
Friedrich Fröhlich, 33
Blei
12 × 22 × 17 cm

Friedrich Fröhlich, 34
Gips
- Aus mir spricht die ANGST, glaube ich, wenn ich die ganze Zeit ... ähm ... Formen in einem Kopf modelliere, die ihn abstrakter machen.
- Die ihn gefügiger machen!
- Gleicher machen!
- Oder insgesamt verständlicher!
- Also eine Form, die ...
Ruhe im Abstrakten
- Ich hab bisher immer SPIELEN gesagt. Formen, die miteinander spielen. Aber die halten sich auch gegenseitig fest. Also es gibt kein ...
- Es kann nicht zu einem ABSTURZ führen, wenn ich Formen im Gesicht bringe, in den Kopf bringe, die ... ähm ... unterschiedlichste Bereiche miteinander verbinden.
- Oder selbst wenn ich sage, ... ähm ... sie sollen DAGEGEN sich stemmen. Selbst DAS ist eine Verbindung. Die dabei entsteht.
- Und das ist eine Sache, das ... ähm ... als Spiel zu betrachten.
- Was schön ist!
- Oder eben ... ähm ... einzugestehen: Vielleicht ist da doch noch mehr Angst vor dem ... ähm ... vor dem ...
- ... vor dem UNGLAUBLICHEN ... vor dem UNGLAUBLICH vielseitigem Objekt namens KOPF.
- Schon alleine die Tatsache, dass ich versuche einen Menschen, einen Kopf, zu modellieren, ist ja eigentlich an sich unglaublich ...
Fleischigkeit
- ÜBERHEBLICH!
- Pause.
- Erstens: Ich bin auch nur ein Mensch.
- Zweitens: Ähm ... Sich sozusagen das anzumaßen, ein ... ähm ... Kopf, einen Menschen, die Züge, die FLEISCHIGKEIT, die LEBENDIGKEIT, modellieren zu wollen, obwohl es ja am Ende ...
- ... TOTES MATERIAL!
- ... ist.
- Das könnte man überheblich nennen!
- Und da ist es halt beruhigend, wenn ich Formen schaffe, die ...
- Schlucke.
- ... verbinden. Die abstrakt sind. Und damit eh schon nichts mehr mit Lebendigkeit zu tun haben.
- Die es aber schaffen können, ... äh ... eine zu suggerieren!
- Pause.
- Gestern hab ich nun die ... ähm ... den Kopf von Oma, der ja sehr ... ähm ... geometrisch, sehr ... ähm ...
- Na ja. Das eigentliche Gesicht, das war ja schon sehr naturalistisch. Ob sie jetzt anatomisch korrekt waren, weiß ich nicht. Aber die gesamte Form hab ich dann ja schon abstrakt aufgebaut.
- Ähm ... Dass Linien durchzogen werden, die sozusagen um den gesamten Kopf, um den Hinterkopf, drumherumgehen. Um halt Verbindung herzustellen.
- Die hab ich gestern ZERSTÖRT.
- Diese Verbindungen.
- Pause.
- Sie haben nämlich den Kopf, als ich ihn Tage später wieder angeguckt hab, ... ähm ... nicht zum Spielen gebracht. Sondern sie haben ihn zum ERSTARREN gebracht. Zu einer Form, die ... die ... die TOT wirkte!
- Obwohl ich das doch gar nicht will!
- Schlucke.
- Gleichzeitig, neben dem Entfernen von diesen abstrakten Elementen, von diesen Bewegungen, ...
- Diesen abstrakten ...
- Hab ich die Oberfläche AUFGERAUT.
- Unglaublich stark aufgeraut.
- Das hat ... ähm ... eine große Wirkung auch gehabt. Ich bin vom dem GLATTEN weggekommen. Jetzt WIRKT die Haut ...
- Hautiger!
- Lebendiger!
- Durch diese ... Durch diese ... Durch diese FEHLER. Durch diese ... Durch diese vielen, unglaublich vielen, Täler, Hügel, Windungen, ...
- Ungereimtheiten.
- Wirkt sie lebendiger.
- Pause.
- Heißt nicht, dass sie naturalistischer dadurch ist. Anatomisch korrekter. Aber sie ist ... Sie WIRKT so als ob.
- Und das hat ... Das hat ... Das haben die geometrischen Formen nicht geschafft.
- Bin ganz erstaunt gerade. Also wenn ich mir das Gesicht anschaue. Von vorne.
- Auch von der Seite!
