ÜBERSICHT ========= 1. Einleitung mit Christian (Das kann ich auch!) mit Alexander (Abgrenzung Betrachter vom Kunstraum) mit Oma (oft nicht verständlich) 2. Was ist Kunst? vor allem mit Oma unbeantwortet am Ende 3. Kriterium greifbar mit Oma (Realismus) mit Alexander (Porno) 4. Kriterium schön vor allem mit Christian (Design-Objekt) zwischendurch mit Alexander (Koch) zwischendurch mit Oma (van Goghs Kornfeld) 5. Kriterium hässlich mit Oma ("Der Schrei") kurz mit Christian (Installation Akkuhammer) 6. Kriterium interessant mit Christian (Installation Ventilatoren) 7. Kriterium Spielerei mit Christian (Installation Ventilatoren) 8. Kriterium besonders mit Christian (es muss sich abheben) mit Oma (Technik bei Van Gogh, Geradenbilder) ganz kurz mit Alexander 9. Kriterium Stil als Ausdruck mit Oma ("Der Schrei") 9.1 Expressionismus mit Oma ("Der Schrei") Noch offen: X. Kriterium harmonisch X. Kriterium bleibend X. Kriterium Komposition X. Kinderzeichnungen X. Readymade X. Duchamps Pissoir X. Feuerlöscher X. Münk. Münich. Munk mit Oma (halt witzig, für zwischendurch) --- Anfang Einleitung --- Im Frühling dieses Jahres fuhr ich mit der Bahn nach Basel. Zu Christian, Flugbegleiter und gelegentlicher Museumsbesucher. Um in Galerien, auf der Straße und im Restaurant eines Kaufhauses etwas über seine Meinung zur Kunst zu erfahren. --- [ vor einer Kirche ] Ich: Was ist Kunst für die Leute, die nicht... äh... in... die nicht in... in den Kunstkreisen drinne sind? Die selbst keine Künstler sind. Sondern die ab und zu mal eine Ausstellung besuchen und sich dann da... (3;1) [ kurze Pause ] Ich: ... herablassend... äh... drüber unterhalten. (3;1) [ Glockengeläut ] Ich: Du bist so einer. (3;2) Christian: Ich bin herablassend. Willst du damit sagen. (3;3) Ich: [ lacht ] Wenn wir zeitgenössische Kunst sehen: Ja. (3;4) Christian: Okay. (3;5) [ kurze Pause ] Christian: Aber warum sagst du, dass das herablassend ist. (3;7) Ich: Na wenn… na wenn so ein Spruch kommt wie: [ mit sehr hoher Stimme ] Das kann ich ja auch! Oder… (3;8) Christian: Na das ist eben ein Kriterium für mich. Ist das dann schon herablassend? (3;9) Ich: Das man es selbst auch kann? Und das … (3;10) Christian: Ja. (3;11) Ich: … das von denen ausgestellt wird und von dir aber nicht… (3;12) Christian: Na Kunst sollte ja schon irgendwie was besonderes sein. Oder? (3;13) --- Ende letzten Jahres, es ist kalt, aber kein Schnee weit und breit, machte ich mich mit dem Bus nach Potsdam auf, meiner Geburtsstadt. Dort traf ich Alexander. Alexander, eher der Büromensch, ganz selten in Museen anzutreffen, versuchte unlängs Gerhard Richter mit einem eigenen Rakelbild nachzueifern. -- [ in Alexanders Wohnung ] [ Süßigkeiten und Tee stehen bereit ] Ich: Höre mal bitte auf in der Zeitung rum… H-A-L-L-O… Wir machen ein Interview! (1;7) Alexander: Du hast gerade gesagt ganz norm… (1;8) Ich: NEIN… gib das her! (1;9) Alexander: Ähm. [ kurze Pause ] Alexander: Du sagtest "Die mit Kunst nichts zu tun haben". Aber wir umgeben uns ja mit Kunst. (1;16) Ich: Die nicht in die Kunstkreisen drinne sind. Sagen wir es so. Die nicht im System eine Rolle spielen. (1;17) Oma: Mhm. (2;7) --- Omas häufigster Ausruf ist "Mhm". Deshalb passt das auch ganz gut in Alexanders Gespräch hinein. Oma war kurz vor Neujahr in einer Pension in der Nähe von Senftenberg untergekommen, was für mich eine Gelegenheit darstellte, sie über ihre Ansichten zur Kunst zu befragen. --- Alexander: Aber der… aber die Konsumenten spielen ja die größte Rolle in… (1;18) Ich: Du bist… das ist eine gute Frage… aber du bist maximal ein Ausstellungsbesucher, der Kunst betrachtet. Alexander: Also bin ich ja Teil der Kunstszene. (1;20) Ich: Dem würde ich jetzt mal wiedersprechen. Du bist lediglich ein Konsument. Der konsumiert, der vielleicht privat seine Meinung äußert, der im Kunstbetrieb aber nicht irgendwas ändern würde oder dort eine Diskussion anstacheln würde. (1;21) Oma: Mhm. (2;11) Ich: Ich bin jetzt Kunststudent. Das heißt ich bin an einer Hochschule, wo andere Kunststudenten sind, wo Professoren sind, wo sich irgendwelche Kuratoren treffen. Wir gehen auch in Ausstellungen von der Klasse aus. Wir haben auch Exkursionen und so weiter gemacht. Das heißt, wenn dort eine Frage auftaucht, was ist eigentlich Kunst oder so, dann wird das halt gleich… äh… äh ähm… na wie heißt das… äh… Kunst… so ein bisschen wissenschaftlich betrachtet. (1;29) [ kurze Pause ] Ich: Oder wo dann halt gesagt wird, der Künstler hat in dem Jahr diese Frage gestellt… Kunsthistoriker haben darüber diskutiert und so weiter… und dann wird es aber so theoretisch und hat eigentlich gar nichts mehr damit zu tun, worum es mir eigentlich geht! Und zwar um den Besucher, der sich die Kunst ja angucken soll am Ende. (1;29) [ kurze Pause ] Ich: Nicht der Kurator soll es sich angucken, nicht der Professor. Also nicht generell. Sondern ein ganz normaler in der Gesellschaft… der irgendeine andere Tätigkeit nachgeht. (1;29) Alexander: Okay, dann können wir uns vielleicht darauf verständigen, dass du die Interviews mit denjenigen führen willst, die nicht Kunst studieren. (1;30) Ich: Nein! Die nicht im Kunstbetrieb… äh… aktiv drinne sind. Dann lass uns es so sagen. Die im Kunstbetrieb nicht aktiv drinne sind. Du bist es zum Beispiel nicht. (1;31) Oma: Mhm. (2;15) Ich: Künstler, Kuratoren, Galeristen, Museumsdirektoren... die kennen sich ja alle in diesem Gebiet aus. Und die reden alle groß rum halt. Was es alles sein soll. Und was der Betrachter davon haben soll. Und so. Und am Ende… (2;18) Oma: Da wird viel hineininterpretiert. (2;19) Ich: Genau. Und am Ende ist es dann der Besucher, der... äh... äh... entweder etwas damit anfangen kann oder nichts damit anfangen kann. (2;20) Oma: Ja. (2;21) Ich: Und mir kommts so vor, als... äh... könnten viele oftmals mit sowas gar nichts anfangen. Außer man liest sich halt Texte durch. Die Biografien und so weiter. (2;22) Ich: Jeder Mensch redet darüber. Also jeder hat seine Meinung. Hä, das finde ich oll. Das finde ich interessant… Weißt du?