× Aufzeichnungen eines Kunststudenten. Dies ist die Niederschrift zu meinem Kunststudium an der HGB Leipzig.
Folgend einige Hinweise dazu:

(1) Ich möchte niemandem schaden. Ich möchte aber meine Studienzeit in all seinen Facetten festhalten. Dabei ist alles von Interesse, was mit dem Studium an der Hochschule, mit Kunst allgemein und mit meiner eigenen Arbeit im Speziellen zu tun hat.
(2) Fehlerhafte Informationen sind – ungewollt – Teil der Notizen. Sie sind meinem Wissensstand, der Konzentration in stundenlangen Sitzungen und schlecht lesbaren handschriftlichen Notizen geschuldet.
(3) Zitate sind nur hinterlegt, wenn ich mir sicher bin, dass es so gesagt wurde. Die Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen. Das ist nicht böswillig.
(4) Meine künstlerische Arbeit hat größtenteils die Suche und den Zweifel zum Thema. In Einzelgesprächen mit Professoren, Werkstattleitern und Dozenten nehme ich dessen Ansichten wahr und verarbeite diese später in den Notizen. Deshalb bin ich jetzt da, wo ich stehe. Wenn ich einen Hochschulangestellten also mit seiner Meinung darstelle, darf er sich freuen, Teil meiner künstlerischen Entwicklung zu sein.

Leipzig, den 13. Dezember 2016
Redigierte Fassung vom 25. Mai 2018


Klasse Bildende Kunst
HGB Leipzig

Studienreise 中国 // Diplom Theorie // Standpunkt // Höhlenmalerei

Freitag, 31. März 2017

Studienreise 中国 Link Diplom Theorie Link Aufnahme von heute früh Standpunkt Link Höhlenmalerei Höhlenmalerei Link Primitive Kunst Primitive Kunst Link Gespräch mit mir Link
  • [Aufnahme Anfang.]
  • Ich denke ich suche das …
  • [Pause.]
  • Oder nein. Ich suche …
  • [Pause.]
  • Nein. Ich [Sperren: möchte] …
  • [Pause.]
  • … aus dem Grund etwas machen, etwas zeichnen, etwas aufnehmen, so wie ich mir vorstelle, dass das der Grund war, warum die Höhlenmenschen …
  • [Straßenbahngeräusche.]
  • … oder jetzt in China die im Helan-Gebirge, die dort gelebt haben, diese Felszeichnungen Felszeichnung gemacht haben.
  • [Pause.]
  • Ich denke, das ist ein sehr … Ich weiß nicht, ob man das so sagt: Uriger Grund. Ähm … Einerseits wird da vielleicht etwas Religiöses dahinter gewesen sein. Oft. Aber ich denke auch einfach nur … Alltagsgeschichten. Oder Erlebnisse mit … ähm … Begegnungen mit … ähm … Tieren. Mit anderen Menschen. Dann halt ausgedrückt in … in Köpfen.
  • [Pause.]
  • Oder bei Tieren auch … äh … in kleinen Erzählungen. Oder eben im Helan-Gebirge, als ich gesehen habe, was ich jetzt denke, dass es das war, ähm … Wie ein Mensch einen anderen Menschen getötet hat. Ich weiß nicht, ob's stimmt. Aber es wirkte jetzt so. Als ich mir das angeguckt hab. Ich fand diese Zeichnung, diese Felszeichnung, fand ich sehr sehr gut.
  • Und dann …
  • [Pause.]
  • Was ich ebenfalls urig finde, was keine Geschichte erzählt in dem Sinne, sind wirklich die Handabdrücke Handabdruck .
  • [Pause.]
  • Auch ebenfalls dort gesehen.
  • Und ich weiß, dass es in Spanien, in den … in … in einer Höhle auch viele Handabdrücke geben soll. Auf andere Art dann natürlich. Im Helan-Gebirge waren die halt eingraviert. Wie man das auch immer bezeichnet. Eingeschlagen. In den Stein.
  • [Pause.]
  • Und sie zeugen halt nicht bloß davon, dass Menschen existiert haben, sondern sie zeugen vor allem davon, dass ein Individuum da war. Und diese Hand ist ja immer irgendwie, denke ich, so ein Ausdruck von … Ich weiß nicht. Ich stelle mir vor: Ähm … Ich war hier. [Sperren: Ich bin hier gewesen].
