Mittwoch, 27. Dezember 2017
Standpunkt Link Diplom Arbeit Link Geradenbild Geradenbild Link verhüllt verhüllt Link Kinderzeichnung Kinderzeichnung Link Gespräch mit mir Link- [Aufnahme Anfang.]
- [Am Arbeitstisch.]
- Die Ausgangsfrage … Oder der … Grund, warum ich … ähm …
- [Klick.]
- … etwas mache.
- [Schlucken.]
- Ist immer sehr … einfach.
- Bei den Geradenbildern … war es zum Beispiel ganz einfach die Suche nach … ähm … dem kleinsten Teilchen … ähm … in der Bildenden Kunst. Dem aber, bevor jetzt der Einwurf kommt, der Punkt sei es, … Dem aber eine Bewegung schon inne wohnt.
- Und das war die Gerade.
- So. Hab' ich dann ja auch viel drüber reflektiert. Das ist eigentlich der … Ob das jetzt … äh … äh … künstlerisch ist. Also ob es jetzt in der Kunst … ähm …
- [Schlucken.]
- … ein guter Grund ist, weiß ich nicht. Für mich war's es halt. Und so ist es eben auch bei den …
- … digitalen Collagen. Also diese Selbstbildnisse. Die so leicht verzerrt aussehen.
- Zerstückelt!
- Das sind … ähm … ganz einfach die Vorlagen für solche Geradenbilder.
- Also die Bildvorlagen.
- [Uhr tickt.]
- Nur da ich eben das Gesicht so entstellt habe … Das ist über einen längeren Prozess. Ähm … Wurden die Geraden am Ende von … von der Maschine … ähm … dahingesetzt, wo sie jetzt eben sind. Und … ähm … Das heißt, … ähm … die Fotografie, das Abbild der Wirklichkeit, wenn man es so will, muss sich sozusagen teilweise … äh … unglaublich … ähm … kaputt machen.
- Damit dann ein Geradenporträt entsteht! Ähm … Wo die Form …
- [Schlucken.]
- … ähm …
- [Klick.]
- … erkennbar … wird.
- Also aus … Also hätte ich jetzt nur ein Foto genommen, es der Maschine zum Umsetzen vorgelegt, dann wäre ein … ähm … ein Mischmasch, ein … ein … eigentlich fast schwarzes … langweiliges … ähm … ähm … Bild entstanden. Und durch diese extremen Veränderungen, sind sozusagen Geradenbilder entstanden. Die für sich … ähm … stehen.
- Können.
- [Klick.]
- Auch bei den … Bei den verhüllten Arbeiten ein ganz einfacher Grund. Ähm … Ich weiß, dass ich vor'm Studium damit schon angefangen hatte. Ich weiß aber auch, dass ich im Grundstudium … äh … äh … Verhülltes, zum Rundgang, schon ausgestellt hatte.
- Und da war das einfach wirklich dieses … mhm … Ich kam irgendwie nicht damit klar, dass so viele … äh … Kunststudenten Kommilitone existieren.
- Und damit war ja bloß Leipzig gemeint. Und ich weiß oder ich wusste, …
- [Tiefes Einatmen.]
- … in Deutschland gibt's noch mehr!
- In Deutschland gibt's noch mehr Künstler!
- In Europa gibt's noch viel mehr!
- Auf der Welt gibt's noch viel viel mehr!
- Und … Das auch nur im Augenblick. So gab's in der Vergangenheit noch mehr!
- Und in der Zukunft noch viel viel mehr!
- [Tiefes Einatmen.]
- [Uhr tickt.]
- Und das hat mich … ähm … unglaublich zurückgeworfen.
- Weil ich davor immer so, weiß ich nicht, so … so … dachte: Ich habe einen Weg, der … ähm …
- [Klick.]
- … der sein [Sperren: muss]. Der … ähm …, einfach gesagt, [Sperren: Bedeutung] hat. Und durch diese unglaubliche Masse an Künstlern, die etwas schaffen, und alle haben irgendwie eine eigene Begründung für irgendwas. Wurde ich halt zurückgeworfen.
- [Schlucken.]
- Bekam plötzlich mit: Das, was du machst, ist auch bloß eine kleine … Winzigkeit.
- So.
- Wie bei den Geradenbildern. Wo ich ja eigentlich etwas rudimentäres suche. Und gleichzeitig dann aber wieder mitbekomme: Erstens, vor einhundert Jahren haben die das doch auch schon gemacht. Und auch, wie Kandinsky Wassily Kandinsky eben, viel darüber philosophiert. Was ich noch nicht einmal tue.
- Äh … In diesem Ausmaß.
- [Uhr tickt.]
- Das es halt einfach etwas ist, was … was ich … Also was wieder … wieder der Künstler wiederholt.
- Selbst wenn … ähm … neue Techniken dazu kommen. Ähm … Selbst wenn … Also wie 3D-Drucker. Ähm … ähm … Digitale Arbeiten. Oder eben … ähm … ähm … besonders kleine Sachen, die auf der atomaren Ebene stattfinden. Oder so.
- Das sind … Das sind neue Techniken, neue … ähm … Die neue Arbeiten [Sperren: erlauben].
- Aber eigentlich … äh … sind sie nur auf dem ersten Blick neu. Und zwar die The… die Themen sind, denke ich mir, die alten geblieben.
- Wie der Mensch der alte geblieben ist.