… Sowas. Das kommt ja immer im Museum. Gleichzeitig hab ich aber das Gefühl, dass viele Ausstellungen… äh… die Arbeiten vieler zeitgenössischer Ausstellungen so komplex, so kompliziert… so… minimalistisch… wie jetzt dieses Beispiel von diesem Bild, wo ich gesagt hab, da gibts den Künstler Rauschenberg, der hat nur weiße Leinwände irgendwann mal gemacht und die hängen jetzt im Museum. Da war ich jetzt halt in München in einer. Da hängen so große Leinwände… Zwei. So. Und das ist ganz große Kunst. Die wird teuer gehandelt… glaube ich. Und die… und die bedeutet was. Aber wenn du jetzt als Ausstellungsbesucher, der nicht Kunst studiert hat, der kein Kurator und so ist, der davor steht, behaupte ich, kannst du damit erstmal gar nichts anfangen. (1;39) Oma: Mhm. (2;23) Ich: Die Arbeit, ohne Begleittext, um die es geht … (2;24) Oma: Mhm. (2;25) Ich: Große Fragezeichen! (2;26) Oma: Naja. Als Laie würde man sich dann ein Bild ansehen und das vielleicht zum Ausdruck bringen, was man da empfindet. Ohne zu wissen… von dem Künstler etwas zu wissen. Oder so. Oder was meinst du. (2;27) Ich: Na das ist eben die Frage. Also wenn ich in eine zeitgenössische Ausstellung gehe, wo jetzt zum Beispiel [ blickt im Raum umher, sieht einen Stuhl und zeigt auf ihn ] dieser Stuhl ausgestellt ist. Einfach so. Sagen wir es mal so. (2;28) [ BILD: VON KUNST STUHL ] Oma: Mhm. (2;29) Ich: Und ähm und ich sehe diesen Stuhl, aber kann damit irgendwie nichts anfangen. Also es bewegt in mir nichts. So. (2;30) Oma: Mhm. (2;31) Ich: Für mich ist es ein Alltagsgegenstand. In dem Moment. Und aber ein Kurator oder der Künstler… die haben ein riesen großes Ding in ihrer inneren Welt draus gemacht. So. Und das kommt beim Betrachter aber nicht an. Und entweder du liest dir dann einen langen Text durch, oder... (2;32) [ kurze Pause ] Ich: Ich zeig dir mal was! (2;871) Alexander: Ja? (1;619) Ich: Tipp mal bitte bei Google… (1;618) Alexander: Was soll ich eingeben? (1;625) Ich: Duchamp. D. U. C. H. [ kurze Pause ] A. M. P. … Pissuar. [ Tippgeräusche ] P. I. irgendwas. Dann zeigt ers schon an. Glaube ich. (1;626) [ Ein Abbild vom Replik von Duchamps Fountain erscheint auf dem Bildschirm ] Oma: Ein Pissoir? [ lacht ] (2;876) Alexander: Puh. Ähm. Ahm… für mich ist es viel greifbarer, wenn wir erst einmal über… über … über ähm… weiß ich nicht… äh… Tontöpfe sprechen! (1;611) Oma: [ räuspert sich ] (2;947) Alexander: Das wäre greifbarer! (1;615) Oma: Und hast du auch... realistische Bilder? (2;439) --- Ende Einleitung --- --- Anfang Was ist Kunst? --- Oma: Ich hätte vorher aber schon ganz gerne definiert, was Kunst ist. Also ich würde als Laie das so empfinden, äh, dass man meinetwegen Dinge aus der… äh Natur, oder aus der Wirklichkeit, auf Papier oder Leinwand bannt. (2;51) Ich: Mhm. (2;52) Oma: Also das… auf Leinwand bringt. Wie auch immer. (2;53) Ich: Der Baum sieht schön aus. (3;76) Christian: Ja. Vielleicht ist der ja auch Kunst. (3;77) Ich: Und diese… diese Architektur ja eigentlich auch. (3;78) Christian: Architektur kann ja auch Kunst sein. (3;79) Ich: Mhm. (2;54) Oma: Das wäre für mich… ja Kunst. Von der Natur auf Papier zu bringen. Und wie würdest du das definieren. Kunst. Das Wort. Oder… (2;55) Ich: Also das was man in der Natur sieht,… (2;56) Oma: Ja. (2;57) Ich: … was… (2;58) Oma: Oder Wirklichkeit. (2;59) Ich: … oder… oder... äh... Abbildung von Dörfern oder so. Wo man so den Alltag zeigt. Oder so. Sowas meinst du jetze? (2;60) Oma: Ne ich meine, dass man den Alltag… (2;61) Ich: Ja. (2;62) Oma: … direkt dann darstellt. (2;63) Ich: Okay. (2;64) Oma: Also Natur… (2;65) Ich: Okay. (2;66) Oma: … sieht. Oder Wirklichkeit sieht und das dann… äh… auf die Leinwand bringt. (2;67) Ich: Okay. (2;68) Oma: Oder aufs Papier bringt. (2;69) Ich: Und das wäre für dich jetzt Kunst. (2;70) Oma: Das würde ich denken. Das ist Kunst. Oder? (2;71) [ kurze Pause ] Oma: Oder was ist das wirklich? (2;71) Ich: Na ich… ich hab da gar keine Antwort! Ähm ich ähm… (2;72) Oma: Na eigentlich müsstest du eine haben! (2;73) Ich: Ne. (2;74) [ kurze Pause ] Oma: Als Kunststudent? (2;75) --- Ende Was ist Kunst? --- --- Anfang Kriterium greifbar --- Ich: Realismus als Kunst. Kannst ja noch einmal diesen kurzen Abschnitt hier… (2;442) Alexander: Ähm. Ich … als ich im Museum Pompidou war, äh, da gabs moderne Kunst. Teilweise. Und zwar sind dort … war dort eine Ausstellung, ähm, äh im siebziger Jahre Stil gemacht. Äh. Sehr blüschig. Und poppig. Und… (1;652) Oma: Realismus von lateinisch realis, die Sache betreffend, res … Sache, Ding, bezeichnet in der Kunstgeschichte eine Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Europa einsetzende neue Kunstauffassung, die sich gegen Darstellungen des Klassizismus und der Romantik wandte. (2;443) [ kurze Pause ] Oma: Klassizismus. Ja. Da habe ich die griechischen klassischen schönen Körper da in Erinnerung. (2;443) Ich: Mhm. (1;653) [ BILD Jeff Koons Porno ] Alexander: Und man hat… äh… ähm… Sexualakte gesehen. Also man hat halt einen erigierten Schwanz gesehen. Der dann halt in eine Vagina e-i-n-d-r-i-n-g-t. Äh und bevor man in diesen Raum reingegangen ist, war halt, … war nicht nur eine Warnung, dass Minderjährige keinen Zutritt haben, sondern es war auch äh ähm ein Einlass… einer der davor stand… ein Museumswärter, der eben darauf aufgepasst hat, dass keine Kinder Einblick in diesen Raum nehmen. (1;654) Christian: Für mich ist Kunst eher das, was man zu… die Toteninsel. (3;156) Ich: Warum das? (3;157) Christian: Vom Böcklin. (3;158) [ BILD Toteninsel ] Christian: Da ist… es gegenständlich, was man dort sieht. (3;163) Oma: Ja! [ kurze Pause ] Alexander: Das in dieser Größe dort zu sehen. Und auch in dieser Öffentlichkeit. Ähm… äh… Das… das hatte mich überrascht. Und … äh … das Menschen … ähm … ähm … mehrere Minuten verharren davor und und sich das ganze auf sich wirken lassen. WEIL ich hab das eigentlich jeden morgen, wenn ich auf irgendeine Pornoseite gehe. Und ich hab die selben Bilder. (1;656) Oma: [ räuspert sich ] Ich: Hier als Thema vielleicht… Sie propagiert Alltäglichkeit und Sachlichkeit. Ne? Also die haben… (2;446) Oma: Ja. (2;447) Ich: … den Alltag… Hier haben wir von Gustav Korbet "Die Steineklopfer". [ BILD Steineklopfer ] Oma: Ja. (2;449) Ich: Als Beispiel. Also die haben den Alltag von den Menschen… (2;450) Oma: Ja. (2;451) Ich: … sozusagen mit reinbringen wollen. (2;452) Alexander: Ja. Oma: Mhm. Alexander: Äh... Wenn ich morgens im Bett liege und mir einen runterhole... (1;660) Oma: [ räuspert sich ] Ich: Ich anonymisiere dich! [ allgemeines Gelächter ] (1;659) Alexander: und ich sehe da so ein Bild, würde ich überhaupt nicht auf die Idee kommen, dass das… Kunst sein