Graffiti
Donnerstag, 27. April 2017
Diplom Arbeit Link Vorschau Standpunkt für Klassenraum weitere Beispiele für Ausdrucke Link mehrere solcher Holzkonstruktionen mit Ausdrucken (A2 oder A1?) gegen eine Wand lehnen eventuell mit mehreren Papieren je Konstruktion übereinander, können durch anheben angesehen werden (sind oben mit Nagel oder so an Platte befestigt) Vorschau Standpunkt, handgeschrieben Link Link Skizze Link links und rechts von Herme Herme /Büste Büste Lautsprecher übereinandergelagerte aufgezeichnete Gedanken werden abgespielt, siehe Link Beispiel geht über 50 min auf 10 min kürzen, einmal stündlich abspielen bei Diplom-Präsentation: wie lange darf ein Video sein? daran orientieren Idee mit überlangem Ständer (wie in Werkstatt) und Gipsbüste finde ich gerade besser als Herme Gipsbüste mit Silikon Silikon Negativ herstellen, dann mit sehr leichtem Material noch einmal abgießen würde mehr die Idee von Kunststudent Kommilitone wiedergeben (im Lernprozess) umsetzen Link in Metallwerkstatt[?] nachfragen, ob ich dort Konstruktion bauen kann Skizze Link Gespräche über Kunst: drei lange Papierbahnen, A4-Papier aneinandergeklebt gut zusammengefasst: "Was würde Oma dazu sagen?" Link über den Raum verteilen? Diplom Theorie Link Gesprächsthemen bei Christian Was ist Kunst? Kriterium Besonderheit / muss sich abheben Graffiti Graffiti Es hebt sich ab Wo fängt Ungewöhnliches an? Land Art LAND ART Kunst muss bleibend sein Voyager Golden Record Schönes Objekt ist keine Kunst Toteninsel Toteninsel von Böcklin Arnold Böcklin Besonders = Komposition und gegenständlich Interpretationsmöglichkeiten zu viele Gedankengänge Künstler und Betrachter sollten sich ähneln zu hoher Preis für Kunstwerk Über Kunst laufen Keine Kunst, oder doch? Mit Symbolkraft Nur was Besonderes, da im Kunstraum Mehr Kunst, weniger Kunst, Graubereich Kriterium, überhaupt zu fragen, ob es Kunst ist Definition eindeutig Je nach Galerie ist es Kunst oder Geldkunst Repräsentant des Marktes Rote Punkte furchtbar baumarktmäßig Absichtlich unsauber Kann ich selbst machen! Kunst ist, was der Markt als Kunst definiert Wenn ich das sehe, denke ich an meinen Keller verhüllte Arbeit Sinnloses = Kunst Alles was da hängt wird zur Kunst Kindliche Zeichnung Kinderzeichnung Besonders, da groß Sehr furchtbar, furchtbar und nicht so furchtbar Kindliche Zeichnung Intuitive Entscheidung Kinder würden nicht so groß zeichnen Beziehung Kunstmarkt Kunstmarkt Gesellschaft Baumarktästhetik In Kunst gehen Passt nicht in WohnungMittwoch, 5. April 2017
Diplom Theorie Link Gespräch mit Friseurin Link- [Aufnahme Anfang.]
- [Nach Gedächtnis aufgeschrieben.]
- [Jacke abgelegt. Vor Spiegel Spiegelbild hingesetzt.]
- [Friseurin streift Kittel über mich.]
- Waschen?
- Nein nein.
- Wie möchtest du es haben?
- Ganz kurz. An den Seiten. Oben etwas länger.
- Was heißt kurz?
- Sechs Millimeter?
- Sechs Millimeter.
- [Sie fängt an zu schneiden.]
- Gerade Mittagspause?
- Nein nein. Ich bin Student Kommilitone .
- Also immer Pause.
- [Lächelt.]
- Was studierst du?
- Kunst. An der HGB. Kennen Sie die?
- Nein. Kunst …
- Ich schreibe gerade meine Abschlussarbeit über Kunst.
- Darüber kann man viel schreiben?
- Es gibt ganze Bücher voll!
- Wirklich? Aha.
- [Pause.]
- Kunst … Kunst ist für mich, wenn ein Konditormeister eine Torte herstellt.
- Das ist schon Kunst? Eher Handwerk Handwerk , oder?
- Ja. Kunst eben. Das kann ich selber nicht!
- Oder dieses da! [Zeigt auf Plakat mit frisiertem Frauengesicht.]
- Das Plakat?
- Nein. Die Frisur!
- Das ist schon Kunst? Für mich ist es Handwerk.
- Nein. Kunst!
- Bei Kunst müsste noch … irgendwas interpretiert werden können. Irgendeine Frage sein. Ein Gefühl transportiert werden. Oder so. Halt etwas, was mehr als bloßes Handwerk ist.
- Aha.
- Nein.
- Das ist Kunst.
- [Pause.]
- Graffiti Graffiti kann schön sein.
- Außer die Hauswand gehört einem selber.
- Es gibt richtig schöne Graffiti. Wo ich sagen würde: Das ist Kunst.
- Kennen Sie Pissoirs? Die Toiletten-Dinger? Das ist große Kunst!
- Aha. Alles kann Kunst sein?
- Prinzipiell ja.
