
- [ Aufnahme Anfang. ]
Gespräch mit mir
Kopf von Oma
Ruhe durch Einheit
Ein Porträtierter, drei Köpfe
Ein Kopf, drei Meinungen
Kopf von Emma
- Das ist ja VOLL nach hinten losgegangen!
- [ Pause. ]
- Eigentlich wollte ich jetzt bloß die Oberfläche bearbeiten.
- Also dass die wieder etwas rauer wirkt und nicht so glatt!
- Was mir immer passiert, wenn ich mit Feile arbeite ...
- [ Pause. ]
- Und dann platzen mir an dieser ...
- An dieser!
- Und an dieser Stelle!
- ... Da platzt mir Gips ab.
- Teilweise ganz viel.
- [ Pause. ]
- Die Gipsschichten haben sich also nicht gut miteinander verbunden.
- OBWOHL ich den Kopf immer gewässert habe!
- Aber er war halt immer zwischendurch schon glatt und dann immer wieder eine Gipsschicht drauf ...
- Die verankert halt nicht.
- [ Pause. ]
- Also das hat den Kopf jetzt so verschossen wieder, dass ich wieder ganz neu Gips angemischt hab und ihn drüber bearbeitet habe.
- Aber so, dass der komplette Kopf jetzt wieder anders ist!
- [ Pause. ]
- Ich ERKENNE zwar Oma wieder, ...
- Aber die Oberfläche ist jetzt viel zu ...
- Aufgeregt!
- Also es fehlt dort RUHE.
- [ Pause. ]
- Es geht ja am Ende nicht bloß darum, dass ich Gips draufpappe und egal, wo welche kleinen Hügel und Täler entstehen, ...
- Das lasse ich dann so.
- Nein. Es muss ja trotzdem, OBWOHL die Oberfläche aufgeraut ist, eine RUHE austrahlen.
- Das tut's halt eben nicht.
- Weil ALLES aufgeraut ist!
- [ Pause. ]
- Jetzt sind endlich die Fotografien angekommen.
- Die großen Abbildungen von ihr, wie sie tot auf dem Bett liegt.
- Die hänge ich morgen an ... hier vorne hin.
- In einer Reihe!
- Und probiere dann noch EINMAL, den Kopf neu zu sehen.
- Und zu übersetzen.
- [ Pause. ]
- Dabei hab ich heute auch wieder einen Moment gehabt, wo ich wieder gemerkt hab: Das KANN ja gar nicht sein!
- [ Pause. ]
- Da ging's um einen Mann, der porträtiert wurde, von verschiedenen Bildhauern.
- Und JEDER Kopf schaute GANZ ANDERS aus.
- Also nicht bloß, weil das Bildhauer waren, zumindestens einer, wo die Form ...
- Wo die Form im Vordergrund steht.
- Und weniger die detailreiche Abbildung oder das KOPIEREN.
- [ Pause. ]
- Und TROTZDEM hätte ich gesagt, hätte ich die drei Büsten nebeneinander gesehen: Das sind DREI unterschiedliche Menschen!
- [ Pause. ]
- Ich musste LANGE suchen, bis ich Gemeinsamkeiten gefunden hatte.
- Und natürlich, das hat auch immer was mit dem Alter zu tun.
- Also in welchem Jahr wurde dieser Kopf gemacht vom Künstler!
- Aber auch: Wie alt ist der Porträtierte!
- [ Pause. ]
- Aber das waren so KRASSE Unterschiede.
- [ Pause. ]
- Jetzt verstehe ich auch andere, wenn sie den Emma-Kopf gesehen haben und dann kam die Frage: DAS soll Emma sein?
- Oder sie sieht doch hier anders aus?
- Vielleicht im Profil erkenne ich sie!
- [ Pause. ]
- Jetzt frag ich mich halt ...
- Es GIBT ja überhaupt keinen Moment, wo der Kopf ...
- SOBALD er ein bisschen verändert ist, WEIL ich auch die Gesamtform betrachten möchte und ein Spiel bei den Hügel und Tälern haben möchte ...
- Mit Schatten und Licht ...
- Es wird NIE ein Abbild sein!
- Es wird NIE ein Abbild einer Person zu EINEM ganz bestimmten Moment sein!
- [ Pause. ]
- Es wird IMMER ein Abbild sein, was VORHER in meinem Kopf war.
- Da ich Oma jetzt schon lange gekannt habe.
- Und ich werde IMMER wieder dahin tendieren, Sachen zu übertreiben!
- Oder wegzunehmen!
- Die ich NICHT in ihr gesehen habe.
- Die NICHT in meiner Erinnerung sind!
- [ Pause. ]
- Und damit wird es IMMER eine Oma sein, ein Porträt sein, von einer Oma, die andere gar nicht so wiedererkennen.
- [ Pause. ]
- Für mich war das ja ne richtige Umstellung zu sehen: Oma tot.
- Und die Erinnerung von Oma, die ich noch hatte.
- War ja nur ein Jahr davor!
- Wie ANDERS sie ausgesehen hat!
- [ Pause. ]
- Es fehlte so viel, was Oma ausgemacht hat.
- Und in den letzten Wochen, wo ich die Fotografien mir GENAU angeguckt hab und geschaut hab, was sind denn jetzt die Merkmale?
- Was ist anatomisch da?
- Der Knochenbau!
- Was hat sich zurückgebildet?
- Was passiert, wenn die Haare so wenige sind?
- [ Pause. ]
- Ich DACHTE, ich hätte es jetzt richtig gesehen.
- Aber ich muss mir jetzt doch wieder sagen: EGAL, was ich versuche, es wird IMMER eine andere Oma sein, als die anderen, die sie tot gesehen haben, ...
- Als sie für sie waren.
- [ Pause. ]
- Das heißt, ich DARF mir auch erlauben etwas freier zu denken und zu handeln.
- Hauptsache ICH erkenne sie.
- Und ich lerne die Oberfläche EINHEITLICH zu bearbeiten.
- Dass kein Element heraussticht, weil ich es zu einer anderen Zeit modelliert oder bearbeitet habe.
- Sondern dass es EIN Kopf ist!
- EINE große Form!
- In der VIEL Spiel ist.
- Viel Spannung!
- Ich kann ja auch drumherum gehen.
- Dass eine Verbindung zwischen vorne und hinten da ist.
- Dass der Blick geführt wird in eine bestimmte Richtung.
- Zu Sachen, die prägnant waren.
- [ Pause. ]
- Aber IMMER am Ende nur prägnant für mich SELBST.
- [ Pause. ]
- Ein anderer kann sie ganz anders gesehen haben.
- [ Pause. ]
- Ich MUSS von dem Zwang loskommen, ein Abbild machen zu wollen.
- Das klappt nicht!
- Das hat monatelang nicht geklappt!
- [ Pause. ]
- Es geht nur darum, ein Bild zu machen, was Oma zeigt, wie ICH sie kannte.
- [ Aufnahme Ende. ]