Gespräch mit mir
Kopf von Oma
Grobe Raspel
Gezeichnete Augen
Hautberg vor Ohren
- Gestern Abend war ich ja wieder richtig unzufrieden!
- Mit dem Kopf.
- Der wirkte zu abgemagert.
- Das war schon wieder eine andere Oma!
- Pause.
- Heute früh bin ich nochmal rein und hab mir nochmal alle Bilder vom Kopf angeschaut!
- Und hab mit ner groben Raspel alle Flächen weggemacht, wo ich mir sage, die sind eigentlich gar nicht da!
- Oder die müssten weiter nach hinten verschoben werden.
- Pause.
- Zum Beispiel war es extrem bei den Augenhöhlen.
- Also bei der Stirn.
- Dass ich die immer noch sehr weit links und rechts nach vorne hole.
- Das wirkt dann wie nen Affe!
- Dabei sind die unglaublich zart.
- Die schwinden sehr schnell nach hinten.
- Pause.
- Und das passt jetzt auch zu den geschlossenen Augen.
- Die ich jetzt nur mit einer Linie eigentlich andeute.
- Und das will ich auch beibehalten!
- Pause.
- Also nicht, dass ich jetzt versuche die Augenpartie realistisch zu modellieren.
- Sondern ... ähm ...
- Sie schläft ja nicht einmal.
- Pause.
- Die Augen sind das ZARTE Element in dem sehr GROBEN Kopf.
- Pause.
- Und was ich jetzt noch gemacht habe: ...
- Eigentlich lag Oma.
- Und sehr viel Fleisch und Haut wurde nach HINTEN gedrückt.
- Die Ohren waren gar nicht von vorne mehr sichtbar.
- Die wurden komplett verdeckt von einem Hautberg vor den Ohren, der sich da angesammelt hatte.
- Der Mund wurde auch verzerrt nach hinten gezogen.
- Pause.
- Erst hatte ich das jetzt nicht drinne, in der Plastik.
- Weil ich mir gesagt hatte: Okay, jetzt mach ich sie ja nicht mehr liegend!
- Aber eigentlich war genau DAS mit das Entscheidende an dem Kopf.
- Neben den geschlossenen Augen!
- Dem Hemd mit den kleinen Knöpfen!
- Und den gefalteten Händen!
- Das war sehr beeindruckend.
- Pause.
- Wie das so nach hinten gezogen wurde.
- Pause.
- Nebenbei hat das auch noch ne Wirkung ...
- Nämlich wenn die Augen so ganz zart bleiben und der Kopf dicker wird, dann ...
- Das hat ne interessante Spannung.
- Pause.
- Ich würde sogar noch so weit gehen, dass ich vom Schädel seitlich was abtrage, damit das so eine Eiform wird.
- Also sozusagen ich noch mehr mit der Form insgesamt spiele.
- Auch wenn das Oma vielleicht nicht so exakt wiedergibt.
- Aber das macht halt die Plastik an sich wieder interessant.
- Pause.
- Tut aber der Erkennung von Oma auch keinen Abbruch.
- Zumindestens vom Profil und vielen anderen Perspektiven bin ich der Meinung, dass das immer noch Oma ist.
- So hab ich sie zuletzt in Erinnerung gehabt.
- Pause.
- Und mit ner groben Raspel arbeiten ist sehr entspannt!
- Da kann ich tief reinritzen und wieder Flächen erzeugen, wo ich erkenne, was das eigentlich für Formen sind!
- Pause.
- Und noch vorteilhaft von den groben Raspeln ist, dass, wenn ich danach wieder Gips auftrage, dieser sich auch besser verbindet.
- Also der VERKEILT sich mit dem alten Gips und platzt nicht mal eben so ab!
- Pause.
- Als wenn ich den auf eine glatte Oberfläche einfach auftrage.