KÖNNTE. Äh. Wenn man allerdings in so ein Museum geht und dann ist da so eine abgestellte … ab … so eine… abgeschlossene Fläche… und dann wird das sicherlich auch im … in einer ganz bestimmten Art und Weise dargestellt. Und ich glaube, der Künstler, der das da war, der … der hat sich sogar selbst fotografiert. Wie er mit … (1;660) Ich: Mhm. (1;661) Alexander: … seiner Frau, diese Handlung vornimmt. (1;662) Ich: Mhm. [ 59:47 ] (1;663) Alexander: Ähm und ist damit auch bekannt geworden. [ kurze Pause ] MHM. [ kurze Pause ] Glaube ich sehr teuer. Wird als Kunst angesehen. Hat mich in dem Moment überrascht. Man beobachtet andere auch dabei. Und … (1;664) Ich: WIE heißt der denn noch mal? Ich hab jetzt das Bild… das war so ein poppiges Ding, wo er halt liegt und mit seiner Frau… (1;665) Alexander: Genau. (1;666) Ich: Sind wir im Kunstunterricht durchgegangen. Der macht jetzt so Pillendöschen und so weiter. Das ist … der … der … der ist sehr provokativ und der hat sich auch gerne selbst erigiert… (1;667) Alexander: Genau. Genau. (1;668) Ich: MENSCH. Wie heißt der denn. (1;669) Alexander: Ich finde es ja jetzt… (1;670) Ich: Ich weiß es jetzt nicht. (1;671) Alexander: … ganz toll. Das ICH etwas gesehen habe, was ihr im KUNSTmuseum… äh was ihr im Kunststudium… (1;672) Ich: Unterricht. Und angucken. (1;673) Alexander: … finde ich gerade ganz krass. Äh. Also das hab ich halt in Paris gesehen… (1;674) Ich: Ja. (1;675) Alexander: … im Museum. Und äh äh das schöne war in dem Moment auch, die anderen Menschen dabei zu beobachten. Wie sie sich dabei fühlen. Und äh manche sind… die Scham die dabei entsteht. Und äh … äh … vielleicht … ähm … auch selber überrascht, wie man darauf reagiert. Äh… äh… ähm. So etwas in dieser Öffentlichkeit so dargestellt zu bekommen. [ 1:00 ] (1;676) [ kurze Pause ] Alexander: Das ist greifbarer. (1;615) Ich: Ich glaube, das war noch nicht ein Thema von den äh von den äh Königen, Kaisern. Oder den Herrschern. Die wollten… (2;454) Oma: Ja. (2;455) Ich: … eher die schöne Landschaft darstellen. Schöne... äh... äh… (2;456) Oma: Und sich selber. (2;457) Ich: … Selbstdarstellungen und so… (2;458) Oma: Mhm. (2;459) Ich: Und das waren eben auch schon… (2;460) Oma: Mhm. (2;461) Ich: … wieder Künstler, die irgendwie plötzlich ein ganz anderes Thema mit ansprechen… (2;462) Oma: Mhm. (2;463) Ich: … wollten. Das wird als… als als zweite Revolution oder so bezeichnet. In einem Buch. (2;464) [ BUCH Verweis auf Gombrich ] Oma: Ja. Also die arbeitende Bevölkerung und naja... die... die... die künstlerisch interessierte Bevölkerung der Unterschicht. (2;465) Ich: Wir gucken uns mal den Naturalismus an. Weil ich glaube, das war das, was du eher als … [ kurze Pause ] … Ist eine Strömung von circa 1850 bis 1900… (2;466) --- Ende Kriterium greifbar --- --- Anfang Kriterium schön --- Christian: [ flüstert ] Das ist keine Kunst. Das ist ein schönes Objekt. (3;115) Christian: Wie… ein schönes Design-Objekt. (3;115) [ BILD Critical ] [ kurze Pause ] Christian: Kunst ist das nicht. (3;116) Ich: Das hängt jetzt aber in einer Kunstgalerie. (3;117) Christian: Naja. Aber deswegen ist es ja nicht Kunst. (3;118) Ich: Für mich schon. (3;119) Christian: Was ist für dich daran jetzt so besonders? (3;120) Ich: Warum ist es ein Design-Objekt? (3;121) Christian: Naja. Weil es schön ist. Also ich würde mir das hinhängen. (3;122) Ich: ECHT? (3;123) Christian: Vielleicht. (3;124) [ beide lachen ] --- Alexander: Ist der Koch nicht auch Künstler? (1;401) Ich: Ich würde sagen: Wenn etwas hässlich schmeckt oder etwas hässlich aussieht, dann ist das Kunst. Als wenn etwas schön aussieht. Weil wenn etwas schön aussieht und du kaufst es dann, dann wirkt es… dann wird es ganz schnell zu einem Produkt. Und ist für mich nicht mehr Kunst. In dem Moment. Sondern es ist ein Kunstprodukt. Was man kaufen kann. Und ich würde unterscheiden zwischen Kunst und zwischen äh… Kunst die man macht, um um gekauft zu werden. Damit man Geld verdient. (1;422) Alexander: Derjenige, der … äh der ganz zarte Kreationen, neue Dinge schafft… (1;405) Ich: Ja. (1;406) Alexander: … und so, da würde man auch von der Kunstform des Kochens sprechen. Warum denn nicht? (1;407) Ich: Okay. Ähm. Bei dem … bei dem Koch als Beispiel jetzt. Du würdest aber sagen, dis ist doch nur ein guter Koch… ähm äh wenn es schmeckt und gut aussieht. [ Stille ] So. Oder? (1;408) Alexander: N… n… nein. Also ich würde den Koch vom Künstler dann abgrenzen, wenn... äh... äh... was Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist. Also wenn er sich selber eher als Koch sieht, dann ist er Koch. Wenn er natürlich äh sich stärker als Künstler betrachtet, dann ist er Künstler. Also ich ich… (1;409) Ich: JA, ABER. Aber würdest du jetzt einen Koch Künstler nennen, wenn er dir einen Teller präsentiert mit einem schauderhaft ausschauenden äh äh [ Pause ] Nudel-Bolognese-Dingsdabumsda? Was auch schrecklich schmeckt! Würdest du ihm dann sagen… du… sie sind aber kein Kochkünstler? So? Sondern sie sind halt jemand der das nicht hinbekommt… (1;410) Alexander: Nein. Das ist eine Frage, wie wie … wie du… Also die Frage, die du eigentlich stellst, ist, wie definiere ich Kunst. Nämlich gibt es gute und gibt es schlechte Kunst. (1;411) --- [ zurück in der Galerie ] Ich: Ich denke durch diese Löcher wird es zu etwas, was ein Designer sich nicht hängen würde. Weil die ja eher… (3;125) Christian: Nö. Die zeigen ja vielleicht, dass es früher mal was anderes war. (3;126) Ich: Achso? (3;127) Christian: Und äh vorher eine andere Funktion hatte. (3;128) Ich: Die hat er nicht erst nachträglich reingemacht? Das dachte ich gerade. (3;129) Christian: Naja. Das weiß man jetzt ja nicht. (3;130) Ich: Na du kannst schon recht haben. (3;131) Christian: Na aber schau. Das ist einfach ein… Dreieck mit ähm… ein paar Linien. Gefärbt. Fast wie eine Straßenkarte. (3;132) [ Straßenbahn fährt vorbei ] Christian: Aber nichts besonderes. (3;133) Ich: Na doch. Würdest du denn sowas machen? (3;134) [ kurze Pause ] Christian: Nö. Aber ich KÖNNTE. (3;135) Ich: Dann ist es doch aber… (3;136) [ beide lachen ] Ich: Das Graffiti draußen kannst du auch machen. (3;137) Christian: Ja. Das ist ja der Punkt. Aber da hab ich gesagt ist ja das besondere, dass man ja schon in die Illegalität geht. Das [ zeigt auf das Bild ] hat für mich nichts besonderes. (3;138) Ich: Dann zeig mir mal was