- Aha. Wirklich? Alles?
- Ja! Es muss nur Menschen geben, die das so bezeichnen.
- Aha.
- [Schneidet weiter. Schaut immer wieder über den Spiegel in meine Augen. Zweifelnd.]
- Dieser Hundertwasser … Den verstehe ich nicht.
- Wie kommen Sie darauf? Der mit den Häuserfassaden?
- Ja. Oder die Bilder. Die verstehe ich nicht. Das ist halt … gezeichnet. Wie bei Kindern.
- Das ist interessant. Bin ich gerade dabei. Ich studiere Kunst im zehnten Semester und versuche wie ein Kind zu zeichnen.
- Aha. Für mich ist das Gekrakel.
- Mein Sohn kann nicht zeichnen. Er ist richtig gut im Fußball. Aber er kann nicht zeichnen.
- Jede Zeichnung von Kindern hat was. Denke ich.
- Ne. Nicht bei ihm. Er hat eine sechs in Kunst bekommen.
- Eine sechs? Das geht?
- Ja!
- Das ist aber Unterricht. Das gefällt mir auch nicht. Da wird einem gesagt, welchen Stil man nehmen oder welches Motiv man malen soll. Das ist nicht schön. Die müssten freier arbeiten können. Sich ausdrücken können!
- Na ja. Einige malen aber einfach nicht gut.
- Oder singen!
- Die können das halt nicht.
- Sprachlich äußern ist auch Ausdruck.
- Na ja.
- Macht acht Euro neunzig.
- Zehn.
- [Aufnahme Ende.]
Samstag, 11. März 2017
Anatomisches Museum Link (zur Ausstellung von gestern, aus Ausstellungs-Katalog) Kunst- und Wunderkammern Kunstkammer im 16. und 17. Jahrhundert von Adeligen, Kirchenmännern, Kaufleuten, Ärzten, Apothekern Wunderwerk göttlicher Schöpfung sollte gezeigt werden Museum von Arzt Ole Worm, Kopenhagen Link Ole Worm (1588 - 1654, Arzt) zeigt aber auch Endlichkeit des Seins Memento mori - Gedenke deines Endes im Barock weit verbreitetes Appell oft Präparate eindrucksvoll präsentiert wie klagende und musizierende Kinderskelette Präparatearrangement mit klagenden Kinderskeletten, Konkrementen und Gefäßausgüssen, von Anatom Frederik Ruysch Anatomisches Theater: römischem Kollosseum nachempfunden Anaton steht in der Mitte, seziert und demonstriert Leichnam den Studenten mit Ziel Körper in all seinen Formen und Funktionen zu ergründen neben Studenten auch Laien, wie Würdenträger und interessierte Bürger Anatom stellt Leib des Menschen als Wunderwerk Gottes vor Muskelmann, Mitte 19. Jahrhundert, Jacques-Eugène Caudron Jacques-Eugène Caudron (1818 - 1865, Bildhauer Bildhauerei ), Skulpturensammlung Dresden Link Muskelmänner beliebte anatomische Studienobjekte in Künstlerstudios in Früher Neuzeit (16. - 17. Jahrhundert) Gesichtsschädel mit aufmodellierten anatomischen Strukturen in Wachs, A & P Seifert, Berlin, 19. Jahrhundert, Wachs-Trockenpräparat Rechter Unterarm mit Wachsinjektion der Arterien, 1898, kombiniertes Trocken-Injektionspräparat, Inventar Inventar -Nr. ANA2006/511 Ziel Pathologen: vom toten Körper auf Krankheitsprozesse im Lebenden zurückschließen Gesichtsurne aus Liebenthal bei Marienburg in Westpreußen, 1871 Rudolf Virchow publizierte über Mützenurnen[?] Diplom Theorie Link Gespräch mit Christian Link- Schönes Objekt ist keine Kunst
- [Aufnahme Anfang.]
- [In der Galerie.]
- Wieso hast du gerade gestöhnt, als du das Bild gesehen hast?
- [Flüsternd:] Das ist keine Kunst. Das ist ein schönes Objekt. Wie … Ein schönes Design-Objekt!
- [Macht ein Foto von der Arbeit.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Betrachten das Bild "Critical", 2015, industrial lacquer on mdf panel, Ricardo Alcaide Ricardo Alcaide .] Critical, 2015, industrial lacquer on mdf panel, Ricardo Alcaide
- Kunst ist das nicht.
- Das hängt jetzt aber in einer Kunstgalerie.
- Na ja. Aber deswegen ist es ja nicht Kunst.
- Für mich schon.
- Was ist für dich daran jetzt so besonders?
- Warum ist es ein Design-Objekt?
- Na ja. Weil es schön ist. Also ich würde mir das hinhängen.
- [Sperren: Echt?]
- [Kleinlaut:] Vielleicht.
- [Lachen.]
- Ich denke … Gerade durch diese Löcher wird es dann wieder zu etwas, was ein Designer sich nicht hängen würde. Weil die ja eher …
- Nö. Die zeigen ja vielleicht, dass es früher mal was anderes war.
- Ach so?
- Und … äh … vorher eine andere Funktion hatte.
- Die hat er nicht erst nachträglich reingemacht? Das dachte ich gerade.
- Na ja. Das weiß man jetzt ja nicht.
