Toteninsel
Montag, 3. April 2017
Diplom Theorie Link Gespräch mit Christian Link- [Aufnahme Anfang.]
- [Beim Essen in einem Kaufhaus auf der Dachterrasse.]
- [Straßengeräusche. Laute Sirenen.]
- Meine Sicht: vieles nicht verständlich
- Christian hat mich ja vorhin gefragt, … [Räuspert sich.] … was ich daraus … äh … lerne oder ziehe. Aus dem Gespräch, was wir hatten. Richtig?
- [Geschirrklapper.]
- Stimmt.
- Okay. Und beim Fahrrad fahren fiel mir jetzt ein, dass es mir tatsächlich etwas gebracht hat.
- [Lacht leise.]
- Und zwar ging ich bisher immer davon aus, das war meine Annahme, dass … ähm … dass der normale Besucher, also wie ein Christian oder wie ein Alexander, die halt lediglich mal kurz in den Kunstraum …
- … Oder …
- … schauen …
- … die Oma.
- Oder die Oma.
- Dass die einfach kene … keine … keine Ahnung haben und total primitiv halt rangehen. Wie mit Sätzen: Das kann ich ja auch! Oder … ähm … Ach, das … das … ähm … äh … Oder ganz schnell begeistert sind. Nur weil es groß ist. Nur weil es schräg ist. Oder nur weil es eben … ähm … bunt ist. [Zieht Rotze hoch.]
- [Eine Frau lacht im Hintergrund.]
- Und aber eigentlich das Meiste überhaupt nicht … ähm … äh … verstehen können.
- Individualismus als Begründung
- So. Und … äh … Jetzt habe ich aber mitbekommen, … ähm … dass die [Sperren: Kunst] einfach eine ganz andere geworden ist. Also diese zeitgenössische zeitgenössisch Kunst zumindestens. Wenn ich mir betrachte … äh … in den Kirchen die Gemälde, die ja auch heute als Kunst angesehen werden. Ähm … Die waren ja für die Masse gemacht! Also das heißt, die haben eine Geschichte erzählt. Und die Masse, die nicht lesen konnte, die sollte denen sozusagen etwas zeigen.
- [Geschirrgeklapper.]
- Die sollte die Gläubigen halt … äh … zu… zusammen halten. In dem Kirchenraum. So. Und das verstehen die ja alle. Das heißt, da haben die nicht gefragt: Hä? Was soll das denn? Und so.
- [Kinderstimme.]
- Sondern es war halt leicht verständliche Kost. [Sperren: Heute] leben wir aber in einer anderen Gesellschaft. Zumindestens hier. Und zwar ist sie sehr sehr individualistisch. Das heißt, wenn wir eine Arbeit sehen, wie jetzt in der Galerie, … äh … mit den Baumarkt… ähm … äh …strukturen. Ähm. Dann sehen wir halt eine Arbeit von [Sperren: einem] Künstler. Äh … Und der hat [Sperren: nicht] unbedingt … äh … die … äh … die Symbolik genommen, oder Gedanken gehabt, die jetzt alle … äh … gleich haben. Sondern … Sondern die kommen halt aus einer ganz ganz eigenen … äh … Welt heraus.
- [Geschirrgeklapper.]
- Sicherlich natürlich … äh … bestückt mit … äh … der Umgebung in der er lebt. Das beeinflusst einen ja immer.
- [Pause.]
- Als Beispiel hatten wir vorhin halt das mit dem Arnold Böcklin Arnold Böcklin . Ähm. Die … Die Toteninsel Toteninsel . Wo du noch so gesagt hattest, das verstehst du. Das …
- [Pause.]
- Was hast du da gesagt? Bei … Bei der Toteninsel?
- Ja.
- Das … Das ist für dich Kunst oder …
- Eingeengte Interpretationsmöglichkeit
- Und die Interpretationsmöglichkeiten sind halt eingeengt.
- Genau. Darum ging es. Weil nämlich bei der Toteninsel werden halt Symbole verwendet, die auch zur damaligen Zeit, denke ich mir zumindestens, verstanden wurden. Zum Beispiel welche … ähm … äh … welche Art vom Baum benutzt wird. Was … Was … äh … Was das Wasser bedeutet. Was der Übergang … äh … be… äh … bedeutet. Ähm. Das verstehen halt auch noch sehr sehr viele Menschen. So. Weil das … Weil das sehr … Weiß nicht. Weil das … Weil das Zeichen sind, die halt … äh … die man lernt. Mit der Zeit. So … So wie wir eben lernen … ähm … äh … Was ist ein Baum. Was ist ein Strauch. Oder was ist eine Blume. So etwas definieren zu können. Eben. Und … äh … Bei der zeitgenössischen Kunst ist es halt anscheinend häufig so, dass es eben nicht … äh … mehr … Oder nicht mehr Symbole … äh … ähm … be… benutzt werden, die alle dann gleich verstehen sollen. Sondern sie kommen halt aus einer eigenen … äh … Welt. Aus einer Künstlerwelt. Und die verstehen halt nicht alle. Und das ist überhaupt nicht negativ! Das dachte ich ja immer erst. Es [Sperren: gibt] halt bloß dann ein paar, die das verstehen oder die sich damit auseinander setzen. Die lange Texte dazu lesen. Die Künstlergespräche führen. Und die dann Einblick in diese … äh … Welt erhalten. Aber das heißt halt nicht, dass das … ähm … ähm … Dass, wenn jetzt jemand sagt: Äh, das verstehe ich nicht … Und was ist daran Kunst? Und so. Dass das jetzt … ähm … schlecht ist. Dass er das sagt. Das [Sperren: passiert] halt einfach, wenn man … wenn man etwas macht, was … was … äh … Wie bei … Eben nicht wie bei Verkehrszeichen oder so. Was halt nicht allgemeingültig ist. Und gleichzeitig ist das, was ja bei Christian … der hat das etwas anders empfunden … Aber wo ich halt sagen würde: Genau das macht es eben jetzt aus! Du tauchst halt, indem du in so eine Ausstellung gehst, in eine [Sperren: ganz] bestimmte Künstlerwelt ein. Und … äh … Und kannst dich in dem Moment Moment … äh … mit deinen [Sperren: eigenen] Gedanken natürlich auch, damit auseinandersetzen. Und das ist nicht so, würde ich jetzt direkt so sagen, langweilig. Wie wenn du in eine Gemäldegalerie gehst. Wo du nur Landschaften siehst. Oder so. Und aus der Romantik. Ähm … Ein bisschen verklärt vielleicht. Mit einem Mond. Ähm. Mit Sonnenuntergang. Und so. Ähm. Das gefällt mir auch und würde ich mir auch gerne aufhängen. Aber es ist halt eine ganz andere … Oder man setzt sich ganz anders damit auseinander.
