Friedrich

Ein Autist erzählt.

Wandern, das

Mir ist unklar, ab wie viel Metern Entfernung man einem entgegenkommenden Wanderer in die Augen schaut. Sobald ich das tue, grüße ich. Da ich manchmal schon von weiter Entfernung in die Augen schaue, fange ich früh mit Grüßen an. Obwohl der andere mich noch nicht hören kann.

Was ich inzwischen verstanden habe: Wenn der andere wegschaut, obwohl er mich gesehen haben muss, heißt das, er will nicht grüßen. Eine Zeitlang habe ich trotzdem gegrüßt. Da fühlt sich der andere zu einer Reaktion gedrängelt. Dann kam die Antwort meist erst, als wir schon aneinander vorbei waren. Also hat er meinen Rücken gegrüßt.

Ich mag es nicht, wenn ich schneller bin als andere und schon von Weitem weiß: gleich beginnt das Grüßen. Die zwei Wanderer vor mir wissen es nur noch nicht. Ich weiß also nicht, ob sie auch grüßen möchten. Denn ich sehe ja nur ihre Rucksäcke. Also warte ich bis zu dem Moment, wo ich an ihnen vorbeigehe. Bis dahin bin ich angespannt. Das mag ich nicht.

Neulich saß eine ältere Frau auf einer Bank am Wegesrand. Ich grüßte, sie reagierte nicht. Ein paar Meter weiter sah ich das erste Haus der Ortschaft. Entweder es gibt die Regel: Wer sitzt, muss nicht grüßen. Denn dann wandert man nicht. Man sitzt. Oder wenn das erste Haus der Ortschaft in Sicht ist, endet das Wandergebiet. Und im Siedlungsgebiet grüßt man schließlich keine Fremden. Oder aber die Frau konnte einfach nicht mehr so gut hören und sehen.