aber das finde ich cool. Das würde ich mitnehmen und …
- [Sperren: Hä?]
- … mir hinhängen.
- Das ist klein. Das wird an die Wand gehangen.
- Das ist gut gemacht. Es hat Farbe. Und es ist irgendwie … Da kann man sich eher drinne verlieren und so.
- Es ist aber auch handwerklich nicht gerade … ähm … also glatt gemacht. Man sieht halt die Pinselstriche.
- Nee. Das ist gut!
- Was er ja will!
- Das ist halt nicht so billig gemacht wie bei diesem komischen Chaos Chaos -Ding.
- [Ausruf des Erstaunens.] Evgenij Evgenij Gottfried [Fußnote: Kommilitone.] hat das [Fußnote: Die Idee.] hier her! Der war ganz stolz darauf. Ähm … ähm … äh … Dass er das so schräg … ähm … ähm … gemacht … (Zur Arbeit keine Informationen gefunden.)
- Das ist ein Detail.
- Das zeig' ich ihm. Na das ist wichtig! Der war vielleicht hier!
- Der war bestimmt nicht hier.
- [[Sperren: Knips.]]
- [Pause.]
- Wollen wir doch mal was dazu lesen.
- [Blätterrascheln.]
- Nee. Die sind hier nicht. Ach doch. Ach das ist von der Galerie dann hier. Deren Showroom. Das hat nichts mit da vorne. Mit der Ausstellung zu tun.
- Ja aber das ist da. Das ist da.
- [Blätterrascheln.]
- Das gibt's nicht!
- Das ist … Das ist von einem Kind gemacht. Bestimmt!
- [Lachen.]
- Wieso ist das nicht hier.
- Das was du besonders gut findest gibt's nicht.
- Das gibt's gar nicht!
- [Blätterrascheln.]
- [Pause.]
- Nee. Das ist von einer anderen Ausstellung.
- [Schritte von Aufsichtsperson, weit entfernt.]
- Schade.
- [Schritte von Aufsichtsperson, näher.]
- [Blätterrascheln.]
- [Schritte von Aufsichtsperson, ganz nah.]
- [Männerstimme: Grüße Sie!]
- Hallo.
- Guten Tag.
- [Blätterrascheln.]
- [Ganz leise:] Schade. Nicht.
- Na okay. Jetzt fragst du mich.
- Die Frage jetzt … Warte. Nee nee nee. Ich frage. Die Frage ist ja, warum bewirkt das bei mir …
- Das wundert mich.
- … gar nichts.
- Mich wundert's, dass es bei dir was bewirkt.
- Warum.
- Ich … Ich hab' nur verstanden, dass das … mit dem roten Punkt … was bei dir bewirkt. Einfach wegen der Größe. Weil's schräg ist. Weil's … Weil's … Weil's etwas räumliches ist. Nicht Plattware sozusagen ist.
- Ja. Das ist ja eher eine Plastik. Hier ist es ja eher ein Bild.
- Das ist auch eine … Das ist ein Halbding. Weil es ist ja eben kein einfaches Bild. Sondern es hat ja mehrere Schichten.
- Ja aber …
- Das ist doch Wachs drüber. Oder irgend so etwas. Du siehst die Pinselstriche und so. Hier sind mehrere …
- [Pause.]
- [Müde:] Hach. Ich finde das so Siebziger!
- Ja!
- Das ist bestimmt auch hier … Das ist zweitausend … Nee, wann ist das? Das hier ist von … Nee. Zweitausendsechzehn. Krass. Das ist so "bauhaus Bauhaus ". Du. Das sind die Konstruktivisten Konstruktivismus . Oder … Oder wie die …
- Das mag ich ja zum Beispiel nicht.
- [Betrachten das Bild "OGVDS-GW (enlarged) #2", 2016, Andrew Bick.] OGVDS-GW (enlarged) #2, 2016, Acrylic, oil paint, pencil, watercolour and wax on linen on wood, 135 x 100 x 4 cm, Andrew Bick
- … hießen.
- Na hier gefallen mir die Linien.
- [Lacht.] Weil du ein Linienmensch bist!
- [Pause.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Eine Tür fällt ins Schloss.]
- [Lacht.]
- Sollen wir dann gehen?
- Ja. Batterie aufladen.
- Komm!
- [Aufnahme Ende.]
- [Aufnahme Anfang.]
- [Vor der Galerie. Straßengeräusche.]
- Was hast du gerade gefragt?
- Ich habe gefragt: Bringt dir das was? Hast du das Gefühl, du gewinnst hier Erkenntnisse?
- [Pause.]
- Ich überlege.
- [Motorrad fährt vorbei.]
- Also die Arbeiten an sich nicht. Außer dass ich jetzt halt wieder eine Idee habe, wegen kindlicher Zeichnung. Also groß machen.
- Also für dich selber, was du machen könntest.
- Ja ja. Okay. Aber das habe ich ja immer, wenn ich in eine Ausstellung gehe. Aber warte mal.
- [Schlüsselrascheln.]
- Ich überlege gerade. Also was du gesagt hast, über unsere Diskussion.
- Ja.
- [Pause.]
- Na ja. Sie bestärkt mich vor allem darin, auch schon bei Alexander, dass es eigentlich am Ende nur darauf ankommt, dass ihr fasziniert von etwas seid. Von der Oberfläche. Das heißt entweder es muss groß sein. Es muss schräg sein. Es muss halt für dich etwas Besonderes sein.
- Obwohl die Leinwand nicht groß ist. [Fußnote: Eine Arbeit in Galerie.]
- Das wundert mich eben noch. Und die Arbeiten gibt's in dem Katalog gar nicht. [Lacht.]
- Die gibt's gar nicht. Die sind nicht da! Nee, aber die fand ich halt … Die haben mich auch angesprochen. Sofort. Die haben sogar etwas bewirkt.
- [Reißverschluss-Geräusch.]
- Na ja, das war gar nichts.
- Das sag' ich jetzt nicht nur, um anti zu sein. Komm wir fahren jetzt zum [Sperren: Essen].
- Was wollen wir denn essen.
- Wir gehen zu Mikro.
- Nee! Ich will aber mich irgendwie wo hinsetzen.
- Ja ja. Na wir gehen …
- Nee, im Mikro kaufen wir jetzt bloß die …
- Da kann man …
- … Batterien.
- … schön auf dem … Wir gehen in ein Kaufhaus.
- Ach so. Da wo man sich oben auf die Terrasse setzt?
- Ja.
- [Glockengebimmel.]
- Ich habe hunger.
- [Lacht.]
- Willst du noch was sagen?
- Nee. Aber das wird doch nicht aufgezeichnet!
- [Sperren: Natürlich!]
- Schreibst du das dann auch auf?
- [Fröhlich:] Ja!
- Dass du hunger hast? [Lacht.]
- [Sperren: Weil] … Als … Als ich … Als … Als ich bei Oma war, in der Pension, da kam dann plötzlich Elke rein. Johanna kam rein. Und dann haben die sich über Lidl unterhalten. Über …
- [Lacht.]
- Über irgendwelche Pillen, die Oma … äh … bekommen sollte von Johanna. Und … äh … Und … Und über Pullover, die ich von Olaf bekommen könnte. Hatte Elke mich gefragt.
- [Kinderstimmen.]
- Das wurde [Sperren: alles] mit aufgezeichnet. Und [Sperren: das] … Und das finde ich aber gerade das Gute! Weil wir haben zwar über Kunst geredet, aber eigentlich ist das … kommt dann der Alltag wieder rein. Weißt du? So ganz normale primitive Fragen. Und so.
