× Aufzeichnungen eines Kunststudenten. Dies ist die Niederschrift zu meinem Kunststudium an der HGB Leipzig.
Folgend einige Hinweise dazu:

(1) Ich möchte niemandem schaden. Ich möchte aber meine Studienzeit in all seinen Facetten festhalten. Dabei ist alles von Interesse, was mit dem Studium an der Hochschule, mit Kunst allgemein und mit meiner eigenen Arbeit im Speziellen zu tun hat.
(2) Fehlerhafte Informationen sind – ungewollt – Teil der Notizen. Sie sind meinem Wissensstand, der Konzentration in stundenlangen Sitzungen und schlecht lesbaren handschriftlichen Notizen geschuldet.
(3) Zitate sind nur hinterlegt, wenn ich mir sicher bin, dass es so gesagt wurde. Die Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen. Das ist nicht böswillig.
(4) Meine künstlerische Arbeit hat größtenteils die Suche und den Zweifel zum Thema. In Einzelgesprächen mit Professoren, Werkstattleitern und Dozenten nehme ich dessen Ansichten wahr und verarbeite diese später in den Notizen. Deshalb bin ich jetzt da, wo ich stehe. Wenn ich einen Hochschulangestellten also mit seiner Meinung darstelle, darf er sich freuen, Teil meiner künstlerischen Entwicklung zu sein.

Leipzig, den 13. Dezember 2016
Redigierte Fassung vom 25. Mai 2018


Klasse Bildende Kunst
HGB Leipzig

Diplom Theorie // notiert // Gespräch mit Christian

Transition, 2017, industrial metal shelve and plywood, Ricardo Alcaide
Transition, 2017, industrial metal shelve and plywood, Ricardo Alcaide
New Concrete (over colours), 2016, industrial lacquer paint on mdf panel and concrete, 39 x 30 x 5 cm each, Ricardo Alcaide
New Concrete (over colours), 2016, industrial lacquer paint on mdf panel and concrete, 39 x 30 x 5 cm each, Ricardo Alcaide
Kartoffelbild 8, 2011, Acryl / Aluminium, 248,3 x 251 x 9 cm, Imi Knoebel
Kartoffelbild 8, 2011, Acryl / Aluminium, 248,3 x 251 x 9 cm, Imi Knoebel
Der Traum von Panama, 1977, Pencil and pastel chalk on paper, 300 x 150 cm, Marianne Eigenheer (* 1945)
Der Traum von Panama, 1977, Pencil and pastel chalk on paper, 300 x 150 cm, Marianne Eigenheer (* 1945)

Dienstag, 14. März 2017

Diplom Theorie Link notiert Link (nachts aufgewacht, Gedanken aufgeschrieben) Überlegungen zum Stil je Person eine Textfarbe Gespräche vermischen, je nach Themengebiet zusammenbringen 1 zwischendurch Zitate von anderen aus Sammlung Link in Comic Sans oder Courier New, immer mit "Was ist für Sie Kunst?" vorangestellt u. a. Karl Schönenberg, 2010: "kunst finde ich cool" Marielle Brune, 2008: "Kunst ist, wenn man in den Flur scheißt, Salzstangen hinein steckt und sagt der Igel wohnt jetzt hier!" Robert Hailwax, 2011: "Picasso Pablo Picasso hat eine Definition für Kunst gefunden, als er auf die 'Frage was ist Kunst' antwortete: 'SCHAU AUF DEN PREIS'." "Wer das liest ist doof.", 2008 "Kunst ist, was gefällt." Ulf Spuhl, 2008: "Das Innerste nach außen stülpen …" Penismann, 2011: "deine Mama ist Kunst" Helena Frei, 2011: "ALLES, ohne wenn und aber." Michael Malina, 2010: "Kunst ist, wenn Seele dahinter ist." manfred von der alm, 2011: "ficken scheisen ja gibs mir bitch // ficken scheisen ja gibs mir bitch // ficken scheisen ja gibs mir bitch // ficken scheisen ja gibs mir bitch […]" Chaywa Walter, 2009: "viel bla - bla um Scheinbar so wichtig Ding - wenn einem da nicht der Himmel auf den Kopf fällt" Peniskopf, 2011: "Johannes ist Gay" Manuel Abraham, 2008: "Zuweilen erzeugt sie in uns ein AH