Jeff Koons
Montag, 6. Februar 2017
HGB Rundgang HGB Rundgang 2017 Link Künstlersignatur Künstlersignatur Link Arbeiten im Klassenraum signiert Signatur: Friedrich Fröhlich F nur nach rechts horizontale Striche etwas krakelig geschrieben auf verhüllter Arbeit Rückseite Holzkasten auf Selbstbildnis Selbstbildnis auf Transparentfolie ebenfalls Rückseite Holzkasten Geradenbild Geradenbild mit 1 / 5 Auflage (5 / 5 ist Künstler-Exemplar) andere Geradenbilder zum Nachhängen in Büro gebracht Hausmeister Hausmeister gesprochen wegen Bohren im Flur und Abhängen der Infotafeln Tafeln werden heute abmontiert wenn am Donnerstag noch eine hängt neben meiner Wand, ihn fragen, ob er sie auch noch abmachen kann Herme Herme Link kurz mit Bachmann wegen Fräsen gesprochen da Probleme mit Daten dauert Start Fräse Fräse noch mit Alberti wegen maximale Dicke Holz bei Dickenfräse gesprochen maximal 20 cm, bei 17 cm also kein Problem Diplom Theorie Link Gespräch mit Alexander Link- Es … Ich wollte ausprobieren, ob ich das, was ich bei Gerhard Richter Gerhard Richter gesehen und beobachtet habe, ob ich das nachmachen kann. Und … äh … weil Ölfarbe so teuer ist …
- Ach so, damit du das mal kennen lernst. [Eventuell falsch übersetzt, 2:41:40.]
- … und mir die Werkstatt, das Atelier, fehlt.
- Okay.
- Wollte ich es erst einmal in klein ausprobieren. Um es dann ins Große zu übersetzen.
- Das war ja auch dann deine Idee, dass ich bei eBay solche Sachen vertickere, groß mache. Und dort verkaufe. Teuer. Ne? Irgendwann hattest du mir das mal gesagt.
- Ich … Ich hab' zu dir gesagt, dass … äh … dass man … äh … mit … äh … äh … äh … Kunstkopien relativ leicht Geld verdienen …
- Mhm.
- Künstler kopieren
- … kann. Indem man einfach Künstler kopiert. Kunstarbeiten kopiert.
- Dann bin ich ja selbst keiner mehr!
- Äh … Und diese verkauft.
- Dann bin ich kein Künstler mehr.
- Auf diesen Zug von Gerhard Richter, also diese Rakeltechnik, sind ja schon viele aufgesprungen. Man findet da auch Videos auf YouTube YouTube , [Sperren: wie] das gemacht wird.
- Hast du mir gezeigt. Ja.
- Äh … Und diese Menschen bekommen teilweise vi… viel … teilweise tausend, zweitausend Euro für ein Bild.
- Mhm.
- Sie haben weder die Technik selbst erschaffen. Äh … ähm …
- Das war's schon.
- Äh … Sie hatten auch diese Idee … diese Begabung nicht. Äh … Sie sind eben auf diesen … auf dieses Geschäftsmodell Kunstmarkt , was es … Im nachhinein hat's sich eben als Geschäftsmodell auch gezeigt. Oder es hat gezeigt, dass es geeignet ist für … um … um Werte anzulegen. Es hat materiellen Wert. Äh … Es beinhaltet einen Geldwert. Das haben sie gesehen und kopieren es jetzt erfolgreich. Und verdienen … äh … damit … Geld.
- Ich kann mir eben nicht vorstellen, dass der Künstler … ähm … von sich aus sagt, das ist ein Geschäftsmodell für ihn. Das kann ich mir nicht vorstellen.
- Nein! Nein. Aber es hat sich als Geschäftsmodell …
- [Sperren: Erwiesen. Ja!]
- Als geeignet erwiesen.
- Aber wenn [Sperren: du] ihn jetzt fragen würdest: Äh … ähm … Sehen Sie das selber als Geschäftsmodell. Denkst du, er antwortet mit "Ja"?
- Inzwischen wird Gerhard Richter sagen: Ja.
- Das ist ein Handwerk Handwerk .
- Weil andere …
- Sozusagen.
- Weil andere, die es ihm nachmachen, haben es ja bewiesen. Dass man alleine mit der Kopie seiner Arbeiten Geld verdienen kann.
- Ja aber das heißt ja nicht, dass er seine eigenen Arbeiten als Geschäftsmodell betrachtet. Als Geld sozusagen. Dinge, mit denen man ein Geschäft macht. So.
- Na ja …
- [Sperren: Kann] ja immer noch sein, dass es ihm um etwas anderes geht!
- Das [Sperren: eine] ist … Das [Sperren: eine] ist das des abstrakten Geschäftsmodells. Das andere ist, ob er es als Geschäftsmodell [Sperren: betreibt]. Gerhard Richter wird vielleicht sagen: Äh … Ja, abstrakt dürfte es geeignet sein, weil man kann mit meinen … Wenn ich jetzt sagen will, ich brauche morgen nen … nen Porsche. Dann … äh … werde ich mich zwei Wochen jetzt hinstellen. Werde dieses Bild machen. Und kann mir davon einen Porsche leisten.
- So denkst [Sperren: du] denken [Sperren: die]!
- Ähm … Nein. Würde … Ich glaube, so würde er sagen.
- Okay.
- Muße faul
- Das heißt also, es ist abstrakt geeignet als Geschäftsmodell. Wenn er ein Porsche braucht, macht er ein Bild. Er tauscht das Bild gegen einen Porsche. Materieller Wert gegen Materieller Wert. Und er hat's. Wenn … Allerdings wird er mir sofort sagen: Aber ich brauche es ja gar nicht. Ich bin ja gar nicht drauf angewiesen. Das heißt, ich werde nur [Sperren: dann] ein Bild malen, wenn mir danach ist. Wenn meine Muße da ist. Wenn mein Innerstes der Meinung ist: Du musst jetzt noch einmal so ein Rakelbild machen. [Sperren: Dann] werde ich das machen. Klar. Er hat inzwischen, weil er halt finanziell frei ist, andere Möglichkeiten. Wenn er achtzehn gewesen wäre … Wenn er jetzt achtzehn gewesen wäre … ähm … und er muss überlegen, wie kauft er nächste Woche die Ölfarbe ein. Ich … Ich glaube, ein son Bild kostet vier … fünftausend Euro. Nur an Ölkosten.
- Mhm.
- Geld verdienen, um überhaupt Kunst schaffen zu können
- Nur an Farbe. Ja? Das heißt also: Wie will er sich denn das nächste Bild leisten? Er muss also erst einmal eins machen. Damit er das Geld für das nächste Bild hat. Ähm … Da würde er als Achtzehnjähriger sagen: Ja, logisch. Ich werde jetzt eins machen. Kaufe für viertausend Euro Farbe. Verkaufe das Bild für Fünfzehntausend. Habe dann wieder Viertausend für eine Farbe und von dem Gewinn kann ich mir mein Brötchen Sonntags kaufen.
- [Pause.]
- Ich habe eine kleine Hoffnung. [Lacht.] Gerade gespürt. [Lacht.] Dass da doch noch mehr dahinter schlummert. Weil du nämlich gerade gesagt hattest, … ähm … bräuchte er das Geld jetzt nicht, um sich das Auto leisten zu können, … äh … ähm … dann muss immer noch eins sein. Und zwar: Eine Muße. Oder … Oder … Oder das Verlangen halt, das jetzt herzustellen. Ne?
- Ja.
- So. Und das ist ja komplett frei von Geld. Von Geschäft. Von Kunstmarkt. Dieses Verlangen etwas … Also dieses … diese Muße. Äh … Sich die Zeit zu nehmen und etwas zu schaffen. Vielleicht Freude beim Schaffensprozess zu haben.
- Mhm.
- Ich [Sperren: denke] nämlich, dass er gar nicht, während er es schafft, gar nicht an einen Porsche oder so denkt. Ich glaube, der … diejenigen, die das groß machen, die … die … die … die … die … die denken in dem Moment Moment bloß an das, was sie gerade machen.
- Ja. Okay.
- Und … Das war mir aber ganz wichtig! Dass das … Dass eben die Kunst [Sperren: nicht] das … ein Geschäftsmodell ist. Sondern hinter … hinter dem Schaffen von Kunst steckt eben vielleicht doch etwas anderes.
- Ja.
- Als dieses Geschäft. Sondern etwas ganz menschlich … ähm … Würdevolleres. Weißt du?
- Mhm.
- Nicht … Nicht so konsumorientiert. Irgendwie.
- Ja.
- Das kam gerade raus! Das fand ich schön!
- Ja.
- Oder … Oder bin ich da total falsch gerade auf dem Dampf…? Aber du hast es mit der Muße gesagt. Und das war [Sperren: komplett] anderer … Ansatz … Das sieht so aus, als wäre das Geschäftsmodell lediglich … äh … ähm … was [Sperren: danach] kommt. Dann. Das ist ja in Ordnung. Wenn …
- Ja.
- So. Aber das [Sperren: davor]. Die Kreativität. Diese Muße. Und so. Dass [Sperren: das] immer noch da sein muss. Und das hat nichts mit Geld zu tun.
- Alexanders Erfolgsmodell
- Okay. [Räuspert sich.] Ich habe hier mal ein ganz einfaches … äh … ähm … ähm … ein ganz einfaches … ähm … Erfolgsmodell aufgeschrieben. Was ich … äh … jedem Kunststudenten Kommilitone mit auf dem Weg geben möchte. Ja?
- [Pause.]
- Man hat [Sperren: drei] Möglichkeiten.
- [Ins Mikrofon gesprochen:] Er meint [Sperren: mich] damit.
- [Lautes Rascheln.]
- Also. Was hab' ich gemacht. Ich habe einmal ein Quadrat gezeichnet. Da hab' ich Muße reingeschrieben. Dadrunter hab' ich ein Dreieck gezeichnet und habe Geschäft geschrieben. Und darunter habe ich … äh … Das Viereck mit Muße [Sperren: plus] das Dreieck Geschäft [Sperren: ist gleich] Erfolg Erfolg . Und wenn …
- Das sieht aus wie das Bauhaus Bauhaus -Logo.
- Und wenn du mich fragst, … äh … sollte ich mein zukünftiges … äh … äh … Dasein … ähm … damit verbringen, nur noch Dinge zu machen, zu denen ich Muße habe, würde ich auf jeden Fall sagen: Nein. Weil … äh … Du pokerst damit. Das ist wie russisches Roulette. Entweder du verarmst, oder du hast Glück und wirst damit erfolg…
- Das machen aber die meisten Künstler, ne?
- …reich.
- Und deshalb sind die meisten Künstler arm.
- Ja. Und deswegen hab' ich's durchgestrichen und hab' gesagt, es wäre [Sperren: nicht] der Tipp, den ich dir oder den ich allen anderen Kunststudenten geben würde, wenn …
- [Laut:] Mein Herz blutet!
- … ihr die Schule verlässt. Das weiß ich. [Sperren: Du] glaubst nämlich auf genau [Sperren: dieses] Feld setzen zu müssen. Das Zweite …
- Das ist so wie so ein Traum. Weißt du?
- Das Zweite ist das Dreieck Geschäft. Also halt Geschäftsmodell.
- [Gießt Tee in seine Tasse.]
- Niesche suchen
- Suche dir eine Nische. Mache Kunst für diese Nische. Mache Kunst im Sinne von Geschäft.
- [Stöhnt.]
- Verdiene damit Geld. Werde ganz schnell reich. [Sperren: will] ich gar nicht! Du versuchst es mir manchmal zu [Sperren: unterstellen]!
- Das wird 'rausgestrichen.
- Das [Sperren: will] ich überhaupt nicht.
- Das wird 'rausgestrichen! Gecuttet!
- Was ich aber möchte, ist, … ähm … Vielleicht hab' ich's sogar falsch aufgezeichnet. Was ich aber möchte, ist: [Sperren: suche] dir eine Nische. Suche dir ein Geschäftsmodell. Verbinde es mit deiner Muße. Also bring' das in Einklang. Und du wirst erfolgreich sein. Du wirst eine [Sperren: Garantie] haben. Weil es halt eine Nische ist. Weil es halt ein Geschäftsmodell ist. Du wirst erfolgreich im geldlichen Sinne sein. Weil … Du wirst [Sperren: nie] mehr Probleme haben zu überlegen, wie finanziere ich meine nächste Ausstellung. Wie finanziere ich … äh … meine nächste Leinwand. Ähm … Und du wirst auch deine Muße brauchen, … ähm … um dich zu motivieren. Um dieses Selbstverständnis weiter zu entwickeln. Ähm … Um auch eine Begründung für dein … für deine Kunst zu haben. Aber kombiniere es und du wirst erfolgreich sein.
- So. Nur ganz kurz zusammenfassen. Damit ich es richtig verstanden habe. Bitte berichtige mich. Bei dir klingt es jetzt so, als ginge es nicht darum, … ähm … etwas zu Schaffen, [Sperren: weil] man es gut zu Geld machen kann. Also dass das nicht im Vordergrund steht. Ein Geschäft … Also weißt du … Och, ich will jetzt ein Geschäft haben, also mache ich Kunst. So. Sondern du sagst es jetzt so, … ähm … ähm … man sollte bereits … ähm … etwas schaffen, … äh … was einem liegt, wo man … man sich ausdrücken kann. Was sein Material ist. Und wenn das [Sperren: gleichzeitig] noch bei den Leuten gut ankommt, dann mach' daraus, aus dem, was du eh schon gerne machst, ein Geschäft. Aber [Sperren: nicht], dass man etwas schafft, [Sperren: weil] es im Geschäft gut läuft. Hab' ich das richtig verstanden? Was ja sehr sehr gut ist.
- [Pause.]
- Nee.
- Also okay. Dann ist das …
- [Nicht verständlich, 2:49:45.]
- Weil du hast es genau umgekehrt gemacht.
- [Lacht.]
- Ich hatte … Ich hatte …
- [Lacht.] Ich hätte es jetzt gut gefunden!
- Also … Also es ist übrigens ganz clever. Und zwar … äh … ist das glaube ich immer etwas, was man wissenschaftlich untersuchen könnte. Nämlich …
- Mit Dreieck und Quadrat!
- … nämlich … ähm … Folgendes. Ich habe erst gezeichnet … ähm … Nimm deine Muße …
- [Ungläubig, leise:] Das Geschäft?
- Das, was du gut kannst.
- Ja?
- Und versuche auf dem Feld, was du gut kannst, … äh … ein … ein … ein … eine Nische zu suchen. Und dann wirst du erfolgreich sein.
- Aber so hab' ich das doch gerade gesagt. Oder?
