Gespräch mit mir
Kopf von Evgenij
im Bett arbeiten
- Das war wie so nen Blitzeinschlag.
- Seit Wochen steht der Kopf von Evgenij nur auf dem Tisch.
- Gar nicht weiter bearbeitet.
- Ich sehe ihn halt immer nur an.
- Und gestern ...
- Ich bin ziemlich faul gewesen und müde.
- Weil ich keinen Kaffee mehr trinke.
- Oder sehr wenig.
- Ich lag halt nur auf dem Bett und hab rumgedöst.
- Und irgendwie wollte ich aber während ich döse und auf dem Bett liege etwas machen.
- Also hab ich den Wachskopf genommen und ne Platte und ... ähm ... hab mich wieder aufs Bett gelegt.
- Der Wachskopf war im Bett und dann hab ich den da einfach weiter modelliert.
- Pause.
- Der war ja sehr glatt.
- Aber was ich die ganze Zeit gemerkt habe, war, dass eigentlich die Form stimmt.
- Also die Augenabstände stimmen. Der Mund ... Die Mundbreite. Die Größe der Nase.
- Der Abstand der Ohren.
- Irgendwie stimmte alles aber irgendwie war das trotzdem nicht richtig.
- Also es wirkte zu steif.
- Zu unfertig.
- Obwohl es eigentlich hätte fertig sein können.
- Es gibt ja viele glatte Köpfe.
- Pause.
- Aber irgendwie war das hier nicht der Fall und es schaute nicht richtig aus.
- Und der Wachs ist jetzt beim Sommer sehr weich.
- Den muss ich nicht mal groß anfassen und schon lässt der sich bewegen!
- Also hab ich die komplette Oberfläche wieder aufgeraut.
- Aber nicht jetzt mit nem Werkzeug.
- Sondern habe ein paar Sachen immer betont.
- Wie zum Beispiel die Tränensäcke.
- Auch wenn die jetzt nicht stark vorhanden sind, aber ich habe sie halt hervorgehoben.
- Oder die ... ähm ... das Oberlid.
- Größer gemacht als es eigentlich ist.
- Und das hab ich auch mit dem Mund gemacht.
- Mit dem Kinn gemacht!
- Und irgendwie kam dadurch ... Die Oberfläche war lockerer.
Hügel und Täler
- Es gab viel mehr Hügel und Täler.
- Und ich hab gar nicht mehr darauf geachtet, dass die Hügel und Täler alle korrekt sind.
- Also sich dem Knochenbau und der Haut anpassen.
- Die durften da sein, ohne dass ich es als störend empfand.
Grob arbeiten, reale Oberfläche ignorieren
- Und wenn ich die ignoriere, also übersehe, während ich modelliere, und bloß die Gesamtform betrachte, ...
- Oder nur eine Linie!
- Also die ganzen Zwischen... äh ...räume, die real nicht da sind, einfach übergehe, ...
- Also nur die Gesamtlinie betrachte.
- Die Bewegung betrachte.
- Dann stören mich die Linien erst mal nicht.
- Und zweitens wirkt die Oberfläche dann erst interessant!
- Also ... Wenn ich drumherum gehe, sehe ich ja den Kopf.
- Und da fällt mir diese Oberfläche, diese raue Oberfläche, diese Hügellandschaft, gar nicht auf.
- Also die gegen ein Porträt sein könnte.
- Das sind ganz andere Sachen, die hervorstechen, bei einem Kopf.
- Wenn ich jetzt Evgenij porträtiere.
- Das ist mir bestimmt noch nicht gelungen!
- Aber ich hab jetzt ganz plötzlich mitbekommen, dass ...
- Einfach die Oberfläche Oberfläche sein lassen.
- Nur bestimmte Züge versuchen zu modellieren.
- Und alles was dazwischen ist, einfach erst mal so lassen!
- Nicht versuchen gleich ... ähm ... glatt zu machen.
- Sondern so lassen.
- Auch wenn das jetzt vielleicht noch nicht Evgenij ist, aber es ist der ...
- Der Kopf an sich, der hat einfach was durch diese Oberflächenstruktur.
- Und es stimmt ja auch so von den Positionen der einzelnen Elemente im Kopf.
- So stimmt das ja.
- Pause.
- Ich muss glaube ich noch ein wenig mehr übertreiben!
- Also die Form des Kopfes, die Elemente, mehr betrachten und stärker übertragen.