oder OH, oft ein HÄH? und manchmal ein AHA!" Gottfried Renz, 2011: "Die Lösung steht in diesem Buch: Was ist KUNST? - Eine Definition von Gottfried Renz, 92 Seiten mit Tabellen. ISBN 978-3-8391-7183-7" Link Link Link Link Petr Puff, 2012: "deine Mudda" Rudolph Klappermann, 2010: "kunst ist doof" Peter Kraus, 2008: "Ein Fragezeichen" hansi langton, 2011: "deine mutter stinkt ihr schweine habt kenny getötet etz werde ich mioch rechen" "schwammkopf spongebob schwammkopf spongebob schwammkopf spongebob schwammkopf […]" 2008: "Ein schönes Bild" asime-sunke, 2013: "weis ich nicht" Pablo Picasso, 2010: "Kunst ist doof." Hatice Ünsal, 2010: "Ich bin Kunst" Peter Norton, 2008: "ist unheimlich teuer :-)" Ina Dick, 2008: "Etwas schönes! mhhh …" atakan.atalay, 2010: "malen zeichnen" Franz S., 2010: "Kunst ist schön." Anneli, 2012: "Kunst ist was zu Kunst erklärt wurde" 2 ICH Ick oder Iche statt Ich Ne statt Nein Weißte statt Weißt du bissle statt bisschen Warte mal! [lacht] [grinst] [lächelt] 3 ALEXANDER [?] 4 OMA [?] 5 CHRISTIAN mit KNIPS!, wenn ich Foto mit Handykamera von besprochener Arbeit mache [flüstert] zwischendurch Essen auf Terasse von Kaufhaus (wo genau, was war das? + Cola), Selbstgespräch über Erkenntnis Telefonat Frau im Hintergrund Gehgeräusche, auf Sofa setzen 6 zwischendurch Arbeiten, die in Ausstellungen gesehen, einsetzen (mit Bild und Tageslink) wie: 6.3.2016, Tate Modern, London: Fountain, Marcel Duchamp Marcel Duchamp Link oder ohne Zeitangabe, nur Ort (zieht sich dann durch gesamten Text, Ortswechsel, aber selbes Themengebiet als roten Faden) Gespräch mit Christian Link
  • Mit den Fluchtwegen-Schildern oder den … [Aufnahme nicht verständlich.]
  • [Lacht.]
  • … Feuer … [Aufnahme nicht verständlich.]
  • [Pause.]
  • Das ist ja richtig groß hier.
  • [Pause.]
  • Na okay. Wir können doch schon einmal festhalten … Diese Ausstellung, egal ob wir jetzt einen Text gelesen haben oder nicht, geht es um einen Künstler der mit … ähm … irgendwas mit dem Baumarkt macht. Also mit Materialien, die du da kaufen kannst. Mit Baumarkt-Ästhetik. Mit … ähm … Lager-Ästhetik. Mit … ähm … Lacken. Und das der das dann halt … ähm verarbeitet. Aber so, dass du es eigentlich nicht nutzen würdest. Also wie dieses kleine Regal, was wir eben gesehen haben. Anders bei dem [Zeigt auf die Arbeit.], würde ich sagen. Außer die Kisten, die sind geschlossen. Die kannst du nicht öffnen. Das ist eine verhüllte Arbeit eigentlich!
  • [Betrachten das Bild "Transition", 2017, Ricardo Alcaide Ricardo Alcaide .] Transition, 2017, industrial metal shelve and plywood, Ricardo Alcaide gespraech3-9-k.jpg
  • verhüllte Arbeit
  • Ja. Das ist eine verhüllte Arbeit.
  • Scheiße. [Lacht.] Verbrennen!
  • [[Sperren: Knips.]]
  • [Pause.]
  • Na gut. Und … Ein Merkmal ist noch: Es ist wirklich alles … Es hat irgendwas …
  • [Betrachten das Bild "New Concrete (over colours)", 2016, Ricardo Alcaide.] New Concrete (over colours), 2016, industrial lacquer paint on mdf panel and concrete, 39 x 30 x 5 cm each, Ricardo Alcaide gespraech3-10-k.jpg
  • [Sperren: Hammer]. Sind das verhüllte Arbeiten hier? Oder ist das … Nee. Das ist eine Betonfläche, die davorgemacht wurde.
  • Sinnloses = Kunst
  • Das hat etwas …
  • [Pause.]
  • … sinnloses.
  • Was heißt das?
  • Na … Hat keine richtige Funktion.
  • [[Sperren: Knips.]]
  • Das ist vielleicht auch eine Definition von Kunst. Ein Merkmal.