- Ich glaube aber … Ja, das hast du gerade auch gesagt. [Sperren: Ich habe aber etwas anderes behauptet. Meine Theorie ist: Mache es umgekehrt. Näml…
- Ähm … Suche dir [Sperren: erst einmal] eine Nische. [Lacht laut auf.]
- Gucke, ob du …
- [Lacht immer noch.]
- … Geld verdienen [Sperren: könntest].
- [Lacht weiter.] [Sperren: Nein!]
- [Sperren: Plus] … ähm … Schaue, ob du überhaupt die Begabung und das [Sperren: Können] dafür hast. Und dann wirst du erfolgreich sein.
- Geschäftsmann, kein Künstler
- Dann bin ich aber [Sperren: kein Künstler]! [Sperren: Echt nicht!]
- Was?
- [Sperren: Dann] … Dann bin ich ein Saleman. Ein Businessman.
- Aber das ist meine Empfehlung an die Kunststudenten. Um erfolgreich zu sein.
- [Sperren: Ja], aber dann ist es keine Kunst!
- Das ist sozusagen …
- Geldkunst
- Dann ist es keine Kunst, die rauskommt! Sondern das ist Geldkunst!
- Okay.
- Die rauskommt.
- Und zwar ist das, was ich hier gerade gemacht habe, …
- Ich will … Ich mache mich hier gerade … [Nicht verständlich, 2:51:00.]
- Und zwar ist das, was ich gerade gemacht habe, dein Businessplan.
- Ich bin hier wirklich … [Lacht.]
- Dafür möchte ich auch Geld hier haben, ne? Für diese Beratung.
- [Lacht.] Das wird gescannt.
- Ich … Ich hab' hier … Du kannst das gerne fotografieren.
- Ich nehme das mit.
- Und zwar habe ich … ähm … habe ich hier gerade ein … ein … äh … äh … [Sperren: Businessplan] aufgestellt. Äh … Für … Für Kunst…
- [Lacht laut auf.]
- …studenten.
- Ich will das gar nicht hören jetzt!
- [Sperren: Wie] man Erfolg hat.
- [Pause.]
- Ich will dir ein Beispiel geben. Und zwar Folgendes …
- Wirklich erst Geschäftsidee und dann Kunst?
- [Sperren: Warte mal! Warte mal!] Ganz ganz kurz. Ich will doch jetzt … [Sperren: Ja] … Das ist jetzt deine Idee von wie man erfolgreich werden kann. Erst die Geschäftsidee haben und dann Kunst machen, die darauf basiert. Und dass man dann damit Geld verdienen kann. Gut so.
- [Pause.]
- Denkst du [Sperren: wirklich], dass diese großen Werke, also außer bei dem jetzt … Jeff Koons Jeff Koons , da kann ich mir das sogar vorstellen … Aber das jetzt bei Gerhard Richter oder so, dass die [Sperren: wirklich] entstanden sind, weil er eine Geschäftsidee hatte und danach dann die Kunst gemacht hat?
- [Atmet tief ein.]
- Weil er Geld verdienen wollte? Ich [Sperren: kann's] mir … Warte mal. Ich [Sperren: kanns's] mir nicht … Ich will's noch einmal sagen: Ich kann's mir nicht vorstellen.
- Ja.
- Aber bei niemandem. Kann ich mir das vorstellen.
- Dann musst du natürlich Gerhard Richter fragen. Aber Folgendes. Ähm … Ich frage mich, [Sperren: wie] kann ich mir jeden Monat … äh … Öl und Leinwände und Werkstatt im Wert von vier … fünftausend Euro monatlich leisten, wenn ich nicht etwas verkaufe. Also das geht auch mit Hartz 4 nicht.
- Ja.
- Mit sechshundert Euro.
- Dann müssen wir da ganz ganz langsam rangehen. Warte mal ganz kurz. Dann gehen wir jetzt davon aus: Er hat kleiner angefangen. So. Die … Die konnten sich vielleicht … Wir wissen es jetzt nicht. Aber die konnten sich verkaufen. Er hat ein bisschen mehr Geld bekommen. Also konnte er sich größere Leinwände kaufen.
- Er ist sozusagen mit den Schritten größer geworden.
- Ja. Ja.
- Und jetzt kann's natürlich sein, dass sich das Verhältnis umdreht. Ne? Also das … Das zuerst sozusagen die Muße, diese … äh … äh … Diese Tatkraft, Kunst machen zu wollen, dabei war. Äh … äh … ähm … So und dann kam: Oh, das kann sich ja auch gut verkaufen! Und das am Ende, wo es dann immer größer wurde, ging plötzlich das Geschäft [Sperren: über] diese Muse Muse rüber. Dass also sozusagen das Geschäft plötzlich … äh … über der Kunst stand. Auch wenn die Kunst am Anfang immer noch … ähm … ohne Geschäft eigentlich funktionierte. So kann ich es mir noch vorstellen. Bei denen, die ganz ganz viel Geld damit verdienen. Dass am Anfang aber immer noch sozusagen nicht das Geschäft stand, sondern …
- Ja. Ja.
- [Sperren: Außer] bei dem Koons. Nimm den echt raus.
- Ja. Ja. Man … Man … Man kann … Man kann natürlich bestimmte Fragen wirklich nur an an an den Ausnahmen erst einmal sichtbar machen. Ja? Wenn ich jetzt sage: Ich will das jetzt nachmachen. Das ist auch manchmal etwas …
- Ja.
- Bestimmte Dinge sind einfach schwierig nachzumachen. Weil sie viel Geld kosten.
- [Sperren: Der hat] es nur gemacht, [Sperren: weil] es Aufmerksamkeit …
- Ja.
- … ist. Weil es Geld …
- Ja.
- Das ist mir klar!
- Nur mal angenommen, jemand sagt: Das ist eine Nische. Das wollen Leute auch in ihrem Vorgarten …
- Das ist eine Nische. Ja.
- … haben. Mal angenommen. Ja?
- Das kann bloß er oder Leute, die sich damit schon auskennen.
- Da muss man natürlich [Sperren: Geld] haben, um sowas auch erst einmal … Also ich meine, man muss erst einmal zwanzig von diesen Exponaten schaffen, bis man auch zufrieden ist. Bevor man gemerkt hat, das ist die Technik.
- Ja. Klar.
- Das ist die Farbe. So mache ich's haltbar. Ja? So kann ich es transportieren. Ähm … Aber woher soll ich denn das Geld nehmen, …
- Ja.
- … wenn ich nicht irgendeine Einnahmequelle …
- Ja.
- … habe?
- Dann hat er aber natürlich ein besseres Geschäftsmodell als dieser Gerhard Richter. Weil ich meine, am Ende haste dann ein Rakel und hast Ölfarben. Wenn du das willst. Du brauchst bloß Zeit, …
- Ja.
- … viel Muse da reinzu…
- Ja. Ja.
- …stecken. Aber … Du gehst schon wieder …
- Alexanders Rat an Kunststudenten
- Aber das muss man doch … Das muss man doch den Kunststudenten [Sperren: sagen]! Leute, ihr … ihr müsst euch überlegen: Wie könnt ihr im nächsten Monat … äh … eure Farbe bezahlen!
- [Ins Mikrofon:] Hört bitte alle nicht zu!
- Das könnt ihr nicht mit … Das könnt ihr nicht mit Hartz 4 bezahlen.
- [Lacht.] Machen aber ganz viele!
- Äh … Ja. Und deswegen sind sie ja auch … dümpeln sie vor sich hin!
- [Sperren: Nein]! Viele verdienen mit anderem ihr Geld und machen dann halt … äh … frei Kunst. Ohne … Weil … Weil sie vielleicht [Sperren: wollen], dass ihre Kunst nicht [Sperren: befleckt] wird von diesem Gedanken, … äh … äh … das Geld steht am Ende im Vordergrund. Bei dem, was sie schaffen. Das [Sperren: wollen] viele glaube ich gar nicht. Also ich will's zumindestens nicht. Da würde ich mich schlecht fühlen. Du kannst dir das gar nicht vorstellen! Weil … Ich … Ich glaube, viele wollen das nicht als Geschäftsidee wahrhaben. Du redest jetzt natürlich davon. Das ist dann Erfolg für dich. Und so weiter und so fort. Aber ich glaube, das wollen viele gar nicht.
- [Möchte unterbrechen.]
- [Sperren: Das Schönste ist doch] … Das Optimalste wäre, wenn ich es nicht [Sperren: will] …
- Dann …
- Optimal, wenn das, was ich mache, erfolgreich ist
- [Sperren: Nein nein nein nein!] Wenn ich es nicht will. Nicht tue. Und wirklich nur das mache, was ich mache. Und [Sperren: dann] das plötzlich gesehen wird. Erfolgreich wird. Und ich wirklich dann für mich halt weiterhin das machen kann, was ich will. Und das würde erfolgreich. Dann habe ich doch das auch geschafft. Aber ich habe nicht das Businessmodell dadrüber gelegt. Von Anfang an. [Sperren: Das] wäre mir wichtig.
- [Pause.]
- Das ist ein Spagat …
- [Sperren: Dann] …
- … am Ende.
- Dann haben wir … Dann haben wir aber auch diese Definition, dass es eigentlich kein … kein … [Sperren: Künstler] im berufstechnischen Sinne gibt. Also … Künstler ist kein Berufsbegriff. Weil … ähm …
- Ist es auch nicht. Aber Berufskünstler.
- Weil dann haben wir zum Beispiel doch den Maurer. Den wir heute schon einmal hatten. Der eben sein Geld mit Mauern verdient. Und das Geld, was am Monatsende übrig bleibt, das verwendet er eben in, meinetwegen, Kunst. Rakeltechnik. Oder hier diese Luftballons. Äh … Und hat sich da dann auch irgendwann einen Namen damit gemacht. Dann ist er Maurer [Sperren: und] Künstler zugleich.
- Mhm.
- So. Und dann kommt man aber auch in diese Sphäre, wo eben das doch manchmal eben gesagt wird: Du machst in deiner Freizeit … Du arbeitest bei uns in der Firma und in der Freizeit fotografierst du. Also da … da liegt das immer so nah, das so abzutun. So als semiprofessionell.
- Mhm.
- Ähm … Hobbymäßig. Das … Das ist doch niemand, der Berufsfotograf ist. Oder der den ganzen Tag fotografiert. Ähm … Das ist so diese … diese Einstellung. Oft. Das man sagt: Künstler ist man entweder zu hundert Prozent oder gar nicht. So. Und wenn du aber sagst, dass hundertprozentige Künstler es gar nicht gibt, weil die müssen eben acht Stunden am Tag bei Kaufland an der Kasse sitzen und irgendwelche Fleischsachen über die Kassentheke ziehen, damit sie am Abend noch eins zwei Stündchen Zeit haben, um … Weil sie sonst das Geld nicht hätten für …
- Das ist jetzt deine [Sperren: extreme] Vorstellung davon.
- Ja.
- Ich meine, jetzt schau mich doch mal an. Ich bin Programmierer und verdiene mit wenigen Stunden genug Geld, damit ich mir den Rest des Tages eigentlich mit dem, was ich würde wollen …
- Du bist in gewisser Weise auch privilegiert. Ne? Also gucke dir doch mal deine Kommilitonen … Schau dich mal in deiner Klasse um. Und sage mir, womit die anderen in deiner Klasse tagsüber Geld verdienen, damit sie anschließend … äh … äh … Kunst machen können. Und dann wirst du nicht viele finden, die so leicht so schnell Geld verdienen. Ne? Ähm … äh … Ich glaube, es ist einfach [Sperren: naiv] zu denken, ich studiere da vier fünf Jahre und … äh … bin dann auf dem Markt und … äh … äh … äh … Nur weil ich mich Künstler nennen darf, so quasi durch Urkunde Urkunde , [Sperren: bin] ich auch ein Künstler.
- Nee. Du kannst dich ja auch Künstler nennen, ohne einen Beruf …
- Das ist mir zu … zu kurz gedacht. Ne? Und … Und es ist wirklich … Also ich wollte dir einfach mal …
- [Sperren: Ich wollte dir] aber, bevor du … Ich wollte dir sagen … Ich will dir bloß sagen, dass mein Eindruck von der Hochschule ist, wo ich jetzt Kunst studiere, der ist, dass die gar nicht das [Sperren: Ziel] haben, dass du am Ende auf dem Kunstmarkt bist.
- Ja.
- [Sperren: Warte] mal kurz.
- Das glaube ich auch.
- Da gäbe es dann mehr Kurse, wo es ums Geld verd…
- Ja.
- …ienen, um Marke Ich und so weiter … Da gab's einen ganz kleinen Kurs und so weiter.
- Ja.
- [Sperren: Sondern da] … Das finde ich aber so sympathisch.
- Nein.
- Ausdrücken, nicht Geld verdienen wollen
- [Sperren: Warte doch mal!] Das finde ich aber eben so symp… sympathisch. Weil da geht's wirklich eher darum, was willst [Sperren: du] eigentlich. Was willst du eigentlich ausdrücken? Worum geht es dir? Und das es nicht darum geht, was die [Sperren: Anderen] in dir gerne hätten wollen. Wofür sie viel Geld ausgeben wollen. Das würde mich [Sperren: total] nerven!
- Das hat natürlich auch eine juristische Komponente. Stell dir vor, sie müssten garantieren, dass sie nach dieser Ausbildung … äh … qualifizierte Künstler auf dem Markt bringen. Die dann Geld verdienen können. Ja?
- Das könn… Das kann aber keiner. Ein Jurastudium kann das auch nicht …
- Ja aber da gibt's …
- … leisten.
- … Statistiken, dass halt eine gewisse … Auch bei den BWL'ern … Eine bestimmte Prozentzahl von diesen Menschen werden irgendwann einmal in diesen ganz klassischen …
- Ja.
- … Klischee Klischee -Berufen arbeiten. Als Richter, …
- Ja.
- … als Staatsanwalt, als … äh … ähm … ähm … Rechtsanwalt. Oder als Firmenanwalt. Und werden damit ihr Auskommen haben. Ein [Sperren: gutes] Auskommen.
- Ja.
- Hochschule kann Erfolg garantieren
- Das kann diese Hochschule, je besser sie ist, kann sie das teilweise sogar [Sperren: garantieren]. Das macht Harvard zum Beispiel. Ja?
- Ja.
- Oder Princeton. Die können garantieren, dass sechzig Prozent der Abgänger erfolgreich sein …
- Ja.
- … werden.
- Vielleicht [Sperren: will] das aber gar nicht … eine Kunsthochschule gar nicht. Vielleicht hat sie im Hintergrund gar nicht dieses [Sperren: Geldliche].
- Sie kann es nicht [Sperren: leisten].
- Sie [Sperren: will] es vielleicht gar nicht! Das ist [Sperren: mein] Blick.