besonderes! (3;139) Christian: Na wir müssen gucken. (3;140) --- [ BILD Weizenfeld mit Zypressen, Van Gogh ] Oma: Das Kornfeld ist für mich sehr schön. Es erscheint sehr echt. Der Rest vom Bild nicht. (2;215) Ich: Du sagst schön. Aber was… was ist für dich schön? (2;216) Das Feld ist schön, weil es… (2;233) Oma: Ja. (2;234) Ich: … noch die… (2;235) Oma: Das ist für mich noch echt. (2;236) Ich: Genau. Wie es in echt ist. Deshalb… (2;237) Oma: Ja. (2;238) Ich: … findest du das halt schön. (2;239) Oma: Mhm. (2;240) Ich: Aber der Rest ist halt schon zu... zu... abstrahiert für dich. (2;241) Oma: Ja. Mhm. (2;242) Ich: Die Form ist halt… gibt nicht… also das Objekt wird nicht mehr so dargestellt, wie es eigentlich… (2;243) Oma: Ja. (2;244) Ich: … ist. Sondern ist ja schon abgewandelt. (2;245) Oma: Gar nicht schön. (2;260) --- [ zurück in der Galerie ] Ich: Das mit den Löchern war aber aus Absicht. (3;141) [ jemand hustet ] Christian: Sagst DU. (3;142) Ich: WEIL hier jetzt auch Löcher drinne sind. (3;143) [ BILD Arbeit mit Kachelmuster in Galerie ] Christian: Was ist das denn überhaupt. (3;144) Christian: Es schaut fast aus wie so eine Fließenwand. (3;146) Christian: Mit Fugen. (3;147) Ich: Vor allem nicht… grundiert! Oder? Sonst würde das nicht hier abplatzen. (3;148) Christian: Na das ist doch gewollt! (3;149) Ich: Also kein Design, sondern Kunst! (3;150) Christian: Mhm. Ich weiß nicht. (3;152) Ich: [ zieht die Nase hoch ] (3;155) --- Ende Kriterium schön --- --- Anfang Kriterium hässlich --- Oma: Es gibt ja nicht nur schöne harmonische Bilder. Sondern auch ganz… ja… hässliche oder die einem Angst einjagen. Oder oder… (2;219) Ich: Mhm. (2;220) [ kurze Pause ] Ich: Ich tippe mal eben "Der Schrei" ein. Kennst du denke ich mal. (2;222) Oma: Nein. Das ist auch von Van Gogh? (2;223) Ich: Nenene. Ich muss auch gleich noch einmal gucken, wie der … wie der genau heißt. [ kurze Pause ] (2;224) Ich: Von ähm… Eduard Munk Ich: . Munk. (2;225) Oma: Ach Munk. (2;226) Ich: Ist ein ganz Bekanntes. (2;227) Oma: Naja gut. Also den Namen hab ich schon einmal gehört. (2;228) Ich: Das ist von 1893. Dieses Bild. Ich machs mal groß. (2;229) [BILD Schrei ] Oma: Ja. (2;230) Ich: Also du hast gerade von schön äh geredet, wenn du die Landschaft noch erkennst. (2;231) Oma: Ja. (2;232) Oma: Also das hier... ist schon noch harmonisch. (2;246) Ich: Ja. (2;247) Oma: Mit einem Stich Disharmonie. [ lacht ] Drinne. Sagen wirs mal so. (2;248) Ich: Ja. (2;249) Oma: Ja. (2;250) Ich: Auch mit den Farben. (2;251) Oma: Ja. (2;252) Ich: Ist ja ziemlich… äh… grell. (2;253) Oma: Die Farben gehen noch. (2;254) Ich: Ja. So das wäre jetzt halt… Wenn du sagst… (2;255) Oma: Ja. (2;256) Ich: … ist es für dich schön? Hässlich? Oder sag mal was dazu. Zum Schrei. (2;257) Oma: Der ist… Dieses Bild ist also für mich gar nicht mehr harmonisch. (2;259) [ kurze Pause ] Oma: Gar nicht schön. [ 11:42 ] (2;260) --- [BILD Akkuhammer] Christian: Also… ästhetisch gesehen ist es jetzt nicht … nicht wirklich schön. (3;995) --- Ich: Wie leitest du das ab? (2;261) Oma: [ pustet Luft aus ] (2;262) Ich: Also das Gegenteil… hässlich. Oder…? (2;263) --- Christian: Aber es ist interessant. (3;997) --- Oma: Hässlich ist wieder zu viel gesagt. Äh das Thema ist aber getroffen. Würde ich sagen. Wenn das "Der Schrei" heißt. Man sieht die Frau … ja… schreien. Den Mund weit auf. Und die Arme hoch gehoben. Aber es ist für mich also … tja… nicht mehr so richtig harmonisch. (2;264) Ich: Also du würdest es dir jetzt nicht unbedingt an… (2;265) Oma: Ich würde es … (2;266) Ich: …schauen im Museum. So länger davor stehen. (2;267) Oma: Ja. Also ich könnte mir vorstellen, das meine Generation vor… ja… sehr harmonischen Bildern ein bisschen länger ausharrt als vor disharmonischen Bildern eben. (2;268) Ich: Was bist du denn für eine Generation? Welches Jahr? (2;269) Oma: Jahrgang 31. Uralt. (2;270) Ich: Okay. Aber das ist ja von 1890… 93 oder so. (2;271) Oma: Ja. (2;272) Ich: Das ist ja noch älter. Also da gabs ja bereits viele solcher Bilder. Und Van Gogh hatte… (2;273) Oma: Ja. (2;274) Ich: … glaube ich auch in dem Zeitraum gelebt. (2;275) Oma: Ja. (2;276) Ich: Es gab ja ganz viele Künstler, die genau… (2;277) Oma: Mhm. (2;278) Ich: … in dieser Zeit herumexperimentiert haben. (2;279) Oma: Ja. (2;280) Ich: Das war nun nicht mehr die … der Realismus. Das war ja das, was du noch meinst. Mit die Landschaft und die Natur darstellen. (2;281) Oma: Mhm. (2;282) Ich: Porträts und so weiter. Und die haben sich ja dagegen aufgelehnt. Gegen äh gegen… (2;283) Oma: Ja. (2;284) Ich: … das, was der Kaiser halt als als… (2;285) Oma: Als schön empfunden haben. (2;286) Ich: Genau. (2;287) Oma: Ja. Ja. Ja gut. In die Porträts… da ist bestimmt auch viel, ja, Idealvorstellungen noch mit reingeflossen. Ob die immer so ausgesehen haben, äh… (2;288) Ich: Mhm. (2;289) Oma: … das bezweifel ich auch. Eben. (2;290) Ich: Also das sie schöner gemacht wurden. (2;291) Oma: Ja. Sicherlich ist da so ein bisschen… (2;292) Ich: Eitelkeit. (2;293) Oma: … nachgeholfen worden. Denke ich mal. Nicht? (2;294) Ich: Ja. Also du findest das Bild jetzt nicht schön. Aber kannst du dir vorstellen, … (2;295) Oma: Also hässlich wäre auch wieder… (2;296) Ich: Ja. (2;297) Oma: Ne. Hässlich… (2;298) Ich: Das meinst du auch gar nicht. Das ist ja nicht negativ hässlich. (2;299) Oma: Ne. Hässlich ist das… Doch hässlich ist schon was negatives. Aber das ist… (2;300) Ich: Das meinst du glaube ich nicht. (2;301) Oma: Nein. Es ist nicht hässlich. (2;302) Ich: Ja. (2;303) Oma: Aber auch nicht ganz harmonisch. (2;304) Ich: Harmonisch. Was heißt… (2;305) Oma: Und es ist… (2;306) Ich: … harmonisch für dich? (2;307) Oma: Ausgeglichen. (2;308) Ich: Okay. (2;309) --- Ende Kriterium hässlich --- --- Anfang Kriterium Interessant --- [BILD Ventilatoren ] [ Christian betrachtet die Installation ] Christian: Sagen wir es so. (3;1023) [ überlegt kurz ] Christian: Ich finde es interessant. Aber nicht schön. (3;1023) Ich: Aber was bedeutet das jetzt für die Kunst? (3;1024) Christian: Naja… (3;1025) Ich: WAS heißt INTERESSANT. Das ist ein Scheißwort. (3;1026) Christian: Wieso. (3;1027) Ich: Interessant. (3;1028) Christian: Na ich gucke gerne zu. Also ich bleibe hier auch gerne fünf Minuten länger stehen. Das meine ich mit interessant. (3;1029) Ich: Danach bist du erkältet. (3;1030) Christian: Ne