- Na du kannst schon recht haben.
- Na aber … Schau. Das ist einfach ein … Dreieck mit … ähm … ein paar Linien. Gefärbt. Fast wie eine Straßenkarte.
- [Straßenbahn Eisenbahnstraße fährt vorbei.]
- Aber nichts besonderes.
- Na doch. Würdest du denn sowas machen?
- [Pause.]
- Nö. Aber ich [Sperren: könnte].
- Dann ist es doch aber …
- [Lachen.]
- Das Graffiti Graffiti draußen kannst du auch machen.
- Ja. Das ist ja der Punkt. Aber da hab' ich gesagt: Da ist ja das Besondere, dass man ja schon in die Illegalität geht. Das [Zeigt auf das Bild.] hat für mich nichts besonderes.
- Dann zeig' mir mal was Besonderes!
- Na wir müssen gucken.
- [Pause. Rascheln. Beide gehen durch den Raum.]
- Das mit den Löchern war aber aus Absicht.
- [Fremde Person in Galerie hustet.]
- Sagst [Sperren: du].
- [Sperren: Weil] hier jetzt auch Löcher drinne sind.
- Was ist das denn überhaupt.
- Red' mal lauter! Ich höre dich nicht!
- [Pause.]
- Na ja. Es schaut fast aus wie so eine Fließenwand.
- [Geraschel. Mikrofon reibt an Jacke.]
- Mit Fugen.
- Vor allem nicht grundiert! Oder? Sonst würde das nicht hier abplatzen.
- Na das ist doch gewollt!
- Also kein Design, sondern Kunst!
- Mhm. Ich weiß nicht.
- Und ich sehe mich drinne. Das ist gut.
- Na ja. Siehst du aber … Das ist so …
- [Zieht die Nase hoch.]
- Toteninsel Toteninsel von Böcklin Arnold Böcklin
- Für mich ist Kunst eher das, was man zu … Die Toteninsel!
- Warum das?
- Vom Böcklin. Toteninsel, 1880, Arnold Böcklin, Kunstmuseum Basel
- Das finde ich besonders.
- Warum.
- Besonders = Komposition und gegenständlich
- Na die Komposition.
- Hier hast du auch eine!
- Ja aber da ist es gegenständlich. Was man dort sieht. Und hier nicht.
- Das ist eine Mauer. Das [Sperren: ist] gegenständlich.
- Der Böcklin hat sich Gedanken gemacht!
- [Zeigt auf das Bild.] Der nicht?
- Nö.
- Das ist doch auch nicht wahllos.
- Interpretationsmöglichkeiten zu viele
- Na ja. Pfff. Das ist ziemlich frei hier … Die Interpretation, die da jeder reinstecken kann. Während die Toteninsel, die hat … die hat schon … gibt eher was vor. Schränkt eher ein. Das hier ist wahllos. Jeder kann da was Eigenes hinein interpretieren.
- Aber bei der Toteninsel hat die Gesellschaft im Endeffekt jener Zeit vorgegeben, was die Symbole bedeuten. Und das wurde dann in das Bild hineingetan.
- Ja!
- Das ist doch eigentlich langweilig! Das ist was Gewöhnliches! Hier [Deutet auf das Bild.] würde ich sagen, ist zum Beispiel eine … eine Sprache, die du nicht sofort verstehst. Also die sozusagen von jemanden gemacht wurde …
- Es gibt keine. Weil jeder … Derjenige, der das macht versteht was darunter. Vielleicht. Aber jeder, der sich es anguckt, hat ja seine eigene Sicht.
- Das ist doch super!
- Ja aber …
- Bei der Toteninsel wird im Endeffekt alles vorgekaut. Was … Was die Bäume bedeuten. Was dieser … äh … Was dieser … dieser Weg für eine Geschichte hat … Vom Festland zur Insel.
- Ja!
- Das ist Geschichte!
- Es ist gefasst. Eingefasst! Und in der … Ich meine, du weißt es sicherlich … Es gibt ja diese verschiedenen Versionen. Alle sind ein bisschen anders. Weil das Ding an sich gibt es ja nicht.
- Welches Ding?
- Diese Insel. Es gibt halt …
- [Sperren: Doch]. Es gibt ein Vorbild.
- Na aber das ist da so ein Friedhof. Der hat ja …
- Wo denn?
- Na bei Venedig!
- Ach so. [Lacht.] Das wusste ich gerade nicht.
- [Lacht ebenfalls.] Der … Der hat … Der hat ja … Der hat ja keinen Berg.
- Warst du da?
- Ja, ich war schon da.
- [Sperren: Auf] der Insel.
- Ja.
- Wie kommt man da drauf?
- Mit dem … Mit diesen Booten.
- [Lacht.] Das ist ein Touri-Ding. Oder was?
- Na eben nicht. Aber wir wollten einen Ruhepol, als wir da waren.
- Und da sind bloß Gräber.
- Ja.
- Und das hat auch der als Vorbild …
- Gedankengänge Künstler und Betrachter sollten sich ähneln
- Na ja, das war eines der Punkte. Aber warum hat er die anderen Elemente reingemacht … Das weiß ich nicht. Ich will nur damit sagen … ähm … Er hat ja auch was zusammengestellt. Aber etwas Eingeschränktes. Wo die … Wo die Gedanken von allen, die sich das angucken, ja ähnlich sind, in eine ähnliche Richtung gehen. Hier [Zeigt auf Arbeit.] … Das ist … Pfff … Je nachdem, wie meine Gefühlslage ist und mit welchem Hintergrund ich hier her komme, sehe ich da was anderes.