- Sie kann das niemals garantieren.
- Okay. Du … Du denkst, sie kann es nicht leisten, nicht garantieren. Und ich sage: Sie will es vielleicht gar nicht. Dann haben wir jetzt aber zwei unterschiedliche …
- Das ist einfach nur ein cleverer Schachzug, …
- … Ansichten.
- … es nicht zu wollen. Weil sie es nicht kann.
- Du … Du siehst mich als Ausrede. Also das ich das als Ausrede verwende. Ich sehe das als ehrliche Antwort. [Sperren: Warum] muss die Kunst automatisch etwas mit Geld zu tun haben. Oder Geldverdienen haben wollen.
- Ja.
- Das [Sperren: muss] … das …
- Ja.
- Das [Sperren: sollte] sie doch gar nicht.
- Ich …
- [Sperren: Weil] … [Sperren: Warte mal, warte mal!] Dann wären wir doch wieder bei dem Punkt, … äh … wo ich meinte … äh … ähm … würde … Also entsteht nicht erst … Also wenn Kunst abgelehnt wird. Und später dann erst berühmt wird, oder so. Oder … Oder wenn du etwas ganz Neues schaffst, was von den Leuten eben noch nicht verstanden wird. Dann kann es trotzdem … äh … der [Sperren: Start] von etwas ganz Neuem gewesen sein, worauf ganz ganz viel anderes danach fußen wird. Aber dieses Neue wäre doch nie entstanden, wenn du wirklich auf ner Marketingschule gewesen wärest. Namens Kunststudium. Wo du halt eigentlich bloß lernst, wie schaffst du es, in dem Kunstmarkt … äh … viel Geld zu verdienen.
- Das ist ja nur eine [Sperren: Annahme] von dir.
- Ja. Von dir war das aber auch eine Annahme. Ich weiß zwar nicht was … [Lacht.] Aber … [Sperren: Jetzt] werde ich hier wild! [Sperren: So!]
- [Lacht.] Äh …
- Wir machen …
- Das Schöne ist doch, … äh … dass du mich nicht überzeugen musst. Von deiner Ansicht. Sondern du wolltest mich interviewen, wie [Sperren: ich] bestimmte …
- [Unterbricht laut:] [Sperren: Ich esse weiterhin Gummibärchen. Pärchen.] [Lacht.]
- Alexanders Theorie
- Ja. Pass auf. Ich wollte dir meine Theorie …
- [Lautes Rascheln.]
- … noch einmal erklären, warum ich …
- [Rascheln wird lauter.]
- … warum ich nicht Quadrat …
- [Lacht.]
- … plus Dreieck, sondern Dreieck plus Quadrat …
- Das hab' ich schon verstanden. Aber es stört mich richtig.
Donnerstag, 2. Februar 2017
[wv=A10-1]Kunstbegriff Link Anfänge der Kunst Link bei Höhlenmalereien aus ausklingender Altsteinzeit findet Trennung statt (zwischen magischer und mitteilender Kunstrichtung) in Südfrankreich und Nordspanien mit religiös-zauberischem Gehalt haben optisch-ästhetische Seite betont an ostspanischen Felswänden wollten eher etwas mitteilen zeigt zwei Möglichkeiten der Kunstbetätigung, mit Eigenarten bestimmter Völker weniger ein Fortschritt zu erkennen, als ein nebeneinander starker Kunstreiz geht von Behandlung Toter aus in mexikanischer Kultur wurde Asche des Toten oder Gebeine mit verarbeitet daraus sind Kunstgebilde, Figuren, Statuen entstanden Unzahl an Ritualen entstanden in Mexiko u. a. kleine Holzstatuen von Totem geschnitzt, verbrannt und beerdigt Schnitzwerk und Puppen u. a. als Ornamente verwendet Figuren sind oft Mischwesen behandeln Vorstellung von Mythen oder Auffassungen von Beziehung Mensch zu Tier weiterhin soziologische Anlässe als Auslöser für Kunstbetätigung wie Erntefeste, Siegesfeiern, Huldigungen von Häuptlingen, Fürsten und Königen Verehrung persönlicher Macht und Einfluss lebender und toter Herscher gehört zu stärksten Anreizen für Schaffen von Kunst soziologische Faktoren in höheren Gesellschaften mehr entwickelt als bei niedrigeren Gesellschaften, wo Zauberische größerer Einfluss hat daran knüpft Ästhetisierung des Schaffens an hat erst in Hochkulturen zur Verselbstständigung der Kunst als Leistung geführt nicht bewusst dazu entschlossen, eher durch Reize geweckt, ausgebildet, befördert Frage, ob das, was wir Kunst nennen, für Naturvölker auch Kunst ist frühere Ansicht, Kunst wäre aus dem Spiel hervorgegangen heute eher Zauberei als Auslöser für Kunst angesehen für Naturvölker war Kunst kein Spiel oder Zauberei Zauberei wird etwas bezeichnet, was im nachhinein als nicht logisch[?] bezeichnet wird im Moment Moment des Schaffens ist es etwas Verständliches Begriffe wie Familie, Geld, Religion, Staat etc. müssen immer im Verhältnis zum Kultur- und Wirtschaftsleben einer Personengruppe gesehen werden Begriff Kunsthorizont und Kunstspähre Kunstspähre Kunsthorizont: Ergebnis aus Zusammenwirken technischer Bedingtheit als Ergebnis aus Möglichkeiten der Kunstgestaltung in einer technischen Fortschrittsstufe zu betrachten Kunstspähre: konkrete Kunstgestaltung tritt als Ergebnis von Wechselbeziehungen in Erscheinung entscheidend bei Kunstspähre ist historisch einmalige individuelle Gestaltung traditionelle Techniken immer von geographischen Umweltbedingungen abhängig (weiter ab S. 259) Diplom Theorie Link Gespräch mit Alexander Link- Kann sein. Ja. Ist so. Ja.
- Und er hatte dann aber bestimmt eben [Sperren: kein] Geschäftsmodell Kunstmarkt dahinter. Und er hatte … Weißt du, was du da so gesagt hattest …
- Wovon hat er denn gelebt?
- Ähm … Der hat von seinem Bruder, glaube ich, gelebt, der ihm immer wieder Geld gegeben hatte. Theo van Gogh Vincent van Gogh , Öl auf Pappe, 1887, Vincent van Gogh
- Und das ist das, was ich gesagt hatte. Wenn …
- Und er hat zurückgezogen dann gelebt. Das ist aber kein Geschäftsmodell. Da kann ich Hartz 4 auch als Geschäftsmodell …
- Ja, wenn jemand keine … Wenn jemand keine anderen Geldquellen hat …
- Ja.
- Ja? Dann ist er gezwungen mit dem was er schafft, mit seinen Händen schafft, …
- Mhm.
- … auch Geld zu verdienen. Seinen Unterhalt zu verdienen.
- Dann kommt er aber in eine Zwickmühle. Dann will er zum einen hochwertig … also Kunst schaffen, die sozusagen …
- Der muss das in Einklang bringen. Ja. Genau.
- Das kann man gar nicht, glaube ich. Du bist dann da immer im… im… im…
- Ich glaube, man kann es wohl. Er konnte es.
- Ich kann es nicht.
- Aber Jeff Koons Jeff Koons konnte es.
- Der hat aber das als Thema, glaube ich, genommen.
- Das mag ja sein. Aber …
- Und wenn du das als Thema nimmst, dann verarbeitest du das so.
- Er hat … Das passt in unsere Zeit rein.
- Ich meine, Richter hat das am Ende ja auch gemacht.
- [Lacht.] Weil er eben … Weil es vielleicht doch ein Stück weit Berechnung ist. Also … Auch der Markt ist berechenbar. Kunst = Kapital Kapital , Joseph Beuys Joseph Beuys , 1979
- [Pause.]
- Alexanders Bilder von Richter und Rauschenberg Robert Rauschenberg
- Wollen wir kurz Gerhard Richter Gerhard Richter noch nehmen?
- Ähm … Wir können über [Sperren: mein] Bild sprechen.
- Na das meine ich. Genau das … White Painting von Rauschenberg, Bild in seiner Wohnung
- Du möchtest ja da auch ein Foto von machen.
- Du hast ja hier zwei … zwei Sachen. Du hast ein White Painting von …
- Ja. Gerhard Richter Bild in seiner Wohnung
- … von … von … von [Versucht den Namen vom Künstler Englisch auszusprechen.] Rouschenbörg. Und du hast ein … ein … ein … Wie heißen die Bilder von dem? Äh … Diese großen … Haben die irgendeinen Übertitel? Rakelbilder oder so?
- Nein, es ist auf jeden Fall eine Rakeltechnik.
- Rakeltechnik von Gerhard Richter. YouTube YouTube -Video über Rakeltechnik, Marc Ballhaus
- Genau.
- Zwei Originale hast du hier. Aber … Na ja, man sieht ja den Unterschied …
- [Lacht.]
- … anscheinend nicht. Außer das jetzt die Größe ein bisschen unterschiedlich ist. Vielleicht.
- Vielleicht.
- Du hast ja mal Gerhard Richter gesehen.
- Ja.
- So. Da war so ein großes Bild. Oder?
- Ja.
- Was … Was … So in deiner Erinnerung … Was hat das bei dir so ausgelöst. Oder … Oder warum … Oder was steckte dahinter. Was war dein Zugang.
- Das Kuriose war, das war auch in einer … einer … äh … äh … in der Tate Gallery in … in London …
- Mhm.
- War das. Ähm …
- Großer Streit mit Christian. Christian zusammengesetzt, Collage Collage auf Papier, W 10-1
- [Sperren: Und] … äh … Auch wieder die [Sperren: schiere] Größe. Also anders. Ich muss sagen, ich kannte Gerhard Richter vorher gar nicht. Ich wollte in dieses Museum. Dieses Museum hat halt eine Dauerausstellung und … äh … eine … äh … Ausstellung … ähm … für bestimmte … Also …
- Ja.
- … Themenausstellungen.
- Ja.
- So. Und … ähm … Ich bin mit meiner Karte … äh … für die Dauerausstellung [Sperren: nicht] in seine Ausstellung reingekommen. [Sperren: obwohl] es im selben Haus war.
- Mhm.
- Großes Bild von Richter
- Sondern ich bin nur … äh … in den Vorraum gekommen, wo … äh … seine Kunst auf Postkarten und Plakaten und … äh … seine gedruckten Bücher … äh … ähm … Und im Foyer hing [Sperren: ein] einziges Bild.
- Mhm.
- Von ihm. Abgesperrt.
- Mhm.
- Äh … äh … ähm … Mit einer Kordel.
- Mhm.
- Und die Leute haben gekauft [Sperren: wie verrückt]! Und die Plakate, die waren auch relativ teuer, glaube ich. Zwanzig, dreißig Euro. Eins. Und das war mäßig klein, muss ich mal sagen. Ähm … Also … äh … äh … Diese Farbdrucke, … äh … die haben überhaupt nicht so gewirkt wie das Original. Und ich hab' mich gefragt: Mensch Leute, warum gebt ihr soviel Geld für etwas aus, was gar nicht wirkt?
- Mhm.
- Und ich stand vor diesem [Sperren: riesigen] Bild. Äh … An dem übrigens viele vorbei gelaufen sind. Ich konnte es nicht verstehen. Weil es war wie so ein Kassenbereich … äh … gestaltet. Und ich war so beeindruckt. Von der [Sperren: Größe]. Und dass man Farbe über die Leinwand geschoben hat. Und das war … äh … Wie Drei-De hat sich das angefühlt. Weil diese vielen vielen Farbschichten haben halt … äh … so Höhen und Tiefen abgebildet. Ähm … Dass man das so [Sperren: sehen] konnte. Das war [Sperren: fassbar]. Gerhard Richter beim Arbeiten, Ausschnitt Film, 2011
- Mhm.
- Ähm … äh … Und … Und diese Kombination … Diese Farbigkeit … Diese Größe … äh … Dann noch, dass es Öl ist. Also ich mag einfach Öl unheimlich gerne. Ich würde Ölfarbe [Sperren: immer] Acrylfarbe vorziehen. Äh … ähm. Oder auch … ähm … Buntstiften. Oder was auch immer. Ähm … äh … Und ich war so begeistert, dass ich, als ich nach Hause, ich hab' mir seinen Namen gemerkt. Als ich nach Hause bin, dass ich mehr über ihn erfahren wollte.
- Gerdie! Gerdie! Gerdie!
- [Laut:] [Sperren: Gerdi! Gerdi! Gerdi!] Autogrammkarte Autogrammkarte #508, Friedrich Fröhlich
- Und ich bin in die … äh … Bibliothek gegangen, um mir dort eine DVD über ihn auszuleihen.
- Da gab's … Also da … Du meinst aber nicht die letzte Dokumentation. Die hatte ich dann nämlich auch gesehen. Wo er in seinem Atelier ist, in dem neuen großen schönen …
- [Sperren: Nee]. Nee nee.
- Wo er dann geplant hat, die Ausstellung.
- Ja. Nee nee. Ähm … Spannend war, das ist ja jetzt schon ein paar Jahre her, … äh … ich hab' geguckt, wer sind seine … äh … äh … Kunstschüler. Weil … äh … er ist ja auch [Sperren: Meister]. Und hat, ich weiß nicht, wie man das nennt, glaube Meisterschüler oder sowas …
- Könnt' icke och noch werden!
- Und ich hab' sofort … ähm … im Internet nach den ihren Arbeiten gesucht. Weil ich wollte schauen, …
- Ja.
- … inwiefern [Sperren: seine] Technik sich in [Sperren: ihrer] Kunst wiederspiegelt.
- Gab's da was?
- Norbert Bisky Norbert Bisky
- Ähm … äh … Nicht wirklich. Aber wo ich es gefunden habe, war … äh … äh … von … ähm … von Norbert Bisky. Norbert Bisky in Ausstellung, 2013, © Christian Zimmermann
- Mhm.
- Er war ja auch … äh … Meisterschüler von Baselitz Georg Baselitz , glaube ich. Und der hat …
- [Sperren: HGB Leipzig].
- Und der hat … äh … Auch Japaner sind dabei. Und da gibt's welche, die eigenartiger Weise ähnliches machen wie … äh … Norbert Bisky.
- Du kannst jetzt aber nicht sagen, ob das … Sondern es kann ja sein, dass sie gleichzeitig damit angefangen haben. Das passiert in der Kunstgeschichte auch manchmal, dass sie …
- Sie waren zur selben Zeit …
- … gleichzeitig …
- … glaube ich sogar Meisterschüler bei … bei Baselitz waren.
- Okay.