- [Pause.]
- Also ich finde es überhaupt nicht negativ, dass … ähm … nicht mehr negativ, dass ich … äh … dass sich Alltagsmenschen, nennen wir sie jetzt mal so, … [Räuspert sich.] … eher immer abwertend, … ähm … was ich jetzt zumindestens mitbekomme habe, dazu äußern. Das ist halt einfach so. Das ist in… individualistisch und … äh … da kommt das halt vor. Dass das die meisten eben nicht verstehen. Wenn man sich nicht damit auseinandersetzt. Auf der anderen Seite finde ich es natürlich nicht schön … äh … , dass dann so ein kleiner Kreis um die Künstler entsteht. Ähm … Ein [Sperren: Insider-Kreis]. Sozusagen. Und die wollen sich im Endeffekt auch ein bisschen abheben. So. Die verstehen etwas, was andere nicht verstehen. Äh … Die geben viel Geld … äh … dafür aus … ähm.
- Kunst ist elitär elitär
- Das ist elitär!
- Das ist elitär. So. Das … Das ist halt … Das ist die negative Seite von …
- [Pause.]
- … [Sperren: Individualismus]!
- Ja!
- [Pause.]
- Entsteht dadurch vielleicht sowas … sowas elitäres, was eben nicht alle verstehen und … äh …
- Ja aber das ist ja auch … ähm … mit Geld verbunden. Monitär. E… Elite.
- Ja aber elitär heißt doch immer, es ist eine Auswahl!
- Ja. Das ist eine …
- … eine kleine Gruppierung, …
- Ich verstehe Elite …
- … die sich …
- ja immer so: Da stellt sich jemand über andere.
- [Sperren: Genau!] Genau. Aber das kannst du doch nur, wenn … wenn eben Kunst … Kunst gemacht wird … äh … , die eben [Sperren: nicht] von allen verstanden wird. Und in dem Moment, wenn du Geld hast und dich mit dem Galeristen triffst und ihm sagst, du hast Interesse daran, und der redet mit dir, … .
- Ja.
- … verstehst du plötzlich Sachen, die andere nicht verstehen. Und du fühlst dich … halt gleich besser. Und dann kaufst du das halt. Das … Das ist jetzt natürlich jetzt nicht … , dass der Künstler das deshalb gemacht hat. Aber … da kannst du vielleicht elitär mit Kunst verbinden. Mit der heutigen zeitgenössischen Kunst.
- Ja.
- Das ist … Das ist … Das ist … vielleicht das, was es noch [Sperren: verstärkt]. Weißt du? Diese Strömung.
- [Pause.]
- Was davor jetzt nicht unbedingt, würde ich sagen, … äh … äh … ist. Wenn du kirchliche Arbeiten oder sozialistische ansiehst. Oder … [Sperren: Höhlenmalerei Höhlenmalerei ]. Oder so. Das … Das hat nichts elitäres an sich. Das sollten die Massen verstehen. Und deshalb kann … konn… können … können sich jetzt Menschen, die Geld haben, nicht damit … äh … abgrenzen. Und sozusagen zeigen: Schaut her Leute, ich habe jetzt dieses Gemälde bei … bei mir … äh … von der Ma… Madonna. Oder so. Das ist uninteressant. Eher. Außer das ist halt ein ganz berühmtes. Sondern wenn du heute sagst: Hier, du hast einen komischen … äh … blauen … blauen … äh … ne blaue Farb… Farbfläche … und das ist von diesem … äh … Klein. Mit dem Kalvin Klein Blau. Oder wie das heißt. Ähm. Dann setzt du dich ab. Die meisten verstehen es nicht.
- Ja.
- Aber du verstehst es und … äh … Und du verstehst es, weil du … weil du sozusagen Kunstkenner kennst. Die dir das beigebracht haben. Und … Du hast viel Geld dafür ausgegeben.
- [Straßengeräusche.]
- [Pause.]
- Der normale Betrachter kann es halt nicht verstehen
- Also es gibt … ähm … äh … Dass der normale Mensch eben … äh … [Sperren: Na ja] … Der Alltagsmensch … Also der jetzt nicht im Kunstraum … äh … drinne ist … Das sehe ich gar nicht mehr negativ. Dass er es gar nicht verstehen [Sperren: kann]. So. Was halt noch die Frage ist: Ist dieses mit dem elitären, mit … äh … dass sich da Leute sozusagen abgrenzen wollen, von der Menge, in dem … Na ja. Okay? Mal gucken.
- [Aufnahme Ende.]
Montag, 13. März 2017
Diplom Theorie Link Gespräch mit Christian Link- Rote Punkte
- Da sind hier irgendwo die roten Punkte.
- Genau.
- Na wenn hier rote … rote Punkte sind, dann sind die weg.
- Es [Sperren: gibt] keine Punkte.
- [Lacht.]
- Es gibt nicht einmal Titel.
- Das ist ein Kriterium. Ob da ein roter Punkt ist oder nicht.