- Und ist das jetzt komisch? Für dich? Oder was?
- [Pause.]
- Ja! Das ist für mich halt … Das ist [Sperren: zu] frei. [Sperren: Zu] offen. Hier brauchst du wieder einen Erklärungstext.
- Nö. Du siehst doch ein Muster! Das reicht doch als …
- Das ist die Kom…
- Komposition!
- Das ich da eine Komposition habe?
- Und das ist ein Spiegelbild Spiegelbild . Du siehst dich selbst. Diese Reflexion.
- Ach. Ist das gewollt?
- [Sperren: Natürlich] ist das gewollt.
- Wieso.
- Na sonst kann der ja … Der hat ja das Material extra ausgesucht.
- Na ja, aber …
- Das ist ja Klavierlack. Oder sowas.
- Warum hat er dann keinen Spiegel drangebaut.
- Für mich wäre da jetzt ein Spiegel drinne.
- [Geräusche. Mikrofon reibt an Kleidung.]
- [Beide gehen weiter.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Betrachten das Bild "System", 2016, Ricardo Alcaide.] System, 2016, industrial lacquer paint on mdf panel and cardboard, 140 x 170 cm, Ricardo Alcaide
- [Pause.]
- [[Sperren: Knips.]]
- [Sie stehen vor der nächsten Arbeit.]
- Ich traue mich nicht rüber. Was ist denn das?
- zu hoher Preis für Kunstwerk
- [Blättergeraschel.]
- Das ist der Preis für die Arbeit.
- [Flüsternd:] [Sperren: Unglaublich!]
- [Pause.]
- [Noch leiser, damit die Aufsicht nichts hört.] Achtzehntausendfünfhundert Franken.
- Die haben hier auch acht Prozent Steuer?
- Mhm. Für irgendwelchen Mist.
- [Pause.]
- Du brauchst noch einen Kaffee! Lass uns das mal durchgehen! [Blättert durch das Werkverzeichnis Werkverzeichnis .]
- Nimm das mal mit.
- Ich nehme es nachher mit.
- Nee. Wir können das gleich durchgehen.
- Über Kunst laufen
- Wer geht zuerst rüber? Ich will keine Alarmanlage hören.
- Hier gibt's doch keine Alarmanlage.
- Okay. Ich gehe einfach.
- [Schrittgeräusche über Ziegel.]
- Jetzt bist du über [Sperren: Kunst] gelaufen.
- Das hat aber was cooles.
- Warum?
- Keine Kunst, oder doch? Mit Symbolkraft
- Das ist auch keine Kunst. Aber es hat was symbolisches. Du gehst in einen Raum und du siehst das auf dem Boden …
- Ja, jetzt fühle ich mich irgendwie auf der anderen Seite.
- Mhm. Das teilt etwas. Aber es hat eher was … Pfff …
- Na du bist ja nicht drauf geblieben.
- Na ja … Vielleicht ist das doch Kunst. Es macht … Es ist halt was Besonderes. Es macht was mit dir.
- Was denn?
- Es ist wie eine Grenze.
- [Pause.]
- Symbolisch.
- [Geräusche beim Blättern durch die Liste.]
- [Schaut aus dem Fenster.] Funktioniert die Tankstelle noch?
- Ja.
- [Blattgeräusche.]
- [Lautes Telefonklingeln.]
- [Aus dem Hintergrund: Hallo!]
- Das sind fünfzig Steine. Und sie sind … ähm … alle wie unterschrieben.
- [[Sperren: Knips.]]
- [Betrachten das Bild "Unsettled", 2017, Ricardo Alcaide.] Unsettled, 2017, 50 numbered and signed bricks, Ricardo Alcaide
- Was sind sie?
- Unterschrieben. Nummeriert und unterschrieben.
- Dadrunter.
- Wo das ist …
- Okay. Na das ist ja dann für den Kunstmarkt Kunstmarkt .
- Na ich meine … Die Wirkung ist halt cool. Es teilt. Du machst dir Gedanken. Kann ich da jetzt rüber? Oder nicht?
- Es ist halt was anderes als jetzt ein Bild, was an der Wand hängt. Weil das halt so … so normal ist.
- Es hebt sich halt damit ab.
- Meine ich ja.
- Damit hat es was besonderes.
- Aber wenn du bloß das jetzt in dem Raum hättest … wäre das vielleicht wieder zu wenig.
- Nur was besonderes, da im Kunstraum
- Wenn du vielleicht nicht … Vielleicht wirkt es nur in dem Kontext. Ob es in einer Galerie … oder ob es in einem Museum wäre. Wenn es einfach irgendwo ist …
- Wenns irgendwo draußen in der Stadt wäre, wäre es vielleicht irgendwie lahm.
- Du würdest halt nicht automatisch drüber laufen.
- Es wäre halt einfach ein architektonisches … ähm …
- Manche würden es einfach nicht sehen. Aber das stimmt. Die Wirkung wäre anders. Aber [Sperren: hier] … in dem Kontext … hat es aber eine bestimmte Wirkung auf dich.