- Meisterschüler von Baselitz
- Äh … Und … äh … Dann hab' ich geschaut, ob Baselitz diese spezielle Technik hat. Und habe sie auch nicht wiedergefunden. Und war aber trotzdem beeindruckt, dass scheinbar zwei Musterschüler … äh …
- Meisterschüler.
- … so … oder Meisterschüler … äh … in die ähnliche Richtung gegangen sind. Das hat mich total fasziniert. Ähm … Und das hab' ich bei Gerhard Richter auch gesucht. Ähm … Und ich muss auch sagen, dass ich dann auch … äh … gesehen … äh … geguckt habe, was Gerhard Richter aktuell macht. Äh … Zum Beispiel diese kleinen … äh … farbigen Quadrate, die da aneinandergesetzt sind und sowas … Und ich …
- Richter-Fenster am Kölner Dom
- Pixel.
- … muss sagen … Mhm?
- Pixel. Die in dem Dom … Richter-Fenster im Südquerhaus (Ausschnitt), Kölner Dom, © Raimond Spekking
- Pixel. Ja genau.
- … auch sind.
- Und ich muss sagen, dass mir … dass mich das weniger berührt hat. Dass … äh … Dass … Dass ich dachte: Okay. Mach was du willst. Aber wenn du mir einen Gefallen tun willst, mach' weiterhin die Rakeltechnik. Bis an dein Lebensende. Mehr musst du nicht mehr machen. Damit begeisterst du mich.
- [Pause.]
- Okay. Ganz kurz. Wieder Technik, das Material, die Größe war wieder irgendwie ein … Das finde ich schön! Dass wir sozusagen …
- Das ist mein Zugang, ja.
- Materialität Materialität im Vordergrund
- Na, das ist doch schön! Wir haben jetzt … [Nicht verständlich, 2:22:05.] … Jetzt frage ich dich, … äh … dass hat jetzt zwar nichts mehr mit dir zu tun, aber, was denkst du darüber? Ähm … Denkst du, dass der Künstler, der das schafft, wie Richter auch, die [Sperren: Materialität] im Vordergrund sieht? So wie du das jetzt als Besucher siehst? Oder … Oder kannst du dir vorstellen, der Katalog ist so dick, weil da noch irgendwie tausend andere … äh … Gedankengänge drinne stehen. Die du als Besucher aber nie mitbekommst. Außer du ließt dir das extra durch. Und denkst du, dass das wichtig ist, das zu wissen, wenn du einen ganz anderen Zugang zu seiner Kunst gefunden hast?
- Was war jetzt … Was ist jetzt die Frage?
- [Sperren: Das klang so schön!] Mit Kommas und so!
- [Lacht.]
- Die [Sperren: Frage] war: Denkst du, dass der Künstler, wie jetzt Gerhard Richter, … ähm … diese Rakelbilder auch [Sperren: nur] macht - jetzt nicht negativ gesehen - nur macht, weil sie so groß, so schön …
- Um damit Geld zu verdienen?
- Nein nein! Weil sie so groß, so schön aussehen. Und mehrere Schichten haben. Und das ist ja spannend so mit dem Material zu arbeiten. Oder kannst du dir vorstellen, wie bei dem Uecker Günther Uecker … Da kannst du mir gleich noch einmal sagen, was du gehört hast … äh … ähm … Ob es da noch eine andere Intention Intention gab. Also eine etwas … äh … etwas … etwas [Sperren: ausdrücken]. Weil bei Uecker weiß ich, das war irgendwie nach dem Krieg oder so. Der hatte irgendwas erlebt und … Oder sowas. Und … Und … Oder bei Beuys. Das mit dem Fett und … und … äh … mit dem … äh … äh … und mit dem Filz. Wo er da mal selbst irgendwie Soldat war und es kalt war und er musste sich … Weißt du? Da gibt's ja so Geschichten darüber.
- Ja.
- Denkst du, das gibt es bei solchen Bildern auch? Interessiert dich das überhaupt? Oder … Oder reicht dir dein eigener Zugang?
- Rakeltechnik
- Also ich … Aus den Videos von … von Gerhard Richter weiß ich, dass er lange gesucht hat. Äh … Nach einer Technik, … äh … die … mit der er sich anfreunden kann. Und, dass er sich immer noch auf der Suche befindet. Also er experimentiert viel.
- Ja. Aber … Aber was sucht der da.
- Äh.
- Was!
- Ähm.
- Das weiß ich jetzt nicht.
- Genau … ähm … Ich weiß, dass er … ähm … - gerade bei den Rakelbildern - … dass er sie auch als sehr körperlich empfindet. Er muss da auf eine Leiter steigen.
- Mhm.
- Er … äh … zieht, was sehr profan aussieht, zieht Farbe über die Leinwand. Äh … Man muss erst einmal darauf kommen, nicht mehr traditionell den Pinsel zu nehmen, sondern auf einmal … ähm … eine Schiene zu nehmen, die man bestreicht und ganz glatt über … über eine Leinwand zieht. Das ist etwas Untypisches. Ja? Also … ähm … Also ich weiß, dass es Spachteltechnik gibt.
- Mhm.
- Aber Rakeltechnik ist für mich mehr als einfach nur Spachteltechnik. Ähm …
- Es gibt aber auch andere Beispiele, wo Künstler anders … nicht mit dem Pinsel, sondern dass die dann die Farbe geschmissen haben. Oder es gibt …
- Ja. Aber er hat das eben … Also ich … Also gerade Spachtel. Spachtel sind für mich immer ein bisschen kleiner. Ja?
- Mhm.
- Also maximal so dreißig Zentimeter.
- Aus dem Baumarkt meinst du jetzt. LUX Spachtel rostfrei, 5,79 EUR, Obi
- Ja so Baumarktspachtel sind mir bekannt. Aber er schafft ja … hat ja ein neues Werkzeug geschaffen, was so groß wie seine Leinwand ist. Also teilweise über drei Meter.
- Das ist doch bloß eine Leiste. Oder nicht?
- Ja, aber das muss man erst einmal schaffen! Diesen Sprung vom Pinsel hin zum Spachtel. Die Spachteltechnik gab's ja schon.
- Ja.
- Aber von der Spachteltas… äh … Spachteltechnik [Sperren: weg], hin zu dieser drei Meter langen Schiene, die dann auch mit Öl zu bestreichen. Öl hat ja … Öl ist ja ein ganz fantastisches Werkstoff an dieser Stelle. Weil es sich so leicht verarbeiten lässt. Und … Und so langsam trocknet. Ja?
- Mhm.
- Also nicht jedes Material ist geeignet für diese Technik.
- Acrylfarbe würde zu schnell trocknen drauf.
- Ja. Und natürlich auch, man muss gucken, wie schnell die Farben durchtrocknen. Ja? Also damit man dann das selbe Ergebnis produziert. Und da hat er auch, glaube ich, ganz lange experimentiert. Das heißt, er hat eigentlich auch für mich vielleicht ein neues Handwerkszeug in dem Moment gefunden. Und … äh … hat dann gemerkt: Das passt zu mir. Dann … In dem Video konnte ich beobachten, dass er nicht jeden Tag das selbe macht. Sondern es kommt auf seine Verfassung an. Und … äh … Wenn er da jetzt eine Farbe drübergezogen hat, nimmt er sich die Zeit. Er nimmt sich die Ruhe. Er sucht den Abstand. Und überlegt: Gefällt ihm das. Passt das zu ihm. So. Und da gab's dann auch Sachen, wo ich dachte: Ja, jetzt ist das Bild fertig. Und er hat aber für sich festgehalten: Das ist nicht fertig. Und am Ende sah das Bild ganz anders aus.
Montag, 23. Januar 2017
Diplom Theorie Link Gespräch mit Alexander Link- [Pause.]
- Allerdings leider erst dann. [Hustet.]
- Also das heißt, du willst dir davor keine Sachen durchlesen oder … ähm …
- Nein, so generell würde ich es nicht sagen. Ich würd's nicht ausschließen.
- Ja klar, aber …
- Aber …
- … dich interessiert danach eher, dass … wenn … wenn … wenn du über das Handwerk Handwerk einen Zugang gefunden hast.
- Tate London
- Also ich kann dir noch ein zweites Beispiel geben. Ich war mal in Paris. Auch wieder in dem … Oder war das in London? Da war eine Ausstellung …
- Du brauchst echt eine Jahreskarte!
- [Lachen.]
- Ich … Ich glaube, es war in London. Und zwar …
- [Sperren: Tate]. Meinst du.
- Äh … Ich weiß nicht, ob es … ähm … in der … [Sperren: Ja], es kann sein, dass ich sogar … dass es in der Tate-Galerie …
- Da war ich … [Direkt in das Mikrofon:] … dieses Jahr übrigens. Tate Modern
- Pass auf.
- Ein [Sperren: großer] Streit mit Christian.
- Jedes Kind … äh … Jedes Kind hat schon einmal ein Luftballon … äh … ähm … zu einem Tier gebastelt bekommen.
- Okay.
- Und … äh … Dort war eine Ausstellung …
- [Sperren: Kenne ich doch].
- … mit großen …
- Jeff Koons Jeff Koons
- Das ist Jeff Koons.
- Jeff Koons. Ich vermute auch, dass das Jeff Koons ist. Ja.
- [Tippgeräusche.]
- Dann war der andere [Fußnote: Der die Pillendöschen-Arbeiten gemacht hat.] aber jemand anderes!
- [Lachen.]
- Aber okay. Den kenne … Das ist super. Okay.
- Das ganze war dann eben halt … äh …
- Mach auf. Mensch. Ich will das noch einmal sehen!
- Ja. Ganz kurz. Ähm … Also … Also übergroße Figuren.
- Ja. Ja. Und ganz grell.
- Immer glänzend.
- Ja.
- Äh … grelle Farben.
- Ja.
- Erste Frage: Material
- Aber die selben Figuren. So und … äh … Es hatte meine Aufmerksamkeit erregt, weil ich hatte … äh … äh … ähm … Also es hat mich in dem Moment Moment erst einmal interessiert, weil ich dachte: Mit welchem Material hat er gearbeitet.
- Super. Okay.
- Es war so krass.
- Was war das denn. Stahl oder so. Ne? Blech oder so? Was …
- Nee.
- … aufgeblasen wird? Und dann …
- Ich kann es dir jetzt gar nicht mal genau sagen. Ähm … Aber es muss leichter sein. Als … ähm … Als …
- Meine ich ja. Das ist eine ganz dünne Schicht halt. Die dann ausgedehnt …
- Ja.
- … wird durch … durch Luft reinpressen. Balloon Dog, Jeff Koons, 1994 - 2000
- Was interessiert mich ein als Luftballon … äh … geknoteter Hund. Ja?
- Ja.
- Das interessiert mich überhaupt nicht. Und würde ich vielleicht auch nicht soviel Künstlerisches darin … äh … erkennen. Ja?
- Was meinst du mit künstlerisch? Warum ist ein Hund, der größer gemacht ist im Ballon, künstlerischer als ein kleiner?
- Mhm.
- Weil es künstlicherer, ungewöhnlicher ausschaut? Weil man es nicht auf der Straße begegnen würde?
- Alltägliche in Kunst transformiert
- Vielleicht wieder, weil das eine ist das Alltägliche.
- Genau. Was manche sich auch auf der Straße … Ja.
- Ähm … Wie das Urinal alltäglich ist. Oder eben der geknotete Hund auf einer Geburtstagsparty … Wie das alltäglich ist. Und das andere ist wieder dieses bewusste Gestalten. Dieses bewusste Schaffen von etwas Großem. Ähm … Vielleicht mit einem besonderen Material. Ähm … Anleitung Ballon-Hund knoten, Wolf Weidner, YouTube YouTube
- Okay.
- Mhm … Der Spiegel Spiegelbild des Alltäglichen. Auf einmal auch wieder in so einen Raum gebracht. Gazing Ball (Farnese Hercules), 2013, Jeff Koons Gazing Ball (Spranger Hercules, Deianira and Centaur Nessus), 2015, Jeff Koons
- Ein bisschen widersprechen tust du dich aber trotzdem. Weil du beim Urinal nämlich gesagt hast, da würde es dir sogar gefallen, vielleicht, wenn da der Alltag mit drinne sein würde. Urin. Oder selbst wenn es bloß gemalt ist. Bei dem Luftballon sagst du jetzt, dir reicht die normale Größe nicht aus. Sondern du brauchst ein ganz übergroßes Ding.
- Nein. Vielleicht auch wenn es kleiner wäre. Nein, nein. Das wollte ich damit nicht sagen. Ich sage nur: Das eine ist das Alltägliche. Und ich sehe in dem Alltäglichen weniger das Künstlerische. Weniger …
- Ja.
- … den Aspekt Kunst.
- Ja.
- Ähm … Wenn jetzt aber jemand bewusst das Ganze aus dem Alltag herausnimmt, …
- Ja.
- M. C. Escher M. C. Escher
- … in einem anderen Raum zeigt. Vielleicht in einer anderen Größe. Vielleicht in einer anderen Materialität Materialität . Vielleicht in einem anderen Kontext. Dann gewinnt auch [Sperren: das] für mich eine andere Bedeutung. Mhm … Zum Beispiel … ähm … Dieser Wasserhahn gezeichnet. Äh … ähm … Wo Wasser läuft. Aber kein Zugangsrohr vorhanden ist. Jeder kennt ja irgendwie dieses Bild …
- Von Maigret?
- Äh … Also es gibt die …
- Von René Magritte René Magritte ?
- Es gibt sogar diese Installation dazu.
- Okay.
- Und es gibt auch Bilder dazu. Ja?
- Sind das die grafischen Bilder? Sind das Grafische? Dann ist das von … ähm …
- Das kann ich nicht … Das weiß ich nicht. Also … Also auf jeden Fall einmal gezeichnet. Der Wasserhahn, wo Wasser läuft, aber kein Zugang ist. Ähm … Und das andere eben die Installation. Wo man sich fragt: Wieso läuft da permanent Wasser, obwohl ich gar nicht sehe, wo das Wasser herkommt. Also die Leitung …
- Hast du da noch mehr Informationen. Oder gar nicht, jetze?
- Nee. Das sind einfach nur Dinge, die …
- … Dir noch einfallen.
- So. Wen sollte ich jetzt finden?
- [Sperren: Escher] wäre mir jetzt noch eingefallen. Der doch mit so optischen Täuschungen gearbeitet hat. Und wo dann …
- Möglich. Ja. Aber wen sollte ich jetzt googeln? Mit den Knot-Tieren?
- Ähm … Jeff Koons.
- Jeff … Ich glaube, das war Jeff Koons.
- Jeff Koons und der Kunstmarkt Kunstmarkt
- Das ist nämlich der, der im Kunstmarkt … Der hat als Thema glaube ich dieses Geldding. Weißt du?
- Ja.