- Na gut. In so einer Galerie kommt jetzt nicht der Alltag …
- Na wir haben jetzt über Essen geredet.
- Ja aber wir sind ja draußen. Am Fahrrad.
- Und haben drinne angefangen über Essen zu reden.
- [Sperren: Natürlich!] Weil das eine wichtige Sache ist!
- [Aufnahme Ende.]





- Mit den Fluchtwegen-Schildern oder den … [Aufnahme nicht verständlich.]
- [Lacht.]
- … Feuer … [Aufnahme nicht verständlich.]
- [Pause.]
- Das ist ja richtig groß hier.
- [Pause.]
- Na okay. Wir können doch schon einmal festhalten … Diese Ausstellung, egal ob wir jetzt einen Text gelesen haben oder nicht, geht es um einen Künstler der mit … ähm … irgendwas mit dem Baumarkt macht. Also mit Materialien, die du da kaufen kannst. Mit Baumarkt-Ästhetik. Mit … ähm … Lager-Ästhetik. Mit … ähm … Lacken. Und das der das dann halt … ähm verarbeitet. Aber so, dass du es eigentlich nicht nutzen würdest. Also wie dieses kleine Regal, was wir eben gesehen haben. Anders bei dem [Zeigt auf die Arbeit.], würde ich sagen. Außer die Kisten, die sind geschlossen. Die kannst du nicht öffnen. Das ist eine verhüllte Arbeit eigentlich!
- [Betrachten das Bild "Transition", 2017, Ricardo Alcaide Ricardo Alcaide .] Transition, 2017, industrial metal shelve and plywood, Ricardo Alcaide
- verhüllte Arbeit
- Ja. Das ist eine verhüllte Arbeit.
- Scheiße. [Lacht.] Verbrennen!
- [[Sperren: Knips.]]
- [Pause.]
- Na gut. Und … Ein Merkmal ist noch: Es ist wirklich alles … Es hat irgendwas …
- [Betrachten das Bild "New Concrete (over colours)", 2016, Ricardo Alcaide.] New Concrete (over colours), 2016, industrial lacquer paint on mdf panel and concrete, 39 x 30 x 5 cm each, Ricardo Alcaide
- [Sperren: Hammer]. Sind das verhüllte Arbeiten hier? Oder ist das … Nee. Das ist eine Betonfläche, die davorgemacht wurde.
- Sinnloses = Kunst
- Das hat etwas …
- [Pause.]
- … sinnloses.
- Was heißt das?
- Na … Hat keine richtige Funktion.
- [[Sperren: Knips.]]
- Das ist vielleicht auch eine Definition von Kunst. Ein Merkmal.
- Na doch. Es … Wenn … Wenn du es siehst, hat's ja eine Funktion. Du siehst es. Also ist es zum [Sperren: Sehen] gemacht.
- Ja aber würde ich das wirklich wahrnehmen? Also ist es nicht nur, um den Raum zu verschönern? Aber eigentlich … Wenn's nicht da wäre, wäre es auch nicht …
- [Sperren: Entschuldigung]. Wir gehen gerade durch die Galerie und [Sperren: sehen] die Arbeiten. Das heißt, wir betrachten sie …
- Nein. Ich meine, dass ich es nicht zu Hause hinhängen würde.
- Nein. Es geht jetzt darum: Wir sehen sie jetzt ja hier. Das heißt, wir gucken uns die an. In dem Moment Moment hat's eine Funktion. Sie füllt unseren Tag. Wir gehen hier hin. Wir gucken sie uns an. Wir reden darüber.
- Alles was da hängt wird zur Kunst
- Da könnte man ja alles hier her hängen.
- [Pause.]
- Das ist wie mit der Kinderzeichnung Kinderzeichnung von Emma Emma . Die hing doch dann auch in der Klasse. Und alle … Mehrere Leute haben sich das angeguckt.
- Wenn [Sperren: das] die Definition von Kunst ist, dann … Pfff. Bitte.
- Das macht's zumindestens …
- Machen wir doch, was wir wollen!
- Es macht's zumindestens leich…
- Es macht's zumindestens leichter, wenn …
- Katzen! [Lacht.]
- Es macht's zumindestens leichter, wenn etwas im … im definierten Kunstraum steht. Weißt du? Dann würdest du per … per se sagen: Okay. Das gehört zum …
- Das finde ich cool!
- [Betrachten das Bild "Kartoffelbild 8", 2011, Imi Knoebel Imi Knoebel .] Kartoffelbild 8, 2011, Acryl / Aluminium, 248,3 x 251 x 9 cm, Imi Knoebel
- [Schritte]
- Jetzt lass mal mich … [Erblickt eine andere Arbeit, unterbricht sich selbst.] Das ist cool!
- Kindliche Zeichnung
- [Betrachten das Bild "Der Traum von Panama", 1977, Marianne Eigenheer Marianne Eigenheer .] Der Traum von Panama, 1977, Pencil and pastel chalk on paper, 300 x 150 cm, Marianne Eigenheer (* 1945)
- Weil es kinderähnlich ist?
- [Sperren: Ja!] Sorry, aber das finde ich wirklich …
- … cool.
- … gut. Jetzt kommen wir zu den interessanten. [Lacht.]
- Wir sagen also, alles was wir gerade gesehen haben, war nicht so interessant.
- [[Sperren: Knips.]]
- Und das findest du jetzt cool.
- Mhm.
- Was siehst du da?
- [[Sperren: Knips.]]
- Oder wa… Warum ist es für dich jetzt cool? Oder was heißt cool für dich. Ist es gut? Ist es schlecht? Ist es … Ist es hipp? Ist es …
- Das finde ich gut.
- [Sperren: Was] heißt gut? Das ist wieder so ein Wort, was …
- Na. Ich habe es gesehen und hab' gesagt: Das ist gut! [Lacht.]
- Aber was löst es in dich … in dir aus? Warum … Warum denkst du das in dem Moment.
- Na. Das hat diesen … großen roten Punkt. Und … ähm … breiten Linien.
- Der große rote Punkt heißt bloß, dass es schon gekauft wurde.
- [Lachen.]
- Es hat sich selber gekauft! Und dann hat es diese weiße Fläche. Okay. Ich würde die weiße Fläche anders machen. Aber …
- Okay. Ich würde jetzt mal …
- Das hat jetzt etwas. Das nimmt mich ein.
- Okay. Und weißt du warum?
- Warum?
- Wir überlegen jetzt mal. Bleib' doch mal hier stehen!
- Ich bleibe. Kann ich mich dahin setzen?
- Nein! Ja okay. Lass uns hier hinsetzen. Dafür ist es ja da.
- Vielleicht auch nicht! [Lacht.]
- Also. Zu den Arbeiten da vorne. Die im Endeffekt … ähm … auf einem … also … Farbe auf einer Fläche darstellt. Also ganz normale typische Bilder. Da hast du noch gesagt: Nee, nicht wirklich. Wenn du dir das hier anblickst, dann plötzlich schon. Das heißt: Es kann auch hängen für dich. Aber hier ist halt nicht bloß diese weiße Fläche da vorne, sondern das ist eine … eine Skulptur. Im Endeffekt. Weil das mehrere Ebenen hat. Ne? Weil du rumgehen kannst. Es ist plastisch.
- Und es hat was Besonderes.
- Du meinst von der Form?
- Besonders, da groß
- Schon … Nein nein. Schon durch die Größe.
- Da vorne waren aber auch große Bilder.
- Ja, aber die … Die haben mich nicht eingenommen. [Sperren: Das] hat was Besonderes. Weil es groß ist. Es hat mehrere Ebenen. Das ist … Das spricht mich einfach auch an!
