Psychiatrie und Kunst

Mensch, Patient W. J., 67 Jahre alt
Mensch, Patient W. J., 67 Jahre alt
Mensch, Karl H.
Mensch, Karl H.
Zeichnungen eines alkoholkranken Mannes
Zeichnungen eines alkoholkranken Mannes
Zeichnungen eines alkoholkranken Mannes
Zeichnungen eines alkoholkranken Mannes

Samstag, 13. August 2016

Psychiatrie und Kunst Versuchsanordnung (nach Machover) "Personality Projection in the Drawing of the Human Figure", Karen Machover betrachtet Zeichnung menschlicher Figur, auf Aufforderung hergestellt, als provozierte kreative Leistung nimmt an, dass individuelle Nöte und Konflikte zum Ausdruck kämen Versuchsanordnung: 1 Person erhält Blatt Papier und mittelweichen Bleistift "Bitte zeichnen Sie eine menschliche Figur!" 2 Frage nach Geschlecht, Bekleidung usw., keine Stellung einnehmen 3 nach Fertigstellung Aufforderung anderes Geschlecht zu zeichnen (für interessante Interpretationsmöglichkeiten) Gisela Schmeer, Psychoanalytikerin: "Das bildnerisch Gestaltete sieht nämlich stets anders aus als das, was wir uns beim Zuhören vorgestellt hatten […]. Kein noch so versierter Analytiker kann exakte Voraussagen machen darüber, was sein Patient aufs Papier bringen wird" Mensch, Patient W. J., 67 Jahre alt patient1-k.jpg Patient W. J. nach Selbstmordversuch eingeliefert, Diagnose Alkoholhalluzinose wollte sich mit Veredelungsmesser (Weingartenarbeiter) Leben nehmen Patient hatte hochgradige Angst, fühlte sich verfolgt, hörte Stimmen, die drohten, ihm die Zunge umzudrehen und Augen auszustechen Alkoholkranke: oft Schluckakt und somit Hals mit Schuldgefühlen besetzt in Zeichnung durch langen Hals sichtbar Mensch, Karl H. patient2-k.jpg Zeichnung im akuten schizophrenen Zustand hergestellt Schizophrenie Symptome u. a.: Wahn, Hallzuinationen, Störungen des Ich-Erlebens (u. a. eigene Handlung wird als von außen gesteuert empfunden), desorganisiertes Sprechen, formale Denkstörungen, desorganisiertes Verhalten schizophrene Patienten geben manchmal bei Zeichnungen auch innere Organe wieder Merkmal kommt fast nur bei psychotischen Patienten vor (mit zeitweiligem weitgehenden Verlust des Realitätsbezugs) Bild "Zeichnung eines schizophrenen Mörders, der den Auftrag hatte, einen Menschen zu zeichnen. Reine Umrisszeichnung, 'geisterhaft', gemischtes Profil." alkoholkranke Patienten: 1 meist weiche, schwache, abhängige Menschen 2 Mutter in Partnerin gesucht, eventuell sexuell versagt 3 fehlende Anerkennung, in Männergesellschaft gesucht 4 fehlende mütterliche Verwöhnung durch Alkohol Alkohol ersetzt Zeichnungen eines alkoholkranken Mannes patient4-k.png weibliche Figur in Zeichnungen "meist größer, stärker, schmollend, schimpfend oder strafend, jedenfalls dominierend wiedergegeben" viele Patienten Meinung, dass Ehe "sehr gut" sei, wogegen deren Frauen Scheidungsgedanken tragen auf Nachfrage: Ehefrau habe "ein gutes Mundwerk", immer das letzte Wort haben müsse, zu Hause das Regiment führe eigene Einschätzung: gutmütig und nachgiebig "Ich schlucke lange Zeit alles hinunter, dann nehm' ich meinen Rock und geh'." "Zeichnung eines alkoholkranken Mannes" (Frau schaut recht bösartig aus, Mann zart) Zeichnungen eines alkoholkranken Mannes patient6-k.png Patient gab männliche Figur als Kind, weibliche als erwachsene Person wieder Zeichnungen Alkoholkranker unterscheiden sich in Art der Ausführung nicht von Zeichnungen Gesunder Neurose ruft keine gewaltigen Veränderungen im bildnerischen Ausdruck wie Psychose hervor Neurose: seit Freud Sigmund Freud als leichtgradige psychische Störung verstanden, durch Konflikt verursacht Psychose: schwere psychische Störung, zeitweiliger weitgehender Verlust des Realitätsbezugs "Die Neurose äußert sich im Inhalt, die Psychose in der Form der Zeichnung" Neurotiker verleugnet Realität nicht, deshalb behält Zeichnung konventionelle Formen bei Psychotiker verleugnet Realität, in Zeichnungen können widersprechende neue Formen und Deformationen auftreten
Diese Netzpublikation gibt Einblick in mein Kunststudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig von 2012 bis 2018. Ich möchte niemandem schaden, sondern meine Studienzeit in all ihrer Komplexität festhalten – in Bezug auf das Studium, die Kunst im Allgemeinen und meine eigene Arbeit. Fehlerhafte Informationen sind ungewollt Teil der Notizen, bedingt durch meinen Wissensstand und teils unleserliche handschriftliche Notizen. Zitate sind nur dann angegeben, wenn ich sicher bin, dass sie korrekt wiedergegeben wurden, auch wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen sind. Meine künstlerische Arbeit thematisiert vor allem Suche und Zweifel. Gespräche mit Professoren und Dozenten fließen in meine Notizen und meine künstlerische Entwicklung ein.

Leipzig, 13. Dezember 2016