Gespräch mit mir
Kopf von Jonathan
Kopf von Oma
Oberfläche modellieren
- Ich verstehe immer noch nicht, wie andere es schaffen die Oberfläche so zu modellieren, dass sie wie eine Einheit ausschaut.
- Und gleichzeitig aber noch Spannung hat!
- Pause.
- Also wenn ICH anfange an die Oberfläche zu gehen, an die Details, dann verwischt immer alles.
- Nach einigen Stunden Arbeit ist das ein komplett glatter Kopf.
- Pause.
- Und der ist dann noch nicht einmal glatt!
- Also wenn ich das in Gips gießen würde, wären da ganz viele Dellen.
- Pause.
- Also ich schaffe es einfach nicht die Oberfläche SO offen zu lassen, dass sie noch lebendig wirkt.
- Mir passiert's immer wieder, dass ich zu weit gehe und sie schließe.
- Und ich verstehe noch nicht ganz, mit welchem Werkzeug, ...
- Mit welchem Vorgehen!
- ... ich es schaffe die Oberfläche OFFEN zu lassen.
- Pause.
- Die Oberfläche ...
- Nein, ich denke, dass sie von sich aus offen bleiben würde, würde ich von vorne herein offen rangehen.
- Also vom INNEREN des Kopfes mich langsam zum ÄUSSEREN des Kopfes vortasten würde.
- Und das dann auch immer so stehen lassen würde.
- Also nicht versuchen würde, es immer zu schließen!
- Pause.
- Aber dafür hab ich einfach noch ... äh ... die Kopfform an sich nicht verstanden.
- Bei mir ist es ein ständiges Ausprobieren!
- Pause.
- Bei Jonathans Kopf geht das jetzt ja schon über anderthalb Jahre.
- Glaube ich.
- Es WIRD auch langsam!
- Ich merke, wie der Kopf langsam Jonathans Kopf wird.
- Aber es dauert halt unglaublich lange, weil ich die FORM noch nicht verstehe.
- Pause.
- Und wenn einmal die Form stimmt, wie jetzt, dann ist die Oberfläche KAPUTT.
- WEIL ich zu viel modelliert habe!
- Sie bildet auch keine Einheit mehr!
- Weil ich einmal mit der Hand modelliere.
- Einmal mit ... äh ... Werkzeug.
- Einmal mit ... äh ... so nem Holzstab.
- Es wirkt einfach nur aufgewühlt, oder zu glatt.
- Und das ist KEINE Einheit mehr.
- Pause.
- Und wenn ich erst im NACHHINEIN diese Einheit bilden möchte, dann wirkt es wieder zu gewollt.
- Pause.
- Bei Omas Kopf ist es das Selbe.
- Ich rauhe dann immer wieder zwischendurch die Oberfläche auf.
- Also ich steche rein, damit sozusagen kleine Vertiefungen entstehen.
- Die versuche ich dann wieder zu schließen mit Werkzeug.
- Aber das wirkt halt alles KOSMETISCH!
- Als würde ich im Nachhinein die Oberfläche richtig machen, obwohl eigentlich das Richtigmachen WÄHREND des Modellierens passieren müsste.
- Pause.
- Aber bei Omas Kopf hab ich jetzt auch gemerkt, dass ...
- Wenn ich ein Foto gemacht habe ...
- Irgendwas stimmte mit dem Oberkopf einfach nicht.
- Es ging viel zu schnell nach hinten.
- Als würde da etwas fehlen.
- Das passiert mir nicht, wenn ich modelliere, wenn ich drumherumgehe.
- Mit meinen Augen anschaue.
- Sondern ERST, wenn ich das Foto vor mir habe.
- DANN stimmt etwas nicht.
- Pause.
- Und heute hab ich ... äh ... Masse aufgetragen.
- UNGLAUBLICH viel Masse!
- Und jetzt merke ich: Jetzt stimmt die Kopfform auch.
- JETZT ist genug Masse drauf.
- JETZT wirkt es nicht mehr abgeschnitten.
- Pause.
- Aber das beudetet, die ganze Oberfläche, die ich davor modelliert habe, ist hin.
- Und ich fange jetzt wieder eine Oberfläche an, die der anderen Oberfläche, die ich vielleicht Wochen davor gemacht habe, nicht mehr ähneln kann.
- Das heißt, ich muss auch wieder die andere Oberfläche aufwühlen und muss die Oberfläche KOMPLETT neu machen.
- Pause.
- Und DAS ist eigentlich das falsche Vorgehen.
- Die Oberfläche müsste entstehen WÄHREND ich modelliere.
- Und nicht erst am Ende.