Den Menschen vor sich sitzen zu haben ist sehr wichtig.
Pause.
Das merke ich an dem Kopf, oder an dem Oberkörper, von Jonathan.
Dass ich viele Fotos gemacht habe.
Und das mit der Zeit der Oberkörper sehr flach geworden ist und ich das gar nicht mitbekommen habe!
Also es fehlen FORMEN, die entstehen, dadurch, dass halt unter der Haut viele Körper sind.
Und das erkenne ich über Fotos einfach nicht.
So weit bin ich noch nicht.
Pause.
Und wie schnell, wie weit, ich gekommen bin, innerhalb drei Tagen.
Wo ich den Oberkörper gesehen habe ...
Das ist schon enorm.
Pause.
Das mag auch noch gar nicht stimmen.
Aber jetzt bekommt wieder der Oberkörper eine Fülle, die einfach über Fotos nicht sichtbar war.
Weshalb ich das immer viel zu flach modelliert habe.
Pause.
Und das selbe passiert mir auch beim Kopf.
Dass ich nur INTERPRETIERE.
Ich interpretiere bei Fotos die Schatten.
Was bedeuten sie?
Was muss das für eine Form sein?
Aber ich sehe sie in dem Moment nicht.
Pause.
Und deshalb zieht sich das auch häufig so lange hin, dass ich nicht zu einem Endergebnis komme.
Weil ich nicht BEOBACHTE, sondern ich INTERPRETIERE bloß ein Foto.
Pause.
Gleichzeitig sehe ich jetzt auch bei Jonathans Kopf, wenn ich eine Woche nicht gearbeitet habe und JETZT wieder draufgucke, dass etwas einfach nicht stimmt.
Also dass zum Beispiel die rechte Hälfte ...
Das passiert mir immer wieder!
Dass die viel weiter nach vorne rückt und flacher ist.
Ich weiß nicht, warum ich das nicht hinbekomme.
Pause.
Ich glaube, das liegt daran, dass ich Linkshänder bin.
Und dass mir die linke Seite viel einfacher fällt, weil ich da viel mehr mit der Hand machen kann.
Und bei der rechten Seite ...
Meine rechte Hand ist einfach sehr abgestumpft.
Die KANN einfach nicht solche feinen Bewegungen machen.
Und dadurch bleibt es sehr plump.
Oder ich versuche es dann mit der linken Hand zu machen und muss den Kopf aber immer leicht wenden.
Und das bedeutet, dass ich eigentlich gar nicht sehe, WAS ich da gerade modelliere.
Pause.
Also ich muss es noch schaffen mit der rechten Hand arbeiten zu lernen, dass ich mit dieser die selben Bewegungen machen kann, wie mit der linken Hand.
Ansonsten bleibt die rechte Seite der Köpfe viel zu flach.
Pause.
Und das SEHE ich eben nicht, wenn ich modelliere.
Da denke ich: Das stimmt!
Vielleicht auch, weil ich mit dem rechten Auge anders sehe?
Ich verstehe das nicht.
Pause.
Wenn ich dann aber einige Zeit verstreichen lasse und DANN erst wieder drauf gucke, dann fällt es mir plötzlich ein.
Das ist das normalste der Welt, das kann nicht funktionieren!
Aber das SEHE ich eben nicht die ganze Zeit einfach nicht, während ich daran arbeite.
Pause.
Also diesen Abstand zu haben und auch zuzulassen, ...
Dieser Leerraum, in dem ich nicht arbeite daran, ...
Der ist jetzt noch sehr wichtig, ansonsten würde ich viel zu schnell vorangehen und würde erst am Ende mitbekommen, was alles eigentlich nicht funktioniert.
Pause.
So bleibt halt ein Kopf oder auch ein Oberkörper bei Jonathan ... ähm ... über Monate offen.
Also ich kann immer modellieren.
Es kommt zwar zu keinem Ergebnis, aber ich hab ständig neue Erkenntnisse.