- [Beide, gleichzeitig:]
- Jeff Koons.
- Jeff Koons.
- Koons.
- Genau.
- Mit Doppel-O.
- Genau. [Sperren: Genau]. Das ist der. [Sperren: Genau] das ist der.
- Aber …
- Diese Ausstellung …
- Du siehst doch schon an seinem Grinsen: Das ist … Das ist ein Saleman.
- Ja.
- So jemand, der da wirklich … ähm …
- Und was da wirklich ganz geil ist: [Sperren: Das] habe ich selber gesehen. Hier.
- Na öffne mal.
- Michael Jackson mit dem … äh … Komplett in Gold. Mit dem Affen. Michael Jackson and Bubbles, Keramik, 1988, Jeff Koons
- Wo hast du das gesehen?
- Äh … Ich glaube, das war in …
- [Sieht etwas auf der gerade besuchten Website.] Da war ich. In der Beyeler Foundation.
- Ähm … Das war …
- Da hatte ich auch einen Streit mit Christian gehabt.
- Das war, glaube ich, auch in Paris.
- [Pause.]
- Aber weißt du …
- Aus Keramik.
- … jetzt noch, was du da … Also du erinnerst dich jetzt daran. Das heißt, es hat schon einmal eine interessante … also für dich eine Materialität oder so gehabt, die das im Gedächtnis liegen blieben ließ. Ne?
- Also das … Das war einfach so verrückt. Dass man sich [Sperren: immer] wieder daran … äh … erinnert. Dass man das schon einmal gesehen hat. Ja.
- Emotionalität kein Grund
- Aber du gehst jetzt wieder halt von dem … äh … Erinnern aufgrund der … des Handwerks, der Materialität, … ähm … aus. Und nicht … ähm … aufgrund etwas, was es in dir bewegt hat. Weißt du? Was … Was es ausgelöst hat.
- Na ja. Das ich mich überhaupt daran erinnere, dass … dass ist natürlich ein Zusammenspiel aus vielen Dingen.
- Ja. Ja, ja. Aber das wäre aber trotzdem auch bei den anderen Sachen … Bei Uecker Günther Uecker und so. Gab es etwas, was in dir drinne war? Also was es ausgelöst … Also was … was etwas auslöste bei dir? Hast du Tränen bekommen? Hast du ein …
- Nein.
- … Zittern bekommen? Oder so?
- Gar nicht. Also als ich das Bild gesehen hab', hatte ich null Emotionalität. Null.
- Okay.
- Äh … äh … Dass das jetzt aus Keramik ist, das hat mich damals auch wenig interessiert. Weil ich fand's zu kitschig.
- Okay.
- Äh … Ich habe jetzt gerade gelesen, dass es Keramik ist.
- Also. Gefühl … Emotionen … wäre für dich jetzt nicht etwas, was … was ein Faktor wäre für: Das ist gute Kunst. Oder so?
- Ähm.
- Weil, dann würdest du ja nicht gute Kunst sehen.
- In dem Moment ist es nichts, was mich wirklich … ähm … was ich mir noch ein zweites Mal hätte angucken wollen.
- Aber du hast dich daran erinnert. Das heißt, da … Sein Marketing hat funktioniert. Anscheinend.
- Ich erinnere mich an vieles in meinem Leben.
- [Lachen.]
- Na ja. Aber jetzt im Gespräch … äh … erwähnst du ja …
- Ja.
- … ein paar Sachen, die dir einfallen.
- Also das ist mir gerade eingefallen, weil … weil wir ja Jeff Koons geöffnet haben. Und weil's über Google Google , … äh … über die Bildgalerie, … war ja sofort verknüpft.
- Ja.
- Ne?
- Dann geh' aber noch einmal zu … äh … zu … zu diesem Knotendings.
- Ach hier. Schau mal.
- Dem Ballonding.
- Das ist auch …
- Ja. Das war der Selbe. Genau.
- Das hängt zusammen, ja.
- Aber dann geh' jetzt noch einmal zu diesem Knotending.
- Ja.
- Weil das finde ich jetzt halt interessant. Du hast einen [Sperren: so] offenen Kunstbegriff. Den [Sperren: ich] gar nicht habe. Den viele gerne hätten würden wollen. Mach mal groß. Irgendwie.
- Ah. Es geht leider nicht größer.
- Ach so. Na doch. Du kannst doch rannzoomen. Es geht nur darum, dass wir ein großes Bild haben. Da haben wir eines. Okay. Ähm … Du hast es gesehen. Ne?
- Ja.
- So ungefähr.
- Live. Genau.
- Ähm … Du hast gesagt, die Materialität hat dich an… angesprungen. Deshalb …
- Ja.
- … fandest du es gut.
- Also hier … Was hier natürlich auch wieder ist …
- Spiegelung.
- Große Skulpturen und große Gemälde
- Ich glaube, man … ähm … man kann mich scheinbar sehr schnell locken. Alleine mit Größe.
- Mhm. Und Farbe.
- Das … Das ist … Farbe weniger. Sondern … Mit [Sperren: Größe] kann man sich … kann man mich locken. [Sperren: Große] Leinwände. Gerhard Richter Gerhard Richter . Bin ich sofort da.
- Der … Der fährt bestimmt mal …
- Großes …
- … ein Audi oder so.
- [Lacht.] Großes … äh … äh … Hier eben auch [Fußnote: Suchergebnis von Google]. Ähm …
- Aber ist das [Sperren: wirklich] … Ist das wirklich ein schönes … ähm … ein schöner Zugang zu Kunst? Wenn du sagst, … ähm … die … die Größe kann mich locken? Das Material kann mich locken? Das Handwerk kann mich locken? Kann das das Einzige sein? Was halt gute Kunst für … Also was Kunst machen sollte?
- Ich habe nie …
- Also handwerklich kann man ja ganz ganz viel machen.
- Ich habe nie gesagt, dass … dass … äh … äh … äh … ähm … dass … dass … der Zugang, den ich habe zu diesen Gegenständen, zu diesen Werken, dass ich daraus auch ableite, was gut und was schlecht ist. Also das kleine Gegenstände jetzt [Sperren: nie] gute Kunst sein können. Weil sie einfach diese Größe nicht haben.
- Mhm.
- Das … das kann ich nicht … Das stimmt auch nicht.
- Nee.
- Kunst = subjektiv
- Das würde ich [Sperren: nie] ableiten.
- Das hab' ich jetzt auch gar nicht so extrem gemeint.
- Ja … Und … ähm … Was ist gute und was ist schlechte Kunst.
- Ja.
- Also das liegt ja wirklich … äh … äh …
- Das ist jetzt subjektiv.
- … im Auge des Betrachters.
- Ich meine, schon was …
- Das ist extrem subjektiv.
- … [Sperren: Kunst] ist, ist subjektiv. Aber … Aber … Aber …
- Aber ist es mir gefällig, oder … Was nicht. Ne?
- Genau. Aber da man das ja nicht klären kann, sagt man …
- Ja.
- … äh … fragt man glaube ich eher: Was ist denn gute Kunst. So. Und da kann man dann halt … Nee. Bei guter Kunst, da kannst du wieder objektiver rangehen. Deshalb fragen nämlich Kunsthistoriker und so weiter nach [Sperren: guter] Kunst. Ich habe Bücher davon. Da geht's dann nämlich darum, wie die aufschlüsseln, warum ist das jetzt gute Kunst. Also technisch und so weiter und so fort. Weißt du? Was … Was macht das Bild …
- Mhm.
- … besonders gegenüber anderen Sachen. So. Das lese ich mir …
- Mhm.
- … auch noch einmal durch. Das ist ja ein gutes Ding. Ähm … Dich würde ich deshalb eher nicht fragen, was gute Kunst ist, sondern was dich halt berührt. Darum geht's ja. Was … [Sperren: Na] … Oder berührt … Dich berührt's halt vom Material her. Das ist doch auch okay. Oder?
- Mhm. Das Material selber berührt mich nicht.
- [Sperren: Nee]. Aber die Größe. So.
- Ähm.
- Und die Größe ist doch etwas … ist … ist … das Objekt.
- Assoziationen aufgrund Größe
- Das … Das … Das ruft bei mir auf jeden Fall genau Assoziationen hervor. Gefühle hervor. Aufgrund der schieren Größe. Genau.
- Okay.
- Immer dieses Übermächte. Dieses … äh … nicht Alltägliche. Äh … äh … Dieses … ähm … Ja, wie mit Lupe auf etwas heraufschauen. Ja?
- Ja.
- Also normalerweise wären das ja nur ganz kleine … äh … äh … Knotentiere. Und auf einmal sind sie größer als ich selbst. Also auf einmal ändert sich auch der Spiegel. Man stelle sich mal vor, es wird … äh … in der Größe eine Ameise abgebildet.
- Mhm.
- Da ist das Größenverhältnis aber umgekehrt. Ich bin geschrumpft. Die Ameise ist … äh … vergrößert.
- Mhm.
- Äh … Und auf einmal sehe ich ihre Werkzeuge, dieses Tieres, auf einmal extrem bedrohlich.
- Mhm.
- Obwohl ich … Umgekehrt war ich für sie bedrohlich.
- Mhm.
- Ähm … Und jetzt ist auf einmal … ähm … verkehrte Welt. Und … äh … Alleine das schon macht mich neugierig. Ähm … Weil es … Weil es in mir Emotionen, Gefühle weckt. Die ich vorher nicht hatte. Ja.
- Jeff Koons = Geschäftsmodell?
- Bei dem Jeff Koons, glaube ich, vereinen sich einige Sachen. Die bei dir immer zu Tage kommen. Und zwar einmal: Kunst ist gleich Geschäftsmodell.
- Mhm.
- Ist bei dem so.
- Ja.
- So wie ich den mitbekommen habe.
- Ja. Er kleidet sich auch so. Ne?
- Das meine ich ja. Wie … Wie ein …
- Er kleidet sich …
- … Salesman. Und … Und … Und es geht wirklich um Geld.
- … sehr erfolgreich.
- Ja.
- Und … äh … Ja.
- Ähm … Ausgangspunkt für Künstler hast du Begabung oder … äh … oder Können, Handwerk genannt. Ist bei ihm … Also [Sperren: Handwerk] …
- [Sperren: Das muss man erst einmal können!]
- Der Künstler arbeitet selber nicht mehr
- Nein nein nein. Stopp. Er selber macht das nicht. Das sind alles Auftragsdinger. Der hat glaube ich seine ganze Gilde oder wie das heißt …
- Das wusste ich gar nicht.
- … um sich herum.
- Das wusste ich nicht.
- Das macht der wirklich nicht selbst.
- Idee ist entscheidend
- Aber es reicht ja die Idee. Das reicht ja schon aus.
- [Sperren: Das] wäre jetzt das Nächste gewesen. Gehört zu dir Handwerk auch …
- Ja.
- … die Idee dazu?
- Natürlich.
- Oder ne Begabung. Oder …
- Begabung. Können. Und ich habe nie Handwerk gesagt. Ich habe … Ich hab' gesagt: Begabung und Können. Und das [Sperren: Können] ist ein Handwerk. So. Aber er zum Beispiel [Sperren: kann] gute Ideen entwickeln. Er hat vielleicht etwas gesehen, was sich umsetzen lässt. Vielleicht hat er sogar gegengecheckt, ob das marktfähig ist.
- Na da kommst du zu: Kunst ist gleich Geschäftsmodell. Das ist dein Ding.
- [Pause.]
- Der stört mich übrigens. Ich glaube, den stören aber viele.
- [Lacht.]
- Aber … Aber er treibt es auf die Spitze! Das ist wieder cool. Weißt du? Der … Der … Der …
- Mich hat er begeistert.
- [Sperren: Ja]. Aber er treibt's auf die Spitze. Deshalb finde ich's wieder gut.
- Ja.
- Also er spielt, glaube ich, genau damit sozusagen …
- Mhm.
- Wie … Wie macht man ein Image auf.
- Mhm.
- Und wie verdient man damit Millionen.
- Ja.
- Und … Und … Und am Ende gibt's doch einen Spiegel. Also Leute kaufen sowas für Millionen oder so und … äh … Da kann man sich dann schon fragen: Hallo, was ist das für ein System? Er macht zwar mit. Und er nutzt es aus. Aber gleichzeitig fragt … werden dann solche Fragen da gestellt.
- Ja.
- So.
- Ja.
- [Pause.]
- Also er macht's nicht selber. Das weiß ich. Er hat aber die Idee. Okay. Aber das ist übrigens … Übrigens ist das auch bei bei … diesem Pissoir Marcel Duchamp so.
- Ja.
- Am Ende hat er es ja nicht selbst gemacht. Er hat lediglich seine … seine Signatur Künstlersignatur gegeben. Und er hatte die Idee dazu, das auszustellen. Oder in einem Salon sozusagen … äh … ähm … einzureichen. Es wurde übrigens abgelehnt. Am Anfang. Von denen. Das war Neunzehnhundertundachtzehn. Oder was da stand. Ne?
- Mhm.
- So. Und wurde erst …
- Neunzehnhundertsiebzehn.
- Neunzehnhundertsiebzehn. Und wurde erst nachträglich, nachdem er … äh … äh … bekannter wurde … Der hatte mehrere solcher Ready-mades Ready-made gemacht. Also auch so Objekte, die aus dem Alltag sind. Und hat die in den Kunstraum reingestellt.
- Ja.
- Ähm … Und wurde erst nachträglich dann, nach dem Krieg eigentlich, … äh … äh … äh … wieder rausgeholt. Weil er bereits viele viele Jahre davor das macht hatte, was die nach dem Krieg gemacht hatten. Und zwar Objekte, die aus dem Alltag kommen, kommen halt in den Kunstraum.
- Das hatte ich vorhin auch versucht zu erklären. Dass halt der Kunstbegriff dem gesellschaftlichen Wandel unterworfen ist.
- Neues wird abgelehnt, aber wichtig für Fortschreiten
- [Sperren: Gleichzeitig] … Jetzt sind wir aber bei einer spannenden Sache! Auch wegen der neuen Musik vorhin. So, … ähm … ähm … wo wir … ich jetzt auch nicht verstehe, warum wird die … äh … gefördert und gespielt, wenn's ganz ganz wenige sich nur angucken. Die Säle manchmal leer sind.
- Ja.
- [Sperren: Das] sind doch genau die Sachen, die eigentlich am [Sperren: Ende] … äh … ähm … [Sperren: Inputs] sind für [Sperren: Neues]. Nur [Sperren: dadurch] kann Neues entstehen! Das heißt … ähm … dieses … dieses Zeug hier, … das gab's schon! Aber er hat's noch einmal gemacht. Und er hat wirklich etwas Neues kreiert. Bei dem wurde es jetzt sofort … ähm … akzeptiert. Anscheinend. Aber bei … Aber … Aber … Aber bei diesem Pissoir war's am Anfang abgelehnt worden. Das hat doch … äh … Das hat die Kunstwelt danach verändert.