DU. (3;1031) Ich: Dann hat es ja eine Wirkung auf dich. (3;1032) Christian: Weil da die ganzen Bakterien herumgewirbelt werden. (3;1033) Ich: Oh mein Gott! (3;1034) [ Klappergeräusche ] [ Pause ] [ Schlag gegen die Wand ] Christian: [ lacht ] (3;1035) Ich: Na die heißen sich gegenseitig auf. Ne? (3;1036) Christian: Die gehen ja richtig aufeinander los. Ne? (3;1037) [ Pause ] [ BUMM! ] Christian: Na das ist halt … Selbst der authistische. (3;1038) Ich: Der bewegt sich jetzt nicht. Guckt zu. (3;1039) [ Klappergeräusche ] Christian: Jetzt fällt der von der Decke. [ lacht ] (3;1040) [ Pause ] Christian: Jetzt ist wieder Ruhe. (3;1045) Christian: Naja. Das ist halt… Das ist auch interessant. Zu sehen, was sich hier so für eine Dynamik entwickeln kann. Und das kann man ja vorher nicht so planen. Das hier dann in einem bestimmten Moment… hier viel Bewegung herrscht. Oder eben kaum. (3;1046) Ich: Ja aber was sagt dir das denn jetzt. (3;1047) Christian: Es sagt nicht viel! Du siehst einfach ein Objekt in einem anderen… KONTEXT. Und… (3;1048) Ich: Mein Lieblingswort! (3;1049) Christian: Und… es passiert was. Hier passiert halt was. Es ist halt nicht langweilig. So wie man auf Wasser guckt. Was durch den Bach plätschert. (3;1050) Christian: Interessant halt! --- Ende Kriterium Interessant --- --- Anfang Kriterium Spielerei --- [BILD Ventilatoren ] Ich: Ich würde es als schöne Spielerei betrachten. (3;1051) Christian: Es ist NICHT schön. Aber es ist eine… (3;1052) Ich: Na doch! (3;1053) Christian: … Spielerei. (3;1054) Ich: Aber was heißt Spielerei? (3;1055) Christian: Eine interessante Spielerei. (3;1056) Ich: [ stöhnt ] (3;1057) Ich: Aber was… Aber was… Ab wann wird aus einer Spielerei … was… was… was als Kunst bezeichnet werden würde? (3;1058) Ich: Wenn ein Kind irgendwas macht äh…, dann… dann wird das auch als Spielerei angesehen. Nicht als Kunst. (3;1063) Christian: Naja. Da du gesagt hast… (3;1059) Ich: Das ist ein Kunstraum. (3;1060) Christian: Das hattest du gesagt. (3;1061) Ich: Dann kann es auch eine Spielerei sein. (3;1062) Christian: Mhm. Okay. Kunst kann Spielerei sein. Muss es aber nicht. (3;1064) Ich: Ich… Mir gefällt es ja, wenn es als Spiel selbst wahrgenommen wird. Und wenn der Künstler das halt so als… ausschlaggebenden Punkt hatte. (3;1065) [ kurze Pause ] Christian: Wichtig ist nur, nicht zu sagen, dass das Zeug hier SPIELT. (3;1066) Ich: Für unsere Augen spielt es. (3;1067) Christian: Aber ja nicht freiwillig. Und es sind ja Objekte. (3;1068) Ich: Was heißt freiwillig. (3;1069) Christian: SPIELEN kann doch nur ein MENSCH. (3;1070) Ich: Sagst du. Und Affen? (3;1071) Christian: Oder menschenähnliche Wesen. (3;1072) Ich: KATZEN? (3;1073) Christian: [ lacht ] Säugetiere! (3;1074) Ich: Warte mal. Was gibts denn noch. Schlangen oder so? (3;1075) Christian: Die spielen bestimmt nicht. (3;1076) --- Ende Kriterium Spielerei --- --- Anfang Kriterium Besonders --- Ich: Was heißt "besonders" für dich? (3;14) Christian: Naja. Was … was ich eben nicht kann. Was ich nicht mal eben an meinem Küchentisch produzieren kann. (3;15) Ich: Dann meinst du handwerklich. (3;16) Christian: Es muss… es muss… es muss sich abheben. (3;19) [ Ich zeige Oma mein Geradenporträt ] [ BILD vom Geradenporträt ] Oma: [ lacht ] (2;2034) Oma: Ja. Na das war ja hier die besondere Technik. Ähm. (2;2036) Ich: Das Geradenbild. (2;2037) Oma: Mit den Geraden… (2;2038) Ich: Das Selbstporträt. (2;2039) Ich: Dir gefallen Bilder irgendwie, wo… die keinen besonderen Stil haben. Keine besondere Technik. Sondern… (2;1989) Oma: Ja. Genau. (2;1990) Ich: … die halt etwas zeigen und und die weniger einen Hinweis auf den Künstler geben. Als auf eine Szene. Auf… als ein geschichtliches… (2;1991) Oma: Ja. (2;1992) Ich: … äh… Ereignis. Sozusagen. (2;1993) Oma: Ja. (2;1994) Alexander: Ähm. Ich hab das selber noch nicht so reflektiert bei mir. Aber ähm ich gebe zu, wenn etwas besonders handwerklich gut gemacht ist oder wenn ähm überhaupt etwas was mich fasziniert… ein Handwerk dahinter steht, dann bin ich bereit mich länger damit zu beschäftigen. (1;1610) Ich: Das ist ja wie bei den ägyptischen Dinger. (2;1995) Oma: Ja. Der Künstler interessiert mich… (2;1996) Ich: Ja. (2;1997) Oma: … da tatsächlich nicht. (2;1998) Ich: Ja, okay. (2;1999) Oma: Sondern das Bild. Eben. (2;2000) Alexander: Boah, hätt ich auch gekonnt. Was ist jetzt das besondere daran? (1;1291) Ich: Picasso, Van Gogh und… Friedrich… die haben halt alle irgendwie einen Stil oder eine Technik, die denen irgendwie zugeschrieben wird. (2;1983) Alexander: Dadurch das es nicht das erste Bild ist, was so ausschaut [ kurze Pause ], hat man natürlich immer den Vergleich. (1;1291) Oma: Mhm. (2;1984) Ich: Also bei Picasso das mit den Frauen, die jetzt zum Beispiel, wo man alle… (2;1985) Oma: Ja. (2;1986) Ich: … Körperteile sehen kann. Aus unterschiedlichen Perspektiven. Und man weiß sofort: Das ist doch glaube ich ein Picasso! (2;1987) Oma: Ja. (2;1988) [ Christian erblickt vor Galerie ein Graffiti an der Wand ] Christian: Na DAS da könnte doch vielleicht Kunst sein! [ zeigt auf Graffiti ] (3;33) Ich: Also heutige Künstler oder Kunststudenten, die… hab ich das Gefühl, den… den den wird halt beigebracht, einen EIGENEN Stil… eine EIGENE Technik zu… (2;2015) Oma: Mhm. (2;2016) Ich: … entwickeln. Ein EIGENES Inhaltsding. Also das… (2;2017) Oma: Ja. (2;2018) Ich: … nach außen hin… Das ist wie eine Marke. Das die nach außen hin wissen, … (2;2019) Oma: Mhm. (2;2020) Ich: … du hast das gemacht. (2;2021) Oma: Ja. (2;2022) Ich: Das kann jetzt gut oder negativ sein. Ähm. Aber das heißt natürlich, dass immer wieder irgendwelche Sachen reinkommen, die du jetzt zum Beispiel dann nicht verstehst. Weil die… (2;2023) Oma: Mhm. (2;2024) Ich: … zu besonders sind. Sozusagen. Wieder nicht… (2;2025) Oma: Mhm. (2;2026) Ich: … nicht allgemeingültig. Ne? (2;2027) Christian: Das ist etwas, das hebt sich ab. (3;35) Ich: WAS denn? (3;36) Christian: Na das Graffiti. (3;37) Ich: Welches Graffiti?! (3;38) [ beide lachen ] Christian: Na die Schmiererei! Ich: Einige sehen das ja heutzutage als Kunst an. (3;40) Oma: Mhm. (2;2026) Christian: Naja. Warum ist das keine Kunst. Das hebt sich ab. Das… das… die Fassade wurde dadurch verändert. (3;41) Ich: Aber verstehst du das? (3;42) Christian: Natürlich nicht! (3;43) Ich: Und kannst du das nicht auch? (3;44) Christian: Ich