
Friedrich Fröhlich, 34
Plotterzeichnung auf Papier
47 × 38 cm, 1/10+II
- Ich denke ja immer, dass viele Arbeiten von Künstlern viel zu teuer verkauft werden.
- Also dass da halt viel Gewinn gemacht wird!
- Das stimmt eigentlich gar nicht.
- Also wenn ich jetzt bei dieser Kunstmesse teilnehme ...
- Schon alleine die ... der Standpreis.
- Da komme ich schon auf fast vierhundert Euro.
- Pause.
- Auch mit der Anlieferung, mit der Abholung, mit dem Zugticket.
- Benzinkosten!
- Pause.
- Wenn da Schluss wäre, dann ist das in Ordnung.
- Da ich aber auch ... ähm ... essen will und eine Wohnung brauche, muss ich eben auch ... ähm ... die eigene Zeit mit berechnen.
- Und DANN fängt's eben an!
- Pause.
- Alleine für diese Kunstmesse, wie viel Zeit da drauf geht, ... ähm ...
- Mit Anmeldung, Bewerbung, Bestätigung, ...
- Überweisung, Besprechung, ...
- Wie die ... ähm ... Wände gefüllt werden.
- Ein Modell bauen.
- Digital oder analog, das dauert beides lange!
- Pause.
- Korrigieren, weil ... äh ... plötzlich die Wand eine andere ist.
- Was auch wieder mehrere Stunden dauern kann.
- Dann für die Kunstmesse ein ... ähm ... Katalog produzieren.
- Wo ich neben einer Liste der ausgestellten Arbeiten ... ähm ... auch noch andere Arbeiten ... ähm ... zeige.
- Also da wieder eine Zusammenstellung machen.
- Das hat mich jetzt über ein Arbeitstag gekostet.
- Pause.
- Jetzt kommt ja noch der Druck dazu.
- Also Bestellung, Abholung, binden oder sonst wie zusammenheften.
- Pause.
- Da komme ich selbst bei Mindestlohn schon für diese Verwaltungssachen und nur für diese Kunstmesse etwas produzieren auf ... ähm ... über ... ähm ... zweitausend Euro.
- Pause.
- Da dann auch ... ähm ...
- Wir müssen anwesend sein. In den vier Tagen.
- Damit eben Leute uns ansprechen und das dann kaufen.
- Das ist ja auch wieder Zeit, die mit eingerechnet werden muss.
- Da komme ich auf über zweitausend Euro.
- Und das bei MINDESTLOHN!
- Und das bei einem ANGESTELLTEN!
- Der dann auch noch abgesichert ist.
- Also wenn ich ein ... ein Lohn nehme von einem Selbstständigen, wo wenigstens Krankenkasse und Rentenversicherung dabei ist, komme ich schnell auf dreitausend ...
- Dreitausendfünfhundert Euro!
- Pause.
- Und wenn ich DAZU dann noch die eigentliche Arbeit an den eigentlichen Arbeiten hinein rechne ...
- So eine Plotterzeichnung wie die Katze herstellen.
- Erstmal das Motiv entwickeln.
- Das kann sich über Tage ... ähm ... hinausziehen.
- Nicht immer genau acht Stunden.
- Aber mehrere Stunden, dann Pause, dann wieder ein paar Stunden ausprobieren.
- Ähm ... Dann gehen eins zwei Tage drauf für Testplots.
- Also gucken, wie schaut diese Linienkonstellation aus, wie diese.
- Wie ist die Größe! Welches Papier nehme ich dafür!
- Und am ENDE dann eigentlich erst die Produktion der Auflage.
- Pause.
- Zehn Stück.
- Wo auch noch einmal jedes Stück Plotzeit von eins bis zwei Stunden braucht.
- Mit Vor- und Nachbereitung.
- Und am Ende dann noch einmal ... ähm ... das Zuschneiden und gucken, ... ähm ... wie ich das rahmen möchte.
- Die Größe des Papiers ... ähm ... zuschneiden!
- Aufnahme unterbrochen.
- Um wie ein normaler Angestellter dazustehen ...
- Und ich MUSS da eben auch freie Zeiten mit rein nehmen, weil ich nicht die ganze Zeit ... ähm ... durcharbeiten kann. Ich MUSS Pausen machen.
- Es gibt vielleicht ein paar Tage, wo ich abschalten muss, damit ich überhaupt weitermachen kann.
- Und dann komme ich sehr sehr schnell auf Beträge über vier oder fünftausend Euro.
- Wo ich ... äh ... dann merke, dass viele Künstler sich selbst ausnehmen.
- Bestimmt unbewusst!
- Also dass alleine nicht einmal durchrechnen ... ähm ...
- Pause.
- Ich MUSS sozusagen also viele Arbeiten, die ich da ausstelle, mit der Auflage, ... ähm ... verkaufen, um auf einen angemessenen Betrag zu kommen.
- Wie halt jede Firma rechnen würde.
- Noch nicht einmal jede Firma. Wie auch jeder Selbstständige rechnen würde.
- Pause.
- Die ganzen Monate, wo ich andere Arbeiten herstelle, die nicht verkauft werden, sind noch gar nicht eingerechnet!
- Oder die Maschinenkosten, immerhin fast tausend Euro!
- Pause.
- Nur die Künstler scheint's ... scheinen sich da raus zu nehmen.
- Pause.
- Das sehe ich nicht ein!