- [Pause.]
- Hat es.
- Mhm.
- Van Gogh Vincent van Gogh
- [Sperren: Und] … Oder nimm … äh … [Sperren: Wähähähä] … [Nicht verständlich.] … Van Gogh nicht. [Sperren: Doch]. Van Gogh. Der wurde abgelehnt mit seinem Zeug, was er damals gemacht hat. Der war arm. Und hat …
- Ja.
- … sich zurückgezogen. Und [Sperren: danach] war das erst was.
- Ja.
- Das heißt, es wurde Neues geschaffen, was [Sperren: damals] noch abgelehnt wurde, aber später dann halt [Sperren: riesengroße] Kunst war. So.
Samstag, 24. Dezember 2016
Geradenbild Geradenbild Link am Ganzkörperporträt Ganzkörperporträt weiter gearbeitet HGB Rundgang HGB Rundgang 2017 Link Vorschau Ganzkörperporträt 2016-12-24 12-59-29 schwarze Bereiche eingefügt, werden mit Punkten gefüllt wirkt fragmentarisch neues Motivformat: 68 x 220 cm Papierformat: 70 x 222 cm (weißer Bereich wird etwas größer) mit Rahmen Link Diplom Theorie Link Gespräch mit Alexander Link- Du hast ja … Ich stelle mir die ganze Zeit vor, dass ich nach dem Interview eine ganz große Ausstellung mache.
- [Lacht.]
- Extrem weiter Kunstbegriff
- Ich finde … Das hab' ich selbst noch nicht einmal … Du hast einen extrem weiten Kunstbegriff. Und ich ging eigentlich davon aus, dass deiner ziemlich eingeschränkt ist.
- Mhm.
- Weil du halt immer von Markt und … ähm … und Geld verdienen und so …
- Ja.
- Du hast ja auch als Hauptgrund dieses mit dem … ähm … Geschäftsmodell Kunstmarkt …
- Ja.
- … und so. Das klingt halt sehr nach … sehr … ähm … sehr … einer sehr durchdachten Struktur. So. Und jetzt wirkt das so, als würdest du alles eigentlich, … äh … was im Kunstraum ist, … ähm … Was ja auch so glaube ich von vielen gesehen wird. Inzwischen. Es kann alles Kunst sein. Es muss halt im Kunstraum sein. Es muss definiert sein als Kunst. Und dann ist es Kunst. Du kannst sogar was [Sperren: damit] anfangen. Mit den Bäumen. Mit dem Pissoir Marcel Duchamp , was dann dreckig ist oder gemalt dreckig ist oder so.
- Ja.
- Das finde ich gerade krass. Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Dass du wirklich in so einen Raum gehst und sagst: Oh, das ist geile Kunst! Ich hab' mir jetzt die ganze Zeit vorgestellt … Wie bei Oma: Hä, das soll Kunst sein? Das kann ich auch! Was du vorhin gesagt hast, als Beispiel.
- Mhm.
- Da hast du doch irgendwas gesagt mit … äh … ähm … Wenn's nur weiß ist oder so … Das kann ich ja auch. So.
- Ja. Die Genialität Genie , die da drinne steckt, dieses … ähm … ja …
- Du musst der Erste sein. Damit's genial ist.
- Das ist … ist …
- Und meinst du …
- Ja es muss etwas Besonderes sein. Es muss etwas … mhm …
- Dann klingt das jetzt wieder nach Markt halt. Ne? So … äh … [Nicht verständlich, 1:52:15.]
- Alexanders Tipps für mich
- Ich würde auch viel stärker differenzieren. Wir haben uns ja schon oft darüber unterhalten … ähm … Oder ich versuche dir immer Tips zu geben, was … was … was du machen [Sperren: solltest]. Und … äh …
- Da liegt der Telefonhörer immer daneben!
- [Lachen.]
- In den seltensten Fällen, oder fast gar nicht, richtest du dich danach. Weil …
- Ich sträube mich dann.
- Ähm … Weil … ähm … Ich würde … Ich … ähm … Wenn du mich fragst, würde ich dir natürlich sagen, … äh … suche dir eine Kunstrichtung, mit der du Geld verdienen kannst. Mit der du deinen Lebensunterhalt verdienen kannst. Das war immer meine Grundaussage. Zu der ich auch stehe.
- [Laut:] [Sperren: Endlich] hab' ich di… [Nicht verständlich, 1:52:45.]
- Äh … äh … [Nicht verständlich.]
- [Ruft zufrieden:] [Sperren: Interview Schluss!]
- Geldwert
- Ich will natürlich, dass du … ähm … äh … dass du in … mit dem was du gelernt hast, dass du das natürlich auch anwendest. Und … äh … Nicht nur … ähm … nicht nur überhaupt etwas schaffst, sondern dass du auch etwas schaffst, was einen [Sperren: Geldwert] hat.
- Du … Okay. Aber du …
- Geld verdienen kannst.
- Aber … Aber trotzdem würdest du nicht sagen, dass … äh … Kunst nur, wenn es Geld bringt, … äh … gut …
- [Sperren: Nie] und nimmer.
- Weil du das mit den Bäumen und so gesagt hast.
- Nein.
- [Sprechen durcheinander.]
- Aber … Aber … Aber du empfiehlst sozusagen, … ähm … man sollte schon … äh … ähm … sich vorstellen, dass, wenn man Kunst macht, dass man's auch an den Mann bringt. Also damit Geld verdienen kann.
- Das … Das wäre mein … Betriebswirtschaftlich gesehen wäre das die cleverste … äh … ähm … äh … Man sagt ja immer, der cleverste Businessplan, den ein angehender Künstler mitbringen sollte: Nämlich er schaut sich erst einmal den Markt an. Er … ähm … guckt sich an, was … was machbar ist. Welche Konkurrenz auf dem Markt vorhanden ist. Sucht sich eine Nische. Und verdient mit dieser Nische Geld.
- Also wenn so …
- So.
- Dann will ich kein Künstler sein!
- Also ich gebe zu, dass es eingeschränkt ist. Aber ich will noch ein Beispiel geben. [Räuspert sich.] Es würde mir Leid tun …
- [Sperren: Jeff Koons Jeff Koons !] Jeff Koons, © Chris Fanning
- Ich …
- [Sperren: Meintest du!]
- Kann sein.
- Mit dem erregiertem Penis. Jetzt hab' ich's.
- Kann sein.
- Jetzt redest du weiter.
- Meine Zukunft als Künstler
- Ähm … Also es würde mir Leid tuen, wenn … wenn du nach dem Studium … äh … anfängst … ähm … äh … ähm … ähm … gebrauchte Fließen zu zerschlagen … ähm … und … ähm … äh … versuchst das ganze dann halt in irgendeine Form zu etwas Neuem zusammenzufügen. Und es keinen interessiert. Du also weder Ausstellungen findest, oder weder Räume findest, die bereit sind, das zu zeigen. Äh … Du niemanden findest, der sich dafür ernsthaft interessiert. Und du vor allen Dingen jeden Monat zum Sozialamt gehen musst, um dir halt deinen Lebensunterhalt zu verdi… zu bekommen. Nicht zu verdienen, sondern …
- Mhm.
- … zu bekommen.
- Zu verdienen kann man das auch nennen.
- Und … äh … Ähm. Na gut. Äh … äh … Sozialhilfe abzuholen hat nichts mit Verdienen zu tun.
- Nee nee nee.
- Sondern man bekommt es ohne Gegenleistung.
- Künstler und Hartz 4
- Beim letzten Klassentreffen ging es um die HGB-Rundgang-Ausstellung.
- Ja.
- Und da war dann Hartz 4 ein großes Thema. Dass viele nach dem Studium am Ende …
- Ja.
- … da landen werden. Und, dass es einige Künstler gibt, die Harz 4 als Geschäfts… äh … Ding, also als … als … als Arbeitsstelle sozusagen sehen.
- Ja. Ja.
- Dass der Staat sozusagen …
- Der Arbeitgeber ist sozusagen der Staat. Und deswegen …
- Genau.
- … kann man sich frei bewegen. Und das würde ich nie… niemandem wünschen. Dir als recht nicht.
- Einige machen's ja freiwillig. Die nehmen es nicht negativ.
- Günther Uecker Günther Uecker
- Sondern wenn du die Wahl hast, würde ich sagen, … ähm … Heute morgen habe ich bei N24 oder NTV war das … äh … so einen Künstler gesehen, der hat Holzbrett… Genau. Er hat ganz viele Nägel raufgehauen … raufgeschlagen. Ähm … Krumm und schief und so. Ähm … Und … äh … scheint … äh … Mit Kuba war das irgendwas. Und scheint damit sehr erfolgreich zu …
- Waren das große Bretter. Oder …
- … sein. Nein es sah eher wie eine Leinwand aus. Aber es war quadratisch. Weiß. So vom vom Gefühl her zwei Zentimeter …
- Uecker.
- … Tiefe.
- Uecker heißt der.
- Wie?
- Uecker! Günther Uecker, © Lothar Wolleh
- [Sperren: Ja, genau.]
- Okay.
- Ja, der war das.
- Das ist schön. Weil ich von dem nämlich nen alten Fernseher, "TV Fernsehen " heißt das, gesehen habe. Wo er … Der hat ganz viel mit Nägel gemacht und …
- Genau.
- … hat in der Nachkriegszeit damit angefangen. Günther Uecker, © dpa
- Genau.
- Dies … Der war übrigens auch ein Thema.
- Genau. Das ist ein Thema, was ihn anscheinend schon ein Leben lang begleitet. Also er hat Nägel mit …
- Ruf' … Ruf' … Ruf' den auf!
- Ist jetzt egal.
- [Sperren: Nein]. Das ist ein Superding! Weil du den gesehen hast und …
- Affinität … Zu Nägeln …
- Okay. Und was … Sag' jetzt alles, was du darüber … Was … Was … Was passierte dabei bei dir. Als du das gehört hattest. Und … ähm …
- Also, pass auf. Ich hab' nur ganz kurz … ähm … äh … ähm …
- [Zeigt ein Bild von Günther Uecker.]
- Genau der ist das. Ich hab' auch gar nicht alle seine Werke gesehen. Sondern …
- Das war jetzt im Fernsehen. Nicht im Radio.
- Genau. N24 wie gesagt. Oder NTV war das heute.
- Okay.
- Ähm … Und ich hab' auch nur … äh … ein paar Minuten reingeschaut.
- Okay.
- Auf den Zug aufspringen
- Ähm … äh … Aber sowas hab' ich gesehen. Er hat so … so Schriften gemacht und hat anschließend … äh … äh … Unterschiedliche Religionen … Meinte er … Und hat das dann so mit Nägel behauen. Nein. Und er hat das für sich zu seinem Thema gemacht. Ich wollte nur sagen … ähm: Wenn du die Wahl hast zwischen Scherben, die sich … die vielleicht keinen Marktwert oder die du nicht zu einem Marktwert entwickeln kannst und … äh … diesen genagelten Sachen, … äh … äh … wo du vielleicht auf den Zug aufspringen kannst. Oder wo du das Gefühl hast, damit kannst du dein Lebensunterhalt verdienen … Würde ich [Sperren: immer] sagen: Nimm die Nägel!
- [Pause.]
- Das will ich sagen.
- Ich behaupte aber, dass der Uecker keine Nägel genommen hat, weil er sich sagte, Nägel lassen sich besser verkaufen als Scherben. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Das macht ein Geschäftstyp, der Geld verdienen will. Aber kein [Sperren: Künstler]. Ein Künstler … Für [Sperren: mich] hat ein Künstler …
- Ja.
- … äh … äh … im Kopf ein … ein Gefühl … Irgendwas, was er äußern will. Und dann nimmt er das, was … was … was er Äußern will, am besten darstellen kann. Da geht's ihm nicht darum, … ähm … wofür gibt's am meisten Geld. [Sperren: aber] das ist jetzt interessant. Äh … Du hast es dir angeguckt. Ne? Diese Dokumentation. Wie lange lief sie so ungefähr?
- Nein.
- Oder einen Ausschnitt …
- Ich hatte nur einen Ausschnitt davon …
- Okay.
- … gesehen. Also ich glaube, das war eine Stunde. Und ich hab' davon fünf Minuten …
- Okay.
- … gesehen.
- Okay. Aber du hast dir das fünf Minuten angesehen. So.
- Ja.
- Hast du das aus Interesse, als Langeweile oder hast du dir dann eine Frage gestellt, wie … was … Wie hat er argumentiert? Oder … Worum ging's da gerade? Was [Sperren: dich] dann zu fünf Minuten hingucken verleitet hat. Was Nägel mit Kunst zu tun hat.
- [Langgezogenes:] Mhm. Ich hab' den … die Vorschau gesehen. Diesen Trailer dazu.
- Mhm.
- Und … äh … Da wurde nur kurz über ihn … wurde kurz gesagt, was man … was man dann gleich sehen wird. Unter anderem wollte man auch Einblicke in seine Werkstatt und Einblicke in sein … sein [Sperren: Schaffen] wollte man … [Sperren: Das] hat mich interessiert. Ich wollte sehen, … äh … ähm … es war eher technischer … warum es mich interessiert hat.
- Mhm.
- Ich wollte sehen, wie ist seine Arbeitsumgebung. Wie ist … Was … Was inspiriert ihn. Ähm … Was … ähm … Wie macht er seine Kunst. Das hat mich interessiert. Und … äh … er selbst …
- Nicht [Sperren: warum] er das macht, sozusagen.
- Äh … Nee, das gar nicht mal … äh … Aber er selber hat es … Er wurde dann auch gefragt, … äh … was er dabei empfindet, wenn er diesen Nagel …
- Ja.
- … einschlägt. Und … äh … Da hat er das dann so beschrieben, … äh … dass er mit seiner [Sperren: gesamte] Körperlichkeit … Und das sah auch sehr anstrengend aus. Und er muss auch ganz schnell schlagen, sagt er. Damit er sich nicht zu doll konzentriert. Äh … Damit er den Nagel nicht so wie man es normalerweise macht, ganz akurat reinhaut. Sondern … Er muss richtig raufkloppen, auch wenn er mal daneben haut Haut . Und so. Erst dann entsteht [Sperren: in] der Arbeit eine gewisse Dynamik. Ähm … Die man dem Bild hinterher ansieht. Es heißt … Also das bedeutet: Es ist nicht geplant, was er macht. Äh … äh …
- Mhm.
- Da ist auch so ein Zufalls… ähm …
- Es bleibt spannungsgeladen. Es ist nicht so ganz geometrisch exakt.
