Gespräch mit mir
unnatürliche Form
- Mir wird langsam klar, auch wenn das eigentlich schon ne Selbstverständlichkeit wäre, ...
- Gerade im Hinblick darauf, dass ich mir ja schon viele Plastiken ange... angeguckt habe.
- Also Köpfe und Ganzkörperfiguren.
- Und das waren ja alles ... Oder die meisten waren ja keine ... äh ... sollten kein Abbild des Körpers sein.
- Also kein anatomisches Abbild.
- Sondern die Form ist meistens unmenschlich.
- Oder anders ... ähm ...
- Unnatürlich!
- Manchmal fällt's gar nicht groß auf.
- Das ist dann erst, wenn ich länger hingucke und sehe, dass die Proportionen ... äh ... ganz andere sind, als ... als es anatomisch korrekt wäre.
- Und bei den meisten, auch wenn das nicht das erste ist, was mir auffällt, ...
- Aber bei den Plastiken interessant ist!
- Dass sie unnatürlich aussehen, aber das nicht weiter auffällt!
- Pause.
- Es geht also gar nicht darum, was ich ja ständig wieder versuche, die Augen ... ähm ... korrekt zu machen.
- Was auch immer korrekt heißt.
- Den Mund richtig zu machen.
- Die Nase richtig zu machen.
- Bei den Ohren habe ich ja bereits abstrahiert.
- Ich nehme also bewusst eine Form, die nicht das Ohr wiedergibt.
- Das natürliche Ohr.
- Aber beim Ohr hab ich mich zum Beispiel gar nicht so aufgehangen.
- Pause.
- Bei mir ist halt immer noch so diese Idee, dass, nur wenn ich so ein Abbild mache, ein anatomisch korrektes, ...
- Von mir, von meinem Kopf.
- Dass man mich dann erkennen würde.
- Je mehr ich aber die ... ähm ... Plastiken von Bildhauern der letzten hundert Jahre angucke, ...
Personifikation der Form
- Da sehe ich ja auch Charaktere.
- Also Personen.
- Wo der Bildhauer es schafft, durch kleine Züge, durch ...
- Durch Hinweise!
- ... diese bestimmte Person wiederzugeben, ohne es eben anatomisch korrekt zu tun.
- Pause.
- Aber sie wird ERKANNT.
- Da guckt dann niemand auf das Auge, was zu schräg ist.
- Oder ... ähm ... wo die Wölbung der Pupille ... ähm ... in Anführungszeichen falsch ist.
- Das fällt dann nicht ins Auge!
Zusammenspiel der eigenwilligen Formen
- Sondern da ... da spielt dann wieder so ein Gleichgewicht eine Rolle.
- Also dass in der gesamten Form, in der gesamten Plastik, die eigenwilligen Formen zusammen .... zusammenspielen.
- Und durch dieses Zusammenspiel wirken sie wieder natürlich!