- Nein! Da geht es ja nur darum … Wurde es gekauft. Aber da geht's einfach um den Kunstmarkt Kunstmarkt .
- Selbst … Selbst dann sagt es noch lange nicht, dass es jetzt gute Kunst ist. Das heißt bloß, dass jemand sich dafür interessiert. Und es halt bei sich hinhängen will. Überm Sofa. Zum Beispiel. Das … Das wäre ich jetzt zum Beispiel. Der sich Gedanken macht. Passt das in meine Wohnung oder nicht. Aber das heißt halt nicht, dass es gute Kunst ist. Sondern lediglich, dass es ein schönes Wohnaccessoir ist. Und womit man noch ein wenig angeben kann. Vielleicht.
- [Laute Stimmen im Hintergrund.]
- Die werden ja lauter! Jetzt [Sperren: müssen wir auch lauter werden]! [Lacht.] Also?
- [Pause.]
- Na gehen wir mal weiter.
- Wieso. Wir können noch zum Café.
- Na ich will jetzt noch nach hinten!
- Na okay. Wir gehen noch nach hinten.
- Na warte mal. Ich will erst einmal hier durch.
- [Frauenstimme im Hintergrund: Ja.]
- furchtbar baumarktmäßig
- Furchtbar!
- [Betrachten das Bild "Rainbow of Chaos Chaos Nr. 2", 2016, Ricardo Alcaide Ricardo Alcaide .] Rainbow of Chaos Nr. 2, 2016, industrial lacquer paint on mdf panel and cardboard, Ricardo Alcaide
- Nein! Ich finde … Du … Du siehst bei allen eine … glatte Oberfläche. Schonmal. Das heißt, dass … Das ist etwas Verbindendes. Von … Von den Arbeiten.
- Als ich klein war, hab' ich so kleine Schiffe versucht zu bauen. Mit mehreren Hölzern, die ich übereinander genagelt …
- Das sieht so baumarktmäßig aus. Das stimmt.
- Für mich waren das auch Schiffe. Wenn ich sie heute sehen würde wären es keine Schiffe.
- Nein. Ich dachte, du willst jetzt darauf anspielen, dass das halt … ähm … ähm … einzelne … Holzteile sind, die vielleicht nicht ganz zusammenpassen. Die dann zusammenmontiert wurden …
- Nicht passend!
- … Eine Komposition gemacht wurde. Na ja. Auch ein bissle halt mit der Farbe und so. Aber das ist ja alles aus Absicht gemacht. Behaupte ich jetzt mal.
- Mhm. Wenn [Sperren: ich] das irgendwo finden würde … Ja? Ich würde das wegschmeißen!
- [Pause.]
- Ist das nicht eine Schrift hier?
- [Pause.]
- Du?
- Mhm?
- Ist das eine Schrift?
- Wo ist die Schrift.
- [[Sperren: Knips.]]
- Der macht manchmal hier Fotos zwischendurch.
- [[Sperren: Knips.]]
- Na hier, diese Zeichen. "Ha". "Es". Kenne ich nicht. Das kenne ich auch nicht. Das erinnert mich an die Konstellationen-Bilder. Nur dass das hier cool aussieht.
- Das ist Zufall Zufall .
- Und warum ist es Zufall? Weil es eine sehr einfache … äh … äh …
- Hier steht Reinbow of Keios.
- Warte mal! Und warum ist es Zufall, Wei [Fußnote: Chinesischer Bekannter.]? Äh … Christian? [Grinst.] Weil es eine sehr einfache …
- In einer Gruppe mit dem Chinesen!
- [Lachen.]
- Weil das sehr einfache Formen sind. Und sehr einfaches Material. Was sich halt bei vielen Künstlern, die damit arbeiten, immer irgendwie überschneiden wird. Weißt du?
- [Pause.]
- Auf Chaos [Fußnote: Titel der Arbeit "Rainbow of Chaos N2"]. Und Chaos wäre für mich … wären für mich jetzt diese einzelnen Bretter. Die halt nicht speziell dafür gemacht vielleicht wurden.
- Aber jetzt wirst du ja gelenkt. Weil du den Titel gelesen hast.
- Das ist noch die nächste Frage. Was hättest du gesehen ohne dem Titel.
- Na ich habe mich ja jetzt eher auf einzelne Sachen konzentriert. Ich habe eher gedacht: Pfff. [Sperren: Furchtbar].
- Und was denkst du jetzt, wenn du den Titel siehst?
- Es wird nicht besser.
- Wie heißt das? Rainbow of … Chaos.
- Nummer 2!
- Okay.
- Es wird nicht besser.
- [Pause.]
- Also hier ist ja der Punkt … Wenn ich dieses Chaos machen würde, würde ich es sogar noch schöner machen.
- Ich find's aber gerade cool. Diese ganzen kleinen Zeichnungen. Hier drauf. Mit dem … Wo muss genau was sein und so. Das zeigt ja eher, dass das eben ein … geführter Chaos ist. Also dass das nicht … ähm … bloß zufällig so ist. Sondern der hat halt markiert, wo das sein soll. Und danach hat er es dann festgemacht. Rainbow of Chaos Nr. 2 (Ausschnitt), 2016, Ricardo Alcaide
- Absichtlich unsauber
- Na ja. Man könnte auch sagen, er hat unsauber gearbeitet.
- [Sperren: Nein]. Das hat er eben nicht. Oder er hat das erst nachträglich gemacht. Das kann natürlich sein.
- Ich gucke mal hier …
- Er hat erst unsauber gearbeitet und dann …
- Ja aber das ist doch Absicht! Du sollst ja die Spuren sehen, die derjenige da gemacht hat. Das macht's doch …
- Warum soll ich das.
- Na ansonsten wäre es wirklich nur noch ein Designobjekt. Was halt schön aussieht. Und so hat es noch eine Geschichte. Und die Geschichte, die ist hier in dem Moment Moment auf diesem Ding drauf. Geschrieben.