  • Na doch. Es … Wenn … Wenn du es siehst, hat's ja eine Funktion. Du siehst es. Also ist es zum [Sperren: Sehen] gemacht.
  • Ja aber würde ich das wirklich wahrnehmen? Also ist es nicht nur, um den Raum zu verschönern? Aber eigentlich … Wenn's nicht da wäre, wäre es auch nicht …
  • [Sperren: Entschuldigung]. Wir gehen gerade durch die Galerie und [Sperren: sehen] die Arbeiten. Das heißt, wir betrachten sie …
  • Nein. Ich meine, dass ich es nicht zu Hause hinhängen würde.
  • Nein. Es geht jetzt darum: Wir sehen sie jetzt ja hier. Das heißt, wir gucken uns die an. In dem Moment Moment hat's eine Funktion. Sie füllt unseren Tag. Wir gehen hier hin. Wir gucken sie uns an. Wir reden darüber.
  • Alles was da hängt wird zur Kunst
  • Da könnte man ja alles hier her hängen.
  • [Pause.]
  • Das ist wie mit der Kinderzeichnung Kinderzeichnung von Emma Emma . Die hing doch dann auch in der Klasse. Und alle … Mehrere Leute haben sich das angeguckt.
  • Wenn [Sperren: das] die Definition von Kunst ist, dann … Pfff. Bitte.
  • Das macht's zumindestens …
  • Machen wir doch, was wir wollen!
  • Es macht's zumindestens leich…
  • Es macht's zumindestens leichter, wenn …
  • Katzen! [Lacht.]
  • Es macht's zumindestens leichter, wenn etwas im … im definierten Kunstraum steht. Weißt du? Dann würdest du per … per se sagen: Okay. Das gehört zum …
  • Das finde ich cool!
  • [Betrachten das Bild "Kartoffelbild 8", 2011, Imi Knoebel Imi Knoebel .] Kartoffelbild 8, 2011, Acryl / Aluminium, 248,3 x 251 x 9 cm, Imi Knoebel gespraech3-12-k.jpg
  • [Schritte]
  • Jetzt lass mal mich … [Erblickt eine andere Arbeit, unterbricht sich selbst.] Das ist cool!
  • Kindliche Zeichnung
  • [Betrachten das Bild "Der Traum von Panama", 1977, Marianne Eigenheer Marianne Eigenheer .] Der Traum von Panama, 1977, Pencil and pastel chalk on paper, 300 x 150 cm, Marianne Eigenheer (* 1945) gespraech3-11-k.jpg
  • Weil es kinderähnlich ist?
  • [Sperren: Ja!] Sorry, aber das finde ich wirklich …
  • … cool.
  • … gut. Jetzt kommen wir zu den interessanten. [Lacht.]
  • Wir sagen also, alles was wir gerade gesehen haben, war nicht so interessant.
  • [[Sperren: Knips.]]
  • Und das findest du jetzt cool.
  • Mhm.
  • Was siehst du da?
  • [[Sperren: Knips.]]
  • Oder wa… Warum ist es für dich jetzt cool? Oder was heißt cool für dich. Ist es gut? Ist es schlecht? Ist es … Ist es hipp? Ist es …
  • Das finde ich gut.
  • [Sperren: Was] heißt gut? Das ist wieder so ein Wort, was …
  • Na. Ich habe es gesehen und hab' gesagt: Das ist gut! [Lacht.]
  • Aber was löst es in dich … in dir aus? Warum … Warum denkst du das in dem Moment.
  • Na. Das hat diesen … großen roten Punkt. Und … ähm … breiten Linien.
  • Der große rote Punkt heißt bloß, dass es schon gekauft wurde.
  • [Lachen.]
  • Es hat sich selber gekauft! Und dann hat es diese weiße Fläche. Okay. Ich würde die weiße Fläche anders machen. Aber …
  • Okay. Ich würde jetzt mal …
  • Das hat jetzt etwas. Das nimmt mich ein.
  • Okay. Und weißt du warum?
  • Warum?
  • Wir überlegen jetzt mal. Bleib' doch mal hier stehen!
  • Ich bleibe. Kann ich mich dahin setzen?
  • Nein! Ja okay. Lass uns hier hinsetzen. Dafür ist es ja da.
  • Vielleicht auch nicht! [Lacht.]