- Und es ist kein Designobjekt. Ne?
- Nö.
- Das würde noch viel einfacher aussehen. Glaube ich. Das sieht jetzt schon …
- Das hat ein bisschen … Das hat auch irgendwas verworrenes, nicht gleichmäßiges.
- [Sperren: Aber] es sind weiterhin Baumarkt… ähm …
- Ja.
- …artikel. Also das ist das [Sperren: selbe] Material wie vorne. Nur das es anders kombiniert wurde.
- Ja.
- [Mann telefoniert im Hintergrund.]
- Ja. Ich … Ich weiß jetzt auch nicht, ob das unbedingt Kunst ist.
- Also ich würd's mir schon in meine Loft reinhängen!
- [Sperren: Ich] sage einfach: Das spricht mich hier an. Und damit … Wenn jetzt jemand mir sagt: Okay. Das … Das ist das größte Kunstwerk der ganzen Welt, dann könnte ich mich eher damit anfreunden, dass es [Sperren: das] ist, als die Sachen, die wir davor gesehen haben.
- Bloß weil die minimalistischer waren? Und für dich einfacher nachzuvollziehen, wie man sie herstellt? Weil du ja da gesagt hattest, als Begründung: Ja! Das kann ich auch! Im Endeffekt.
- Ich erinnere an das Regal Chaos Chaos . Oder nicht Regal. Aber dieses … [Blättert durch die Liste.] Diese …
- Du musst mich nicht daran erinnern. Wir waren gerade da! [Lacht.] Diese Regenbogendinger.
- Es war furchtbar gemacht! Du siehst Bleistiftgekritzel. Die Farben sind nicht …
- Okay. Wir gehen jetzt hier ran!
- Die Farben sind nicht kom…
- Komm her! Ich muss das hier [Fußnote: Das Aufnahmegerät.] vor dich halten! [Lacht.] Wir sehen bestimmt Bleistiftgekritzel. Wir sehen zumindestens: Unsauber gearbeitet. So. Was ich gut finde. Hier … äh … Hier siehst du Pinselspuren. Die halt nicht in diese Fläche rein … also in diese Linienstruktur reinpassen.
- [Von weiter weg.] Ja. Aber irgendwie kann ich damit leben. Weil es irgendwie auch eine Struktur hat. [Kommt näher.] Das andere war einfach: Ich muss jetzt schnell was zimmern. Und ich hänge es dann wohin.
- Aber das kann doch auch schnell gezimmert sein.
- Sehr furchtbar, furchtbar und nicht so furchtbar
- Ja, vielleicht. Aber … Es ist halt … nicht so furchtbar.
- [Lacht laut auf.] Bei dir gibt's bloß [Sperren: sehr] furchtbar, furchtbar und nicht so furchtbar.
- [Lachen.]
- Ja!
- [Pause.]
- Wenn man sich überlegt … Vorne dieses Dreieck. Dieses kleine. Das hätte ich noch so als … Designobjekt gesehen. [Sperren: Nur] was dagegen sprach, waren die Löcher.
- [Lacht kurz auf.]
- Das schaute eben nicht mehr … ähm … nicht mehr sehr sehr sauber aus.
- Mhm.
- Bei … Bei dem, was du jetzt nicht mehr so furchtbar findest …
- [Lacht.]
- Das hat zum Beispiel … Es hat zwar was von Design. Aber es ist nicht mehr so zum schön anschauen. Sondern das ist halt ne Plastik. Irgendwie. Die … Die verwirrt eher. Ne?
- Ja.
- Aber jetzt nicht negativ, schlimm ist. Sondern …
- [Pause.]
- Aber die kann ich mir halt auch in der Wohnung vorstellen. Deshalb ist es eigentlich wieder keine …
- Warum gefällt dir das. [Zeigt auf die kindliche Arbeit.]
- Kindliche Zeichnung
- Na weil das so kindlich … ähm … wieder so mit einfachen … ähm … Stiften gemacht ist. Die du auch wieder überall bekommst. Und das ist groß. Was ein Kind nicht machen würde. Ne? Also sondern …
- Also ist das was Besonderes.
- Das besondere … D… D… Das hab' ich mir auch schon überlegt. [Sperren: Wenn] ich kindliche … kindlich zeichnen sollte, sollte ich eigentlich überdimensioniert zeichnen. Das heißt, ich benutze die Ästhetik von Kindern. Aber gleichzeitig … äh … nehme ich das, was ich jetzt neu habe, und zwar die Größe … Ich bin ja größer geworden … Ich habe ein anderes Verhältnis zu … zu der Blattgröße … Was die als A4 zum Beispiel sehen, ist für mich ein A2 Blatt. Oder A1 Blatt.
- Also du siehst schon, dass das Kriterium Besonderheit, etwas Besonderes zu sein, zu machen, ein Merkmal von Kunst ist.
- [Sperren: Genau]. Wenn … Aber es reicht ja schon, wenn ich kindlich [Sperren: zeichne]. Dann ist es ja etwas Besonderes. Ich kopiere zwar eigentlich bloß. Aber es ist etwas Besonderes, weil ich es eben nicht als Kind mache. Sondern als erwachsener Mensch. Der eigentlich … ähm … viel viel mehr … ähm … schon Technik drauf hätte. Aber sich wieder zurückwerfen lässt in so eine kindliche Struktur.
- Mhm.
- Das … Das reicht schon als etwas Besonderes. Aber das heißt noch lange nicht, dass es der Betrachter auch als etwas Besonderes ansieht. Weil für die ist es vielleicht bloß eine kindliche Zeichnung. Oder eine Kinderzeichnung. Also von einem Kind.
- Ja.
- Die würden es vielleicht gar nicht mal … äh … erkennen. Weißt du? Aber es ist etwas Besonderes. Für … [Sperren: Okay]. Es gibt dann zwei Sachen. Es kann etwas Besonderes sein im Schaffensprozess. Also was bloß der Künstler sieht. So wie wenn du kindlich zeichnest. Oder es kann etwas Besonderes sein, wenn der Besucher das siehst und halt sagt: Oh. Das hängt jetzt ganz schräg oder so. Es ist halt etwas Besonderes! [Sperren: Muss] aber eigentlich nichts besonderes sein. Weil der Künstler sich irgendwie bloß einer Ästhetik bedient hat, die andere auch nehmen.
- Aha.
- [Pause.]
- Meine Sprechblasen werden wieder ein bissle länger.
- [Pause.]
- Na das ist ja schon in Ordnung. Du beschäftigst dich ja auch mehr mit dem Thema.
- Was ich halt hier jetze …
- Also für mich … Darf ich das noch einmal erwähnen? … ist ja Kunst, wenn es jetzt um die …
- [Spricht ins Mikrofon.] Er unterbricht mich jetzt in meinem Monolog!
- … Frage geht …
- [Pause.]
- Intuitive Entscheidung
- Es ist ja auch eine intuitive Entscheidung. Es ist ja … quasi in mir angelegt. Wie wenn du sagst: Entscheidung - Ist das ein Baum oder kein Baum. Das … Das ist ja eigentlich auch wie eine intuitive Sache. Bloß das wir da viel mehr Erfahrung damit haben. Das das ein bisschen eindeutiger ist. Aber wenn ich jetzt hier gefragt werde, dann ist das auch eine Intuition. [Sperren: Und] die Intuition basiert ja bei mir darauf: Finde ich etwas [Sperren: schön]? Etwas [Sperren: Schönes] spricht mich an. Würde ich es mir hinhängen? Dann würde ich es für mich wählen. Und ich wähle ja nur etwas, was ich auch als … schön empfinde. Oder … was … was mir in irgendeiner Form etwas [Sperren: bedeutet]. Und wenn das … [Sperren: das] da reinpasst … in diese … in diese Findung … Also wenn … dass ich mich intuitiv äußern kann, dann lehne ich es halt schon eher ab.