- Na das ist wieder so ein schwammiges …
- Du fühlst dich wirklich erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Das hat da ja was trennendes. Eigentlich symbolisiert es mehr oder weniger das, was auch Grenzen sind.
- Aber diese Gedanken kommen dir dann ja nur, [Sperren: weil] es in einer Kunstgalerie ist. Und nicht, wenn es draußen ist. Da sind wir über die Straße gelaufen, da hast du dir kein Zeichen genau angeguckt. Könnte das irgendwie eine Grenze sein? Oder so.
- Ja. Außer es stünde ein Schild, was mir sagt: Hier!
- Wenn du hier jetzt aber in der Galerie nen Zebrastreifen rein machen würdest, dann wäre dieser Zebrastreifen in dem Moment Moment auch etwas, worüber du mehr nachdenken würdest. Über Übergang. Über Grenze. Äh … Vorfahrt. Keine Ahnung was.
- Bleiben wir mal bei dem Kriterium für [Sperren: mich]. Ne? Hier geht es ja um [Sperren: meine] …
- [Sperren: Nee]. Das ist ein [Sperren: Gespräch]. Wir diskutieren beide zusammen. Ich will meine Stimme auch hören!
- Äh … Die ist wieder öfters zu hören als meine.
- Wir sehen es an den Sprechblasen.
- Das besondere … Und egal was du jetzt … Das besondere kann natürlich auch in einem bestimmten Kontext erst etwas Besonderes sein. Aber es ist ja trotzdem etwas Besonderes.
- Auch in der Galerie ist es [Fußnote: Die Ziegel-Arbeit.] was Besonderes.
- Ja.
- Anders als das Bild.
- Mehr Kunst, weniger Kunst, Graubereich
- [Sperren: Das] ist mehr als Kunst … Als das Bild.
- Was ist [Sperren: mehr als Kunst]?
- Na das macht es mehr zur Kunst. Entschuldigung.
- Wieso. Was ist denn [Sperren: mehr] und was ist [Sperren: weniger] Kunst.
- [Pause.]
- Na ja. Vielleicht …
- Was ist denn Kunst.
- [Flüstert:] Das weiß ich nicht.
- Wieso nimmst du dann so ein Wort in den … in den Mund.
- [Aus dem Hintergrund, die Aufsicht telefoniert: [Sperren: Ich hab' zwar] …]
- Ich glaube, für mich gibt es schon so eine Abstufung. Wo ich sagen würde … Das ist jetzt nicht schwarz und weiß. Es gibt für mich ja keine klare Definition. Deswegen kann ich nicht sagen: Das ist auf jeden Fall Kunst. Okay. Das kann ich sagen. Dann würde ich sagen: Mhm … Das vielleicht. Wie das Graffiti da! Das ist … Das ist so ein Graubereich. Es gibt Dinge, wo ich eindeutig sagen würde: [Sperren: Nein].
- Aber will der Graffiti-Typ der Gesellschaft etwas mitteilen? Oder bloß eine Marke hinterlassen. Wie ein Hund.
- Das wissen wir jetzt ja auch nicht.
- Na ich weiß es gerade bei Graffiti allgemein nicht. Ob das … Also warum die das machen.
- Dort war es ja eher ein Text als Geschmiere.
- Ist … Ist ein [Sperren: Täg]. Das nennt man [Sperren: Täg]. Die hinterlassen ihre Signatur Künstlersignatur .
- Es gibt … So ein richtiges Graffiti ist ja schon eher ein bildliches Ding.
- [Pause.]
- Denke ich.
- Na ja, aber die Frage ist, warum die das …
- [Lautest Telefonklingeln.]
- … machen. Ist es im Endeffekt das selbe, wie wenn ein Künstler in einer Galerie ausstellt? Er dann sozusagen Zeichen hinterlässt? Was aber [Sperren: sehr] temporär ist. Weil es ja auch bloß eins zwei Monate …
- [lautes Telefonklingeln]
- … da sein wird. Was [Sperren: du] wieder … Wo du vorhin gesagt hattest … Das sollte beständig sein. Oder so …? Das ist es hier ja aber nicht! Das ist es hier ja aber nicht! Diese einzelnen Dinger sind [Sperren: nur] in [Sperren: diesem] Raum in [Sperren: dieser] Länge genau [Sperren: jetzt] so. Und die werden nie wieder genau so ausgestellt werden. Das heißt, sie sind nicht beständig.
- Aber sie sind immer fünfzig … Und nicht einfach …
- Das weißt du nicht. Die sind jetzt hier fünfzig. Weil die vielleicht genau hingepasst haben. Und die Zahl fünfzig …
- Hier steht aber fünfzig.
- Ja weil das fünfzig Dinger sind.
- Fünfzig.
- Man bezahlt für fünfzig oder für eins?
- Na für das Ding!
- Zeig mal. Das glaube ich nicht.
- [Blätterrascheln]
- [Sperren: Mensch.]
- Hier ist es.
- "Price upon request."
- [Stimme der Aufsicht ins Telefon: Und dann habe ich noch …]
- Ich glaube aber nicht, dass die Zahl fünfzig jetzt so wichtig ist.
- Und es ist ja genau abgemessen.