  • Also. Zu den Arbeiten da vorne. Die im Endeffekt … ähm … auf einem … also … Farbe auf einer Fläche darstellt. Also ganz normale typische Bilder. Da hast du noch gesagt: Nee, nicht wirklich. Wenn du dir das hier anblickst, dann plötzlich schon. Das heißt: Es kann auch hängen für dich. Aber hier ist halt nicht bloß diese weiße Fläche da vorne, sondern das ist eine … eine Skulptur. Im Endeffekt. Weil das mehrere Ebenen hat. Ne? Weil du rumgehen kannst. Es ist plastisch.
  • Und es hat was Besonderes.
  • Du meinst von der Form?
  • Besonders, da groß
  • Schon … Nein nein. Schon durch die Größe.
  • Da vorne waren aber auch große Bilder.
  • Ja, aber die … Die haben mich nicht eingenommen. [Sperren: Das] hat was Besonderes. Weil es groß ist. Es hat mehrere Ebenen. Das ist … Das spricht mich einfach auch an!
  • Und es ist kein Designobjekt. Ne?
  • Nö.
  • Das würde noch viel einfacher aussehen. Glaube ich. Das sieht jetzt schon …
  • Das hat ein bisschen … Das hat auch irgendwas verworrenes, nicht gleichmäßiges.
  • [Sperren: Aber] es sind weiterhin Baumarkt… ähm …
  • Ja.
  • …artikel. Also das ist das [Sperren: selbe] Material wie vorne. Nur das es anders kombiniert wurde.
  • Ja.
  • [Mann telefoniert im Hintergrund.]
  • Ja. Ich … Ich weiß jetzt auch nicht, ob das unbedingt Kunst ist.
  • Also ich würd's mir schon in meine Loft reinhängen!
  • [Sperren: Ich] sage einfach: Das spricht mich hier an. Und damit … Wenn jetzt jemand mir sagt: Okay. Das … Das ist das größte Kunstwerk der ganzen Welt, dann könnte ich mich eher damit anfreunden, dass es [Sperren: das] ist, als die Sachen, die wir davor gesehen haben.
  • Bloß weil die minimalistischer waren? Und für dich einfacher nachzuvollziehen, wie man sie herstellt? Weil du ja da gesagt hattest, als Begründung: Ja! Das kann ich auch! Im Endeffekt.
  • Ich erinnere an das Regal Chaos Chaos . Oder nicht Regal. Aber dieses … [Blättert durch die Liste.] Diese …
  • Du musst mich nicht daran erinnern. Wir waren gerade da! [Lacht.] Diese Regenbogendinger.
  • Es war furchtbar gemacht! Du siehst Bleistiftgekritzel. Die Farben sind nicht …
  • Okay. Wir gehen jetzt hier ran!
  • Die Farben sind nicht kom…
  • Komm her! Ich muss das hier [Fußnote: Das Aufnahmegerät.] vor dich halten! [Lacht.] Wir sehen bestimmt Bleistiftgekritzel. Wir sehen zumindestens: Unsauber gearbeitet. So. Was ich gut finde. Hier … äh … Hier siehst du Pinselspuren. Die halt nicht in diese Fläche rein … also in diese Linienstruktur reinpassen.
  • [Von weiter weg.] Ja. Aber irgendwie kann ich damit leben. Weil es irgendwie auch eine Struktur hat. [Kommt näher.] Das andere war einfach: Ich muss jetzt schnell was zimmern. Und ich hänge es dann wohin.
  • Aber das kann doch auch schnell gezimmert sein.
  • Sehr furchtbar, furchtbar und nicht so furchtbar
  • Ja, vielleicht. Aber … Es ist halt … nicht so furchtbar.
  • [Lacht laut auf.] Bei dir gibt's bloß [Sperren: sehr] furchtbar, furchtbar und nicht so furchtbar.
  • [Lachen.]
  • Ja!
  • [Pause.]
  • Wenn man sich überlegt … Vorne dieses Dreieck. Dieses kleine. Das hätte ich noch so als … Designobjekt gesehen. [Sperren: Nur] was dagegen sprach, waren die Löcher.
  • [Lacht kurz auf.]
  • Das schaute eben nicht mehr … ähm … nicht mehr sehr sehr sauber aus.
  • Mhm.
  • Bei … Bei dem, was du jetzt nicht mehr so furchtbar findest …
  • [Lacht.]
  • Das hat zum Beispiel … Es hat zwar was von Design. Aber es ist nicht mehr so zum schön anschauen. Sondern das ist halt ne Plastik. Irgendwie. Die … Die verwirrt eher. Ne?
  • Ja.
  • Aber jetzt nicht negativ, schlimm ist. Sondern …
  • [Pause.]