- Nur die [Sperren: Umsetzung], die … die ist vielfältiger geworden.
- Und dann werden ja ältere Techniken … ähm … teilweise sozusagen belächelt. Ähm … Oder … äh … die Malerei wird für tot erklärt. Und so weiter. Das ist ja auch schon ewig her. Als der Satz kam.
- [Schlucken.]
- Also ich bin in irgendeinem großen … ähm … äh … Auf dem Rummelplatz.
- Eigentlich.
- So. Und damit musste ich klar kommen.
- Muss ich immer noch klar kommen!
- Und da war dieses … äh … verhüllen von … von meinen Arbeiten, die ich für besonders hielt, halt meine Reaktion.
- So eine Trotzreaktion! Irgendwie.
- Entweder ich zeig's euch gar nicht. Trotzdem sollt ihr [Sperren: sehen], dass ich [Sperren: das] gemacht habe. Das [Sperren: Große] gemacht habe.
- Inzwischen sehe ich zum Beispiel in diesen … äh … in diesem Verhüllen etwas ganz neues.
- Für mich ist das jetzt so ein: Da kann etwas wachsen. Da kann etwas gedeihen.
- Ähm … Für [Sperren: sich]. Ähm … Auch von mir sozusagen entfremdet.
- Und … äh … Kann prinzipiell sozusagen … daraus wieder etwas … Neues entstehen. Was ich selbst nicht … ähm … nicht kontrolliert habe.
- Das ist jetzt natürlich bloß ein Gedankenspiel.
- [Schlucken.]
- Aber das gefiel mir. Ganz gut.
- Also auch wieder recht einfach. Eigentlich.
- Sehr … einfach. Sehr … Sehr menschlich.
- Ein sehr menschlicher Grund eigentlich. Dieses verhüllen.
- Wie bei den Geradenbildern. Wie bei den digitalen Collagen. Und das selbe eben auch bei dem kindlichen Zeichnen. Oder dem [Sperren: Versuch], … ähm … wie ein Kind zu zeichnen.
- Kinder zu kopieren.
- Deren Zeichnungen.
- [Uhr tickt.]
- Das ist halt immer so ein … Zurück zum Anfang! Damit etwas Neues entsteht! Und gleichzeitig … ähm … zwischendurch immer wieder verhüllen. Weil ich mitbekomme, … ähm … das ist gar nicht möglich. Oder ist gar kein …
- Es sollte vielleicht gar kein [Sperren: Ziel] sein. Etwas [Sperren: Neues] zu schaffen.
- Wie gesagt, das sind … Eigentlich … sind ja die Themen immer die selben geblieben.
- [Sperren: Menschlich.]
- [Zieht Rotze hoch.]
- [Schlucken.]
- Nur die Technik hat sich geändert.
- [Sperren: Rasant.]
- Aber Selbstbildnisse, oder … ähm … gesellschaftliche Themen, Alltag, Politik, … Da hat sich ja nischt groß geändert.
- Das sind halt Meinungsäußerungen.
- Sozusagen.
- Das gibt's schon [Sperren: immer].
- [Klick.]
- [Uhr tickt.]
- Das ist jetzt vielleicht eine Erkenntnis. Dass es gar kein … ähm … höheres [Sperren: Ziel] gibt.
- [Pustet Luft aus.]
- So wie ich immer die Moderne, oder die Künstler dort, deren Manifeste Manifest , doch … [Sperren: bewundert] habe.
- Dieses [Sperren: Streben] nach etwas!
- Das [Sperren: Berufen] sein!
- Das [Sperren: Töten] und [Sperren: Neuschaffen]!
- Und …
- [Pustet Luft aus.]
- … dass das …
- [Uhr tickt.]
- … ein [Sperren: Irrglaube] ist.
- Vielleicht.
- Das habe ich im Studium jetzt mitbekommen.
- Bringt mich natürlich jetzt keinen Schritt weiter. Was auch immer weiter heißt. Wäre ja wieder mit einem Ziel verbunden.
- Es macht's vielleicht … gelassener?
- Die Gefahr … äh … da besteht bei mir, dass … äh … da nichts entsteht. Denn dieses Streben nach irgendetwas hat bei mir immer eine … äh … zu einem …
- … [Sperren: Drang] …
- … ähm … geführt.
- Etwas zu schaffen.
- Und zwar dann, würde ich jetzt sagen, schon exzessiv.
- Teilweise.
- Selbst wenn das auf einem Irrglauben beruhte!
- [Schlucken.]
- Es war trotzdem … ähm … Es ist viel dabei herausgekommen. Und ich habe viel dabei gelernt.
- Und ich habe jetzt viel zum Ansehen!
- [Uhr tickt.]
- Auch in Jahrzehnten. Vielleicht noch.
- Und … Und wenn dieser Drang nicht existiert, dann entsteht bei mir eben auch sehr sehr wenig.
- Das ist die [Sperren: einzige] Gefahr, die auf so einer Erkenntnis beruht, dass es ein Irrglaube ist. Also zu denken, …
- … es gäbe etwas Neues!
- Es gäbe ein Ziel in der Kunst.
- Es gäbe … Es gäbe Fortschritt!
- [Pause.]
- Das ist alles Oberfläche.
- Und eigentlich geht's ja dann darum, dahinter zu gucken.
- Und was dahinter ist, das ist das Alte.
- [Aufnahme Ende.]