- Das hat doch nichts besonderes!
- Hast du das schon einmal gesehen?
- [Pause.]
- Nö.
- Dann ist es ja was Besonderes.
- [Sarkastisch.] Ach ja? Alles was ich noch nicht gesehen habe, ist was Besonderes.
- Für dich ja!
- [Sperren: Nö.]
- Für dich doch! Oder warum ist das für dich nichts besonderes.
- Kann ich selbst machen!
- Weil ich das selber … genau so produzieren könnte.
- Die Toteninsel Toteninsel kannst du auch machen. Du brauchst halt …
- Nee. Die kann ich nicht machen.
- … nur ein bisschen Übung.
- Da … Da fehlt mir auch …
- Handwerk Handwerk .
- … Handwerk.
- Aber das hatten wir doch schon.
- Aber da fehlt mir natürlich auch …
- Der Blick!
- … die Idee.
- Die Komposition!
- Und der Wille. Aber hier … Ich meine … Da kann ich mich hinstellen und kann es einfach zimmern. Wenn mir langweilig ist. Und quasi so ein bisschen 'rum malen.
- Bloß deines hängt nicht in der Galerie.
- Ja das ist ja der Punkt! Aber wie kommst du dahin?
- Also ich würde jetzt hier zum Beispiel so …
- Und …
- Ich würde jetzt hier zum Beispiel so kleine Figürchen, die ich so finde, irgendwie noch so trapieren. Wie ein kleines Regal.
- Wo du das jetzt wieder sagst … Das hängt nicht in der Galerie. Mein … Nicht-Gemachtes.
- Kunst ist, was der Markt als Kunst definiert
- [Lacht.]
- Dann merkt man ja wieder: Vielleicht geht es ja sehr … um den [Sperren: Markt]. Für dich ist Kunst, …
- [[Sperren: Knips.]]
- … was der Markt als Kunst definiert. Hier sagt der Markt: Das ist Kunst! Wir können dafür Achtzehntausendfünfhundert Franken verlangen. Aber das ist doch …
- Aber verlangen heißt ja nicht, dass man es bekommt.
- Okay. Natürlich kann man jetzt sagen: Was der Markt als Kunst definiert … Das ist die Kunst.
- Na das finde ich eigentlich irrelevant. Was der Markt sagt.
- Ja aber darüber hast du doch gerade darauf angespielt.
- [Sperren: Nein!] Ich … Was der Markt sagt … Das sagt ja nicht, dass es gute Kunst ist. Das heißt lediglich, dass es reiche Leute gibt, die dafür viel Geld ausgeben. Weil sie gehört haben, dass das gute Kunst sein soll. Es kann ja auch … äh … gute Kunst sein, die nicht gekauft wird. Weil's einfach noch niemand mitbekommen hat.
- Was ist denn gut und schlecht. Also an Kunst.
- Na das wäre jetzt ja wieder eine individuelle Entscheidung. Die [Sperren: du] fällen musst.
- Ja aber ich … Ich dachte, es geht erst einmal um die Frage: Ist das überhaupt Kunst für mich, oder nicht.
- Na du hast gesagt, es ist für dich irgendwie etwas, was du selbst machen kannst.
- [Spricht wieder leiser:] Das ist ja für mich nichts. Keine.
- Auch in Verbindung mit diesem großen hier? Wo du noch …
- Das ist sehr interessant! Dieses Ding.
- [Pause.]
- Gehen wir weiter?
- Ja, bitte.
- Gab's nicht in dem Kunstmuseum dieses eine …
- Hier denke ich noch …
- … das mit den Regalen? Weißt du noch, was ich meine?
- Nein.
- Wo … Wo wir mit der Frau waren. Und danach im Café.
- In dem Schaulager?
- Nee. In diesem Kunstmuseum.
- Mit der Sabine!
- Genau. Und wo dann Regale so herumstanden. Und … ähm … Abgebrannt glaube ich. Leicht. Ne?
- Das weiß ich nicht mehr.
- Okay.
- Wenn ich das sehe, denke ich an meinen Keller
- Wenn ich [Sperren: das] sehe, denke ich an meinen Keller.
- Hast du da [Sperren: so] kleine Regale?
- Nee. Nicht ganz so kleine. Aber ein bisschen größer. Aber auch ein bisschen hoch.
- Aber das ist ja eben kein Regal mehr. Mit der Funktion eines Regals.
- Wieso nicht.
- Kannst du da was reintun?
- Da wurde doch was reingetan.
- Es ist etwas, was du … äh … reintun würdest, um es zu lagern und dann später wieder zu nutzen?
- Vielleicht.
- Was war [Sperren: das] jetzt für eine Antwort! [Lacht.]
- Na ja. Guck mal. Du kannst doch die Platten da rausnehmen.
- Nee. Kannst du gar nicht mal. Weil die Platte höher ist als das Regal.
- Aber das. Ich hab' ja auch nur gesagt, es erinnert mich an … meinen Keller.
- Na das ist doch gut. Das heißt, es gibt eine Verbindung zwischen dir und zwischen dieser Arbeit.