  • Aber die kann ich mir halt auch in der Wohnung vorstellen. Deshalb ist es eigentlich wieder keine …
  • Warum gefällt dir das. [Zeigt auf die kindliche Arbeit.]
  • Kindliche Zeichnung
  • Na weil das so kindlich … ähm … wieder so mit einfachen … ähm … Stiften gemacht ist. Die du auch wieder überall bekommst. Und das ist groß. Was ein Kind nicht machen würde. Ne? Also sondern …
  • Also ist das was Besonderes.
  • Das besondere … D… D… Das hab' ich mir auch schon überlegt. [Sperren: Wenn] ich kindliche … kindlich zeichnen sollte, sollte ich eigentlich überdimensioniert zeichnen. Das heißt, ich benutze die Ästhetik von Kindern. Aber gleichzeitig … äh … nehme ich das, was ich jetzt neu habe, und zwar die Größe … Ich bin ja größer geworden … Ich habe ein anderes Verhältnis zu … zu der Blattgröße … Was die als A4 zum Beispiel sehen, ist für mich ein A2 Blatt. Oder A1 Blatt.
  • Also du siehst schon, dass das Kriterium Besonderheit, etwas Besonderes zu sein, zu machen, ein Merkmal von Kunst ist.
  • [Sperren: Genau]. Wenn … Aber es reicht ja schon, wenn ich kindlich [Sperren: zeichne]. Dann ist es ja etwas Besonderes. Ich kopiere zwar eigentlich bloß. Aber es ist etwas Besonderes, weil ich es eben nicht als Kind mache. Sondern als erwachsener Mensch. Der eigentlich … ähm … viel viel mehr … ähm … schon Technik drauf hätte. Aber sich wieder zurückwerfen lässt in so eine kindliche Struktur.
  • Mhm.
  • Das … Das reicht schon als etwas Besonderes. Aber das heißt noch lange nicht, dass es der Betrachter auch als etwas Besonderes ansieht. Weil für die ist es vielleicht bloß eine kindliche Zeichnung. Oder eine Kinderzeichnung. Also von einem Kind.
  • Ja.
  • Die würden es vielleicht gar nicht mal … äh … erkennen. Weißt du? Aber es ist etwas Besonderes. Für … [Sperren: Okay]. Es gibt dann zwei Sachen. Es kann etwas Besonderes sein im Schaffensprozess. Also was bloß der Künstler sieht. So wie wenn du kindlich zeichnest. Oder es kann etwas Besonderes sein, wenn der Besucher das siehst und halt sagt: Oh. Das hängt jetzt ganz schräg oder so. Es ist halt etwas Besonderes! [Sperren: Muss] aber eigentlich nichts besonderes sein. Weil der Künstler sich irgendwie bloß einer Ästhetik bedient hat, die andere auch nehmen.
  • Aha.
  • [Pause.]
  • Meine Sprechblasen werden wieder ein bissle länger.
  • [Pause.]
  • Na das ist ja schon in Ordnung. Du beschäftigst dich ja auch mehr mit dem Thema.
  • Was ich halt hier jetze …
  • Also für mich … Darf ich das noch einmal erwähnen? … ist ja Kunst, wenn es jetzt um die …
  • [Spricht ins Mikrofon.] Er unterbricht mich jetzt in meinem Monolog!
  • … Frage geht …
  • [Pause.]
  • Intuitive Entscheidung
  • Es ist ja auch eine intuitive Entscheidung. Es ist ja … quasi in mir angelegt. Wie wenn du sagst: Entscheidung - Ist das ein Baum oder kein Baum. Das … Das ist ja eigentlich auch wie eine intuitive Sache. Bloß das wir da viel mehr Erfahrung damit haben. Das das ein bisschen eindeutiger ist. Aber wenn ich jetzt hier gefragt werde, dann ist das auch eine Intuition. [Sperren: Und] die Intuition basiert ja bei mir darauf: Finde ich etwas [Sperren: schön]? Etwas [Sperren: Schönes] spricht mich an. Würde ich es mir hinhängen? Dann würde ich es für mich wählen. Und ich wähle ja nur etwas, was ich auch als … schön empfinde. Oder … was … was mir in irgendeiner Form etwas [Sperren: bedeutet]. Und wenn das … [Sperren: das] da reinpasst … in diese … in diese Findung … Also wenn … dass ich mich intuitiv äußern kann, dann lehne ich es halt schon eher ab.
  • [Blätterrascheln.]
  • Würdest du dir diese kindliche Zeichnung, die ich jetzt mal so betiteln würde, … äh … hinhängen?
  • [Pause.]
