Friedrich Fröhlich

Werkstatt

Vor zwei Tagen Negativform mit erster Schicht Trennlack eingestrichen. Benutzten Pinsel einfach liegen lassen, Borsten werden beim erneuten Anrühren wieder weich. Gestern mit Schellack überzogen. Stunden später zweite Schicht Trennlack aufgetragen.

Schellack

harzige (aus organischen Stoffen zusammengesetzt) Substanz. Wird aus Ausscheidungen der Lackschildlaus nach ihrem Saugen an bestimmten Pflanzen gewonnen. Gewindestange aus Edelstahl gebogen. Wird zur Stabilisierung über Becken in beide Beine bis zum Postament verlegt.

Schwindel

Ich fühlte mich als Schwindler, würde ich eine Körperhaltung modellieren, die zwar Blicke auf sich zieht, aber die gleichzeitig keinen Bezug zu meinem eigenen Wesen hat. Ich sollte auch nicht auf weißes Gips zurückgreifen, der mit etwas Nachbearbeitung eine rein anmutende Oberfläche besitzt. Auch sollte ich keinen alten Idealen hinterherrennen, wie Körperproportion, Größe des Geschlechtsteils oder gar Verhüllung jenes. Es wird weißer Gips sein, wenn es zu mir und zu der modellierten Figur passt. Es wird eine tanzende Figur werden, wenn ich mich mit der expressiven Bewegung zu identifizieren vermag. Es wird ein bewusst kleines Geschlechtsteil sein, wenn mir die Untertreibung für die Plastik, für die Form, für das Flächenspiel, wichtig erscheint. Solange möchte ich aber nicht unkontrolliert visuelle Äußerungen tätigen. Also greife ich zuallererst auf eine neutral anmutende Pose zurück, wo ich die Proportionen meines eigenen Körpers übertrage. Nachtrag: Und schon habe ich wieder vergessen, dass ich ja eigentlich gerade erst ganz am Anfang stehe, was Bildhauerei, Materialkunde, menschlicher Körper, Verständnis für Proportion und Flächen, angeht. Ich darf also Schwindel betreiben! Nein: Ich muss sogar! Nur so kann ich meine eigenen Grenzen haptisch und visuell erfahren, Gedanken zu meinen Erkenntnissen ausformulieren und abschließend bewusst an die Umsetzung gehen.