sehe da jetzt auch keinen großen Sinn drinne. Und ich könnte es wahrscheinlich auch, aber… (3;45) Ich: Also ist es für dich keine Kunst! (3;46) Christian: … da ist schon der Punkt: Würde ich das machen? Wahrscheinlich nicht. (3;47) Ich: Weil du Angst hast. (3;48) Christian: Ja. Aber das ist schon einmal gegen die Konvention. Gegen das Gewöhnliche. Damit… (3;49) Ich: Heute nicht mehr. (3;50) Christian: Damit hebt sichs ab. (3;51) Ich: Heute aber nicht mehr. (3;52) Christian: Aber es hebt sich ab. (3;53) Ich: Ja. (3;54) Christian: Du gehst nicht einfach an eine Wand. Die machen das ja auch nicht tagsüber. (3;55) Ich: Tschuldigung. Der mit dem Hund geht gerade einfach vorbei. Ohne es zu betrachten. Für den ist das einfach bloß ähm Müll. (3;56) Christian: Ja, aber gehen wir von der Perspektive aus… (3;57) Ich: DIESER MANN AUCH! (3;58) Christian: Derjenige, der das gemacht hat. (3;59) Christian: Er hat sich Gedanken gemacht. Er hat gedacht: Okay, ich warte bis es dunkel ist und nicht so viele Leute auf den Straßen … weil das ist ja… man macht das halt nicht. Ne? Man kann dafür ja auch bestraft werden. Aber… ich mache da etwas. Und ich verändere etwas bestehendes. Und jetzt hebt sich das ab. Weil die Fassade ist nicht mehr so normal. (3;65) Ich: Ich glaube sowas nennt man Street Art Kunst. (3;66) Alexander: Ja es muss etwas besonderes sein. Es muss etwas... mhm… (1;1484) Christian: Ja, aber das ist halt … das hat etwas… BESONDERES. (3;67) Ich: Es ist aber nicht im Kunstraum. (3;68) Christian: Vielleicht können wir da für mich ein Merkmal von Kunst sehen. Dass es sich äh abhebt. Von dem Gewöhnlichen. (3;69) Ich: Ist das nicht langweilig, wenn das ein Kriterium davon ist? Dass es sich abhebt? (3;70) Christian: Nur eins. (3;71) Ich: Meinst du mit Abheben von … von von … der natürlichen äh Alltagsumgebung? Also wo Sachen geschaffen werden… eine Straße, damit man da langgeht, von Ort A zu B kommt… Sondern dass es etwas ist, was halt nicht sein müsste dort… (3;72) Christian: Ich meine halt eher, dass es halt etwas ungewöhnliches ist. (3;73) Ich: Was heißt denn "ungewöhnlich". (3;74) Christian: Etwas… ANDERES. Ich meine… ich meine jetzt ja nicht nur, was ich im Straßenraum sehe. Sondern auch, was irgendwo an einer Wand hängt. (3;75) --- Ende Kriterium Besonders --- --- Anfang Kriterium Stil --- Ich: Kannst du dir… Also wenn du… wenn du sagst, "Der Schrei" ist gut abgebildet. Also du siehst, dass die… (2;339) Oma: Ja, das… (2;340) Ich: … Frau schreit. (2;341) Oma: … Thema ist gut getroffen. (2;342) Ich: Genau. Äh ähm. (2;343) Oma: Es ist künstlerisch vielleicht gut. (2;344) Ich: Ja. Aber sagst du, es ist gut getroffen, wenn du nur diesen Ausschnitt hier siehst. [ mit Hand alles außer schreiende Person abgedeckt ] Und sie schreit. Also wo du bloß die Person siehst. Oder sagst du, sie schreit, wenn du das gesamte Bild siehst. (2;345) Oma: Also weil du die Überschrift genannt hast, oder den Bildtitel genannt hast, würde ich das ganze Bild schon… ja, mit akzeptieren. (2;346) Ich: Als "Der Schrei". (2;347) Oma: Als "Der Schrei". (2;348) Ich: Mhm. (2;349) Oma: Natürlich… (2;350) Ich: Das sehe ich auch so. (2;351) Oma: … äh die Umgebung ist Zusatz. Und die Frau ist das eigentliche… ja… die die die wofür es ja eigentlich den Titel gegeben hat. (2;352) Ich: Ja. Aber aber. Die Form, die die Frau hier einnimmt. Dieser geschwungenen. (2;353) Oma: Ja. Ja. (2;354) Ich: Das wird doch irgendwie in die Natur, so sehe ich das jetzt, hier mit übertragen. (2;355) Oma: Ja. (2;356) Ich: Das heißt, die diese… (2;357) Oma: Die Linienführung. (2;358) Ich: Genau. (2;359) Oma: Ja gut. Man müsste auf viel mehr achten. Auf Linienführung. (2;360) Ich: Ja. (2;361) Oma: Und so. Ja. Das mache ich natürlich am Anfang als Laie nicht. (2;362) Ich: Ne. (2;363) Oma: Aber wenn ich darauf aufmerksam gemacht werde, dann sehe ich diese Linienführung schon. (2;364) Ich: Und Farben? [ kurze Pause ] (2;365) Ich: Was fällt dir denn farblich auf. (2;366) Oma: Ja. Die sind … ja, wie wie würde man das nennen. Wiederstreitend. Äh. (2;367) Ich: Sehr kontrast… (2;368) Oma: Sehr kontrastreich. (2;369) Ich: Sehr hart. (2;370) Oma: Von… von diesem Braunrot zu Blaugrün oder so. (2;371) Ich: Ja. (2;372) Oma: Ähm. Ja. Das passt aber zum Thema. Würde ich sagen. (2;373) Ich: Genau. (2;374) Oma: Nicht? (2;375) Ich: Also… (2;376) Oma: Ja. (2;377) Ich: … das wollte ich bloß fragen. (2;378) Oma: Ja. (2;379) Ich: Ob du diesen Schrei nur bei der Person siehst, ne? (2;380) Oma: Ja. (2;381) Ich: Oder ob du in eventuell auch im Gesamtbild wieder entdecken kannst. (2;382) Oma: Ja also ich würde das im gesamten Bild doch schon sehen. (2;383) Ich: Mhm. (2;384) Oma: Die Person in der Hauptsache. Aber das ganze Bild ist… (2;385) Ich: Mhm. (2;386) Oma: … entspricht dem Thema. (2;387) Ich: Kannst du dir vorstellen, dass äh ähm, wenn wenn wenn du eher realistische ähm Abbildungen magst, also damit etwas anfangen kannst, die als schön empfindest… Wenn dort es einen Maler gegeben hätte, der einen Schrei darstellen möchte. Kannst du dir vorstellen, dass du genauso ähm äh diesen Schrei spühren kannst? Wie bei diesem Bild? Wo der gesamte Schrei ja in den Farben, in der Komposition, in dieser geschwungenen Technik und so rüberkommt? (2;388) Oma: Da müsste ich das Bild sehen. [ 17:20 ] (2;389) Ich: Okay. (2;390) Oma: Das weiß ich so nicht. (2;391) Ich: Da müssten wir mal gucken. Vielleicht finden… (2;392) Oma: Mhm. (2;393) Ich: … noch irgendwas. (2;394) --- Ende Kriterium Ausdruck (Beispiel) --- --- Anfang Kriterium Ausdruck --- Ich: Expressionistisch. Sagt dir das was? Als Latein… (2;408) Oma: Ja. Nicht realistisch. Sondern expressionistisch. Ach. Ja wie wird es denn hier übersetzt. (2;409) Ich: Ja. (2;410) Oma: Also nicht… nicht wirklichkeitsgetreu. Würde ich sagen. Oder? Moment. Lateinisch expressio. Ausdruck. (2;411) Ich: Na ließ laut vor. (2;412) Oma: [ liest vor ] Ihre Anfänge und Vorläufer finden sich im ausgehenden 19. Jahrhundert. Wie der Impressionismus, der Symbolismus und der Fau… (2;413) Ich: Fau… (2;414) Oma: …vismus. Damit kann ich nichts anfangen. … Ist der Expressionismus eine Bewegung gegen die Tendenzen des Naturalismus. (2;415) Ich: Und ich glaube, du … dir… du bist im Naturalismus… (2;416) Oma: Das wird so sein. (2;417) Ich: Ja. (2;418) Oma: Ja. [ räuspert sich ] Im Expressionismus überwiegt die expressive Ebene