  • [Sperren: Pfff]. Also ich würde sie mir nicht kaufen und hinhängen. Wenn sie mir jemand geben würde, würde ich sie mir schon hinhängen. Nehmen wir mal an … ähm … Was weiß ich … Irgendein Kind, was ich kenne, macht das jetzt für mich.
  • Kinder würden nicht so groß zeichnen
  • [Sperren: Ein Kind würde nie so groß] …
  • [Lacht.]
  • … [Sperren: arbeiten].
  • [Sperren: Na ja!] Wenn man dem die Möglichkeit gibt? Welche Eltern geben …
  • Nein!
  • … dem Kind schon so ein großes Stück Papier?
  • Ein Kind kann gar nicht … äh … ähm … mit dem … mit dem Körper … mit seinen … mit … mit dem Armumfang …
  • Du legst es doch auf den Boden! Und das Kind kann drauf herumlaufen.
  • Ja aber es entstehen doch keine großen Kreise. Es werden immer kleine Kreise. Weil der Armumfang einfach zu …
  • Hast du …
  • … klein ist.
  • Hast du schon einmal Kinder gesehen, wenn sie auf der Straße mit Kreide malen?
  • Hab ich einmal gesehen. Bis der Bus vorbeikam!
  • [Lachen.]
  • Auf dem Fußweg! Oder wo sie malen können. Ja da malen sie auch größer.
  • [Sperren: Wirklich?]
  • [Sperren: Natürlich!]
  • Ich dachte immer, die haben ein kleines Blickfeld.
  • Du gibst … Du gibst denen die Möglichkeit, dass sie sowas machen können.
  • Okay. Dann werde ich Emma jetzt so ein großes Blatt geben. Ey cool! Ich geb ihr mal wirklich ein großes Blatt! Ich nehme eine riesen große Rolle mit!
  • Und legst sie auf den Boden.
  • Und leg' es auf die … auf den Boden und …
  • Sie kann machen was sie will.
  • … große Stifte. Und … Und sie darf da rübergehen und einfach mal groß zeichnen.
  • Mach das mal!
  • [Sperren: Das] ist eine gute Idee.
  • Und ich glaube, das ist nämlich schon ein Punkt. Sie bekommt immer diese A4-Blätter. Dann sollen sie mal machen.
  • Ich dachte ja eher immer, … ähm … äh … ähm … Ich meine, ein kleines Kind hat nun einmal einen kleineren … kleines Sichtfeld vielleicht.
  • Sie kann doch mit dem Stift … [Sperren: Puuuuh!] … das ganze Bild abgehen.
  • Die Frage ist, ob es das macht. Oder ob es sich verkriecht in … äh … in eine Ecke. Weil es sich da wohl fühlt.
  • Das hängt bestimmt auch wieder vom Kind ab. Die einen werden das machen. Die anderen nicht. Warum weiß ich jetzt ja nicht.
  • Aber das ist jetzt interessant. Weil das wäre für mich jetzt eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal von einem älteren Menschen gewesen. Das er groß arbeiten kann. Im Gegensatz zu einem Kind. Aber wenn jetze hier Emma plötzlich auch ganz groß machen würde, dann können wir uns jetzt fragen: Hat's [Fußnote: Die Arbeit in der Galerie.] vielleicht ein Kind gemacht?
  • [Lacht.]
  • Wenn … Wenn wir das hier vor uns sehen.
  • Wollen wir mal …
  • Wie heißt denn die Arbeit?
  • [Pause.]
  • [Blätterrascheln.]
  • Was mir bei der übrigens gefällt, ist, dass die extrem im Gegensatz zu allen anderen ist. Ne?
  • [Blätterrascheln.]
  • Ja.
  • Vielleicht gehört sie hier gar nicht dazu.
  • Sie hebt sich damit ab. Das war ja auch schon ein … Das ist übrigens auch, was ich heute schon sagte.
  • Hebt sich zu den anderen Arbeiten ab.
  • Sie hebt sich ab.
  • Sie gehört gar nicht dazu! Das ist eine ganz andere Arbeit hier.
  • Ich finde die hier gar nicht.
  • Ich gucke mal eben vorne.
  • Aber vielleicht liegt … [Verschwindet im Hintergrund.]
  • [Pause.]
  • Marianne Eigenheer.
  • [Mann redet laut im Hintergrund.]
  • [[Sperren: Knips.]]
  • [Pause.]
  • [[Sperren: Knips.]]
  • [Pause.]
  • [[Sperren: Knips.]]