- [Blätterrascheln.]
- Würdest du dir diese kindliche Zeichnung, die ich jetzt mal so betiteln würde, … äh … hinhängen?
- [Pause.]
- [Sperren: Pfff]. Also ich würde sie mir nicht kaufen und hinhängen. Wenn sie mir jemand geben würde, würde ich sie mir schon hinhängen. Nehmen wir mal an … ähm … Was weiß ich … Irgendein Kind, was ich kenne, macht das jetzt für mich.
- Kinder würden nicht so groß zeichnen
- [Sperren: Ein Kind würde nie so groß] …
- [Lacht.]
- … [Sperren: arbeiten].
- [Sperren: Na ja!] Wenn man dem die Möglichkeit gibt? Welche Eltern geben …
- Nein!
- … dem Kind schon so ein großes Stück Papier?
- Ein Kind kann gar nicht … äh … ähm … mit dem … mit dem Körper … mit seinen … mit … mit dem Armumfang …
- Du legst es doch auf den Boden! Und das Kind kann drauf herumlaufen.
- Ja aber es entstehen doch keine großen Kreise. Es werden immer kleine Kreise. Weil der Armumfang einfach zu …
- Hast du …
- … klein ist.
- Hast du schon einmal Kinder gesehen, wenn sie auf der Straße mit Kreide malen?
- Hab ich einmal gesehen. Bis der Bus vorbeikam!
- [Lachen.]
- Auf dem Fußweg! Oder wo sie malen können. Ja da malen sie auch größer.
- [Sperren: Wirklich?]
- [Sperren: Natürlich!]
- Ich dachte immer, die haben ein kleines Blickfeld.
- Du gibst … Du gibst denen die Möglichkeit, dass sie sowas machen können.
- Okay. Dann werde ich Emma jetzt so ein großes Blatt geben. Ey cool! Ich geb ihr mal wirklich ein großes Blatt! Ich nehme eine riesen große Rolle mit!
- Und legst sie auf den Boden.
- Und leg' es auf die … auf den Boden und …
- Sie kann machen was sie will.
- … große Stifte. Und … Und sie darf da rübergehen und einfach mal groß zeichnen.
- Mach das mal!
- [Sperren: Das] ist eine gute Idee.
- Und ich glaube, das ist nämlich schon ein Punkt. Sie bekommt immer diese A4-Blätter. Dann sollen sie mal machen.
- Ich dachte ja eher immer, … ähm … äh … ähm … Ich meine, ein kleines Kind hat nun einmal einen kleineren … kleines Sichtfeld vielleicht.
- Sie kann doch mit dem Stift … [Sperren: Puuuuh!] … das ganze Bild abgehen.
- Die Frage ist, ob es das macht. Oder ob es sich verkriecht in … äh … in eine Ecke. Weil es sich da wohl fühlt.
- Das hängt bestimmt auch wieder vom Kind ab. Die einen werden das machen. Die anderen nicht. Warum weiß ich jetzt ja nicht.
- Aber das ist jetzt interessant. Weil das wäre für mich jetzt eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal von einem älteren Menschen gewesen. Das er groß arbeiten kann. Im Gegensatz zu einem Kind. Aber wenn jetze hier Emma plötzlich auch ganz groß machen würde, dann können wir uns jetzt fragen: Hat's [Fußnote: Die Arbeit in der Galerie.] vielleicht ein Kind gemacht?
- [Lacht.]
- Wenn … Wenn wir das hier vor uns sehen.
- Wollen wir mal …
- Wie heißt denn die Arbeit?
- [Pause.]
- [Blätterrascheln.]
- Was mir bei der übrigens gefällt, ist, dass die extrem im Gegensatz zu allen anderen ist. Ne?
- [Blätterrascheln.]
- Ja.
- Vielleicht gehört sie hier gar nicht dazu.
- Sie hebt sich damit ab. Das war ja auch schon ein … Das ist übrigens auch, was ich heute schon sagte.
- Hebt sich zu den anderen Arbeiten ab.
- Sie hebt sich ab.
- Sie gehört gar nicht dazu! Das ist eine ganz andere Arbeit hier.
- Ich finde die hier gar nicht.
- Ich gucke mal eben vorne.
- Aber vielleicht liegt … [Verschwindet im Hintergrund.]
- [Pause.]
- Marianne Eigenheer.
- [Mann redet laut im Hintergrund.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Pause.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Pause.]
- [[Sperren: Knips.]]


- Rote Punkte
- Da sind hier irgendwo die roten Punkte.
- Genau.
- Na wenn hier rote … rote Punkte sind, dann sind die weg.
- Es [Sperren: gibt] keine Punkte.
- [Lacht.]
- Es gibt nicht einmal Titel.
- Das ist ein Kriterium. Ob da ein roter Punkt ist oder nicht.
- Nein! Da geht es ja nur darum … Wurde es gekauft. Aber da geht's einfach um den Kunstmarkt Kunstmarkt .
- Selbst … Selbst dann sagt es noch lange nicht, dass es jetzt gute Kunst ist. Das heißt bloß, dass jemand sich dafür interessiert. Und es halt bei sich hinhängen will. Überm Sofa. Zum Beispiel. Das … Das wäre ich jetzt zum Beispiel. Der sich Gedanken macht. Passt das in meine Wohnung oder nicht. Aber das heißt halt nicht, dass es gute Kunst ist. Sondern lediglich, dass es ein schönes Wohnaccessoir ist. Und womit man noch ein wenig angeben kann. Vielleicht.
- [Laute Stimmen im Hintergrund.]
- Die werden ja lauter! Jetzt [Sperren: müssen wir auch lauter werden]! [Lacht.] Also?
- [Pause.]
- Na gehen wir mal weiter.
- Wieso. Wir können noch zum Café.
- Na ich will jetzt noch nach hinten!
- Na okay. Wir gehen noch nach hinten.
- Na warte mal. Ich will erst einmal hier durch.
- [Frauenstimme im Hintergrund: Ja.]
- furchtbar baumarktmäßig
- Furchtbar!
- [Betrachten das Bild "Rainbow of Chaos Chaos Nr. 2", 2016, Ricardo Alcaide Ricardo Alcaide .] Rainbow of Chaos Nr. 2, 2016, industrial lacquer paint on mdf panel and cardboard, Ricardo Alcaide
- Nein! Ich finde … Du … Du siehst bei allen eine … glatte Oberfläche. Schonmal. Das heißt, dass … Das ist etwas Verbindendes. Von … Von den Arbeiten.
- Als ich klein war, hab' ich so kleine Schiffe versucht zu bauen. Mit mehreren Hölzern, die ich übereinander genagelt …
- Das sieht so baumarktmäßig aus. Das stimmt.
- Für mich waren das auch Schiffe. Wenn ich sie heute sehen würde wären es keine Schiffe.
- Nein. Ich dachte, du willst jetzt darauf anspielen, dass das halt … ähm … ähm … einzelne … Holzteile sind, die vielleicht nicht ganz zusammenpassen. Die dann zusammenmontiert wurden …
- Nicht passend!
- … Eine Komposition gemacht wurde. Na ja. Auch ein bissle halt mit der Farbe und so. Aber das ist ja alles aus Absicht gemacht. Behaupte ich jetzt mal.
- Mhm. Wenn [Sperren: ich] das irgendwo finden würde … Ja? Ich würde das wegschmeißen!
- [Pause.]