  • Es ist sowas wie so ein Gruß. Wie so ein … Handheben. Wenn man sich, … äh … weiß nicht, trifft.
  • Die Hand ist das … Irgendwie … Was … ähm … Mit dem man einer anderen Person begegnen kann. Mit der man aktiv wird. Und wenn ich mir jetzt vorstelle eben, dass so ein Handabdruck von vor tausend, zweitausend, dreitausend Jahren dort … äh … existiert. [Sperren: Immer noch.] Den eine Person hinterlassen hat. Dann ist das … [Sperren: Hammer].
  • Und genau so etwas suche ich. Für mich selbst. Eben der … der Grund … den Grund, warum die Menschen damals … ähm … etwas gemacht haben.
  • Und [Sperren: nicht], wie ich es jetzt halt erlebe … oder was ich zumindestens [Sperren: denke], dass es so ist. Ähm … Dass vieles in … äh … in der Kunst gemacht wird … ähm … Ich weiß nicht. Um ausgestellt zu werden. Um [Sperren: gesehen] zu werden. Ähm …
  • [Straßenbahngeräusche.]
  • Um Geld zu verdienen. Ähm … Um … vor anderen Leuten halt … ähm … gut dazustehen. Und sich auch ein … Na ja. Sich besser zu stellen. Ich weiß es nicht, was der Grund jetzt ist. Aber mir kommt es häufig so vor, als würden halt Sachen gemacht werden … ähm …, die … ähm … die … [Sperren: auffallen] sollen.
  • [Pause.]
  • Sei es in der [Sperren: Größe]. Sei es in der Farbigkeit. In der … In der Technik. In …
  • [Schluckgeräusch.]
  • Also in der Machart.
  • Oder in dem [Sperren: Gehabe]. Des Künstlers. Wie er sich halt vor anderen gibt. Diese Inszenierung Inszenierung .
  • Das ist mir alles so … Ich weiß nicht. Ich glaube, das erfüllt mich nicht.
  • [Motorradgeräusche.]
  • Und ich erlebe es ja eben auch bei den Geradenbildern. Wo ich mich jetzt wieder … äh … langsam frage: Warum mache ich sie. So. Was …
  • [Pause.]
  • Warum bin ich stundenlang … ähm … dabei, … äh … die Motive zu entwickeln. Und warum … ähm … bin ich dann auch stundenlang dabei, … ähm … sie … ähm … mit dem Plotter Plotter umzusetzen. Und [Sperren: warum] stelle ich sie aus? Und genau das … Nein.
  • Mir fallen [Sperren: zwei] Sachen ein, die …
  • [Pause.]
  • … wo ich denke, dass sie … dass ich mit denen bereits … äh … bei den … zum Beispiel Höhlenmenschen … angekommen bin. Und zwar bei dem sehr urigen Grund.
  • Das ist zum einen die Notizseite.
  • [Pause.]
  • [Sperren: Und] das sind die Gespräche über Kunst. Die ich transkribiere. Beide haben gemeinsam, dass ich … äh … [Sperren: nicht] das Gefühl habe, mich zu verstellen.
  • Bei der Notizseite meine ganzen Gedanken, die ich … äh … zu den eigenen Arbeiten auch habe. Auch meine Standpunkte, die ich da ver… äh … veröffentliche.
  • [Autogeräusche.]
  • Im Endeffekt der [Sperren: Welt]. Auch wenn ich das auch nicht deshalb mache. Aber die ich dort halt noch einmal sozusagen in [Sperren: Stein] haue.
  • Ähm … Die kommen … Die kommen in der Wortwahl … Die kommen in … ähm … in ihrer ganzen manchmal vielleicht totalen Primitivität und [Sperren: Blödheit] … ähm … kommen sie wirklich aus [Sperren: mir].
  • [Beim Transkribieren schreit ein Mann auf der Straße herum.]
  • [Sirenen im Hintergrund.]
  • Ähm … Ich habe da keinen … keine Bücher mir davor durchgelesen. Habe mir Wörter herausgeschrieben, die ich verwenden sollte. Ähm … Das sind einfach … Das sind die Gedanken, die mir halt [Sperren: kommen].
  • [Pause.]