- [Sperren: Ja weil] … Die geben [Sperren: immer] die Daten davon an. Ähm … äh … Wie groß ist die eigentliche Arbeit. Das heißt nicht, dass das gewollt ist.
- Also stellst du das jetzt in Frage oder was? [Lacht.]
- Weil [Sperren: du] das nicht in Frage stellst!
- [Lachen.]
- [Pause.]
- Kriterium, überhaupt zu fragen, ob es Kunst ist
- Ist das auch ein Kriterium?
- Was?
- Das ich es in Frage stellen kann.
- Nee. Das du überhaupt auf den Gedanken kommst, es in Frage zu stellen, ist das Kunst oder nicht. Da draußen in der Landschaft bist … Da stellst du [Sperren: nichts] in Frage. Da sagst du nicht: Ist das ein Baum? Ist das kein Baum? Hier fragst du halt …
- Weil es halt eindeutig definiert ist. Das ist etwas …
- Definition eindeutig
- [Sperren: Wer] definiert das eindeutig.
- Das es ein Baum ist oder nicht.
- Das es ein Baum ist oder kein Baum.
- Die Biologen werden dafür schon eine eindeutige Definition gefunden haben.
- Aber wir selbst haben in unserem Kopf abgelegt, ab wann ist ein Baum ungefähr ein Baum. Ab wann ist es ein Strauch. Ab wann ist es eine … Blume.
- Ja.
- [Frau im Hintergrund ins Telefon: Okay.]
- Da gibt's aber auch Grenzbereiche.
- Okay. Hier ist es natürlich schwieriger. Weil, wie wir ja alle wissen, … Deswegen bist du ja auch so unsicher und machst überhaupt so eine Befragung, mhm … Es gibt keine eindeutige Definition. Deswegen kannst du nicht einfach sagen, für d
- Ja das ist … Das ist das jetzt. Das ist jetzt Kunst. Und das ist das nicht.
- Es ist aber in einer Kunstgalerie. Deshalb ist es für mich automatisch Kunst. Ob das jetzt gute oder schlechte …
- Für mich nicht.
- [Sperren: Nein!] Da würde ich zum Beispiel unterscheiden zwischen … Ist das gute …
- [Frau im Hintergrund: Mache ich.]
- … oder keine gute Kunst. Aber es [Sperren: ist] Kunst. Weil es in einer Galerie ausgehangen wird. Und so definiert wurde. Von anderen. Dann ist es ja per se … Dann [Sperren: ist] es Kunst. Wenn jemand sagt, es ist Kunst, dann ist es für ihn Kunst. Zumindestens wenn es einer sagt, ist es Kunst.
- Das [Sperren: könnte] dann Kunst sein.
- Es geht nur darum, was [Sperren: du] darin siehst. Gute Kunst oder nicht so …
- Je nach Galerie ist es Kunst oder Geldkunst
- Nein nein nein. Das entscheidende ist ja, wenn es in einer Galerie ist … [Sperren: Galerie] repräsentiert das … den Kunstmarkt.
- Das stimmt nicht.
- Für mich.
- Es kommt auf die Galerie drauf an.
- Da sehe ich hier [Fußnote: In der Liste.] [Sperren: Geld].
- Das stimmt.
- Also ist das hier eine …
- Es gibt aber auch Kunstvereine, die haben ihre Räume.
- Das ist aber was anderes. Das ist dann ein Raum, ein Ausstellungsraum.
- So wie hier!
- Hier ist das aber eine Galerie. Hier geht es darum zu verkaufen.
- Das kaufen Leute?
- [Pause.]
- Repräsentant des Marktes
- Ja. Hier geht es doch um … Und deswegen ist das wie die Art Basel. [Flüsternd:] Das ist eine Repräsentation des Marktes.
- Aber das ist extrem dort. Finde ich.
- So. Und für die geht es ja um eine andere Frage. Die können natürlich festlegen: Wir stellen das aus. Und können sagen: Für uns ist das hier Kunst. Und vielleicht auch für Leute, die hier einfach denken: Okay, alles was in der Kunstgalerie ist, muss Kunst sein.
- Der Raum muss bezahlt werden! Der Strom! Der Künstler muss bezahlt werden! Viele müssen ja denken es ist Kunst und kaufen es für diese tausenden von … von Franken.
- Ja aber warum … Es muss keine Kunst sein. Es kann ja auch ein Designobjekt sein.
- Aber niemand gibt für ein Designobjekt soviel Geld aus. Das ist ein [Sperren: Unikat]. Das ist vielleicht noch einmal ein Unterschied zu einem Designobjekt. Wo ich sagen würde, es ist meistens eine Auflage.
- Das ist ja die nächste Frage. Wir wissen ja überhaupt nicht, ob überhaupt jemand was nimmt. Was passiert denn mit den ganzen Objekten …
Dienstag, 7. März 2017
Diplom Theorie Link Gespräch mit Christian Link- Was ist Kunst?
- [Aufnahme Anfang.]
- [Lachen.]
- [Straßengeräusche.]