- … äh … Und das hat mich interessiert. Also und das hat's dann auch wieder interessant gemacht. Und … äh … Wenn man natürlich dieses Wissen hat und später mal vor einem Werk von ihm steht, würde ich danach suchen. Dass ich genau das, was er beschrieben hat, dann auch wiederfinde. In dem Bild.
- Erwartungshaltung bei Kunst (wie Mona Lisa Mona Lisa Hype)
- Es ist interessant. Weil ich jetzt eben in München diese eine Arbeit gesehen hatte. Von ihm. Und ich hab' mir … Das war halt in … in Kunst … Medientheorie … Kurs … ging's um ihn. Und ich fand's halt spannend, was er gemacht hat. Und dann hab' ich das Original gesehen.
- Ja.
- Für mich war das eine Konsole mit Nägeln drinne.
- Mhm.
- Ich hab' da kene … Ich hab' da einfach … Auf … Auf den Abbildungen, wenn ich im Internet den Text durchlese, hat das eine riesen große Bedeutung bekommen.
- Ja.
- Am Ende war's wie bei der Mona Lisa. Höchstwahrscheinlich. Man steht davor. Und es ist halt irgendwas … Wo man [Sperren: soviel] gehört hat. Und am Ende …
- Ja.
- … ist es etwas … [Sperren: Pfff].
- [Pause.]
- Es war nichts mehr! Ich weiß nicht, wie es dir jetzt ergehen würde. Würdest du davor stehen. Weil, wenn man so eine Dokumentation vielleicht noch mit Hintergrundmusik oder so … Weißt du? Dann wirst du ziemlich schnell eingelullt und …
- Mhm.
- … und tauchst in eine fremde Welt ein. In die du aber nicht eintauchst, wenn du in einer Ausstellung bist, die ganz clean ist. Und du siehst da bloß ein Objekt. Einen Fernseher mit Nägeln drinne.
- Ja.
- Materielle Ebene wichtig
- So. Aber … Aber was ich jetzt interessant fand, bei dir - das hast du vorhin auch schon angedeutet, jetzt berichtige mich, wenn ich wieder falsch liege -, dass du … dass dich die materielle Ebene sehr anspricht. Du guckst nach dem Bilderrahmen. Du guckst [Sperren: wie] ein Bild gemacht wurde. Welche Schichten es vielleicht gibt. Wie der Aufbau ist. Äh … ähm … Dass du aber nicht nach dem [Sperren: Warum], oder … oder etwas … etwas … ähm … gefühlsmäßiges darin … äh … ähm … suchst. Sondern du guckst dir das ganze … ähm …
- Das Handwerkliche, nicht …
- … das Handwerkliche an.
- Das Handwerkliche. Nicht das Materielle.
- Genau. Das Handwerkliche. Aber das kann man schon so sagen?
- Ja.
- Das ist so deine Sicht auf … äh … auf Arbeit … Da gibt es etwas, was dich anspricht. Dann gibt's ja auch wieder einen Kreis zu deinem Ausgangspunkt, …
- Ich glaube …
- … wo du Begabung und Handwerk Handwerk nennst.
- Genau. Ich hab' das … ähm … noch nie so bei mir beobachtet.
- Du hast schon einen richtigen Kosmos Kosmos kreiert. Das kriege ich jetzt erst raus hier.
- [Lachen.]
- Ähm … Ich hab' das selber noch nicht so reflektiert bei mir. Aber … ähm … Ich gebe zu, wenn etwas besonders handwerklich gut gemacht ist oder wenn … ähm … überhaupt etwas, was mich fasziniert, ein Handwerk dahinter steht, dann bin ich bereit, mich länger damit zu beschäftigen.
- Ist das nicht [Sperren: geil], dass wir das jetzt so rausbekommen haben?
- Das ist cool. Ja.
- Ja.
- Über das Handwerk Zugang finden
- Aber dann … Dann gebe ich sozusagen dem Werk auch die Chance mir mehr von sich und dem Künstler zu erzählen.
Mittwoch, 7. Dezember 2016
Herme Herme Link Werkstatt Plastisches Gestalten Link Dozent Dozent rät, 1:5 oder 1:10 Modell von Herme herzustellen Mit Ton oder Knete und Karton als Sockel aktueller Zustand Link Link Holzstück von Bachmann für Schnitztest erhalten 5 h durchgearbeitet Diplom Theorie Link Gespräch mit Alexander Link- Ja.
- Ähm … Wenn ich es richtig verstanden habe, würdest du sagen … ähm … Dieses Gedicht, was an Frau Merkel geschickt wird … ähm … wo sie angemacht wird, oder so, … ähm … würde bei einem Handwerker, der das jetzt schreibt, der kein Künstler im eigentlichen Si… der kein Künstler ist, so normalerweise, … Wird das als … Was? Beleidigung oder so …?
- Wahrscheinlich ja.
- Als Tatbestand der Beleidigung. Genau so. Wenn … Wenn jetzt aber ein berühmter Künstler das macht … Ein Dichter, der da schon No… No… No… No… Nobelpreis oder so bekommen hat … Und der macht das … Würde das dann immer noch … Oder würdest du dann sagen, dass hängt eben von der Person ab, die das macht. Das kann ganz gleich aus sehen. Das Gedicht.
- Sowohl als auch. Er hat vieles gemacht, was andere vielleicht nicht getan hätten. Er hat das ganze nicht einfach nur Gedicht genannt, sondern er hat es absichtlich Schmähgedicht genannt.
- Wer?
- Der … Derjenige … Ich weiß nicht. Wie heißt denn der Moderator, der das dann gemacht hat?
- Okay. Wir kennen ihn jetzt.
- Ja. [Lacht.]
- Das heißt Schmähgedicht?
- Ja genau. Er hat's … Er hat von vorne herein gesagt … äh … Er hat ein Schmähgedicht geschrieben.
- Aber hat er sich damit nicht gleich selbst …
- Und er hat es glaube ich auch öffentlich [Sperren: vorgetragen]. Und zwar vor einem Millionenpublikum.
- Okay.
- Und das ist natürlich schon einmal etwas Anderes. Und er ist auch bekannt dafür, dass er … äh … ähm … s… sehr hart …
- Ja.
- … mit …
- Ja.
- Unterschied öffentliches und privates Äußern
- … anderen Menschen umgeht. Und … Und ins Rampenlicht … Ins Rampenlicht … Oder in das Licht rückt. Ja? Das ist natürlich etwas Anderes, als wenn jetzt der … der Handwerker, der sich über Frau Merkel geärgert hat, über ihre meinetwegen Steuerpolitik, oder [Lauter:] ihre Asylpolitik …
- Mhm.
- … ähm … sich zu Hause hinsetzt, sie in einem Gedicht, in einem Reim … [Nicht verständlich, 53:36.] beschimpft, …
- Mhm.
- … das ganze in einen Briefumschlag steckt und an sie persönlich adressiert. Ja? Also der … Die Wirkung dieses … dieses Handelns ist ja etwas ganz Anderes.
- Kunst durch Wiederholung
- Darf ich jetzt noch einmal ganz kurz dazu eine Frage stellen? Wenn der Handwerker jetzt, fünf Mal so ein Gedicht schreibt und an sie schickt … Würdest du das dann eher schon als Kunst betrachten? Weil er es ja wiederholt tut, was du vorhin gesagt hattest? Oder … Weil dann ist es nicht mehr so … so 'ne … so 'ne plötzliche Handlung, die man einmal macht. So. Sondern es wird es ja eben doch schon … ähm … etwas Dauerndes.
- Ich …
- Oder ab wann würdest du denn sagen, wäre das Kunst? Wenn er das zwanzig, dreißig Mal macht? Wenn er das öffentlich macht? Wieso ist das dann bloß Kunst, wenn er das öffentlich macht und nicht direkt an Frau Merkel …?
- [Pause.]
- Zum Beispiel. Nur mal ein ganz kurzer Hinweis. Es gab mal so eine Kunstaktion von irgendwelchen … kleineren Kü… Kü… also Künstlern und Hobbykünstlern. Das wurde im Internet gestartet, wo … wo irgendwas mit der Politik von Frau Merkel kritisiert wurde. Und Frau Merkel sollten halt ganz viele Kunstwerke geschickt werden. Von den Künstlern halt. Das heißt, die Künstler haben halt etwas gemalt, haben das eingepackt und ans Bundes… Was ist das? Bundes… Wo wohnt die? Bundes…? Website "Kunststimmen gegen Armut" ("Diese Seite ist zur Zeit leider nicht erreichbar", 7.12.2016)
- Bundeskanzlerin. Also Bundeskanzleramt.
- … Ans Bundesamt … Bundeskanzleramt geschickt.
- Ja.
- So. Und dann haben die eine Bestätigung dafür bekommen. Es ist angekommen. Ob sie die jemals gesehen hat, wissen wir nicht. Aber es ist sozusagen etwas, was nie öffentlich wurde, sondern was entweder im Lager jetze ist … oder sonst wo.
- Ja.
- [Wird laut.] Weil [Sperren: du] gesagt hattest, der Handwerker … ähm … Bei dem siehst du das …
- [Versucht zu unterbrechen.]
- … nicht als Kunst an. Aber warum …
- [Versucht erneut zu unterbrechen.]
- … ist das dann jetze, auch wenn's im Geheimen ist, nicht im Öffentlichen, von Künstlern, die sich Künstler [Sperren: schimpfen] … Nee, die sagen, sie [Sperren: wären] Künstler. Warum ist das dann gleich Kunst. Nur weil sie sagen, sie sind Künstler?
- Also ich … Ich würde gerne von diesen beleidigenden Gedichten weg gehen. Weil … Weil das für mich auch nicht so greifbar ist. Genauso gibt's ja auch Kunstaktionen, da … da haben mal Linke-Abgeordnete im Bundestag … äh … glaube ich … äh … äh … ähm … Papierrollen oder so auf die Abgeordneten geworfen. Oder irgendwas, was …
- Ja.
- … was da gemacht worden ist. Und sie … Jonathan Meese Jonathan Meese zeigt während Theateraufführung in Mannheim den Hitlergruß, © Uli Deck
- Nur der Hitlergruß oder so wurde oft schon auch als Kunst …
- Äh … Ja, genau. Sie haben es eben als Kunstaktion verstanden und waren der Meinung, das ist auch von der Kunstfreiheit gedeckt. Aber … äh … Immer … Immer wenn es um so'n schäbiges Verhalten geht, tue ich mich schwer damit, das abzugrenzen. Was ist zulässig und was ist …
- Es ist ein riskantes Verhalten. Schäbig … Das … äh … sagst du jetzt ja wieder. Installation mit 1250 Gartenzwergen, Ottmar Hörl Ottmar Hörl
- Ja das stimmt. Das ist eine Wertung, die ich da schon mit drin hatte. Aber ich will eigentlich … Vielleicht hab' ich sie deswegen mit reingenommen, weil es mir auch so schwer fällt, an dieser Stelle die Grenze zu ziehen.
- Okay.
- Greifbare Kunst
- Ähm … Und … ähm … Für mich ist es viel greifbarer, wenn wir eben über … über … über … ähm … weiß ich nicht … äh … Tontöpfe sprechen. Sediment Sampling, 2014, Karin Lehmann
- Darüber wollte ich gerade mit dir reden. Das wir mal eher dahin kommen …
- [Redet während dessen weiter. Nicht verständlich, 56:07.] Das ist einfach etwas Anderes.
- Ja okay.
- Das ist greifbarer.
- Genau. Also das wir nicht an so Extremen bleiben, die gar nichts mit dir zu tun haben. Sondern mir geht's ja eher darum zu wissen, was ist eigentlich dein Zugang zur Kunst. Und das hat nichts mit … äh … einem Hitlergruß oder irgendwelchem Papier, was da runter fällt, oder …
- Genau.
- Duchamp Marcel Duchamp Pissoir
- So. Ich will dir trotzdem mal ein Bild zeigen. Tipp mal bitte bei Google Google …
- Ja.
- Duchamp … De. Uh.
- Ich gehe jetzt erst einmal zu Google.
- Okay.
- Ach so ich glaub' ich bin sogar automatisch …
- … auf Google.
- … auf Google drinne. Also was soll ich eingeben?
- Duchamp. De. Uh. Ce. Ha.
- [Pause.]
- Ah. Em. Pe. Pissuar.
- [Tippgeräusche.]
- [Sperren: Pe.] [Sperren: Ie.] Irgendwas. Dann zeigt er's schon an. Glaube ich. Replik von Duchamps Fountain, Musée Maillol, Paris, © Micha L. Rieser
- [Pause.]
- So. Jetzt gehst'e mal zu Google Bilder oder öffnest das erste Bild einfach.
- [Pause.]
- Einfach das erste Bild öffnen.
- [Tippgeräusche.]
- Und groß machen. Genau.
- [Pause.]
- So. Gehen wir davon aus, du bist in einem Museum und siehst genau das jetze.
- [Pause.]
- Du weißt nichts über ihn. Du weißt nicht, wann es gemacht wurde. Du weißt nicht, welcher Künstler das ist. Und …
- [Pause.]
- Was ist dein … Was …
- Mhm.
- Was passiert bei dir?
- Also zum Beispiel. Das Spannende … Also das erste, was erst einmal ist: Ich sehe hier … äh … ein gut abgelichtetes, professionell aufgenommenes … äh … äh … äh … Toilettenbecken. In dem Fall.
- [Sperren: Nicht] das Abbild. Sondern … Es geht um das Objekt jetzt. Es geht mir nur …
- Ähm.
- … um das Objekt.
- [Pause.]
- Okay. Ich wollte nur …
- Jaja.
- Weil derjenige … Die anderen sehen ja nicht, …
- Okay.
- … was ich sehe.
- Okay.
- Äh … ähm …
- Na ich erwähne das schon noch.
- Das Spannende ist … ähm … äh … Wo mir das gezeigt wird, …
- Im Internet.
- Und zwar … Nein nein nein nein.
- Ach so.
- Überraschungsmomente bei moderner Kunst
- Und zwar … äh … Würde ich jetzt in eine moderne Ausstellung gehen, …
- Ja.
- … ähm … Da wird man mit allerlei Dingen überrascht.
- Ja.
- Ja. Also ich meine, da gibt's dann auch … äh … ähm … Weiß ich nicht! Eine Schüssel mit ausgespucktes Kaugummis.
- Hast du das gesehen? Oder ist das ein Beispiel, ein fiktives?
- Ähm. Ich … Als ich im Museum Pompidou war … äh … da gab's auch moderne Kunst. Teilweise. Und zwar sind dort … war dort eine Ausstellung … ähm … äh … im siebziger Jahre Stil gemacht. Äh … Sehr plüschig. Und poppig. Und …
- Mhm.
