Friedrich

Ein Autist erzählt.

Gestalten, das

Ich tue mich schwer mit sozialer Interaktion. Deshalb arbeite ich lieber zu Hause als in einem Büro. Zu Hause habe ich die Kontrolle über meine Umgebung. Und es gibt keine Gespräche mit Kollegen in der Mittagspause.

Zu Hause gestalte und programmiere ich Internetseiten. Auf einer Internetseite werden hauptsächlich Texte und Bilder angezeigt. Es gibt viele Möglichkeiten, Texte und Bilder zueinander zu positionieren. Dazu kommen 16.777.216 Farben, mit denen man eine Internetseite gestalten kann. Das macht mich nervös. Weil es nicht eine Lösung gibt. Sondern viele Möglichkeiten.

Wenn ich nervös werde, ändere ich eine schon veröffentlichte Internetseite. Ein Kunde wundert sich dann, dass sich nach jedem Seitenaufruf der Text verschiebt. Ein anderer Kunde fragt, warum die Hintergrundfarbe bei ihm einmal Purpur, Seegrün und dann Stahlblau gewesen sei.

Ich mag Produktbilder in Online-Shops. Ein Produktbild alleine zwischen Texten und anderen Bildern macht mich nervös. Mehrere Produktbilder in einem Raster schafft hingegen Ordnung. Das beruhigt mich. Um selber so eine Ordnung erzeugen zu können, habe ich vor einem Jahr einen Online-Shop programmiert. Mir ging es weniger um das Verkaufen von Produkten als um das Ordnen von Produktbildern.

In der Weihnachtszeit lasse ich mit einem JavaScript kleine weiße Schneeflocken über den Online-Shop rieseln. Die Schneeflocken sind der zweite Grund, warum ich einen Online-Shop programmieren wollte. Ich sitze oft vor dem Bildschirm und gucke zu, wie die Schneeflocken über den Produktbildern nach unten rieseln. Während ich zu Hause meine Mittagspause mache.