- [Spricht leise:] Ja aber es ist … [Sperren: Pfff] …
Samstag, 11. März 2017
Anatomisches Museum Link (zur Ausstellung von gestern, aus Ausstellungs-Katalog) Kunst- und Wunderkammern Kunstkammer im 16. und 17. Jahrhundert von Adeligen, Kirchenmännern, Kaufleuten, Ärzten, Apothekern Wunderwerk göttlicher Schöpfung sollte gezeigt werden Museum von Arzt Ole Worm, Kopenhagen Link Ole Worm (1588 - 1654, Arzt) zeigt aber auch Endlichkeit des Seins Memento mori - Gedenke deines Endes im Barock weit verbreitetes Appell oft Präparate eindrucksvoll präsentiert wie klagende und musizierende Kinderskelette Präparatearrangement mit klagenden Kinderskeletten, Konkrementen und Gefäßausgüssen, von Anatom Frederik Ruysch Anatomisches Theater: römischem Kollosseum nachempfunden Anaton steht in der Mitte, seziert und demonstriert Leichnam den Studenten mit Ziel Körper in all seinen Formen und Funktionen zu ergründen neben Studenten auch Laien, wie Würdenträger und interessierte Bürger Anatom stellt Leib des Menschen als Wunderwerk Gottes vor Muskelmann, Mitte 19. Jahrhundert, Jacques-Eugène Caudron Jacques-Eugène Caudron (1818 - 1865, Bildhauer Bildhauerei ), Skulpturensammlung Dresden Link Muskelmänner beliebte anatomische Studienobjekte in Künstlerstudios in Früher Neuzeit (16. - 17. Jahrhundert) Gesichtsschädel mit aufmodellierten anatomischen Strukturen in Wachs, A & P Seifert, Berlin, 19. Jahrhundert, Wachs-Trockenpräparat Rechter Unterarm mit Wachsinjektion der Arterien, 1898, kombiniertes Trocken-Injektionspräparat, Inventar Inventar -Nr. ANA2006/511 Ziel Pathologen: vom toten Körper auf Krankheitsprozesse im Lebenden zurückschließen Gesichtsurne aus Liebenthal bei Marienburg in Westpreußen, 1871 Rudolf Virchow publizierte über Mützenurnen[?] Diplom Theorie Link Gespräch mit Christian Link- Schönes Objekt ist keine Kunst
- [Aufnahme Anfang.]
- [In der Galerie.]
- Wieso hast du gerade gestöhnt, als du das Bild gesehen hast?
- [Flüsternd:] Das ist keine Kunst. Das ist ein schönes Objekt. Wie … Ein schönes Design-Objekt!
- [Macht ein Foto von der Arbeit.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Betrachten das Bild "Critical", 2015, industrial lacquer on mdf panel, Ricardo Alcaide Ricardo Alcaide .] Critical, 2015, industrial lacquer on mdf panel, Ricardo Alcaide
- Kunst ist das nicht.
- Das hängt jetzt aber in einer Kunstgalerie.
- Na ja. Aber deswegen ist es ja nicht Kunst.
- Für mich schon.
- Was ist für dich daran jetzt so besonders?
- Warum ist es ein Design-Objekt?
- Na ja. Weil es schön ist. Also ich würde mir das hinhängen.
- [Sperren: Echt?]
- [Kleinlaut:] Vielleicht.
- [Lachen.]
- Ich denke … Gerade durch diese Löcher wird es dann wieder zu etwas, was ein Designer sich nicht hängen würde. Weil die ja eher …
- Nö. Die zeigen ja vielleicht, dass es früher mal was anderes war.
- Ach so?
- Und … äh … vorher eine andere Funktion hatte.
- Die hat er nicht erst nachträglich reingemacht? Das dachte ich gerade.
- Na ja. Das weiß man jetzt ja nicht.
- Na du kannst schon recht haben.
- Na aber … Schau. Das ist einfach ein … Dreieck mit … ähm … ein paar Linien. Gefärbt. Fast wie eine Straßenkarte.
- [Straßenbahn Eisenbahnstraße fährt vorbei.]
- Aber nichts besonderes.
- Na doch. Würdest du denn sowas machen?
- [Pause.]
- Nö. Aber ich [Sperren: könnte].
- Dann ist es doch aber …
- [Lachen.]
- Das Graffiti Graffiti draußen kannst du auch machen.
- Ja. Das ist ja der Punkt. Aber da hab' ich gesagt: Da ist ja das Besondere, dass man ja schon in die Illegalität geht. Das [Zeigt auf das Bild.] hat für mich nichts besonderes.
- Dann zeig' mir mal was Besonderes!
- Na wir müssen gucken.
- [Pause. Rascheln. Beide gehen durch den Raum.]
- Das mit den Löchern war aber aus Absicht.
- [Fremde Person in Galerie hustet.]
- Sagst [Sperren: du].
- [Sperren: Weil] hier jetzt auch Löcher drinne sind.
- Was ist das denn überhaupt.
- Red' mal lauter! Ich höre dich nicht!
- [Pause.]
- Na ja. Es schaut fast aus wie so eine Fließenwand.
- [Geraschel. Mikrofon reibt an Jacke.]
- Mit Fugen.
- Vor allem nicht grundiert! Oder? Sonst würde das nicht hier abplatzen.
- Na das ist doch gewollt!
- Also kein Design, sondern Kunst!
- Mhm. Ich weiß nicht.
- Und ich sehe mich drinne. Das ist gut.
- Na ja. Siehst du aber … Das ist so …
- [Zieht die Nase hoch.]
- Toteninsel Toteninsel von Böcklin Arnold Böcklin
- Für mich ist Kunst eher das, was man zu … Die Toteninsel!
- Warum das?
- Vom Böcklin. Toteninsel, 1880, Arnold Böcklin, Kunstmuseum Basel
- Das finde ich besonders.
- Warum.
- Besonders = Komposition und gegenständlich
- Na die Komposition.
- Hier hast du auch eine!
- Ja aber da ist es gegenständlich. Was man dort sieht. Und hier nicht.
- Das ist eine Mauer. Das [Sperren: ist] gegenständlich.
- Der Böcklin hat sich Gedanken gemacht!
- [Zeigt auf das Bild.] Der nicht?
- Nö.
- Das ist doch auch nicht wahllos.
- Interpretationsmöglichkeiten zu viele
- Na ja. Pfff. Das ist ziemlich frei hier … Die Interpretation, die da jeder reinstecken kann. Während die Toteninsel, die hat … die hat schon … gibt eher was vor. Schränkt eher ein. Das hier ist wahllos. Jeder kann da was Eigenes hinein interpretieren.
