Am Mittwoch einen Kopf modelliert und in Gips gegossen, der trotz abstrakter Form bei mir keine Frage nach dem, was er auszudrücken habe, provoziert. Der Grund: Es ist ein Kopf, der nicht versucht abzubilden, sondern einer, der entsteht, wenn ich Verstand und kontrollierte Bewegung ausschalte! Es ist ein abstrakter Kopf. (Den Begriff "abstrakt" muss ich noch für mich klären!)
Verstand
Er entsteht ähnlich, wie wenn ich beim Zeichnen die rechte Hand benutze. Oder wenn ich Whisky trinke und danach einen Kopf zeichne. Ich reduziere dabei bewusst - den Verstand und/oder die kontrollierte Bewegung. Beim gestern modellierten Kopf war es von beidem etwas. Ich habe meinen Kopf negiert! Heißt: Anstatt dass die Nase herausragt, habe ich sie in den Ton drücken müssen. Aus Hügel wurden Täler, aus Täler Hügel. Zwar bin ich bei vollem Verstand, verstehe aber die mit den Händen modellierte Oberfläche nicht. Ich versuche mir den Kopf negiert vorzustellen und komme dadurch an meine Grenze, was genaues Abbilden betrifft. Das Ergebnis ist ein Kopf, der meinem nicht ähnelt. Er besteht aus unförmigen Massen, die jedoch dadurch, dass ich während des Modellierens nicht wusste, wie diese aussehen werden, intuitiv, nicht zwanghaft, wirken.
Ausdruck
Es ist ein Kopf, der so sein muss. Aber es ist eben auch ein Kopf, der keinem Drang nach Ausdruck entsprang. Er vermag dem Betrachter etwas erzählen, natürlich! Ich fühlte mich wie ein Kind. Unbeschwert modellieren und das Ergebnis so nehmen, wie es ist. Das macht ihn für mich hohl. Er ist schön. Der Arbeitsprozess hat mir Freude bereitet. Aber: Er ist reine Oberfläche!