Standpunkt // Kinderzeichnung

Dienstag, 19. Juli 2016

Standpunkt Friedrich Fröhlich, Künstler* (* mit Staffelei, ohne eigener Ausstellungen, ohne Vernissage Vernissage , ohne Finissage, ohne Bierflasche, mit Buntstiften, mit Papier, mit Acrylfarben, mit Ölfarben, mit Aquarellfarben, mit Grundierweiß, mit Firnis, mit Sprühkleber, mit einigen Pinseln, mit Katze Ramses , ohne Meisterschülertitel, noch ohne Diplom, mit Grundausbildung) Kinderzeichnung Kinderzeichnung […] Was bedeutet das alles für mich? Ist es "richtig" die Zeit mit Zeichnen zu verbringen? Mit dem Festhalten von Alltagsgeschichten? Immerhin sind sie nicht von außen bestimmt (wie bei gesellschaftskritischen, politischen, … Arbeiten anderer Kunststudenten Kommilitone ). Sie erfüllen nichts. Das macht sie für mich aber auch wieder interessant. Sie gehen keiner expliziten Frage nach (wie die Geradenbilder oder die verhüllten Arbeiten). Sie entstehen intuitiver, spielerisch, aus Erlebtem heraus. Können sie meine Bewunderung für das Sein an sich ausdrücken? Ich kann mit einfachen Mitteln mein Denken, Fühlen, Handeln ausdrücken. Dafür brauche ich keine besonderen Hilfsmittel, die erst mit einiger Lernzeit bedient werden können. Wo viel Zeit für die Umsetzung nicht für das Ausdrücken an sich verschwendet wird. Mit Buntstiften kann ich mit wenig Kenntnis viel ausdrücken. Es ist in dem Sinne kein höheres Handwerk Handwerk , sogar ziemlich primitiv. Schließlich versuchen sich bereits Kinder daran. Aber muss es denn kompliziert sein, um gut zu sein? Müssen Jahre in Studien investiert werden, wenn es auch einfacher geht? Es wird nie eine realistische Abbildung zustande kommen. Nur wenn diese eh nicht mehr auszudrücken vermag, als eine einfache Skizze, ist das auch nicht nötig! Ein Künstler versucht sich durch Aneignung von Wissen und Technik über andere Nichtwissende zu stellen (wie bei jedem anderen Beruf auch). Aber kann er nicht einfach auch das tun, was prinzipiell ohne vorherigem Lehrgang alle anderen auch tun könnten? Was spricht dagegen? Der Unterschied zu anderen ist lediglich, dass er es ernst betreiben würde. Damit meine ich, dass er mehr Zeit dafür verwendet, als andere. Er macht nichts besser, er macht es lediglich intensiver. Die Frage meiner Oma wäre dann nur noch: Und wie verdienst du damit Geld?
Diese Netzpublikation gibt Einblick in mein Kunststudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig von 2012 bis 2018. Ich möchte niemandem schaden, sondern meine Studienzeit in all ihrer Komplexität festhalten – in Bezug auf das Studium, die Kunst im Allgemeinen und meine eigene Arbeit. Fehlerhafte Informationen sind ungewollt Teil der Notizen, bedingt durch meinen Wissensstand und teils unleserliche handschriftliche Notizen. Zitate sind nur dann angegeben, wenn ich sicher bin, dass sie korrekt wiedergegeben wurden, auch wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen sind. Meine künstlerische Arbeit thematisiert vor allem Suche und Zweifel. Gespräche mit Professoren und Dozenten fließen in meine Notizen und meine künstlerische Entwicklung ein.

Leipzig, 13. Dezember 2016