Psychiatrie und Kunst

Erinnerung an ein Erlebnis im Delirium tremens
Erinnerung an ein Erlebnis im Delirium tremens
Zeichnungen im Behandlungsverlauf einer rezidivierenden endogenen Depression, Patient Lorenz E.
Zeichnungen im Behandlungsverlauf einer rezidivierenden endogenen Depression, Patient Lorenz E.
Zeichnungen eines Tieres im Behandlungsverlauf einer Manie, Patient Johann M.
Zeichnungen eines Tieres im Behandlungsverlauf einer Manie, Patient Johann M.
Franz Kauer zeichnete naturalistisch vor Ausbruch der Psychose
Franz Kauer zeichnete naturalistisch vor Ausbruch der Psychose
Franz Kauer, Zeichnung in der akuten Psychose
Franz Kauer, Zeichnung in der akuten Psychose

Sonntag, 14. August 2016

Psychiatrie und Kunst Modifikation und Erweiterung der Methode von Karen Machover Navratil verwendete weißen Karton (Postkartenformat) statt Schreibpapier Begründung: 1 Karton hat größeren Aufforderungscharakter als Schreibpapier 2 Schreiber bemühe sich mehr 3 kleines Format überfordert nicht reine Bleistiftzeichnung, auch Verwendung von Tusche und Feder bei Patienten, wo ihn künstlerische Möglichkeiten interessierten: von A6 -> A5 -> A4 -> 30 x 40 cm -> ganze und halbe Bögen weißes Packpapier weitere Aufgabenstellungen, wie Tier und Sonne zeichnen am Schluss nur noch: "Zeichnen Sie bitte irgend etwas!" Erinnerung an ein Erlebnis im Delirium tremens patient21-k.jpg Beschreibung vom Patienten: in Luft hingen Ringe, Männer seien gekommen, hätten lange Stangen getragen, die Aufgabe gehabt, mit den Stangen in die Ringe hineinzufahren Delirium tremens: ernste und potenziell lebensbedrohende Komplikation bei länger Alkoholkrankheit dar Halluzinationen haben starken Realitätscharakter, keine kritische Distanz erlebten Sinnestäuschungen sind von höchster Evidenz (Wahrheitsanspruch) nach Delirium bleiben Erlebtes für einige Tage in Erinnerung, werden noch danach für objektive Wirklichkeit gehalten ("Residualwahn") bei akuten Psychosen Stellung der Aufgabe täglich dadurch Bild des Behandlungs- und Heilungsverlaufes sichtbar Zeichnungen im Behandlungsverlauf einer rezidivierenden endogenen Depression, Patient Lorenz E. patient22-k.png endogen: innen entstanden; infolge veränderter Stoffwechselvorgänge im Gehirn Gehirn 1 im unbehandelten Zustand: menschliche Figur nur wenige Millimeter großer Kopffüßler 2 nach Einleitung antidepressiver Behandlung: Figur wuchs langsam 3 Depression geschwunden: große Figur Kleinheit allerdings kein obligates Merkmal Depression Zeichnungen eines Tieres im Behandlungsverlauf einer Manie, Patient Johann M. patient23-k.png Abklingen der Manie durch Motivwahl erkennbar Tiere wurden immer kleiner und harmloser Stier -> Schwein -> Ziege -> Katze Ramses -> Taube Patient wurde nach Entlassung jedoch depressiv und brachte sich um rückblickend betrachtet: Depression kündigte sich in Zeichnungen an laut Navratil kündigen sich seelische Veränderungen in Zeichnungen an, bevor sie klinisch erfassbar sind Franz Kauer zeichnete naturalistisch vor Ausbruch der Psychose patient24-k.jpg Franz Kauer, Zeichnung in der akuten Psychose patient25-k.jpg Patient taubstummer Analphabet vor Ausbruch einer lang andauernden akuten halluzinatorischen Psychose, während Behandlungs- und Heilungsverlauf und nach Abklingen Psychose beobachtet zunächst zeichnete Patient nach Vorlagen und Natur nach Ausbruch Psychose wandte er sich von Realität ab, zeichnete ausschließlich aus Fantasie heraus hoher Symbolgehalt, originelle Formen, große Expressivität nach Heilung wieder Motive seiner Umwelt eingeflossen im Abschlussbericht: "Der 'Künstler' in ihm war die Psychose"
Diese Netzpublikation gibt Einblick in mein Kunststudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig von 2012 bis 2018. Ich möchte niemandem schaden, sondern meine Studienzeit in all ihrer Komplexität festhalten – in Bezug auf das Studium, die Kunst im Allgemeinen und meine eigene Arbeit. Fehlerhafte Informationen sind ungewollt Teil der Notizen, bedingt durch meinen Wissensstand und teils unleserliche handschriftliche Notizen. Zitate sind nur dann angegeben, wenn ich sicher bin, dass sie korrekt wiedergegeben wurden, auch wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen sind. Meine künstlerische Arbeit thematisiert vor allem Suche und Zweifel. Gespräche mit Professoren und Dozenten fließen in meine Notizen und meine künstlerische Entwicklung ein.

Leipzig, 13. Dezember 2016