  • Und auch wie ich … Also dass ich … Also in welchen Ausstellungen ich war. Was ich erlebt habe. In welchen Kursen und so. Das sind [Sperren: alles] wirklich Sachen, die … die ich erlebt habe. Die ich gesehen habe. Und … ähm … ich überhöhe da meiner Meinung nach [Sperren: nichts].
  • [Straßenbahngeräusche.]
  • Und das … Damit … Mit diesen Notizen, mit diesen Tagebucheinträgen, habe ich für [Sperren: mich] schon etwas gefunden, was halt extrem, ein scheiß Wort, [Sperren: authentisch] ist.
  • Ähm … Ebenfalls ein blödes Wort: Äh … [Sperren: ehrlich] … sind.
  • Wo ich auch selbst eben nicht das Gefühle habe, dass ich … äh … nur etwas … äh … schauspielere. So [Sperren: tue] als ob.
  • [Straßenbahngeräusche.]
  • [Pause.]
  • Äh … Um … Zum Beispiel … Als Grund vor anderen zu Gefallen. Oder Geld zu verdienen. Ähm … Oder oder oder.
  • [Pause.]
  • Und das [Sperren: Selbe] ist mir eben bei den Gesprächen über Kunst mit anderen aufgefallen. Und zwar [Sperren: nicht] mit … äh … bei Gesprächen eben mit … äh … Leuten, die auch in den Kunst … im Kunstsystem drinne sind. Sondern wirklich mit Bekannten … ähm … und mit [Schluckgeräusch.] Verwandten.
  • [Pause.]
  • Ähm … Mit denen ich … [Sperren: einfach] reden kann. Ohne so zu tun, als ob … ich etwas wüsste, was sie nicht wüssten und was ich unbedingt mitteilen muss.
  • [Pause.]
  • Und ich erlebe es ja jetzt beim Transkribieren eben, dass dieses … [Sperren: Übersetzen], von der Sprache in die Schrift, diese … diese [Sperren: Intensität] noch einmal steigert.
  • Also bei der Sprache gibt es ja viele … äh … Lücken. Oder Überschneidungen. Und … Also wenn zwei reden, jetzt. Und wenn … Sobald ich das halt niederschreibe … äh … wird das halt … ähm … äh … wird jedes [Sperren: Wort] … wichtig.
  • Es fällt nichts aus. Jedes Wort hat dann … äh … ist … ist genau da halt wichtig. Dass es da war. Und jede Lücke, jede Pause, die ich dokumentiere, hat dann ebenfalls eine Wichtigkeit.
  • [Pause.]
  • Und …
  • [Pause.]
  • … mir [Sperren: gefällt] dann wiederum, dass ich es nicht erst geschrieben … also dass ich es nicht bloß niedergeschrieben hab. Weil das heißt, es könnte auch sein, dass ich mir davor Gedanken gemacht habe, [Sperren: wie] schreibe ich es. Wie bei den Notizen eben. Ähm … Auch wenn ich da jetzt sagen würde, dass es eigentlich nicht der Fall war.
  • [Pause.]
  • [Sperren: Sondern] dadurch, dass es eben erst ein gesprochenes Wort war und … äh … bei Sprache ich nicht viel Zeit habe, oder … äh … davor drüber nachzudenken, wie sage ich es jetzt. Sondern es kommt einfach [Sperren: raus]. Gerade im … Gefecht. Also während eines Gespräches.
  • Anders als jetzt. Bei dieser Aufnahme zum Beispiel. Wo ich eben schon manchmal merke, wie ich überlege, wie ich den Satz jetzt … ähm … konstruieren sollte. Welche Wörter ich verwenden sollte.
  • Beim [Sperren: Gespräch] eben ist es nicht so. Da fließt das eine in das andere. Und … äh … man [Sperren: kann] gar nicht mehr drüber nachdenken, wie sage ich es jetzt. Man [Sperren: sagt] es einfach so, wie es … wie man es bereits [Sperren: kann]. Wie man es sagen [Sperren: tut].
  • [Pause.]
  • Eh schon sagen tut.
  • Und sei es noch so einfach. Seien es Wörter, die … die … ähm … die … [Sperren: blöd] sind. Wenn man sich überlegt, dass es … äh … vor einem Publikum gesagt werden würde. Oder so.
