Hab mir jetzt ja in Berlin ne Abguss-Sammlung angeschaut. Mit antiken Figuren.
Mir ging's vor allem um die Augen!
[ Pause. ]
Es ist erstaunlich, wie viele unterschiedliche ... auf wie viele unterschiedliche Arten Augen modelliert wurden.
Über die Jahrhunderte hinweg!
Damals!
Also es war nicht immer eine ... Es war nicht immer eine Form. Sondern es gab viele mögliche.
[ Schlucke. ]
Also von ganz platt bis ganz kugelig ...
Dann langsam ... ähm ... mit ausmodelliertem Ober- und Unterlid.
Oder wie das heißt.
Da wirkte das nicht falsch!
Also es war eben genau richtig so!
Für diese Skulptur war es richtig.
Es wirkt eben auch richtig. Oder es kommt mir so rüber. Weil ...
... es in der Zeit passt!
Zeitlicher Aspekt
Also es gab eine Zeit und da wurde ein Auge so modelliert. Und das ist das Ergebnis. Da stelle ich das nicht in Frage.
[ Pause. ]
Wenn ich heute ein Auge platt modelliere, wo es keinen ... ähm ... äußeren Druck gibt, oder keinen äußeren Einfluss gibt, es platt zu machen, oder kugelig zu machen, ...
Oder realistisch zu machen!
... stelle ich das eben wieder in Frage! Oder es wirkt nicht ... ähm ... Es wirkt nicht so, als ... als ... ähm ... als müsste es GENAU SO sein.
Also dass ich es einfach nicht in Frage stelle.
[ Pause. ]
So wirkt es eben nicht. Sondern heute ... ähm ... kann ich ... äh ... alles, was die Form anbelangt, eben in Frage stellen. Weil es keine gibt, die in der Zeit ... äh ... aktuell dominant wäre.
Und GÄBE es eine, dann ... ähm ... hätte selbst der Drang zum Anderen ...
Also sich dagegen wehren!
Es nicht einsehen!
Es anders machen!
Berechtigte Form
Hätte das ebenfalls eine Berechtigung.
Also da würde ich die Form auch so annehmen, wie sie IST.
Sie wäre genau so richtig.
Das gibt's aber eben nicht! Deshalb stelle ich es in Frage.
Und das sind ja nicht nur die Augen. Sondern natürlich ... äh ... ist die gesamte Figur, oder der Kopf, die Skulptur, ... ähm ... Sie ist ja EINE Form. Und die Augen sind ein Teil davon.
Wie die Augen ausmodelliert sind, wie sie dargestellt sind, ...
Platt!
Hügelig!
Ähm ... Übertrieben!
Ähm ... Zu ungenau!
Das sind ja alles ... Das kommt ja in der gesamten Plastik dann wieder.
WOBEI. Bei den ... ähm ... Plastiken dort waren die Augen schon immer irgendwie anders. Als die restliche Form.
[ Pause. ]
Und wenn ich mir überlege, dass damals ... ähm ... schon viel gefärbt wurde, ...
Die Lippen!
Die Augen!
Oder dass die Augen anderes Material sind. Also aus anderem Stein bestehen als Marmor. Dann ...
Oder Bronze!
Dann ... Dann hatten die ja eben schon eine besondere ... Also haben den Blick auf sich gezogen.
[ Pause. ]
Das komische ist aber: Das PASST einfach. Das ist etwas, was sich über Jahrhundert so entwickelt hat.
Strömungen in der Kunst
Es gibt Strömungen!
[ Pause. ]
So wie das mit dem Lächeln. Also dass ... Dass es eine Zeit gab, ... ähm ... wo Gesichter, aus Marmor, ... Wo ein leichtes Lächeln da war.
Da gab's dann die Gegenströmung. Wo das Gesicht ernster ... ernst wurde. Nachdenklich.
Wo der Blick anders wurde!
In sich gewendet.
Das sind so STRÖMUNGEN. Und die bauen halt aufeinander auf. Und ... ähm ...
Da stellt sich halt für mich nicht die Frage: WARUM ist das so. Ich akzeptiere es.
Ich kann's einfach akzeptieren!
Wenn ICH jetzt etwas modelliere, kann ich es eben nicht einfach so akzeptieren.
Warum ich jetzt ein plattes Auge mache. Oder ein ... ein ... ein bewusst abstraktes. Oder ein zu großes!
Zu kleines Auge!
Das kann ich vor mir nicht ... ähm ... begründen.
Es gibt keinen Grund dafür! Es so und nicht anders zu machen.
[ Pause. ]
Aber da hab ich jetzt ja schon gemerkt, ... ähm ...
An den Ohren und am Hinterkopf.
Es ist die ZEIT ...
Und zwar die individuelle.
Nicht über hunderte von Jahren! Sondern meine Lebenszeit.
In der sich halt auch was ENTWICKELN kann.
Das ist zwar im kleineren Maßstab. Aber wo sich etwas entwickelt. Wo ich es DURCH die Zeit nicht in Frage stelle.
[ Pause. ]
Das ist schön!
Also bei den Ohren ... Dass ich sie nicht mehr ausmodellieren möchte!
Oder das Kopfhaar weglasse! Bewusst weglasse!
Ähm .... Das ist ja auch eine Entwicklung. Was sich in den letzten Monaten ...
Was ja gar nichts ist! In der zeitlichen Dimension.
Aber es ist eine Entwicklung.
Also es kam nicht einfach so raus.
Es gibt halt eine GEDANKLICHE Entwicklung und es gibt eine ... ähm ... ähm ... wo ich halt praktisch modelliert hab und merke, was das bewirkt.
Und vielleicht gibt's ja mal das Selbe bei den Augen.
Oder beim Material!
Oder bei der Farbigkeit!
[ Pause. ]
Die beiden, die ich jetzt angemalt hab, die würd ich halt ... ähm ... Also da würde ich die Anmalung halt ... ähm ...
Das kam zu plötzlich! Zu schnell!
Da gab's für mich keine Entwicklung dahin.
Also die ZEIT spielt bei ner Plastik und auch für mich selbst als ... als Beruhigung, als Grund, ...