gegenüber der ästhetischen, appellativen und sachlichen Ebene. Der Künstler möchte sein Erlebnis für den Betrachter darstellen. Oma: (2;419) Ich: Das reicht. Glaube ich. Als … (2;420) Oma: Jaja. (2;421) Ich: Was du halt, diesen Naturalismus glaub ich… (2;422) Oma: Ja. (2;423) Ich: … als schön empfindest, versucht hier der Künstler eben davon wegzukommen. Und seinen… (2;424) Oma: Ja. (2;425) Ich: … seine eigene subjektive Sicht… (2;426) Oma: Ja und Empfindung da… (2;427) Ich: … reinzubringen. Genau. (2;428) Oma: … reinzukriegen. (2;429) Ich: Und ich finde, das ist in diesem Schrei… (2;430) Oma: Ja. (2;431) Ich: … sehr gut gelungen. Ne? (2;432) Oma: Ja. (2;433) Ich: Und ich denke genauso in diesem Van Gogh Bild eben. (2;434) Oma: Ja. (2;435) Ich: Das die Natur nicht mehr realistisch dargestellt ist. Sondern… sondern eher die Bewegung, seine Empfindung darüber… (2;436) Oma: Ja. (2;437) Ich: mit reingebracht hat. (2;438) [ kurze Pause, Oma dennoch nicht überzeugt, dass das Kunst sein könnte ] Oma: Und hast du auch realistische Bilder? (2;439) Ich: Ja ja. (2;440) Oma: [ lacht ] (2;441) --- Ende Kriterium Ausdruck --- --- Anfang Kriterium harmonisch --- --- Ende Kriterium harmonisch --- --- Anfang Feuerlöscher --- Ich: Lass uns weitergehen! (3;1077) [ kurze Pause ] Christian: Zum Feuerlöscher? --- Anfang Kinderzeichnung --- --- Ende Kinderzeichnung --- --- Anfang Retrospektive (über mich) --- [ erzähle Alexander, warum ich wann welche Bilder gemacht habe ] [ zeige ihm viele Arbeiten, angefangen von Geradenbildern, bei verhüllten Arbeiten, bis zu Kinderzeichnungen ] Ich: Zuerst habe ich versucht mit einer einfachen Linie wieder zum Anfang der Kunst zu kommen. Ich wollte nicht da anfangen, wo andere aufgehört haben. Ich wollte verstehen, warum am Ende das Bild so ausschaut, wie es ausschaut. Das geht nur, wenn ich bei Null anfange. Und das sind die Geradenbilder. Die Bilder, die nur aus Linien bestehen und durch ihre Menge am Ende ein Motiv ergeben. Die Linie ist für mich die erste Bewegung. Der Punkt ist tot! Alexander: Ja. (1;2806) Ich: Dann kamen die verhüllten Sachen, weil ich … (1;2807) Alexander: Ja. (1;2808) Ich: … ich Zweifel hatte,... äh... ähm... Jetzt gehts nur noch ums Geld, weil sich die Geradenbilder blöderweise gut verkaufen ließen. Und dann kamen wir zu den Kinderzeichnungen. Wo ich wieder zum Ursprung der Kreativität irgendwie zurück wollte. (1;2809) Alexander: Ja. (1;2810) Ich: Wo ich mir sagte: Das kanns jetzt auch nicht gewesen sein. (1;2811) Alexander: Ja. (1;2812) Ich: Das ist ALLES Zweifel. Als Überthema. Weißt du? Deshalb … deshalb frage ich EUCH ja. Jetzt. (1;2813) Alexander: Weißt du… (1;2814) Ich: Euch. Weil … weil weil ich natürlich hoffe, durch eure Ansichten die ihr habt äh, dass es mir auch was Neues bringt. Weißt du? Wo ich einen Anschlusspunkt oder so finde. (1;2815) Alexander: Weißt du, wovor ich Angst habe? (1;2816) Ich: [ lacht ] Das ich keine Rente bekomme? Das kann sein. (1;2817) Alexander: Nein nein. (1;2818) Ich: Solltest du aber. (1;2819) Alexander: Ich hab … Ich hab in Teilen … Angst … vor… vor deiner Größe. Vor deiner Genialität. Und … Ich will dich gar nicht loben! (1;2820) Ich: [ lacht ] Tust du aber! (1;2821) Alexander: Ähm… weil das, was du mir gerade zeigst und das, was du gerade beschrieben hast, das sieht wie eine Gesamtshow… wie ein Lebenswerk aus. (1;2822) Ich: Das fiel mir auch auf. (1;2823) Alexander: Und das macht man erst in der Retroperspektive. Wo man im Nachhinein erkennt, dass äh wie so ein roter Faden sich durchzieht. (1;2824) Ich: Ja. (1;2825) Alexander: Bei Gerhard Richter zum Beispiel finde ich die die Brüche zu stark. Weil er zu stark mit unterschiedlichen Materialien arbeitet. Und weil… äh auch bei Baselitz. Das sich das nicht wie so ein roter Faden durch durch durch die Kunst zieht. (1;2826) Ich: Weil die vielleicht das Geschäft ähm doch mehr im Vordergrund haben. Bei mir ist es eben die persönliche Ebene, die nun einmal rein menschlich ist. (1;2827) Alexander: Du bist noch viel zu jung! Du bist zu jung für diese Retroperspektive. Weißt du? Äh du … also … es es es klingt ja fast schon so, als würde man posthum, wenn du mal nicht mehr da bist, äh nicht nur ein Werk … (1;2828) Ich: Ja. (1;2829) Alexander: … zum Werk erklärt wird, sondern … das große Ganze! (1;2830) Ich: Ja. (1;2831) Alexander: Diese Gesamtshow. Das Gesamtwerk. (1;2832) Ich: Na ich sehe eigentlich nur das Aktuelle als Werk. (1;2833) Alexander: Und davor habe ich gerade so ein bisschen Angst. Vielleicht auch unheimlichen Respekt. Und ähm… Ich habe dich mal erlebt, wie du Orgel spielen kannst. Wie du Klavier spielen kannst. Und war davon… (1;2834) Ich: Das macht auch Spaß. (1;2835) Alexander: … extrem begeistert. (1;2836) Ich: Das macht Spaß! (1;2837) Alexander: So habe ich dich kennengelernt. Da habe ich halt auch gemerkt, dass du … dass in dir … unheimlich viel Potential steckt. Und wenn ich jetzt auch noch DAS mir angucke… (1;2838) Alexander: Das, was du mir gerade zeigst… das macht mir Angst. (1;2840) Ich: Aber ist das nicht gerade das total lebendig spannende? Weißt du… Hätte ich dir jetzt nur Sachen ge… gezeigt, wo eine Geschäftsidee war und und dann sagst du deine Meinung dazu… Aber ist nicht gerade der WEG … wie wir gerade darüber geredet haben… Ist das nicht einzigartig? Was bloß SO funktionieren kann? (1;2841) Alexander: Nein. (1;2842) Ich: Indem man NICHT ein Geschäft … (1;2843) Alexander: Nein. (1;2844) Ich: … machen will? Sondern eben sein sein sein sein INNERES nach AUSSEN… (1;2845) Alexander: Nein. (1;2846) Ich: … kehren möchte. Doch. Ich finde… (1;2847) Alexander: Wenn… wenn du so weiter machst wie bisher… und soviel Angst hast vor vor Bekanntheit… (1;2848) Ich: Ja. (1;2849) Alexander: … vor Erfolg. (1;2850) Ich: Ja. (1;2851) Alexander: Wirst du genau diesen Erfolg nicht zu Lebzeiten erleben. (1;2852) Ich: Und TROTZDEM entsteht ganz viel bei mir. Das ist das SCHÖNSTE. (1;2853) Alexander: Das mag sein. (1;2854) Ich: Ich dachte, ich wäre geblockt. (1;2855) Alexander: Aber du musst… (1;2856) Ich: Weißt du? (1;2857) Alexander: Aber du wirst NIE dieses Feedback haben, was dir dann vielleicht erst nach deinem Tode… (1;2858) Ich: Das ist mir egal. (1;2859) Alexander: … dann zukommt. (1;2860) Ich: Dann muss ich ehrlich sagen: Das ist mir egal. Dann … Weißt du? Aber weißt du… Weißt du, warum es mir jetzt