- Ach so. Das Aufnahmegerät macht schon. Okay. [Lacht.] Also ich fange jetzt mal so an, wie ich's bei den anderen gemacht habe. Ich wollte dir erst einmal sagen, warum ich das mache. Und zwar möchte ich herausfinden: Was ist eigentlich Kunst für die Leute, die nicht … äh … in … die nicht in … in den Kunstkreisen drinne sind. Also in Museen. In Galerien. Die selbst keine Künstler sind. Sondern die ab und zu mal eine Ausstellung besuchen und sich dann da halt … [Sperren: herablassend] … äh … drüber unterhalten.
- [Glockengeläut.]
- Und du bist so einer.
- Ich bin herablassend willst du damit sagen.
- [Lacht.] Wenn wir zeitgenössische zeitgenössisch Kunst sehen: ja.
- Okay.
- Und deshalb werden wir heute auch in Galerien zeitgenössische Kunst sehen und … äh … Wir werden halt gucken, im Gegenzug zu morgen zum Beispiel … Nee. Morgen auch. Eigentlich wollten wir ja in das Kunstmuseum.
- Kriterium Besonderheit / muss sich abheben
- Aber warum sagst du, dass das herablassend ist?
- Na wenn … Na wenn so ein Spruch kommt wie … [Fährt mit hoher Stimme fort:] Das kann ich ja auch! Oder …
- Na das ist eben ein Kriterium für mich. Ist das dann schon herablassend?
- Dass man es selbst auch kann. Und dass …
- Ja.
- … das von denen ausgestellt wird und von dir aber nicht?
- Na Kunst sollte ja schon irgendwie was Besonderes sein. Oder?
- Was heißt "besonders"?
- Na ja. Was … Was ich eben nicht kann. Was ich nicht mal eben so an meinem Küchentisch produzieren kann.
- [Auto fährt vorbei.]
- Dann meinst du handwerklich.
- Ja.
- Etwas Besonderes.
- Es muss schon … Es muss … Es muss sich [Sperren: abheben].
- Aber du hast doch vorhin noch gesagt … ähm … ähm … Das wäre doch dann nur Handwerk Handwerk .
- Aber das wurde ja nicht aufgezeichnet!
- [Sperren: Jetzt] haben wir es aber hier aufgenommen!
- [Lachen.]
- Was hab' ich noch einmal gesagt?
- Irgendwas mit Handwerk!
- [Sperren: Ah]. Wir wissen es also gar nicht! Das ist gut.
- [Pause.]
- Das war wegen dem Mann im Keller.
- [Pause.]
- Hä?
- Na wegen dem Mann im Keller!
- [Lachen.]
- In der Uni. Der da der einzige Künstler ist! [Fußnote: Meint einen Mitarbeiter der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig.]
- Ach so! Okay. [Lacht.]
- Okay. Aber herablassend … Das ist ja schon wertend.
- Wir haben jetzt noch keine Kunst gesehen. Deshalb können wir gerade noch nicht so richtig reden. Lass uns doch dann erst einmal in die Galerie gehen …
- Graffiti Graffiti
- Na [Sperren: das] da könnte doch vielleicht Kunst sein! [Zeigt auf Graffiti.]
- [Sperren: Was.]
- Das ist etwas, das hebt sich ab.
- [Sperren: Was] denn?
- Na das Graffiti!
- Welches Graffiti?!
- [Lachen.]
- Na die Schmiererei!
- [Betrachten das Graffiti an einer Hauswand.] Graffiti an Hauswand, in Basel gefunden
- [Pause.]
- Einige sehen das ja heutzutage als Kunst an.
- Na ja. Warum ist das keine Kunst. Das hebt sich ab. Das … Das … Die Fassade wurde dadurch verändert.
- Aber verstehst du das?
- Natürlich nicht!
- Und kannst du das nicht auch?
- Ich sehe da jetzt auch keinen großen Sinn drinne. Und ich könnte es wahrscheinlich auch. Aber …
- Also ist es für dich keine Kunst!
- Da ist schon der Punkt: Würde ich das machen? Wahrscheinlich nicht.
- Weil du Angst hast.
- Es hebt sich ab
- Ja. Aber das ist schon einmal gegen die Konvention. Gegen das Gewöhnliche. Damit …
- Heute nicht mehr.
- Damit hebt sich's ab.
- Heute aber nicht mehr.
- Aber es hebt sich ab.
- Ja.
- Du gehst nicht einfach an eine Wand. Die machen das ja auch nicht tagsüber.
- 'tschuldigung. Der mit dem Hund geht gerade einfach vorbei. Ohne es zu betrachten. Für den ist das einfach bloß … ähm … Müll.
- Ja, aber gehen wir von der Perspektive aus …
- [Sperren: Dieser Mann auch!]
- Derjenige, der das gemacht hat.
- Der macht ein Foto davon. Heimlich.
- Derjenige, der das gemacht hat, für den war das schon … Der hat sich Gedanken gemacht. Okay. Der hat sich ja nicht gedacht, er malt das jetzt da dran.
- Er hat auch nicht die Höhe berechnet. Und nicht wie das in der Umgebung …
- Ja!
- … wirkt. Sondern …
- Er hat sich Gedanken gemacht. Er hat gedacht: Okay, ich warte bis es dunkel ist und nicht so viele Leute auf den Straßen … Weil das ist ja … Man macht das halt nicht. Ne? Man kann dafür ja auch bestraft werden. Aber … Ich mache da etwas. Und ich verändere etwas Bestehendes. Und jetzt hebt sich das ab. Weil die Fassade ist nicht mehr so normal.