- Aber bei der Toteninsel hat die Gesellschaft im Endeffekt jener Zeit vorgegeben, was die Symbole bedeuten. Und das wurde dann in das Bild hineingetan.
- Ja!
- Das ist doch eigentlich langweilig! Das ist was Gewöhnliches! Hier [Deutet auf das Bild.] würde ich sagen, ist zum Beispiel eine … eine Sprache, die du nicht sofort verstehst. Also die sozusagen von jemanden gemacht wurde …
- Es gibt keine. Weil jeder … Derjenige, der das macht versteht was darunter. Vielleicht. Aber jeder, der sich es anguckt, hat ja seine eigene Sicht.
- Das ist doch super!
- Ja aber …
- Bei der Toteninsel wird im Endeffekt alles vorgekaut. Was … Was die Bäume bedeuten. Was dieser … äh … Was dieser … dieser Weg für eine Geschichte hat … Vom Festland zur Insel.
- Ja!
- Das ist Geschichte!
- Es ist gefasst. Eingefasst! Und in der … Ich meine, du weißt es sicherlich … Es gibt ja diese verschiedenen Versionen. Alle sind ein bisschen anders. Weil das Ding an sich gibt es ja nicht.
- Welches Ding?
- Diese Insel. Es gibt halt …
- [Sperren: Doch]. Es gibt ein Vorbild.
- Na aber das ist da so ein Friedhof. Der hat ja …
- Wo denn?
- Na bei Venedig!
- Ach so. [Lacht.] Das wusste ich gerade nicht.
- [Lacht ebenfalls.] Der … Der hat … Der hat ja … Der hat ja keinen Berg.
- Warst du da?
- Ja, ich war schon da.
- [Sperren: Auf] der Insel.
- Ja.
- Wie kommt man da drauf?
- Mit dem … Mit diesen Booten.
- [Lacht.] Das ist ein Touri-Ding. Oder was?
- Na eben nicht. Aber wir wollten einen Ruhepol, als wir da waren.
- Und da sind bloß Gräber.
- Ja.
- Und das hat auch der als Vorbild …
- Gedankengänge Künstler und Betrachter sollten sich ähneln
- Na ja, das war eines der Punkte. Aber warum hat er die anderen Elemente reingemacht … Das weiß ich nicht. Ich will nur damit sagen … ähm … Er hat ja auch was zusammengestellt. Aber etwas Eingeschränktes. Wo die … Wo die Gedanken von allen, die sich das angucken, ja ähnlich sind, in eine ähnliche Richtung gehen. Hier [Zeigt auf Arbeit.] … Das ist … Pfff … Je nachdem, wie meine Gefühlslage ist und mit welchem Hintergrund ich hier her komme, sehe ich da was anderes.
- Und ist das jetzt komisch? Für dich? Oder was?
- [Pause.]
- Ja! Das ist für mich halt … Das ist [Sperren: zu] frei. [Sperren: Zu] offen. Hier brauchst du wieder einen Erklärungstext.
- Nö. Du siehst doch ein Muster! Das reicht doch als …
- Das ist die Kom…
- Komposition!
- Das ich da eine Komposition habe?
- Und das ist ein Spiegelbild Spiegelbild . Du siehst dich selbst. Diese Reflexion.
- Ach. Ist das gewollt?
- [Sperren: Natürlich] ist das gewollt.
- Wieso.
- Na sonst kann der ja … Der hat ja das Material extra ausgesucht.
- Na ja, aber …
- Das ist ja Klavierlack. Oder sowas.
- Warum hat er dann keinen Spiegel drangebaut.
- Für mich wäre da jetzt ein Spiegel drinne.
- [Geräusche. Mikrofon reibt an Kleidung.]
- [Beide gehen weiter.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Betrachten das Bild "System", 2016, Ricardo Alcaide.] System, 2016, industrial lacquer paint on mdf panel and cardboard, 140 x 170 cm, Ricardo Alcaide
- [Pause.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Sie stehen vor der nächsten Arbeit.]
- Ich traue mich nicht rüber. Was ist denn das?
- zu hoher Preis für Kunstwerk
- [Blättergeraschel.]
- Das ist der Preis für die Arbeit.
- [Flüsternd:] [Sperren: Unglaublich!]
- [Pause.]
- [Noch leiser, damit die Aufsicht nichts hört.] Achtzehntausendfünfhundert Franken.
- Die haben hier auch acht Prozent Steuer?
- Mhm. Für irgendwelchen Mist.
- [Pause.]
- Du brauchst noch einen Kaffee! Lass uns das mal durchgehen! [Blättert durch das Werkverzeichnis Werkverzeichnis .]
- Nimm das mal mit.
- Ich nehme es nachher mit.
- Nee. Wir können das gleich durchgehen.
- Über Kunst laufen
- Wer geht zuerst rüber? Ich will keine Alarmanlage hören.
- Hier gibt's doch keine Alarmanlage.
- Okay. Ich gehe einfach.
- [Schrittgeräusche über Ziegel.]
- Jetzt bist du über [Sperren: Kunst] gelaufen.
- Das hat aber was cooles.
- Warum?
- Keine Kunst, oder doch? Mit Symbolkraft
- Das ist auch keine Kunst. Aber es hat was symbolisches. Du gehst in einen Raum und du siehst das auf dem Boden …
- Ja, jetzt fühle ich mich irgendwie auf der anderen Seite.
- Mhm. Das teilt etwas. Aber es hat eher was … Pfff …
- Na du bist ja nicht drauf geblieben.
- Na ja … Vielleicht ist das doch Kunst. Es macht … Es ist halt was Besonderes. Es macht was mit dir.
- Was denn?
- Es ist wie eine Grenze.
- [Pause.]
- Symbolisch.
- [Geräusche beim Blättern durch die Liste.]
- [Schaut aus dem Fenster.] Funktioniert die Tankstelle noch?
- Ja.