noch egal ist? Weil ich WÄHREND ich DAS schaffe… die verhüllten Arbeiten, die Kinderzeichnungen und die Geradenbilder… weil ich da jetzt halt richtig drinne stecke gerade. Und das ist ein GEFÜHL … das kannst du mit einer Geschäftsidee NICHT aufwiegeln. Da gehts dann ums Geld. Da gehts um einen monitären Erfolg. Um Begeisterungschaffen beim Publikum. HIER merke ich wirklich, da passiert was in mir DRINNE. Weißt du? Und das griege ich NICHT durch Geld. Und das gefällt mir so. Das… das will ich nicht missen. [ kurze Pause, zeigt auf ein Bild? ] Das ist ein schönes Bild. Das hängt jetzt auch bei mir. Ich werde das jetzt auch wieder zum Plotter gehen… Ich habe nächste Woche jetzt einen Termin. Da kann ich dann… (1;2861) Alexander: Weißt du … (1;2862) Ich: Da mache ich dann wieder Geradenbilder. (1;2863) Alexander: Weißt du, was ich glaube? Wonach die verhüllten Arbeiten aussehen? (1;2888) Ich: [ zieht Nase hoch ] (1;2889) Ich: Na da sind aber Arbeiten drinne, die ich gemacht habe. (1;2890) Alexander: Ja. Das mag ja sein. (1;2891) Ich: Gute Arbeiten! (1;2892) Alexander: Weißt du, was ich glaube? (1;2895) Alexander: Erst der Erfolg. Dann… Dann… von wegen… äh… ähm… Ich HASSE euch dafür, dass ihr… (1;2897) Ich: Aber die Geraden… (1;2898) Alexander: … mir hier jetzt Erfolg zuschreibt… (1;2899) Ich: [ laut ] Das hab ich nicht gesagt! (1;2900) Alexander: Und… pass auf… pass auf… (1;2901) Alexander: Ich BESTRAFE euch. (1;2902) Ich: NEIN! (1;2903) Alexander: Ich bestrafe euch mit Verhüllung. (1;2904) Ich: NEIN! Das stimmt nicht! (1;2905) Alexander: Und weißt du? Wenn du jetzt die selbe Größe verhüllt hättest… (1;2906) Ich: [ komische Geräusche ] (1;2907) Alexander: Und zwar die Beingröße. Fünfzig mal einhundert. Dann hätte es… wäre es vielleicht ehrlicher gewesen. ABER… du spielst mit uns. Und dann kommt auf einmal… dreißig mal dreißig verhüllt. WEIL… Weil du DROHST nur mit der Verhüllung. Und was kommt danach? Die VIER Meter Herme! Ja? Das war sozusagen nur die… das… das… der… Zwischenschritt. Zwischen achtzig Zentimeter und vier Meter. Ja? Und… äh… du… du DROHST uns einfach nur mit der Verhüllung. Und deswegen… (1;2908) Ich: Die wird wiederkommen! Ich bin mir ganz ganz sicher. (1;2909) Alexander: Und deswegen ist das einfach nicht ernst zu nehmen. Diese Verhüllung. (1;2910) Ich: OH… Aber SOWAS von ist die ernst zu nehmen. (1;2911) Alexander: Ja. (1;2912) Ich: MEINE Vorstellung, als ich das gemacht habe, die war: Bis zum Lebensende ich werde das machen. (1;2913) Alexander: Ich weiß. Du hattest mir das auch mal erzählt. (1;2914) Ich: Und bei den Geradenbildern auch! Und bei den Kinderzeichnungen auch! Das sind immer… Während ich es mache… stelle ich mir immer vor, es lebenslang zu machen. Ich sehe das nicht als zeitlich begrenzte Projekte. Das sind Lebenswerke! Die halt immer durch ein anderes Lebenswerk verdrängt werden. (1;2915) --- Ende Retrospektive (über mich) --- --- Ende Feuerlöscher --- --- Anfang Kriterium Komposition --- --- Ende Kriterium Komposition --- --- Anfang Kriterium bleibend --- Ich: Es gibt glaube ich Künstler, die machen etwas, was sich... äh... äh... einschmiegt in die Landschaft. Was NICHT auffällt. Also zum Beispiel bei Land Art oder so. Die… die arbeiten mit dem Sand, das dann wieder später von irgendeiner Flut oder so überflutet wird. Das ist ja sozusagen nichts, was jetzt etwas ähm … auffälliges wäre. (3;85) Christian: Ja das ist für mich auch keine Kunst. Das bleibt ja nicht. Also Kunst sollte auch schon etwas sein, was einen gewissen bleibenden Charakter hat. (3;86) --- Ende Kriterium bleibend --- --- Readymade / Duchamp / Pissoir --- Ich: [ kurze Pause ] So. Jetzt gehste mal zu Google Bilder oder öffnest das erste Bild einfach. [ kurze Pause ] Einfach das erste Bild öffnen. [ Tippgeräusch ] Und groß machen. Genau. [ kurze Pause ] So. [ komische Geräusche ] Gehen wir davon aus, du bist in einem Museum und siehst genau das jetze. [ kurze Pause ] Du weißt nichts über ihn. Du weißt nicht, wann es gemacht wurde. Du weißt nicht, welcher Künstler das ist. Und… [ kurze Pause ] Was ist dein… Was… (1;627) Alexander: Mhm. (1;628) Ich: Was passiert bei dir? (1;629) Alexander: Ich sehe hier äh… ein gut abgelichtetes, professionell aufgenommenes äh äh äh Toilettenbecken. (1;630) Ich: NICHT das Abbild. Sondern… es geht um das Objekt jetzt. Es geht mir nur… (1;631) Alexander: Ähm. (1;632) Ich: … um das Objekt. [ kurze Pause ] (1;633) Oma: Tatsächlich. Ein Pissoir! (2;880) Oma: [ lacht ] (2;881) Ich: Genau. So und das hatte der aber schon Neunzehnhundertsiebzehn. (2;882) Oma: Ja. (2;883) Ich: Ähm. Ausstellen WOLLEN. (2;884) Oma: [ lacht ] [ 41:45 ] (2;894) Oma: Also die äh… Thematik ist äh… also schon für mich einfach nicht schön. Es könnte interessant… könnte man vielleicht das Wort interessant benutzen. Aber es ist… keine schöne Thematik. Also ich muss nicht verschiedene Pissoirs mir angucken. Also das… Ja. Das wäre also nichts für mich. (2;893) Oma: [ lacht ] [ 41:45 ] (2;894) Alexander: Wenn ich am Griebnitzsee in die Bahnhofstoiletten gehe… (1;698) Oma: Er wollte aus der Reihe … wahrscheinlich… tanzen. Mal ganz was anderes. Mal eine ganz andere Idee. Weil das so kaum einer macht. Und weil es wahrscheinlich kaum von jemanden als schön empfunden wird. Ich weiß es nicht. (2;896) Alexander: Ähm… mache ich meinen Reizverschluss auf und pinkel da rein. Und äh … es ist für mich ein Gebrauchsgegenstand. Und äh ähm er ist halt auch in einer gewissen… [ kurze Pause ] Ich treffe ich halt nur in einer gewissen Örtlichkeit. Wenn ich jetzt allerdings auch wieder ins Museum gehe und auf einmal ist das auf einem Sockel… Erhöht. Beleuchtet. Mit Glas drumherum. … Ist es auf einmal ein anderer Ort. (1;700) Ich: Ja. (1;699) ------------------------ --- Anfang Münk. Münich. Munk. --- Oma: Und von wem ist das jetzt? (2;395) Ich: Von Münk. Münich. (2;396) Oma: Munk. Mhm. (2;397) Ich: Ich kann den Namen nicht richtig aussprechen. Wir können ja … (2;398) Oma: Einfach Munk. (2;399) Ich: Munk. (2;400) Oma: Ja. Wo steht… Ach Munk. (2;401) Ich: Munk. Edward Munk. (2;402) Oma: Münich. (2;403) Ich: Munk. Münk. Das ist ein … was steht hier… norwegischer Maler. (2;404) Oma: Aha. Munsch. Munsch eigentlich. Achtzehnhundertdreiundneunzig. Mhm. (2;405) Ich: Das soll ein expressionistisches Meisterwerk sein. (2;406) Oma: Mhm. (2;407) --- Ende Münk. Münich. Munk. ---