- Ich glaube sowas nennt man [Kursiv: Street Art Kunst].
- Ja, aber das ist halt … Das hat etwas … [Sperren: Besonderes].
- Es ist aber nicht im Kunstraum.
- Vielleicht können wir da für mich ein Merkmal von Kunst sehen. Dass es sich … äh … abhebt. Von dem Gewöhnlichen.
- Ist das nicht langweilig, wenn das ein Kriterium davon ist? Dass es sich abhebt?
- Nur eins.
- Meinst du mit Abheben … Abheben von … von … von … der natürlichen … äh … Alltagsumgebung? Also wo Sachen geschaffen werden … Eine Straße, damit man da lang geht. Von Ort A zu B kommt … Sondern dass es etwas ist, was dort halt nicht sein müsste …
- Ich meine halt eher, dass es halt etwas Ungewöhnliches ist.
- Was heißt denn "ungewöhnlich".
- Etwas … [Sperren: Anderes]. Ich meine … Ich meine jetzt ja nicht nur, was ich im Straßenraum sehe. Sondern auch, was irgendwo an einer Wand hängt.
- Wo fängt Ungewöhnliches an?
- Der Baum sieht ja aber auch schön anders aus.
- Ja. Vielleicht ist der ja auch Kunst.
- Und diese … Diese Architektur ja eigentlich auch.
- Na Architektur kann ja auch Kunst sein.
- Ja aber dann ist das jetzt ein Kriterium, was nichts mit Kunst zu tun hat.
- [Pause.]
- Das es anders ist. Was normalerweise nicht da ist.
- Sagt [Sperren: wer]. Aber ging es nicht um die Frage, was für [Sperren: mich] Kunst ist?
- Ja aber doch nicht bloß. Oder? Es muss ja noch was anderes sein.
- Ähm … Muss ich jetzt auch … äh .. aus der Sicht der Anderen denken?
- [Autogeräusche.]
- Land Art LAND ART
- Es gibt doch aber glaube ich Künstler, die machen etwas, was sich eben … äh … äh … einschmiegt in die Landschaft. Was eben [Sperren: nicht] auffällt. Also zum Beispiel bei [Kursiv: Land Art] oder so. Die … Die arbeiten mit dem Sand. Das dann wieder später von irgendeiner Flut oder so überflutet wird. Das ist ja sozusagen nichts, was jetzt etwas … ähm … auffälliges wäre.
- Ja das ist für mich auch keine Kunst. Das bleibt ja nicht. Also Kunst sollte auch schon etwas sein, was einen gewissen bleibenden Charakter hat.
- Kunst muss bleibend sein
- Jetzt sind wir beim Bleibenden. Wie lange soll denn das bleiben, damit es bei dir Kunst ist?
- Na das weiß ich nicht. Aber so … Was ich in den Sand male und was sofort wieder weg ist … Das ist so … Okay. Ich habe was in den Sand gemalt. Macht der dann noch ein Foto?
- Am Ende malt der [Fußnote: Graffiti-Künstler] aber auch bloß was in den Sand. Und das hält halt ein paar Jahre. Dann wird's aber überstrichen.
- [Zustimmend.] Ja.
- Und was in der Galerie hängt ist nach fünfzig Jahren vielleicht überhaupt nicht mehr … äh … bekannt. Weil der tot ist und die Galerie auch weg.
- Ja.
- [Autogeräusche.]
- Und was ist dann daran bleibend?
- Na eben nicht.
- Na ja!
- Aber bleibend im Sinne von … Es soll jetzt nicht bloß zehn Sekunden da sein.
- Na [Sperren: das] ist wieder so eine … eine … so 'ne freie … ähm … Wahl an … an Zeiteinheit.
- Ja.
- Was ist bleibend und was ist kurzfristig da.
- Ja.
- Für mich wäre bleibend, wenn es … wenn es tausende von Jahren bestehen bleibt. Zum Beispiel. [Sperren: Für mich] ist es eigentlich bleibend, wenn … äh … wenn es über die Erd… Erdendauer existiert. Also noch ein paar Milliarden Jahre.
- Geht das?
- Voyager Golden Record
- Geht. Na wenn du irgendwas in den Kosmos Kosmos reinschießt.
- Okay.
- Das war ja mal meine Idee!
- [Autogeräusche.]
- Na haben die nicht sowieso irgendeine Kiste in den Weltall geschickt?
- Na das war diese Voyager. Das war keine Kiste. Das war eine Schallplatte. Mit Stimmen drauf, von Menschen. Mit Natur … ähm … Mit Zeichnungen. Damit irgendwelche Aliens dann irgendwann mal wissen, dass wir hier auf der Erde Leben haben. Und uns überfallen können!
- Aber das bleibt dann auch für immer.
- Aber das sieht ja jetzt niemand. Wir gehen mal davon aus, dass es keine anderen gibt, die das jemals sehen werden. Das heißt, es ist auch bloß etwas, was für die Menschheit gemacht wurde. Damit wir das [Sperren: Gefühl] haben, wir hätten etwas getan.
- Mhm.
- Für … Für die Ewigkeit.
- [Pause.]
- Gehen wir jetzt in die Galerie?
- Genau.
- [Straßenbahngeräusche.]
- [Aufnahme Ende.]