Friedrich

Ein Autist erzählt.

Klavierhocker, der

Ich mag Ordnung. Ich mag es aber auch, wenn etwas unordentlich aussieht, obwohl es eigentlich ordentlich ist. Das nenne ich ordentliche Unordnung. Zur ordentlichen Unordnung zählt beispielsweise die Ausrichtung des Stutzflügels in unserem Wohnzimmer. Denn der Flügel ist leicht schräg im Zimmer positioniert. Er ist also ordentlich unordentlich ausgerichtet.

Zum ordentlich unordentlich positionierten Flügel gehört ein Klavierhocker. Diese kann schon alleine wegen seines Verwendungszweckes nicht ordentlich zum eckigen Raum positioniert werden. Der Klavierhocker muss sich der ordentlichen Unordnung des Flügels beugen. Fehlte von dem Klavierhocker als Bezugspunkt der Flügel, ich würde beim Anblick seiner schrägen Ausrichtung im Wohnzimmer unruhig werden und verkrampfen.

Mein Freund rückt den Klavierhocker nach dem Spielen häufig unter den Flügel. Das macht mich nervös. Zum einen, weil er ihn nie ganz parallel zum Flügel ausrichtet. Zum anderen, weil er dann viel zu nah steht. Der Klavierhocker braucht einen wohlüberlegten Abstand zum Flügel. Sonst verliert der Klavierhocker seine Eigenständigkeit. Das Missverhältnis zwischen ihm als kleinen und dem Flügel als großen Gegenstand wird offensichtlich.

Ein guter Richtwert für die Entfernung von Klavierhocker zu Flügel beträgt übrigens drei bis vier Handbreiten.