- Ist das nicht eine Schrift hier?
- [Pause.]
- Du?
- Mhm?
- Ist das eine Schrift?
- Wo ist die Schrift.
- [[Sperren: Knips.]]
- Der macht manchmal hier Fotos zwischendurch.
- [[Sperren: Knips.]]
- Na hier, diese Zeichen. "Ha". "Es". Kenne ich nicht. Das kenne ich auch nicht. Das erinnert mich an die Konstellationen-Bilder. Nur dass das hier cool aussieht.
- Das ist Zufall Zufall .
- Und warum ist es Zufall? Weil es eine sehr einfache … äh … äh …
- Hier steht Reinbow of Keios.
- Warte mal! Und warum ist es Zufall, Wei [Fußnote: Chinesischer Bekannter.]? Äh … Christian? [Grinst.] Weil es eine sehr einfache …
- In einer Gruppe mit dem Chinesen!
- [Lachen.]
- Weil das sehr einfache Formen sind. Und sehr einfaches Material. Was sich halt bei vielen Künstlern, die damit arbeiten, immer irgendwie überschneiden wird. Weißt du?
- [Pause.]
- Auf Chaos [Fußnote: Titel der Arbeit "Rainbow of Chaos N2"]. Und Chaos wäre für mich … wären für mich jetzt diese einzelnen Bretter. Die halt nicht speziell dafür gemacht vielleicht wurden.
- Aber jetzt wirst du ja gelenkt. Weil du den Titel gelesen hast.
- Das ist noch die nächste Frage. Was hättest du gesehen ohne dem Titel.
- Na ich habe mich ja jetzt eher auf einzelne Sachen konzentriert. Ich habe eher gedacht: Pfff. [Sperren: Furchtbar].
- Und was denkst du jetzt, wenn du den Titel siehst?
- Es wird nicht besser.
- Wie heißt das? Rainbow of … Chaos.
- Nummer 2!
- Okay.
- Es wird nicht besser.
- [Pause.]
- Also hier ist ja der Punkt … Wenn ich dieses Chaos machen würde, würde ich es sogar noch schöner machen.
- Ich find's aber gerade cool. Diese ganzen kleinen Zeichnungen. Hier drauf. Mit dem … Wo muss genau was sein und so. Das zeigt ja eher, dass das eben ein … geführter Chaos ist. Also dass das nicht … ähm … bloß zufällig so ist. Sondern der hat halt markiert, wo das sein soll. Und danach hat er es dann festgemacht. Rainbow of Chaos Nr. 2 (Ausschnitt), 2016, Ricardo Alcaide
- Absichtlich unsauber
- Na ja. Man könnte auch sagen, er hat unsauber gearbeitet.
- [Sperren: Nein]. Das hat er eben nicht. Oder er hat das erst nachträglich gemacht. Das kann natürlich sein.
- Ich gucke mal hier …
- Er hat erst unsauber gearbeitet und dann …
- Ja aber das ist doch Absicht! Du sollst ja die Spuren sehen, die derjenige da gemacht hat. Das macht's doch …
- Warum soll ich das.
- Na ansonsten wäre es wirklich nur noch ein Designobjekt. Was halt schön aussieht. Und so hat es noch eine Geschichte. Und die Geschichte, die ist hier in dem Moment Moment auf diesem Ding drauf. Geschrieben.
- Das hat doch nichts besonderes!
- Hast du das schon einmal gesehen?
- [Pause.]
- Nö.
- Dann ist es ja was Besonderes.
- [Sarkastisch.] Ach ja? Alles was ich noch nicht gesehen habe, ist was Besonderes.
- Für dich ja!
- [Sperren: Nö.]
- Für dich doch! Oder warum ist das für dich nichts besonderes.
- Kann ich selbst machen!
- Weil ich das selber … genau so produzieren könnte.
- Die Toteninsel Toteninsel kannst du auch machen. Du brauchst halt …
- Nee. Die kann ich nicht machen.
- … nur ein bisschen Übung.
- Da … Da fehlt mir auch …
- Handwerk Handwerk .
- … Handwerk.
- Aber das hatten wir doch schon.
- Aber da fehlt mir natürlich auch …
- Der Blick!
- … die Idee.
- Die Komposition!
- Und der Wille. Aber hier … Ich meine … Da kann ich mich hinstellen und kann es einfach zimmern. Wenn mir langweilig ist. Und quasi so ein bisschen 'rum malen.
- Bloß deines hängt nicht in der Galerie.
- Ja das ist ja der Punkt! Aber wie kommst du dahin?
- Also ich würde jetzt hier zum Beispiel so …
- Und …
- Ich würde jetzt hier zum Beispiel so kleine Figürchen, die ich so finde, irgendwie noch so trapieren. Wie ein kleines Regal.
- Wo du das jetzt wieder sagst … Das hängt nicht in der Galerie. Mein … Nicht-Gemachtes.
- Kunst ist, was der Markt als Kunst definiert
- [Lacht.]
- Dann merkt man ja wieder: Vielleicht geht es ja sehr … um den [Sperren: Markt]. Für dich ist Kunst, …
- [[Sperren: Knips.]]
- … was der Markt als Kunst definiert. Hier sagt der Markt: Das ist Kunst! Wir können dafür Achtzehntausendfünfhundert Franken verlangen. Aber das ist doch …
- Aber verlangen heißt ja nicht, dass man es bekommt.
- Okay. Natürlich kann man jetzt sagen: Was der Markt als Kunst definiert … Das ist die Kunst.
- Na das finde ich eigentlich irrelevant. Was der Markt sagt.
- Ja aber darüber hast du doch gerade darauf angespielt.
- [Sperren: Nein!] Ich … Was der Markt sagt … Das sagt ja nicht, dass es gute Kunst ist. Das heißt lediglich, dass es reiche Leute gibt, die dafür viel Geld ausgeben. Weil sie gehört haben, dass das gute Kunst sein soll. Es kann ja auch … äh … gute Kunst sein, die nicht gekauft wird. Weil's einfach noch niemand mitbekommen hat.
- Was ist denn gut und schlecht. Also an Kunst.
- Na das wäre jetzt ja wieder eine individuelle Entscheidung. Die [Sperren: du] fällen musst.
- Ja aber ich … Ich dachte, es geht erst einmal um die Frage: Ist das überhaupt Kunst für mich, oder nicht.
- Na du hast gesagt, es ist für dich irgendwie etwas, was du selbst machen kannst.
- [Spricht wieder leiser:] Das ist ja für mich nichts. Keine.
- Auch in Verbindung mit diesem großen hier? Wo du noch …
- Das ist sehr interessant! Dieses Ding.
- [Pause.]
- Gehen wir weiter?
- Ja, bitte.
- Gab's nicht in dem Kunstmuseum dieses eine …
- Hier denke ich noch …
- … das mit den Regalen? Weißt du noch, was ich meine?
- Nein.
- Wo … Wo wir mit der Frau waren. Und danach im Café.
- In dem Schaulager?
- Nee. In diesem Kunstmuseum.
- Mit der Sabine!
- Genau. Und wo dann Regale so herumstanden. Und … ähm … Abgebrannt glaube ich. Leicht. Ne?
- Das weiß ich nicht mehr.
- Okay.
- Wenn ich das sehe, denke ich an meinen Keller
- Wenn ich [Sperren: das] sehe, denke ich an meinen Keller.
- Hast du da [Sperren: so] kleine Regale?
- Nee. Nicht ganz so kleine. Aber ein bisschen größer. Aber auch ein bisschen hoch.
- Aber das ist ja eben kein Regal mehr. Mit der Funktion eines Regals.
- Wieso nicht.
