Friedrich

Ein Autist erzählt.

Flirten, das

Flirten kann ich nicht so gut. Ich schaue in die Augen. Das ist bei mir Flirten. Wenn mir dann der fremde Mann auch in die Augen schaut, denke ich, er will was von mir.

Zum Flirten gehört anscheinend, eine Augenbraue leicht zu heben und das Auge für einen Augenblick zusammenzukneifen. Das habe ich vorm Spiegel geübt. Ich kann aber nur beide Augenbrauen gleichzeitig heben. Das Auge kneife ich zusammen, indem ich den Mundwinkel nach oben ziehe. Die Haut zwischen Mund und Auge wird so nach oben geschoben. Das Auge schließt sich. Und ein Schneidezahn wird sichtbar. Mein Freund macht sich dann lustig über mich.

Ich schaue aus drei Gründen in die Augen. Erster Grund: Ich möchte herausfinden, ob ich den Menschen kenne. Wenn der Mensch mir auch in die Augen schaut und nickt, weiß ich, dass wir uns kennen. Zweiter Grund: Ich muss im Gespräch in die Augen schauen, damit der andere Mensch weiß, ich höre zu. Dritter Grund: Ich flirte.

Ich schaue vielen Menschen in die Augen. Nur mit einem Bruchteil flirte ich. (Seit ich einen Freund habe, flirte ich natürlich nicht mehr.) Den Unterschied zwischen in die Augen schauen und in die Augen schauen sieht aber keiner. Manchmal schaue ich einen Mann an, um herauszufinden, ob ich ihn kenne oder nicht. Wenn der Mann dann zurückschaut, denke ich, dass ich aus Versehen geflirtet habe. Obwohl ich das nicht wollte. Ich finde schließlich nicht jeden Mann attraktiv. Dann werde ich nervös. Ich weiß nicht, wie ich den Augenkontakt rückgängig machen kann.

Inzwischen glaube ich, dass diese Männer nicht dachten, dass ich mit ihnen flirte. Für sie hatten wir einfach nur kurz Augenkontakt. Das dachten leider auch alle Männer, mit denen ich wirklich geflirtet habe. Mein Freund hat es auch nicht mitbekommen. Trotzdem haben wir uns nach dem ersten Date noch einmal getroffen. Denn: Er hat mir in die Augen geschaut. Also wollte er was von mir.