  • Ähm … Es [Sperren: kommt], wie es [Sperren: kommt].
  • Das ist dieses, ebenfalls wie bei den Notizen, dieses [Sperren: Ehrliche]. Dieses [Sperren: Authentische]. Und das noch einmal halt dann niedergeschrieben.
  • [Pause.]
  • [Sperren: Wow.]
  • [Pause.]
  • Da finde ich wirklich, dass da … [Sperren: Das] ist das, was ich …
  • [Straßenbahngeräusche.]
  • … bisher bei mir gut finde. Diese beiden Sachen.
  • Bei den anderen kommen mir immer wieder Zweifel Zweifel auf. Weil da die Begründung, warum ich etwas mache, eben … ähm … sehr … sehr [Sperren: platt] sind.
  • Und ich [Sperren: denke] eben, dass … bei den Urmenschen, bei den Höhlenzeichnungen, bei Stein… äh … Zeichnungen und so …
  • [Pause.]
  • … ebenfalls dieses … dieses [Sperren: Einfache], dieses [Sperren: nur ausdrücken], was man … äh … was man [Sperren: sieht]. Was man … äh … [Sperren: denkt]. Was … äh … ähm … was man sich für eine Welt kreiert hat. Dass [Sperren: das] da noch im Vordergrund steht.
  • [Pause.]
  • Und nicht dieses … ähm … Ich denke eben … Also die haben ja nicht diese … diese Zeichnungen … äh … da gemacht, behaupte ich jetzt, um … um anderen zu gefallen. Um halt ein Wow!-Effekt zu haben. Um … äh … um … um die Technik beweisen zu können. Was man alles drauf hat.
  • [Pause.]
  • Ich glaube, das ist wirklich … Auch mit den Händen! Komme ich wieder zurück. Die Hände sind halt wirklich ein Ausdruck von … [Sperren: Ich war hier]. Und [Sperren: das] … ähm … [Sperren: war ich]. Und nicht: So sollte ich rüber kommen. Oder: Das wollten andere von mir sehen.
  • [Pause.]
  • Mit [Sperren: allen] Fehlern. Mit allen [Sperren: Dummheiten], die man äußert. Und mit allen … äh … falschen … ähm … [Sperren: Linien], die man zeichnet. Vielleicht. Auch als Kind. Äh … Wie man einen Menschen eigentlich nicht zeichnen würde. Oder wo Professor … ein Lehrer … sagen würde: Das ist falsch! Die Perspektive ist falsch! Ähm … Das ist zu klein! Das ist zu groß! Ähm … Hier stimmt die Farbe nicht!
  • Und man [Sperren: sieht] auch den Fehler. Ne?
  • Wenn man das nicht … äh … wirklich gelernt hat. Über Jahre hinweg. Man zeichnet eben nun einmal so. Dann [Sperren: gibt] es Fehler. Und dieses [Sperren: Sehen], … dass man das auch [Sperren: wahrnimmt]. Das sind [Sperren: Fehler], die sind zwar nicht gewollt, aber sie sind [Sperren: da]. Und deshalb [Sperren: ist] gerade diese Zeichnung so … extrem authentisch. Also … aus dem Leben heraus.
  • [Pause.]
  • [Sperren: Das] suche ich noch.
  • [Pause.]
  • Ich denke, deshalb auch diese kindlichen Zeichnungen. Wo ich ja bisher immer eher … äh … jemanden nachahme. Und zwar das Kind.
  • [Pause.]
  • Aber ich denke … In diese Richtung würde ich gehen wollen.
  • Und ich schaffe es halt gerade bisher [Sperren: nur] … also [Sperren: gut] eben … nur mit den … Aufzeichnungen. Mit dem Tagebuch. Äh. Und mit den …
  • [Straßenbahngeräusch.]
  • … Gesprächen über Kunst. Mit … äh … anderen Menschen.
  • [Pause.]
  • Wo ich in dem Moment Moment was ich sage, sage. Und was ich transkribiere. Und das Wort steht dann fest.
  • [Pause.]
  • Und wird nicht bearbeitet.
  • [Lange Pause.]
  • Das suche ich glaube ich jetzt noch.
  • [Pause.]
  • In der bildenden Kunst.
  • [Pause.]
  • Für mich.
  • [Aufnahme Ende.]