- Kannst du da was reintun?
- Da wurde doch was reingetan.
- Es ist etwas, was du … äh … reintun würdest, um es zu lagern und dann später wieder zu nutzen?
- Vielleicht.
- Was war [Sperren: das] jetzt für eine Antwort! [Lacht.]
- Na ja. Guck mal. Du kannst doch die Platten da rausnehmen.
- Nee. Kannst du gar nicht mal. Weil die Platte höher ist als das Regal.
- Aber das. Ich hab' ja auch nur gesagt, es erinnert mich an … meinen Keller.
- Na das ist doch gut. Das heißt, es gibt eine Verbindung zwischen dir und zwischen dieser Arbeit.
- [Spricht leise:] Ja aber es ist … [Sperren: Pfff] …
















- [Aufnahme Anfang.]
- Ich stehe jetzt vor der Frage, auf welche Weise ich bei dem verhüllten Quadrat, … ähm … am Ende die oberste Platte befestige.
- Die untere leime ich jetze schon.
- Und frag mich jetzt halt aber eben, sollte ich bei der oberen Platte Nägel reinschlagen?
- Dafür dann aber nich kleben.
- [Pause.]
- Denn dann wären … in dem Moment Moment die Nägel nur noch [Sperren: Deko].
- Was sie ja schon bei einer anderen Arbeit jetze schon sind. Wo ich's auch nicht so genau wusste. Wie ich das jetzt machen will.
- Auch immer mit dem … ähm … Blick darauf, dass die Nägel höchstwahrscheinlich nicht so lange die Platten … äh … da festhalten werden können. Dafür sind die zu klein.
- Und ich weiß es nicht. Wenn sich die Platte verzieht, oder so. Dass es da so langsam rauskommt.
- Anders wäre es jetzt bei den Klammern.
- Das könnte ich sozusagen noch relative … ähm … äh … schnell machen.
- Aber okay. Jetzt hab ich die Rückseite schon angefangen zu leimen.
- Am Ende sieht das höchstwahrscheinlich niemand!
- Aber es ist … Trotzdem ist es eine Frage, wie ich das … ähm … Ja. Wie … Wie … Was ich in dieser Verhüllung jetzt sehen möchte.
- [Pause.]
- Indem ich es … äh … mit diesen Klammern eben machen würde, was ich ja jetzt nicht mache, … ähm … würde ich so dieses … äh … [Sperren: schnellere] … ähm … [Sperren: beiläufig] … ähm … ebend zu tackern, … ähm … in ner Art von ner Transportbox. So kommt's mir dann zumindestens vor.
- Wenn ich das … äh … nageln würde, da müsste ich dann aber auch [Sperren: beide] Seiten nageln. Also nicht … äh … kleben. Das ist irgendwie nicht [Sperren: konsequent] genug.
- Finde ich.
- Also wenn ich das nageln würde, dann würde halt nach Außen diese … äh … Das bei dem Betrachter eher ankommen mit dem …
- Es ist zwar verhüllt.
- [Pause.]
- Oder es ist verhüllt. Und es wird als … ähm … Es wird als 'ne … Als nen Holzkasten angesehen. Oder man sieht ihn dann eher als Holzkasten. Wenn da diese … ähm … Nägel drinne sind.
- Ansonsten bräuchte man die ja nicht. Wenn da kein Hohlraum drinne wäre.
- Ähm …
- [Pause.]
- Wirkt das halt doch eher als … ähm … Ja. Da ist etwas [Sperren: drinne]. Was man auch öffnen [Sperren: könnte].
- Prinzipiell.
- Wenn man die Nägel halt irgendwie wieder entfernen kann.
- So.
- Indem ich das jetzt … äh … klebe …
- Wenn ich das jetzt auf beiden Seiten mache, was ich höchstwahrscheinlich machen werde. Weil … Das wäre jetzt komisch, auf einer so und auf der anderen so zu machen. So inkonsequent war ich ja bereits bei diesem Diptychon Diptychon .
- Ich muss halt jetze gucken. Ähm … Wenn das jetze auch Tests waren, wie ich da weiter verfahren will.
- Also für [Sperren: was] entscheide ich mich.
- Ich kann das ja bei … äh … jeder Arbeit individuell Individualität machen. Dagegen spricht ja erstmal auch nichts. Aber es muss dann wenigstens für die Arbeit selber stimmig sein.
- [Pause.]
- Und zwar auf [Sperren: beiden] Seiten.
- [Pause.]
- Sowie es auch stimmig sein muss, … äh … wie die … wie die Holzleisten arrangiert wurden.
- [Pause.]
- Wo ja dann auch die Frage ist: Soll es … ähm … Soll es zwei lange Holzleisten geben, … ähm … die … die [Sperren: immer] bis zum … äh … Rand gehen? Und die anderen … äh … kleineren Holzleisten, oder die anderen beiden Seiten, die würden dann halt immer noch … äh … die … ähm … ähm … die Tiefe von … äh … von dem … Seitenholz … äh … sichtbar haben.
- Oder ob ich das jetzt wie bisher mache. Was ich halt für … irgendwie … ähm … einfacher halte.
- [Sperren: Weil] … Also wenn ich … Wenn ich … ähm … Wenn ich auf jeder Seite sozusagen das … äh … ein Holzstück, die [Sperren: Tiefe] eines Holzstückes halt noch mit halt zeige. Das ist für mich halt konsequenter. Weil jede Seite gleichberechtigt erst einmal ist.
- Auch wenn natürlich dann diese Gleichberechtigung aufhört, indem ich da 'ne Hängung … äh … befestige. Also wo dann der Nagel rankommt.
- Wo dann auch wieder die Frage ist, ob ich es … äh … eventuell auf [Sperren: allen] vier … äh … Ecken … der Rückseite, was auch immer die Rückseite ist, …
- [Sperren: Warum] ich dann auch immer 'ne Rückseite definiere!
- So.
- Und jetzt steh ich eben vor der Frage: Wie mache ich das bei dem Quadrat?
- [Pause.]
- Was ich ja ganz spannend fand, hab ich jetzt noch nicht … äh … richtig durchgelesen, aber dass bei dem Ersten von 1915 langsam eben die Oberfläche bröckelt.
- Das schwarze Quadrat Schwarze Quadrat !
- Und man sieht jetze von … äh … Man sieht jetzt dahinter etwas durchscheinen. Höchstwahrscheinlich.
- Weiße Farbe oder so.
- Und dass er das höchst … ähm … höchstwahrscheinlich gewollt hatte.
- Das heißt, dass etwas … dieses [Sperren: Durchscheinen]. Dass dahinter noch etwas ist. Oder kommt. Da müsste ich mal gucken.
- Wie der das interpretiert hat.
- Und für sich halt … ähm … aufgebaut hat.
- Ähm … Dieses [Sperren: Durchscheinen] … Mit der Zeit. [Sperren: Durchkommen]. Automatisch durchkommen. Etwas [Sperren: Verhülltes], was halt nach [Sperren: vorne] tritt.
- [Pause.]
- Das [Sperren: kann] es ja nur bei den verhüllten Arbeiten hier geben. Indem ich … äh … eben zum Beispiel mit Nägeln arbeite. Die dann … ähm … langsam … äh … rausgehen, mit der Zeit. Oder rosten.
- Oder … Keine Ahnung, was!
- Also die halt sozusagen eher nen Verfallsdatum haben. Als wenn ich jetze …. Ich denke Holzleim hält viel länger.
- Wenn ich das richtig anstelle.
- Als wenn ich das eben mit Holzleim mache.