- [Blattgeräusche.]
- [Lautes Telefonklingeln.]
- [Aus dem Hintergrund: Hallo!]
- Das sind fünfzig Steine. Und sie sind … ähm … alle wie unterschrieben.
- [[Sperren: Knips.]]
- [Betrachten das Bild "Unsettled", 2017, Ricardo Alcaide.] Unsettled, 2017, 50 numbered and signed bricks, Ricardo Alcaide
- Was sind sie?
- Unterschrieben. Nummeriert und unterschrieben.
- Dadrunter.
- Wo das ist …
- Okay. Na das ist ja dann für den Kunstmarkt Kunstmarkt .
- Na ich meine … Die Wirkung ist halt cool. Es teilt. Du machst dir Gedanken. Kann ich da jetzt rüber? Oder nicht?
- Es ist halt was anderes als jetzt ein Bild, was an der Wand hängt. Weil das halt so … so normal ist.
- Es hebt sich halt damit ab.
- Meine ich ja.
- Damit hat es was besonderes.
- Aber wenn du bloß das jetzt in dem Raum hättest … wäre das vielleicht wieder zu wenig.
- Nur was besonderes, da im Kunstraum
- Wenn du vielleicht nicht … Vielleicht wirkt es nur in dem Kontext. Ob es in einer Galerie … oder ob es in einem Museum wäre. Wenn es einfach irgendwo ist …
- Wenns irgendwo draußen in der Stadt wäre, wäre es vielleicht irgendwie lahm.
- Du würdest halt nicht automatisch drüber laufen.
- Es wäre halt einfach ein architektonisches … ähm …
- Manche würden es einfach nicht sehen. Aber das stimmt. Die Wirkung wäre anders. Aber [Sperren: hier] … in dem Kontext … hat es aber eine bestimmte Wirkung auf dich.
- Na das ist wieder so ein schwammiges …
- Du fühlst dich wirklich erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Das hat da ja was trennendes. Eigentlich symbolisiert es mehr oder weniger das, was auch Grenzen sind.
- Aber diese Gedanken kommen dir dann ja nur, [Sperren: weil] es in einer Kunstgalerie ist. Und nicht, wenn es draußen ist. Da sind wir über die Straße gelaufen, da hast du dir kein Zeichen genau angeguckt. Könnte das irgendwie eine Grenze sein? Oder so.
- Ja. Außer es stünde ein Schild, was mir sagt: Hier!
- Wenn du hier jetzt aber in der Galerie nen Zebrastreifen rein machen würdest, dann wäre dieser Zebrastreifen in dem Moment Moment auch etwas, worüber du mehr nachdenken würdest. Über Übergang. Über Grenze. Äh … Vorfahrt. Keine Ahnung was.
- Bleiben wir mal bei dem Kriterium für [Sperren: mich]. Ne? Hier geht es ja um [Sperren: meine] …
- [Sperren: Nee]. Das ist ein [Sperren: Gespräch]. Wir diskutieren beide zusammen. Ich will meine Stimme auch hören!
- Äh … Die ist wieder öfters zu hören als meine.
- Wir sehen es an den Sprechblasen.
- Das besondere … Und egal was du jetzt … Das besondere kann natürlich auch in einem bestimmten Kontext erst etwas Besonderes sein. Aber es ist ja trotzdem etwas Besonderes.
- Auch in der Galerie ist es [Fußnote: Die Ziegel-Arbeit.] was Besonderes.
- Ja.
- Anders als das Bild.
- Mehr Kunst, weniger Kunst, Graubereich
- [Sperren: Das] ist mehr als Kunst … Als das Bild.
- Was ist [Sperren: mehr als Kunst]?
- Na das macht es mehr zur Kunst. Entschuldigung.
- Wieso. Was ist denn [Sperren: mehr] und was ist [Sperren: weniger] Kunst.
- [Pause.]
- Na ja. Vielleicht …
- Was ist denn Kunst.
- [Flüstert:] Das weiß ich nicht.
- Wieso nimmst du dann so ein Wort in den … in den Mund.
- [Aus dem Hintergrund, die Aufsicht telefoniert: [Sperren: Ich hab' zwar] …]
- Ich glaube, für mich gibt es schon so eine Abstufung. Wo ich sagen würde … Das ist jetzt nicht schwarz und weiß. Es gibt für mich ja keine klare Definition. Deswegen kann ich nicht sagen: Das ist auf jeden Fall Kunst. Okay. Das kann ich sagen. Dann würde ich sagen: Mhm … Das vielleicht. Wie das Graffiti da! Das ist … Das ist so ein Graubereich. Es gibt Dinge, wo ich eindeutig sagen würde: [Sperren: Nein].
- Aber will der Graffiti-Typ der Gesellschaft etwas mitteilen? Oder bloß eine Marke hinterlassen. Wie ein Hund.
- Das wissen wir jetzt ja auch nicht.
- Na ich weiß es gerade bei Graffiti allgemein nicht. Ob das … Also warum die das machen.
- Dort war es ja eher ein Text als Geschmiere.
- Ist … Ist ein [Sperren: Täg]. Das nennt man [Sperren: Täg]. Die hinterlassen ihre Signatur Künstlersignatur .
- Es gibt … So ein richtiges Graffiti ist ja schon eher ein bildliches Ding.
- [Pause.]
- Denke ich.
- Na ja, aber die Frage ist, warum die das …
- [Lautest Telefonklingeln.]
- … machen. Ist es im Endeffekt das selbe, wie wenn ein Künstler in einer Galerie ausstellt? Er dann sozusagen Zeichen hinterlässt? Was aber [Sperren: sehr] temporär ist. Weil es ja auch bloß eins zwei Monate …
- [lautes Telefonklingeln]
- … da sein wird. Was [Sperren: du] wieder … Wo du vorhin gesagt hattest … Das sollte beständig sein. Oder so …? Das ist es hier ja aber nicht! Das ist es hier ja aber nicht! Diese einzelnen Dinger sind [Sperren: nur] in [Sperren: diesem] Raum in [Sperren: dieser] Länge genau [Sperren: jetzt] so. Und die werden nie wieder genau so ausgestellt werden. Das heißt, sie sind nicht beständig.