- Wie ... Wie LEBENSNAH das ausschaut. Durch solche ... Durch solche ... ähm ... groben Verstöße eigentlich!
- Durch das Aufrauen, durch das ... ähm ... Entfernen von ... von Bewegung, die eigentlich Spiel sein sollte, ...
- Schlucke.
- ... hab ich es geschafft, intuitiver ranzugehen. An den Kopf.
- Also auch mal mit dem ... mit dem Daumen reinzudrücken. Eine Delle zu schaffen, die nicht nachvollziehbar ist. Aber im Gesamten eben wieder die ... den Kopf ... ähm ... geladener macht.
- Pause.
- Dazu muss ich aber schon sagen, dass der Weg, um überhaupt dahin zu kommen, ...
- Dass ich dahin komme, ist jetzt nur passiert, dadurch dass ich versucht habe, Formen zu verbinden. Ein Spiel der Formen hineinzubringen. Denn OHNE diesem Weg hätte ich es nie geschafft, diese ...
- Finde ich ...
- Diese OFFENHEIT hineinzubringen.
- Hätte ich so angefangen, dann wäre daraus ein Kopf geworden, der erstens nicht nach Oma aussieht. Sondern der ... der sogar UNFÖRMIG aussehen würde.
- Also das hab ich noch nicht drauf. Sofort einen Kopf zu machen, der ... ähm ...
- Wo Formen drinne sind, die eigentlich nicht sein sollten, die aber im Gesamten wieder ...
- ... RICHTIG ...
- ... wirken.
- Pause.
- Das heißt: Ich muss den Umweg machen.
- Vielleicht muss ich das auch zukünftig!
- Ich musste den Umweg machen, ... ähm ... zuerst ... ähm ... zu Abstrahieren. Zu Vereinfachen. Und von dort aus dann sozusagen zu WAGEN!
- Den Schritt!
- Ähm ... Die Form lebendiger zu machen.
- Durch Formen, durch Aktionen, die eigentlich eine Form ... ähm ... unwirklich werden lassen würden.
- Aber durch diesen Schritt, eben durch die Abstraktion und dann dahin, ...
- Und nicht zuerst ... ähm ... gleich versuchen, diese ... diese Lockerheit reinzubringen, ...
- Ist hier das jetzt passiert.
- Pause.
- Wenn ich jetzt die Köpfe von Oma und Marios nebeneinander sehe. Von ihm ist ja der Kopf unglaublich glatt.
- Ich war ja noch, als ich mitbekam, wie wenig ... ähm ... wie man mit Schatten Bewegung hineinbringen kann, ...
- Mit wie wenig Schatten an unterschiedlichen Stellen man die Figur als Gesamtes ... ähm ... ähm ... zu einer Einheit verbinden kann.
- Nebeneinander zeigen sie auch einen ... den Charakter der Person.
Kopf von Marios
- Also bei Marios WILL ich gar nicht diese aufgeraute Oberfläche haben! Diese unglaubliche Vielfalt an Formen. An kleinen Formen.
- Ähm ... Das passt zu seinem Charakter nicht.
- Er IST glatt. Er WILL glatt sein. Er WILL geordnet sein.
- Er ist es vielleicht nicht, aber er will.
- Pause.
- Und seine Haut ist auch jung.
- Straff!
Kopf von Oma
- Und Omas Haut ist halt alt.
- Runzelig. Herunterfallend.
- Schlucke.
- Da gibt's keine ... von sich aus keine ... kein Quadratzentimeter, der glatt wäre.
- Pause.
- Damit löse ich auch gleichzeitig das Alter-Problem.
- Eine abstrakte ... Also so wie ich's jetzt mitbekommen habe. Eine abstrakte Oma wirkt immer jünger. Weil ... äh ... dadurch größere Flächen entstehen. Die glatt sind.
- Ich denke mit der Zeit würde ich es auch schaffen, eine abstrakte alte Oma zu machen. Jetzt aber eben noch nicht.
- Jetzt bin ich noch dabei. Jetzt bin ich halt da erst.
- Pause.
- Also die ANGST vor LEBENDIGEM, die kann positiv sein.
- Wie beim Kopf vom Marios.
- Ähm ... Wo das passt.
- Oder sie kann eben HEMMEN.
- Wie beim Kopf von Oma.
- Gleichzeitig kann diese Angst aber eben VORAUSSETZUNG dafür sein, dass ich am Ende diesen Schritt der Aufrauung gewagt habe.
- Pause.
- Angst ist also WICHTIG.