Gespräch mit mir
Körper kopieren durch Abstrahieren
Neue Form durch Unfähigkeit
- Es geht ja nicht einmal darum, zum Beispiel den menschlichen Körper zu kopieren.
- Also die Form!
- Pause.
- Nur die Oberfläche.
- Pause.
- Es geht aber um den WEG dorthin.
- Es ist eine Sache, sich den Körper anzugucken und jeden kleinen Hügel ...
- Jede kleine Delle!
- ... nachzumodellieren.
- Sondern in der Kunst wird ja der Körper in große Formen gedacht.
- Der Kopf wird gebaut aus Kugeln, Würfel, Pyramiden.
- Um die Proportionen schneller zu haben.
- Pause.
- Und von dort wird dann langsam ins Detail gegangen.
- Pause.
- Ich finde das komisch, dass man einen Körper als BAUSTEINE sieht.
- Also wenn DAS der Kopiervorgang ist, ...
- Also ein Teil davon.
- ... dann bedeutet das ja für mich, dass der Mensch eben NICHT von sich aus in der Lage ist, den Körper zu kopieren.
- Oder zu verstehen!
- Er macht ihn sich zuerst EINFACHER!
- Um DANN ins Komplexere zu gehen.
- Pause.
- Es WIRKT also irgendwie UNNATÜRLICH.
- So sich dem menschlichen Körper zu nähern.
- Pause.
- Oder überhaupt allen Körpern zu nähern!
- Pause.
- Entweder ich schaffe es, das, was ich sehe, festzuhalten.
- Also ich VERSUCHE festzuhalten, was ich sehe.
- Es wird NICHT funktionieren!
- Weil ich es nicht nachvollziehen kann, wie der Körper funktioniert.
- Selbst beim Modellieren, wo ich ja einen Körper vor mir habe.
- Ich modelliere ja diesen Körper nach.
- Ich schaffe es nicht den Körper nachzumodellieren, ohne den Ton vorher schon eingeteilt zu haben.
- Also ich KAPIERE den einfach nicht!
- Pause.
- Das ist doch eigentlich was Schönes!
- Das macht ihn doch so spannend!
- Es ist sozusagen ein Geheimnis eigentlich.
- Und ich sollte nicht versuchen dieses Geheimnis zu lösen, indem ich mir einen ...
- Spickzettel!
- ... mache.
- Sondern ich sollte einfach dieses Geheimnis, diese UNGLAUBLICHE Form akzeptieren können, und DAMIT arbeiten.
- Es geht mir also nicht darum einen Tonklumpen vor mir zu haben und von vornherein zu abstrahieren.
- Oder von vornherein etwas ganz anderes draus zu machen, als was ich sehe.
- Sondern ich versuche, wenn ich einen Tonklumpen vor mir habe, das, was ich vor mir habe, zu modellieren.
- Pause.
- Ich VERSUCHE es WIRKLICH!
- Ich versuche zu SEHEN!
- Ich versuche zu VERSTEHEN!
- Ich versuche mit meinen Augen ... ähm ... die Proportionen zu erkennen.
- Es wird mir nur nicht gelingen, auf diese Weise die Natur zu kopieren.
- Pause.
- Aber darum darf es auch nicht gehen!
- Was da entsteht ist ja eigentlich viel spannender.
- Weil es zeigt, wie beschränkt ich auf der einen Seite bin.
- Wenn ich OHNE Hilfsmittel arbeite, ohne Spickzettel.
- Gleichzeitig entstehen so neue Formen.
- Diese neuen Formen kann die Natur nicht geben.
- Diese neuen Formen entstehen, wenn ich, der Mensch, etwas tue, was nicht natürlich ist.
- Was nur der Mensch kann.
- Der eine Form macht, die nicht existieren KANN.
- Pause.
- Und TROTZDEM will ich die Natur als Vorbild nehmen.
- Aber ihr doch ein Geheimnis zugestehen.