- [ Aufnahme Anfang. ]
Gespräch mit mir
Wert einer Arbeit
- Ich denke immer wieder, dass, nur wenn ich für eine Arbeit geschwitzt habe, ...
- Mich für sie verausgabt habe!
- Dass das dann eine Arbeit ist, die einen Wert besitzt.
- Also wo auch ein Käufer das als Begründung ... ähm ... sieht, eine Arbeit zu kaufen.
- In der viel ... In der ich mich verausgabt habe!
- [ Pause. ]
körperlicher Akt und zeitlicher Aspekt
- Ich wäre selbst bereit, mehr zu geben, wenn ich das Gefühl habe, dass der Künstler ... oder dass hinter der Arbeit ein körperlicher Akt steht.
- Daneben auch der zeitliche Aspekt!
- Dass diese Arbeit nicht in fünf Minuten entstanden ist, sondern in mehreren Stunden.
- Tagen!
- Wochen!
- [ Pause. ]
- Dabei gibt es zwei Arten von künstlerischer Arbeit, die ich jetzt selbst betrachte.
- Was ich immer wieder vergesse!
Tun als künstlerischer Akt
- Einmal eben die, wo die künstlerische ... der künstlerische Wert im Entstehungsprozess steht.
- Also wenn ich modelliere, dann entsteht ... ähm ... während ich modelliere, die Form. Und ich bin mit meinem Kopf dabei.
- Und mit der ganzen Kraft!
- [ Pause. ]
- Danach folgt ... äh ... bei einem Wachskopf dann halt der Formbau und das Gießen.
- Das ist dann Handwerk.
- Aber die stundenlangen ... das stundenlange Modellieren ...
- Das ist der künstlerische Akt.
- [ Pause. ]
- Bei den Linienbildern ist es umgedreht.
- Nee. Es ist anders.
Denken als künstlerischer Akt
- Da ist nicht das Ausarbeiten der künstlerische Akt.
- Das übernimmt ja ein ... ähm ... eine Maschine.
- Eine Zeichenmaschine.
- Da kann ich sozusagen abwesend sein.
- Anders als beim Modellieren!
- Da muss ich da sein. Weil meine Hände in dem Moment das Wachs anfassen.
- Und bewegen.
- Bei Linienbildern ist der künstlerische Akt ... findet der künstlerische Akt DAVOR statt.
- Und zwar am Computer.
- Da bin ich dann auch stundenlang dabei, ... ähm ... die Linien zu sortieren, Längen zu ändern, Winkel zu ändern.
- Auszuprobieren!
- Also digital zu modellieren.
- [ Pause. ]
- Nur in dem Moment ist halt noch keine ... ist die Arbeit noch nicht geschaffen.
- Nur die IDEE der Arbeit.
- Die INFORMATION für die Arbeit.
- Die erstelle ich.
- DAS ist der künstlerische Moment.
- Die UMSETZUNG, das ist dann ... ähm ... nur noch Handwerk.
- Und ich muss nicht anwesend sein.
- [ Pause. ]
Idee als künstlerischer Akt
- Und dann gibt es ja noch Arbeiten, die NUR auf ... ähm ... einer Idee beruhen.
- Also dass die Idee, überhaupt darauf gekommen zu sein, zu diesen Gedanken, dass das die eigentliche künstlerische Arbeit ist.
- Oder die Leistung.
- Die KÜNSTLERISCHE Leistung.
- [ Pause. ]
- Wie beim Readymade zum Beispiel.
- [ Pause. ]
- Und was ich da immer noch vergesse, es gibt, weil ich mich irgendwie SCHLECHT fühle, einen Arbeitsschritt abzugeben, wie jetzt einem Plotter, ...
- Obwohl ich ja eigentlich selbst Hände habe!
- Da würden aber ganz andere Arbeiten bei heraus kommen.
- Aber ich hab halt das Gefühl, dass ich dadurch etwas ABGEBE und der Wert dadurch SINKT.
- Was eigentlich überhaupt nicht stimmt!
- [ Pause. ]
- Dieser ... Diese Kraftanstrengung, die wird, oder ist eh schon, ausgehöhlt.
Verantwortung übergeben
- Also schon alleine ... ähm ... einen Pinsel zu benutzen, ist ja ...
- Da übergebe ich VERANTWORTUNG an einen Gegenstand, der einen bestimmten ... ähm ... Strich malt.
- Malen kann.
- Ich könnte das ja auch prinzipiell komplett selbst machen!
- Den Strich nachahmen!
- Aber dann wäre das ein Kopieren von etwas, was nur ein anderes Mittel von SICH AUS schon machen kann.
- Also wie der Pinsel schon einen bestimmten Pinselstrich hat, den ich nachäffen könnte, so ist das bei einer Plotterzeichnung das selbe.
- Ich KÖNNTE die Maschine nachäffen.
- Kopieren!
- Hätte dadurch nichts gewonnen und würde die Zeit, in der ich Nachäffe, auch als SINNLOS betrachten.
- [ Pause. ]
- Es IST eine Maschinenarbeit.
- Im Extremen wird es dann ja auch gemacht, wenn Künstler Arbeitsschritte abgeben.
- Oder sogar die Produktion einer Arbeit auf Mitarbeiter verlagern.
Künstler-Werkstätten
- Künstler-Werkstätten!
- Also dass sie nur noch die Idee haben, den Gedanken haben, den Entwurf.
- Am Ende setzen das eben andere Menschen für sie um.
- Sie signieren die Arbeit dann nur noch.
- Das sind ja auch keine Arbeiten, die deshalb im Wert niedriger angesetzt sind.
- Die können sogar extrem hoch sein!
- Und OBWOHL ich das alles weiß, hab ich bei mir immer wieder selbst das Gefühl, ich würde BETRÜGEN.
- [ Pause. ]
- Ich denke, ich müsste KRANK werden, damit die Arbeit einen Wert hat.
- Übertrieben gesagt.
- [ Pause. ]
- Als BEGRÜNDUNG dafür, dass eine Arbeit einen bestimmten Wert besitzt.
- [ Aufnahme Ende. ]