- Porno oder Kunst?
- Und man hat … äh … ähm … Sexualakte gesehen. Also man hat halt einen erigierten Schwanz gesehen. Der dann halt in eine Vagina [Sperren: eindringt]. Äh … Und bevor man in diesen Raum reingegangen ist, war halt, … war nicht nur eine Warnung, dass Minderjährige keinen Zutritt haben, sondern es war auch … äh … ähm … ein Einlasser, einer der davor stand, ein Museumswärter, der eben darauf aufgepasst hat, dass keine Kinder Einblick in diesen Raum nehmen. Ausstellungsansicht, Jeff Koons, Museum Pompidou, 2015, © Thomas Clement
- Mhm.
- Und … ähm … äh … Das … Das hatte mich überrascht. Das in dieser Größe dort zu sehen. Und auch in dieser Öffentlichkeit. Und … äh … Das Menschen … ähm … ähm … mehrere Minuten verharren davor und … und sich das ganze auf sich wirken lassen. [Sperren: Weil] ich hab' das eigentlich jeden morgen, wenn ich auf irgendeine Pornoseite gehe. Und ich hab' die selben Bilder.
- Okay.
- So.
- Ich anonymisiere dich.
- [Lachen.]
- So. Und … äh … Wenn ich morgens im Bett liege und mir einen runterhole und ich sehe da so ein Bild, würde ich überhaupt nicht auf die Idee kommen, dass das … Kunst sein [Sperren: könnte]. Äh … Wenn man allerdings in so ein Museum geht und dann ist da so eine abgestellte … ab… so eine abgeschlossene Fläche und dann wird das sicherlich auch im … in einer ganz bestimmten Art und Weise dargestellt. Und ich glaube, der Künstler, der das da war, der … der hat sich sogar selbst fotografiert. Wie er mit …
- Mhm.
- … seiner Frau, diese Handlung vornimmt.
- Mhm.
- Ähm … Und ist damit auch bekannt geworden.
- [Pause.]
- [Sperren: Mhm.]
- [Pause.]
- Glaube ich sehr teuer. Wird als Kunst angesehen. Hat mich in dem Moment Moment überrascht. Man beobachtet andere auch dabei. Und …
- [Sperren: Wie] heißt der denn noch mal? Ich hab' jetzt das Bild … Das war so ein poppiges Ding, wo er halt liegt und mit seiner Frau …
- Genau.
- Sind wir im Kunstunterricht durchgegangen. Der macht jetzt so Pillendöschen und so weiter. Das ist … Der … Der … Der ist sehr provokativ und der hat sich auch gerne selbst erigiert … Infinity, 2001, Damien Hirst Damien Hirst
- Genau. Genau.
- [Sperren: Mensch.] Wie heißt der denn.
- Ich finde es ja jetzt …
- Ich weiß es jetzt nicht.
- … ganz toll. Das [Sperren: ich] etwas gesehen habe, was ihr im [Sperren: Kunstmus…] äh … was ihr im [Sperren: Kunststudium] …
- Unterricht. Und: angucken.
- Finde ich gerade ganz krass. Äh … Also das hab' ich halt in Paris gesehen.
- Ja.
- Reaktion Besucher
- Im Museum. Und … äh … äh … Das Schöne war in dem Moment auch, die anderen Menschen dabei zu beobachten. Wie sie sich dabei fühlen. Und … äh … manche sind … Die Scham Scham die dabei entsteht! Und … äh … äh … vielleicht … ähm … auch selber überrascht, wie man darauf reagiert. Äh … äh … ähm … So etwas in dieser Öffentlichkeit so dargestellt zu bekommen.
- [Sperren: Stopp.] Bevor wir da jetzt weiter machen. Ich hab's mir aufgeschrieben.
- Ja.
- Du wolltest noch ein Beispiel nennen, was … was … was … was … was als zeitgenössische zeitgenössisch Kunst zählt und wo ein Stuhl ausgestellt ist. Oder keine Ahnung was. Was jetze dem ähnelt …
- Ja. Nein.
- … als Objekt.
- Ich wollte das als Überleitung bringen. Weil es … äh … Hätte ich dieses Bild, was dort im Museum gesehen hätte, morgens auf dem Laptop gesehen, um mir da einen runterzuholen, …
- Ja.
- … hätt' ich es niemals als Kunst verstanden.
- Interessant.
- Porno = Kunst, da im Museum
- Aber alleine deswegen, [Sperren: weil] es dort ausgestellt wurde … Alleine deswegen, weil es eine gewisse Größe gehabt hatte. Alleine deswegen, weil es scheinbar einen gewissen Wert hat … Weil es halt … [Sperren: weil] es dort ausgestellt ist.
- Okay.
- Weil Menschen sich Zeit nehmen. Und auch Geld in die Hand nehmen. Um sich das angucken zu können, ist es ja zu etwas Besonderem geworden.
- [Unterbricht, nicht verständlich, 1:01.]
- Vielleicht auch zu Kunst. So.
- Pissoir im Kunstraum und in Bahnhofstoilette
- [Sperren: Dann stell dir jetzt vor], dass dieses Pissoir auf einem Sockel steht …
- Und [Sperren: genau] …
- … und mit Glas verdeckt ist.
- Und [Sperren: genau] das würde ich hier übertragen.
- In Basel ist das gewesen.
- Wenn ich …
- Glaube ich.
- … am Griebnitzsee in die Bahnhofstoiletten gehe, …
- Ja.
- … ähm … mache ich meinen Reizverschluss auf und pinkel da rein. Und … äh … Es ist für mich ein Gebrauchsgegenstand. Und … äh … ähm … Er ist halt auch in einer gewissen … [Pause.]
- Den treffe ich halt nur in einer gewissen Örtlichkeit. Wenn ich jetzt allerdings auch wieder ins Museum gehe und auf einmal ist das auf einem Sockel … Erhöht. Beleuchtet. Mit Glas drumherum. Ist es auf einmal ein anderer Ort.
- Ja okay.
- Ein Ort wie ich es nicht erwarten würde.
- Okay.
- Und … äh … ähm … Wenn dann auch noch mehrere Menschen um mich herum stehen und sich fragen: …
- Ja.
- Warum wird das hier gezeigt?
- Ja.
- Welche Bedeutung hat das? Was hat sich derjenige dabei gedacht, dass er es ausstellt? Dann würde ich es vielleicht auch als Kunst sehen.
- Du verstehst es dann also als Kunst, wenn's im Museum … äh … äh … ist. Als Beispiel. Und wenn andere darüber reden. Oder wenn's überhaupt durchgelassen wurde als Kunst. Dann sagst du: Okay, andere betiteln das als Kunst, also muss es Kunst sein.
- Äh … Und genau …
- Das fände ich jetzt ein bisschen langweilig.
- Wo beginnt und endet Kunst?
- Nein. Nein. Genau das habe ich aber schon vorhin versucht ein bisschen deutlich zu machen. Äh … Oft ist es nicht einfach … äh … äh … zu beschreiben, wann Kunst beginnt, wann sie endet.
- Ja.
- Und …
- [Sperren: Wir sind ja schon] im Museum drinne.
- Genau.
- Kunst braucht Markt, wird ausgestellt, bekommt Wert
- Also es wurde schon mal irgendwie als Kunst gesehen.
- Ich hatte gesagt, am Anfang auch, dass … äh … Kunst einen gewissen Markt hat. Und auch einen gewissen Markt braucht. Damit halt … äh … Oder das Kunst ja auch den … dem Wandel und der gesellschaftlichen … dem gesellschaftlichen Wandel unterworfen ist. Und in dem Moment, wo es aber öffentlich ausgestellt wird, wo viele Menschen hingehen, unterwirft er sich genau diesen Gesetzen. Auf einmal wird mir bewusst, dass es vielleicht einen gewissen Wert hat. Weil es auf einmal marktfähig wird. Weil es am Markt auf einmal gezeigt wird.
- Dann hab' ich dich vielleicht mißverstanden. Wenn du jetzt nur "Markt" sagst, verstehe ich jetzt tatsächlich … Dann gibt's einen Markt. Interesse ist ja auch ein Markt.
- Nein.
- Meinst du Geldmarkt?
- Du hast … Nein. Nein. Du siehst das nur im finanziellen Sinne.
- Na, weil ich das so die ganze Zeit verstanden hatte. Du meinst mit Markt … äh … äh … ähm … äh … den Geldmarkt. Wo es Geld … Wo man Geld für bekommt. Bei deinem Trichter ja auch. Es muss Geld einbringen. So kam ziemlich schnell … [Nicht verständlich, 1:03.] Aber wenn … Aber wenn du jetzt bloß [Sperren: Markt] sagst, dann verstehe ich das jetzt tatsächlich so: Es gibt sozusagen ein Interesse und … äh … und das ist ja auch ein Markt. Ne? Da wird ja sozusagen eine Personengruppe angesprochen. So meinst du das eigentlich?
- Also …
- In dem Fall jetze.
- Markt = Interesse geweckt
- Also. Marktfähig heißt, dass es Interessengruppen gibt.
- Okay. Aber das hat noch nichts mit Geld zu tun.
- Nein.
- Denn so hab' ich dich nämlich verstanden.
- Das wäre dann wieder im engeren Sinne. Markt im engeren Sinne. Nämlich in einem finanziellem Sinne.
- [Sperren: Ah. Und … Und …] Und dein Trichter fing dieser ganz weite Dings nicht mit Geldmarkt an, sondern mit …
- Richtig.
- … Markt.
- Ja. Genau. Weil …
- Das ist wichtig. Weil ich hatte dann nämlich schon wieder …
- Nein. Ich hatte ja auch gesagt: …
- Das hatte mich zu sehr eingezwängt.
- Derjenige, der nebenbei irgendwas …
- Ja.
- … häkelt und das dann auf dem Markt verkauft, …
- Okay.
- … muss ja irgendwie die Produktionskosten wieder hereinbekommen.
- Okay.
- Das heißt, … äh … ähm. Das ist ja nicht jetzt dieses … äh … ähm … [Sperren: Ja].
- Gibt es Kunst ohne Markt?
- Okay. Ähm … Da wollen wir gar nicht näher eingehen, weil dann jetzt eigentlich meine Frage wäre: Was wäre denn jetzt mit mir als Künstler, der etwas schafft und niemandem zeigt? Es gibt keinen Markt deshalb. Und trotzdem sage ich, das ist Kunst.
- Ja.
- Weißt du? Dann würdest du das ja ausklammern, wenn du es bereits in deinem Trichter ganz ganz vorne ausgeklammert hast. Darauf wollte ich jetzt aber gar nicht weiter eingehen. Mir geht's jetzt noch einmal um dieses eine Pissoir. Wie du das siehst.
- Ja.
- Mir ging's jetzt nicht darum, es ist im Museum … Da sagst du dann: Das muss Kunst sein. Es gibt ja einen Markt dafür. Es geht darum, …
- Okay.
- Gute Kunst
- … was empfindest du denn dabei. Würdest du das als, sagen wir mal … Gute Kunst ist zwar … Es ist halt jetzt eben … Wir definieren nicht mehr Kunst, sondern was für dich gute Kunst ist. So. Sagen wir mal, es ist Kunst. Weil es im Museum steht. Ist es jetzt für dich aber gute Kunst? Beachte noch: Es gibt eine Signatur Künstlersignatur . Macht es diese Signatur zum Kunstwerk? Deshalb stehts da? Oder würde da auch ein ganz normales Pissoir auf dem Sockel stehen können ohne Signatur?
- Folgendes. Ich würde es mir nicht in die Wohnung stellen.
- Okay.
- Ich würd' auch kein Geld dafür bezahlen wollen, um es zu erwerben.
- Okay. Das kostet. Das ist eine Edition, was du da übrigens siehst.
- Alltag im Kunstraum
- Es würde mich aber reizen, in eine Ausstellung mit Freunden zu gehen und dort Ausstellungsge… Gegenstände zu … mir anzuschauen, die … ähm … die vollkommen aus dem Kontext gerissen sind. Die vielleicht sogar schmuddelig, eklig, ähm … anrüchig, uriniert, beschmiert sind.
- Na das hier ist ja nun ganz sauber.
- Einfach … Ja … Aber … Ich sage nur …
- Okay.
- Einfach, weil es …
- Aus dem Alltag.
- … mich aus dem Alltag herausreißt und … äh … in dem Moment vielleicht auch … Eine ganz spannende … ähm … Beziehung wird auf einmal an den Tag hergestellt. So etwas, was für mich ansonsten … Ja, ansonsten ist es ja alltäglich. Man geht auf eine beschmutzte Bahnhofstoilette, ärgert sich darüber …
- Ja.
- Aber das auf einmal in einem so cleanen …
- Kunstraum.
- … Ausstellungsraum zu sehen. Wo hunderte von Menschen dran vorbeilaufen. Gut gekleidet!
- Ja.
- Äh … Oft aus dem Bildungsbürgertum!
- Ja.
- Ähm … Das macht's ja gerade so … so spannend.
- Das ist … Das ist … Das … Das … Das ist jetzt interessant. Weil … ähm … Die Unterscheidung hatte ich selber noch gar nicht so. Für mich war schon … Ein Pissoir … ähm … im Museum stehen zu haben, war halt … ähm … was … ähm … Außergewöhnliches. Damals zumindestens auch so. Und [Sperren: du] unterscheidest jetzt aber zwischen einem Pissoir das sauber ist, das signiert ist, der im Museum steht. Und einem Pissoir der im Museum steht und uriniert dreckig ist. Wie er normalerweise nach einem Tag vielleicht ausschaut. Wenn er nicht gereinigt wurde.
- Nein. Ich …
- Aber erst in dem Moment, wo … wo … wo … wo er ja benutzt wurde … Oder er sieht benutzt aus. Sagen wir es mal so. Wenn's ein Künstler gemacht hat, der kann's ja auch gemalt haben. So. Äh … ähm … Dann wird der Besucher ja wieder in seinen Alltag hineingerissen. Aus diesem Kunstraum hinaus.
- Ja.
- Wenn der jetzt so sauber ist, dann erinnert man sich zwar daran. Das gibt's in meinem Alltag. Aber man keine Emotionen wirklich dazu. Ne? Das ist erst mit dem Geruch und mit dem Aussehen und so …
- Ja.
- … kommt der Ekel.
- Also ich hab' gesagt, dass es für mich dann spannend wäre, mir solch eine Ausstellung anzuschauen.
- Gibt's vielleicht. Muss ich mal gucken.
- Nur diese sauberen, cleanen … äh … ähm … WCs …
- Mhm.
- Würde mich nicht reizen.
- Okay.
- Und wäre für mich nicht spannend. Würde ich übrigens auch keinen Eintritt für bezahlen wollen.