- Aber sie sind immer fünfzig … Und nicht einfach …
- Das weißt du nicht. Die sind jetzt hier fünfzig. Weil die vielleicht genau hingepasst haben. Und die Zahl fünfzig …
- Hier steht aber fünfzig.
- Ja weil das fünfzig Dinger sind.
- Fünfzig.
- Man bezahlt für fünfzig oder für eins?
- Na für das Ding!
- Zeig mal. Das glaube ich nicht.
- [Blätterrascheln]
- [Sperren: Mensch.]
- Hier ist es.
- "Price upon request."
- [Stimme der Aufsicht ins Telefon: Und dann habe ich noch …]
- Ich glaube aber nicht, dass die Zahl fünfzig jetzt so wichtig ist.
- Und es ist ja genau abgemessen.
- [Sperren: Ja weil] … Die geben [Sperren: immer] die Daten davon an. Ähm … äh … Wie groß ist die eigentliche Arbeit. Das heißt nicht, dass das gewollt ist.
- Also stellst du das jetzt in Frage oder was? [Lacht.]
- Weil [Sperren: du] das nicht in Frage stellst!
- [Lachen.]
- [Pause.]
- Kriterium, überhaupt zu fragen, ob es Kunst ist
- Ist das auch ein Kriterium?
- Was?
- Das ich es in Frage stellen kann.
- Nee. Das du überhaupt auf den Gedanken kommst, es in Frage zu stellen, ist das Kunst oder nicht. Da draußen in der Landschaft bist … Da stellst du [Sperren: nichts] in Frage. Da sagst du nicht: Ist das ein Baum? Ist das kein Baum? Hier fragst du halt …
- Weil es halt eindeutig definiert ist. Das ist etwas …
- Definition eindeutig
- [Sperren: Wer] definiert das eindeutig.
- Das es ein Baum ist oder nicht.
- Das es ein Baum ist oder kein Baum.
- Die Biologen werden dafür schon eine eindeutige Definition gefunden haben.
- Aber wir selbst haben in unserem Kopf abgelegt, ab wann ist ein Baum ungefähr ein Baum. Ab wann ist es ein Strauch. Ab wann ist es eine … Blume.
- Ja.
- [Frau im Hintergrund ins Telefon: Okay.]
- Da gibt's aber auch Grenzbereiche.
- Okay. Hier ist es natürlich schwieriger. Weil, wie wir ja alle wissen, … Deswegen bist du ja auch so unsicher und machst überhaupt so eine Befragung, mhm … Es gibt keine eindeutige Definition. Deswegen kannst du nicht einfach sagen, für d
- Ja das ist … Das ist das jetzt. Das ist jetzt Kunst. Und das ist das nicht.
- Es ist aber in einer Kunstgalerie. Deshalb ist es für mich automatisch Kunst. Ob das jetzt gute oder schlechte …
- Für mich nicht.
- [Sperren: Nein!] Da würde ich zum Beispiel unterscheiden zwischen … Ist das gute …
- [Frau im Hintergrund: Mache ich.]
- … oder keine gute Kunst. Aber es [Sperren: ist] Kunst. Weil es in einer Galerie ausgehangen wird. Und so definiert wurde. Von anderen. Dann ist es ja per se … Dann [Sperren: ist] es Kunst. Wenn jemand sagt, es ist Kunst, dann ist es für ihn Kunst. Zumindestens wenn es einer sagt, ist es Kunst.
- Das [Sperren: könnte] dann Kunst sein.
- Es geht nur darum, was [Sperren: du] darin siehst. Gute Kunst oder nicht so …
- Je nach Galerie ist es Kunst oder Geldkunst
- Nein nein nein. Das entscheidende ist ja, wenn es in einer Galerie ist … [Sperren: Galerie] repräsentiert das … den Kunstmarkt.
- Das stimmt nicht.
- Für mich.
- Es kommt auf die Galerie drauf an.
- Da sehe ich hier [Fußnote: In der Liste.] [Sperren: Geld].
- Das stimmt.
- Also ist das hier eine …
- Es gibt aber auch Kunstvereine, die haben ihre Räume.
- Das ist aber was anderes. Das ist dann ein Raum, ein Ausstellungsraum.
- So wie hier!
- Hier ist das aber eine Galerie. Hier geht es darum zu verkaufen.
- Das kaufen Leute?
- [Pause.]
- Repräsentant des Marktes
- Ja. Hier geht es doch um … Und deswegen ist das wie die Art Basel. [Flüsternd:] Das ist eine Repräsentation des Marktes.
- Aber das ist extrem dort. Finde ich.
- So. Und für die geht es ja um eine andere Frage. Die können natürlich festlegen: Wir stellen das aus. Und können sagen: Für uns ist das hier Kunst. Und vielleicht auch für Leute, die hier einfach denken: Okay, alles was in der Kunstgalerie ist, muss Kunst sein.
- Der Raum muss bezahlt werden! Der Strom! Der Künstler muss bezahlt werden! Viele müssen ja denken es ist Kunst und kaufen es für diese tausenden von … von Franken.
- Ja aber warum … Es muss keine Kunst sein. Es kann ja auch ein Designobjekt sein.
- Aber niemand gibt für ein Designobjekt soviel Geld aus. Das ist ein [Sperren: Unikat]. Das ist vielleicht noch einmal ein Unterschied zu einem Designobjekt. Wo ich sagen würde, es ist meistens eine Auflage.
- Das ist ja die nächste Frage. Wir wissen ja überhaupt nicht, ob überhaupt jemand was nimmt. Was passiert denn mit den ganzen Objekten …