- Und dieser [Sperren: Verfall] ist bei den Nägeln bestimmt auch schneller sichtbar. Oder besser sichtbar. Als bei dem Leim. Also bei dem Leim das wird halt abgehen.
- Und dann biegt sich das halt irgendwie. Und bei diesem … ähm … Bei diesen Nägeln … ähm … sieht man das entweder an den Nägeln selber. Dass sie … Ich weiß nicht! … langsam rauskommen. Oder dass der Abstand … äh … äh … zu … zur Platte halt zunimmt.
- Ähm …
- [Pause.]
- Also da gibt es mehr Möglichkeiten. Den [Sperren: Verfall] zu [Sperren: sehen].
- Das Sich-Auflösen zu sehen.
- [Pause.]
- Ähm … Ich weiß jetzt nicht, wie das bei Malewitsch Kasimir Malewitsch war.
- Ich muss es jetze auch nicht genau so machen!
- Darum geht's ja jetze nicht. Aber es muss halt [Sperren: stimmig] sein.
- Für die Arbeit jetzt selber.
- Wie er das … ähm … gesehen hat, was der Betrachter für ihn dabei 'ne Rolle spielt.
- [Pause.]
- Also bei dem Enthüllen, indem halt diese schwarze Fläche langsam … nicht bröckelt, sondern halt aufsplittert oder so … ähm … Darauf hat ja der Betrachter erst einmal selber keinen Einfluss!
- Oder überhaupt keinen Einfluss!
- Das ist halt etwas, was mit der Zeit geschieht.
- Ähm … Das heißt, der Betrachter [Sperren: sollte] nie …
- … eine Rolle spielen beim [Sperren: entlüften]!
- So.
- [Pause.]
- Ich muss mir halt den Text noch einmal durchlesen. Ob … Wie das jetze mit dem … mit der hinteren Ebene ist. Ob das jetzt 'ne Spekulation ist. Oder … Ob's dafür auch irgendwelche schriftlichen … ähm … Aufzeichnungen gibt. Von Malewitsch.
- [Pause.]
- So.
- Also er hat den Betrachter bestimmt nicht aktiv mit reinziehen wollen.
- In die Arbeit.
- Also, ist jetzt so mein erster Eindruck.
- Und wenn ich jetzt meine … mein verhülltes Quadrat nehme, oder das verhüllende Quadrat, … Da drinne ist ja etwas. Also auch etwas, … ähm … sozusagen, was …
- [Pause.]
- Was [Sperren: hier] aber eben blockiert wird. Dieses [Sperren: Durchscheinen] wird blockiert. Also das Holz ist ja so … ähm … so … zumindestens … so [Sperren: dick], so [Sperren: stabil], dass es von sich aus höchstwahrscheinlich nicht in hunderttausend … äh … Na ja! In hundert Jahren … äh … langsam durchscheinen würde.
- Da gibt's halt lediglich so diese … diese Idee, dass halt … ähm … die Leisten, die Holzleisten sich … äh … lösen von den Platten. Oder die Nägel langsam rausgehen. Die Klammern nicht halten. Der Leim … ähm … nicht mehr … ähm … eben beide … beide Ebenen zusammenhält.
- [Pause.]
- Aber eben … [Sperren: flächig] gesehen, gibt es eben diese … dieses [Sperren: Durchscheinen]. Wird es das nicht geben!
- [Pause.]
- So.
- Und … Wenn ich jetze diese Idee mit den Nägeln nehme, … ähm … dann wird es das jetzt auch nicht geben.
- Mit dem Durchscheinen.
- Das ist schon mal … Das steht schon mal fest. Also die Verhüllung ist hier sozusagen … ähm … [Sperren: definitiver].
- Also [Sperren: feststehender].
- Das … äh … Das wird so bleiben. Da wird sich nichts auflösen. Mit der Zeit.
- Bei ihm klang das jetze so an, bei Malewitsch, als würde er es [Sperren: wollen].
- Dass es … äh … langsam durchscheint. Immer mehr durchscheint.
- [Lautes Einatmen.]
- Lese mir das halt noch einmal durch.
- [Pause.]
- So.
- Das gibt's hier nicht. Denn die Arbeit, was … oder was auch immer drinne ist, … ähm … wird verhüllt bleiben.
- Solange eben [Sperren: das], womit ich die Holzleisten befestigt habe, … ähm … befestigt sind.
- Also das, was drinne ist, ist nicht in direkter Verbindung mit den … mit den … mit dem … ähm … mit den Holzplatten. So.
- [Sperren: Unabhängig]. Existiert unabhängig davon.
- In einem [Sperren: leeren Raum].
- [Pause.]
- In einem [Sperren: Luftraum].
- Der aber eben nicht eingesehen werden kann.
- So. Wenn ich jetzt die Nägel wie gesagt nehme, dann … äh … nehm ich, [Sperren: denke] ich zumindestens, eher den Betrachter wieder rein. In die Arbeit. Denn dieses [Sperren: Gefühl] halt, dass da Nägel sind und man weiß, wie man sie … ähm … also … ähm … Das kann man sich halt … ähm … eher vorstellen. Als Betrachter. Wie sie … Also wie … was Nägel [Sperren: sind].
- Wie sie da reinkommen.
- Mit nem [Sperren: Hammer]!
- Und wie man sie auch wieder [Sperren: lösen] könnte.
- Also er wird also sozusagen eher … Er wird's ja nicht aktiv machen. Aber … äh … in der Vorstellung gibt es halt die Möglichkeit, dass er diesen Kasten dadurch wieder öffnet!
- [Pause.]
- So.
- Wenn ich jetze Leim verwende. [Sperren: Nur] Leim verwende. Dann gibt es [Sperren: gar keine] Möglichkeit der Öffnung. Durch den Betrachter.
- Außer er zerstört wirklich die gesamte Box. Oder … Also wenn er richtig Gewalt anwendet.
- Ist dann eben nicht punktuell. Wie bei den Nägeln. Sondern er muss es halt höchstwahrscheinlich großflächiger machen. Er muss es durchsägen.
- Keine Ahnung was!
- Also er muss richtig Gewalt anwenden. Er muss eigentlich die Verhüllung [Sperren: zerstören]!
- Er wird sie nicht mehr … äh … so zusammen bekommen, wie sie davor war. Auch nicht an… annähernd. Bei den Nägeln ist es immerhin noch ungefähr so möglich.
- Mit kleineren Kratzern.
- [Pause.]
- Und das heißt, dass der Betrachter … ähm … Ja … ähm … total [Sperren: passiv] ist.
- Was mir jetzt gefällt! Gerade.
- Dass er also [Sperren: nicht] … Auch nicht in der Fantasie die Möglichkeit hat, … äh … die Box irgendwann mal zu öffnen.
- Das heißt, das drinne ist … Das, was verhüllt ist, in der quadratischen Verhüllung, das bleibt verschlossen.
- [Pause.]
- Das ist … äh … Das ist … Na ja.
- [Pause.]
- Für mich wirkt das halt viel … viel … ähm …
- … [Sperren: absolut].
- [Sperren: Absoluter].
- Als das mit den Nägeln.
- Wiederum bei den Nägeln eben habe ich halt gemerkt, bei dieser … bei dem Diptychon, das wirkt sehr … Es wirkt … Es ist ästhetisch halt ansprechend. Wenn auf der einen Seite, oder auf beiden Seiten, Nägeln eingeschlagen sind. Also die … die … die [Sperren: gestalten] ja die Oberfläche.
- Ich kann mit der Nägelanzahl … ähm … auch … Na ja … Damit gestalte ich eben die Oberfläche auch mit. Mit der Nägelanzahl. Wie viele das sind auf der kürzeren Seite. Wie viele auf der längeren Seite. Dadurch entstehen wieder so Proportionen, Längenunterschiede zwischen einzelnen Nägeln.
- Je nach dem halt, … ähm … wie der Unterschied ist zwischen … zwischen den … äh … Seitenlängen. Breite und Höhe.
- [Pause.]
- Also es ist 'ne … Na ja … Für mich wäre das jetze in dem Moment erst einmal ne ästhetische Frage. Mit den Nägeln. Außer eben sie halten wirklich.
- Äh … Wenn es der Fall ist, dass sie es tun.
- Da hab ich dann noch mit Leim nachgeholfen. Weil ich dem nicht ganz traue. Was eben nicht konsequent ist. Nicht gut ist, eigentlich! Aber ich bin jetzt ja noch am Testen. So. Jetzt will ich aber natürlich bei dem … ähm … bei dem Quadrat, das eigentlich so machen, dass ich damit auch … ähm … dass … dass ich damit halt für [Sperren: mich] nen …
- [Schlucke.]
- … nen fert… ein fertiges Objekt habe. Ein Objekt, was halt [Sperren: rund um] mein … meinen Vorstellungen entspricht. Und nicht noch einmal Fragen aufwirft.
- [Sperren: Warum] ist auf der einen Seite geleimt?
- [Sperren: Warum] ist es auf der anderen genagelt?
- Ähm … [Sperren: Warum] sind überhaupt Nägel drinne?
- Das verkompliziert's ja eben. Ich es zwar begründen kann. Aber es verkompliziert's. Es stellt halt wieder neue Fragen auf!
- [Sperren: Was] ist das halt im Bezug mit dem Betrachter?
- [Sperren: Was] sind das für [Sperren: Nägel]?
- Äh … äh … [Sperren: Dicke]? Ähm … [Sperren: Tiefe]?
- Keine Ahnung was.
- [Sperren: Stahlnägel].
- Welche Farbe?
- Ähm … Sieht … Sieht man die Hammerschläge? Auch … Auch rundherum? Im … ähm … Im Holz? Wenn ich den letzten Schlag draufmache?
- [Pause.]
- Also es stellt halt vor allem neue Fragen.
- Es ist ästhetisch anspruchsvoller. Finde ich.
- Aber eben nicht [Sperren: konsequent].
- [Sperren: So].
- Und. Na ja. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist es eben am [Sperren: besten].
- Wird es am Besten sein, wirklich komplett zu leimen.
- Dass man …
- [Pause.]
- … gar nichts sieht. Wie es zusammengehalten wird. Also … Ich denke mal, das ist dann klar. Das wird zusammengehalten.
- Durch …
- [Pause.]
- Durch Leim.
- Aber es ist natürlich nicht sichtbar.
- Das heißt, ich denke, es stellen sich weniger Fragen. Und man wird sich dann, das ist jetze …, oder ich werde mich dann auch, dann eher mit … mit … mit dem Thema der Verhüllung … Mit dem, was verhüllt ist, auseinandersetzen können. Als mit der [Sperren: Verpackung].
- Zwar ist die Verpackung ja am Ende die [Sperren: Verhüllung].
- Aber die Verpackung ist ja auch nur … ist ja auch nur das [Sperren: Material]. Was ich [Sperren: benutze]. Um die Verhüllung zu schaffen!
- So.
- Und dieses … ähm … Wie sagt man dazu? Dieses Abstraktere … Also das [Sperren: Thema], abstrakt gesehen, is ja das [Sperren: Material] erst einmal nebensächlich.
- Also wenn ich das jetze nic… nicht abstrakt, sondern philosophisch oder so … Also wenn ich halt … ähm … überlege: Was heißt für mich Verhüllung?
- Ähm … Was bedeutet das für mich, wenn vor mir etwas verhüllt ist? Was bedeutet es, wenn ich verhüllt bin?
- Ähm … Was für 'ne Rolle nimmt man dabei ein? Aktiv? Passiv?
- Keine Ahnung was!
- Also … äh … Gibt's ja ganz ganz viele Fragen. Die alleine mit der Verhüllung sozusagen spielen. Wo es noch nicht mal um die … um die … um die Stofflichkeit geht.
- [Pause.]
- Und die wird natürlich durch die Nägel oder Klammern noch einmal hervorgehoben.
- Ja. Indem das weg fällt … ähm … vereinfache ich es. Auf jeden Fall.
- Auf jeden Fall mache ich es … Na ja … Mache ich es … ähm … konsequenter.
- So kommt's mir gerade vor.
- Ich werd erst einmal die eine Seite jetzt fertig leimen. Dann … ähm … einfach umdrehen. Gucken, wie das wirkt. Ob ich mir das so an die Wand … äh … hängen würde. Beziehungsweise in die obere Zimmerecke.
- Das ist ja jetzt die Idee davon. Das als … äh … Hommage zu nehmen. Wo die … äh … Position des schwarzen Quadrats … äh … des … des verhüllten … des [Sperren: verhüllenden] Quadrats und … äh … Die Größe, nämlich 79,5 … Da gibt's zwei Angaben. Im Internet. 79 mal 79. Und 79 zum Quadrat.
- [Pause.]
- Ich hab mich jetzt für die Kommazahl entschieden.
- Die scheint mir ein bissel … ähm … Pfff … Könnte sein, dass sie eher stimmt. Als die gerundete Zahl.
- Und Komma macht immer was her!
- Muss noch einmal nachmachen, ob die das dann auch wirklich so gemacht haben. Aber dürfte auf Millimeter sogar stimmen.
- Genau. Also das sind halt diese zwei Merkmale. Die … Die … äh … Die sozusagen den … die nen Bezug zum … äh … Schwarzen Quadrat von 1915 stellen.
- 2015. Also 2016.
- Aber das war im [Sperren: Winter]. Von 1915 bis 1916. Also genau eigentlich in der Zeit jetzt. Muss noch mal nachgucken. Bis wann es ging. Aber bis jetze … Wenn man das so sieht. Es war genau vor hundert Jahren. Fast … Also es war vor hundert Jahren.
- Wo das Schwarze Quadrat das erste Mal ausgestellt wurde. Und … Jetzt … nehme ich das noch einmal auf. So wie es viele andere Künstler bereits auch schon aufgenommen haben.
- Ist jetzt Zufall Zufall , dass es jetzt genau hundert Jahre sind!
- Aber gleichzeitig ist das halt … ähm … Als ich das jetzt so gelesen hatte, mit … äh … mit dem … äh … Das Schwarze Quadrat, das löst sich langsam auf. Und … äh … Da … Es kommt etwas zum [Sperren: durchscheinen].
- [Sperren: Vorscheinen].
- Und das ist ja genau mein Thema!
- Irgendwie auch.
- Und … äh … Und das … Hinter sowas Absolutem. Einer schwarzen Fläche … äh … eben doch … äh … noch etwas gibt! Ein Geheimnis gibt!
- Was zu lüften gibt! Oder unendlich viele Möglichkeiten. So kann man das ja auch sehen. Im schwarz.
- [Sperren: Unendlich] viele Möglichkeiten.
- Äh … Was damit … Was dahinter sein kann. Oder was im schwarz sein kann.
- So.
- [Pause.]
- Und das ist ja genau das, … ähm … mit diesen verhüllten Arbeiten.
- [Pause.]
- Ich als Betrachter werde nicht … äh … wissen, was da ist. Deshalb ist prinzipiell alles möglich, was in diesem … äh … in so einem Format reinpasst.
- So.
- [Pause.]
- Genau.
- [Klick.]
- [Aufnahme Ende.]















